Review: Shortfinal Design Flughafen München (X-Plane 11)

Shortfinal Design München für X-Plane sieht in den Vorschaubildern einfach sehr beeindruckend aus. Zeit für mich, nach langer Zeit mal wieder X-Plane für die Reviewarbeit anzuwerfen, um nachzusehen, ob da ein Scenery-Addon den großen Prepar3D-Plätzen Konkurrenz machen kann.

Und das kann es, soviel kann ich jetzt schon sagen, zumindest für Flugsimulanten. Denn der Trend zur Modellbahnlandschaft weit ab von allen aus dem Cockpit einsehbaren Bereichen ist bei X-Plane noch nicht so ausgeprägt wie in den FSX-Derivaten. Das muss nicht schlecht sein, besonders für einen ohnehin schon performancehungrigen Großflughafen (München ist nach Passagieraufkommen an Nummer 7 in Europa). Und in Summe bleibt es dabei – aus dem Cockpit sieht München toll aus. So toll, dass ich demnächst öfter dem X-Plane den Vorzug geben werde. Aber der Reihe nach:

Das verspricht der Hersteller

Der Hersteller verspricht nichts Ungewöhnliches. Es gibt alle typischen Merkmale nach dem Stand der Technik, insbesondere eigene Gebäudemodelle, dynamisches Reflektieren, hochauflösende Texturen, HDR-Nachtbeleuchtung und ähnliches. Es gibt statische Flugzeuge, die den Flughafen wirkungsvoll beleben, und Fremdsoftware kommt bei den statischen Vorfeldflugzeugen und den Jetways und Einweisungssystemen (das SAM-Plugin muss dafür nachinstalliert werden, aber das habe ich sogar als X-Plane-Laie hinbekommen, es ist tatsächlich ein Link und ein Verzeichnis, das kopiert werden muss) zum Einsatz. Für letzteres muss das SAM-Plugin nachinstalliert werden, aber das habe ich sogar als X-Plane-Laie hinbekommen. Es ist tatsächlich nur ein Link und dann ein Verzeichnis, das kopiert werden muss. Ob Traffic-Addons funktionieren kann ich mangels Verfügbarkeit nicht sagen.

Die Produktseite im simMarket sagt folgendes:

  • Akkurate Modelle für alle Gebäude mit Umgebungsverdeckung
  • Dynamische Reflektionen an Gebäuden und Bodentexturen
  • Eigene hochauflösende Texturen für Landebahnen und Rollwege
  • HDR Nachtbeleuchtung
  • Hochauflösende Fotoszenerie (30cm/px)
  • Zufällig platzierte statische Flugzeuge (können in den Einstellungen abgeschaltet werden)
  • Animierte Vorfeldfahrzeuge (benutzt GroundTraffic von Jonathan Harris)
  • Animierte Jetways und Einweisungssysteme (benutzt das SAM plugin)
  • Rollwege und Parkpositionen korrekt definiert
  • Kompatibel mit Traffic Addons wie WorldTraffic 3
  • Sommer- und Wintertexturen
  • Wettereffekte auf Rollwegen bei Regen und Schnee
  • Optimierte Performance

Das alles gibt es für knapp 25 Euro, das ist etwas weniger als typische Großflughäfen in Prepar3d kosten. Der Download ist ca. 840 MB groß, nach dem Entpacken sind es etwa 1,4 Gigabyte, und liefert neben der Szenerie (die sich durch X-Plane-typisch durch simples Kopieren installieren lässt) noch knappe Anleitungen in Deutsch und Englisch, die die Installation im Detail beschreiben. Charts sind nicht enthalten. Für Nutzer von Ortho4XPlane (ich benutze es nicht) wird ein Patch mitgeliefert, mit dem zusammen man die Kachel um München neu erstellen soll.

Der Flughafen Franz Josef Strauß

Der Flughafen München Franz Josef Strauß, der zweite deutsche Großflughafen nach Frankfurt am Main, wurde 1992 eröffnet. Er besitzt ein echtes Parallelbahnsystem (= die Bahnen können unabhängig voneinander angeflogen werden, was in Frankfurt erst seit der Eröffnung der Nordbahn möglich ist) in Ausrichtung 08 – 26. Die Bahnen sind in Längsrichtung versetzt und bilden gleichzeitig die Begrenzung des Areals. Ein Bild zur Übersicht, mit Blick nach Westen. EDDM/MUC liegt etwa 30 Kilometer abseits der Stadt, was ziemlich weit ist.

Mit gut 46 Millionen Passagieren 2018 liegt er in Deutschland auf Platz 2 hinter Frankfurt (knapp 70 Millionen), in Europa auf Platz 7.

Erster Eindruck

Für den ersten Eindruck des frisch installierten Flughafens habe ich mal was Neues ausprobiert: Ich habe mir die Rift aufgezogen und meinen Spaziergang um Terminal 2 kommentiert (das Ding hat ja ein eigenes Mikrofon). Lasst mich in den Kommentaren mal wissen, ob ich das in Zukunft öfter machen soll oder ob die Videos damit zu rucklig und stressig werden, Danke!

Was bleibt hängen? Zunächst – die Performance meines Rechners ist ausreichend, damit ich hier in Ruhe spazieren gehen kann. Dann: Besonders gefallen mir die Bodentexturen und die Details auf der Airside.

Hier ein paar Impressionen von der Landseite, von der Landebahn, dem Werftbereich und der S-Bahn. Das setzt sich soweit eigentlich genau so fort: Die Bodentexturen gefallen mir eigentlich mit am Besten quer durch alle Simulatoren.

Zu guter Letzt: Ein kleiner Rundflug um den Flughafen in der Default-MD-82. Auch hierfür ist die Performance sehr gut, und der Flugplatz fügt sich gut in die Standard-Landschaft ein.

Terminals

So, arbeiten wir mal die Qualität des Flughafens heraus! Das beginnt bei den Terminals, und da gehen wir in aufsteigender Nummerierung vor. Die Luftseite von Terminal 1 ist makellos; Innenbereiche sind soweit modelliert, wie sie aus dem Cockpit sichtbar sind.

Etwas gespart an der Texturierung wurde auf der Landseite, zum Beispiel bei den Eingängen des Terminals, die aus sich wiederholenden Texturen bestehen; das hatte ich eingangs schon erwähnt, es stört mich aber nicht, weil diese Bereiche ohnehin nicht aus dem Flugzeug sichtbar sind.

Terminal 2 folgt dieser Philosophie: Landseite, soweit es nicht sichtbar ist, nicht zu detailliert – es gibt hier nämlich auch wiederholende Texturen bei den Eingängen auf Bodenniveau -, ansonsten tolle Details.

Hier das überdachte Munich Airport Center, welches die beiden Terminals “verbindet”.

Hier eine Übersicht über den gesamten Komplex mit Luftseite im Vordergrund, einem Block mit Gepäck- und Sicherheitskontrollen, und dahinter – unter der Überdachung – wieder das Munich Airport Center, eingerahmt von Parkhaus (links) und Hilton (rechts).

Hier die Luftseite. Mein persönliches Highlight ist die Darstellung des M-Logos an den Fingern.

Hier gibt es übrigens auch eine Besucherterasse, von der aus der Blick zum Satellitenterminal geht.

Das relativ neue Satellitenterminal lehnt sich in der Architektur grundsätzlich an Terminal 2 an, es ist nur etwas kleiner und baut nicht so hoch.

Bodentexturen von Rollfeld und Bahnen

Obwohl eigentlich alles von der Luftseite aus gut aussieht, gefallen mir die Bodentexturen hier besonders gut. Das äußert sich hier durch eine hohe Auflösung, vor allem der Linien, und sehr abwechslungsreiche Beton- und Asphaltflächen mit teilweise auch schon Macken. Schön auch die Verschmutzungen entlang der Rollwege auf der Fläche zwischen Terminal 2 und dem Satellitenterminal.

Noch ein Beispiel für den Abwechslungsreichtum? Klar, hier noch zwei offensichtlich frisch asphaltierte Flächen am östlichen Ende des Platzes.

Also: Toll! Mir persönlich ist sowas wichtig, weil beim Rollen die Augen ja ständig auf den Texturen liegen. Leider gibt es aber auch ein paar Ecken, bei denen es nicht so gut passt, zum Beispiel bei der Baustelle am östlichen Ende der Südbahn, die nur auf der Fototextur vorhanden ist.

Trotzdem, ich bleibe dabei, dass die Bodentexturen bei dieser Szenerie einfach klasse sind.

Südwesten: Frachtbereich und Werften

Der Frachtbereich schließt sich westlich an das Vorfeld von Terminal 1 an. Es gibt hier zwei große Hallen, die durch eine Straße getrennt sind.

Auf dem Vorfeld steht – neben statischen Flugzeugen – etwas Gerümpel herum.

Etwas weiter am Rand – und aus der S-Bahn gerade bei tiefstehender Sonne abends sehr effektvoll – sind die Hangars, die in München teilweise gläserne Wände haben. Die Türen der Hangars lassen sich mit dem Sam-Plugin öffnen, im Lufthansa-Hangar stehen sogar zwei Maschinen.

Ganz am westlichen Ende finden sich die Treibstofftanks, die – meiner Interpretation nach – in München per Zug beliefert werden. Ab und an habe ich morgens dort einen Tankzug stehen gesehen. Die Bahnstrecke zweigt von der S-Bahn-Route ab, an der hier – eben am Beginn des Geländes – Passagiere vom Flughafenlogo begrüßt werden.

Nordwesten: Büros und Industrie, Parkplätze, Besucherpark

Auch am westlichen Ende, aber nördlich der S-Bahn-Strecke, finden sich Personal- und Lkw-Parkplätze, viele Büro- und Flughafeninfrastrukturgebäude sowie die Tankstelle, die Mietwagennutzer kennen sollten.

Herausgreifen möchte ich die charakteristische Fußgängerbrücke, die die S-Bahn-Station “Flughafen Besucherpark” mit der Hauptverwaltung des Flughafens im Norden und dem Flight Operations Center der Lufthansa im Süden verbindet. Während die Gebäude abseits der Flugfelder in der Regel etwas weniger stark detailliert sind, ist diese Fußgängerbrücke sehr gut getroffen.

Etwas weiter Richtung Kernbereich des Flughafens, angrenzend an das Vorfeld von Terminal 1, befindet sich ein aufgeschütteter Berg mit Aussichtsplattform, der eigentliche Besucherpark, mit ein paar ausgestellten Flugzeugen (hier scheint also die Super Constellation aus Frankfurt hingekommen zu sein! Ist mir von der S-Bahn aus nie aufgefallen.).

Nebengebäude

Die Nebengebäude lassen sich grob in zwei Klassen einteilen: solche, bei denen man froh ist, dass sie da sind, die aber nicht wirklich detailliert sind und ihren Zweck auch nicht unbedingt preisgeben…

… und solche, die etwas wichtiger sind oder prominenter liegen, und die deshalb mehr Details verdient haben. Hier das General-Aviation-Terminal (erkennbar an den in der Nähe geparkten Privatflugzeugen):

Falls etwas kaputt sein sollte, kann das Privatflugzeug gegenüber im Maintenance Center Munich (MCM) gewartet werden. Unter anderem sind hier auch die Firmenflieger von BMW stationiert.

Die Feuerwachen sind als solche kaum zu erkennen, weil alle Tore geschlossen sind und auch nicht – wie sonst oft bei Payware-Szenerien – Feuerwehrfahrzeuge vor der Tür stehen. Bei Terminal 1 steht zumindest ein Reisebus der Feuerwehr.

Vor Terminal 1 finden sich auch die Werkstätten für das Vorfeld-Equipment.

Zum Schluss dieser Übersicht über die Nebengebäude noch eine Detailaufnahme eines Straßenschildes. Die Straßenschilder haben mir hier sehr gut gefallen. Sie sind gestochen scharf und scheinen auch alle korrekt platziert zu sein.

Zum Thema “Einbindung in die Umgebung” gehören für mich auch zwei kleine Mesh-Anomalien, die nicht wirklich auffallen, und zwar am Tower und am Parkhaus. Am Parkhaus kann es tatsächlich stimmen, weil die Ausfahrt eine Etage über Bodenniveau zu der Straße auf Hochebene führt; am Tower eher nicht. Vielleicht ginge das aber auch weg, würde ich mich mit Ortho4XPlane und dem mitgelieferten Patch befassen.

Nachts

Den “explorativen” Teil dieses Reviews möchte ich mit einigen Nachtaufnahmen abschließen. Die Nachtbeleuchtung hat mir sehr gut gefallen; es kann aber sein, dass das bei X-Plane einfach immer so ist und ich das einfach nicht weiß, weil ich nachts nur mit Prepar3d unterwegs bin, wenn überhaupt…

Aus der Nachtbeleuchtung sticht für mich – auch wieder ein Highlight im ureigensten Sinn des Worts – die Beleuchtung des Kranich (und analog auf der anderen Seite das ‘M’) an den Fingern des Lufthansa-Terminals heraus.

Performance, Einbindung in die Umgebung

Bei meinen Flügen, besonders auffallend auch in VR, hatte ich keinerlei Performanceprobleme, auch nicht mit der etwas anspruchsvollen FlyJSim 727 v3. Nachts hat es in der Rift allerdings – bei aktiviertem HDR – angefangen zu ruckeln, was eigentlich normal ist – auf meinem Rechner und bei Virtual Reality nachts!) ist. Dennoch: Der Kompromiss aus hoher Detaillierung immer da, wo es aus dem Flugzeug zu sehen ist, und Sparen von Details außerhalb hat erstaunlich gut funktioniert.

Die Einbindung in die Umgebung (bei mir: HD Mesh V3 und X-Plane-Standardtexturen) ist gut gelungen. Ein kleines Beispiel seht ihr in den folgenden Bildern. Das Luftbild endet im Norden und Süden ziemlich exakt an den Landebahnen, im Osten erstreckt es sich noch bis zu dem hier erkennbaren kleinen Industriegebiet (, in dem auch die Hotels liegen, in denen man die Ehre hat, Regen- und Schneenächte zu verbringen, sollte es die Fluggesellschaft nicht einrichten können, einen nach Hause zu fliegen).

Fazit

Mit X-Plane-Großflughäfen hatte ich es bisher nicht so – und deshalb bin ich überrascht, wie toll der Flughafen München getroffen ist, und wie gut die Balance aus Performance und Details hier funktioniert. Der Gesamteindruck ist Klasse, und die Bodentexturen, finde ich, sind mit die Besten, die ich im Simulator bisher gesehen habe. Es gibt animierte Bahnen, dank Plugins Jetways und Bodenverkehr, und alles in allem ist München auf einem Niveau, das ich in Prepar3d für München so noch nicht gefunden habe. Und im Übrigen zu einem Tarif, zum dem es in Prepar3d eher keine Großflughäfen mehr gibt.

Meine Empfehlung geht daher heute etwas weiter: Diese Flughafen-Szenerie ist nicht nur einen Kauf wert, sie ist auch den Blick auf X-Plane wert für alle, die das bisher noch nicht versucht haben. Viel Spaß!

Informationen

Pro Contra
  • Gute Performance
  • Sehr gute Bodentexturen für alle Rollwege
Informationen Testsystem
  • Intel Core i5 3570K, 4.5 Ghz
  • GeForce 1080, 8 Gb
  • Windows 10×64, 16 Gb Hauptspeicher
  • Intel SSD
  • X-Plane 11.32r1

Dr. Patrick Seiniger