Bei all dem Hype um Orbx’ TrueEarth Great Britain South geht eine andere kleine Veröffentlichung von Orbx leider unter: Orbx ESNQ Kiruna Airport. Der Name ist leicht irreführend: Es handelt sich um ein Paket mit drei Flugplätzen, die weit über das Land verstreut sind. Da ist zunächst der namensgebende Flugplatz Kiruna, nördlichster Flugplatz Schwedens. Kiruna ist eine Bergbaustadt, bekannt für Eisenerz, das von hier per Bahn nach Narvik in Norwegen geliefert wird. Dann Dala Airport vor den Türen der Stadt Borlänge, die wiederum nur einen Katzensprung von Stockholm entfernt ist, und zu guter Letzt Visby, Ferienflugplatz auf der Insel Gotland südwestlich von Stockholm in der Ostsee gelegen.
Zugegeben, die Zusammenstellung scheint etwas willkürlich, genau wie die Wahl des Namens – denn Kiruna ist nicht mal der größte Flugplatz in diesem Paket. Ich habe mich trotzdem über die Auswahl gefreut, denn sie deckt halt das ganze, vielfältige Land ab. Alle drei Flugplätze sind kleine Plätze, überaus detailliert umgesetzt, gelegen inmitten von zumindest charakteristischer Landschaft (die riesige Mine in Kiruna ist jetzt nicht unbedingt schön im eigentlichen Sinn).
Die Zusammenstellung ermöglicht viele abwechslungsreiche Feierabendflüge zu anderen Flugplätzen: Von Kiruna ist es nicht weit nach Narvik (ca. 140 km), Svolvaer (ca. 240 km), Tromsö (ca. 200 km). Die beiden anderen Flugplätze lassen sich ausgezeichnet von Stockholm aus erreichen, und auch die Strecke von Stockholm nach Kiruna lässt sich an einem Abend ganz gut fliegen. Das Addon-Paket passt also gut für die Simmer, die gerne im hohen Norden unterwegs sind.
Das verspricht der Hersteller, Installation, Lieferumfang
Orbx stellt ganz besonders die Schneeverwehungseffekte auf den Flugplätzen Kiruna und Dala heraus. Darüber hinaus gibt es Fototexturen und Modelle der Städte Kiruna und Visby, und das alles zu einem Preis von knapp 40 australischen Dollar, etwa 25 Euro. Gekauft und installiert wird das Paket ausschließlich bei OrbxDirekt. Voraussetzung für die Installation ist offiziell FTX Global – im Handbuch klingt das aber nicht mehr so zwingend, dort werden stattdessen Einschränkungen genannt, sollte man FTX Global nicht installiert haben. Das Handbuch enthält außerdem noch ein paar interessante Informationen über die Flugplätze, Tipps zur Einstellung des Simulators und knappe Charts (bessere gibt es hier, hier und hier).
Ganz wichtig: nach der Installation sollte unbedingt der Configurator von FTX Vector für die Höhenanpassung laufen; bei meinem ersten, etwas längeren Nachtflug aus Stockholm nach Kiruna erwartete mich eine etwa 10 Meter unter Bodenniveau liegende Landebahn. Nicht schön nach einer Stunde Flug.
Kiruna
Beginnen wir mit dem namensgebenden Flugplatz, der eine Stadt mit ca. 18.000 Einwohnern versorgt. Es gibt hier täglich einige Verbindungen von und nach Stockholm, in der Regel geflogen mit B737 und A320, aber das sieht man dem Platz – wie vielen Plätzen im extremen Norden – nicht wirklich an.
Es gibt eine 2,5 km lange Start- und Landebahn in Richtung 03/21 und ein rotes Terminalgebäude mit Tower, flankiert von einigen Wartungshallen in zwei Reihen, der Flughafenfeuerwehr und einigem Gerät, zum Beispiel schweren Schneeräumfahrzeugen.
Die Schneeräumfahrzeuge stehen so auch auf den anderen Flugplätzen im Paket, aber hier haben sie ihre Berechtigung; in Kiruna liegen die Temperaturen eigentlich nur von Juni bis September durchgängig über dem Gefrierpunkt. Orbx verweist im “Klappentext” auf die neuen Schneeeffekte, und die sehen meiner Meinung nach auch toll aus:
Auch auf der Landebahn trägt der Schneeeffekt sehr zur Winterstimmung bei. Es war echt ein Aha-Erlebnis, als die Landescheinwerfer meiner DC-9 beim ersten Anflug plötzlich die Schneewehen beleuchtet haben.
Es scheint allerdings, als wäre der Schneeeffekt noch nicht ganz ausgereift: Der Schnee wird aus bestimmten Blickwinkeln schwarz.
Zurück zum Flugplatz: Hier die Landseite des Terminals. Schön getroffen, wenn man es mit Fotos vergleicht. Nur die Autos passen nicht immer. Marcus Nyberg hat aber zumindest den VW T3 direkt vor das Terminal gestellt. Angesichts der Heizleistung des luftgekühlten Boxers wäre das aber nicht mein Fahrzeug der Wahl. Der Rest des Parkplatzes ist vollgestellt mit amerikanisch anmutenden Fahrzeugen.
Generell ist der Flugplatz Orbx-typisch liebevoll detailliert.
Wechseln wir mal in die kurze Phase ohne Schnee. Diese Schalttafel halte ich für ein schönes Beispiel für die hohen Details:
So sieht der Flugplatz insgesamt im Sommer aus.
Im Winter fällt es nicht sehr auf, aber im Sommer finde ich die Fototextur, die unter dem Flugplatz liegt, etwas schlecht aufgelöst. Es kann aber sein, dass es in der Gegen einfach keine bessern Bilder gibt; auch Google Earth ist hier oben nicht sehr detailliert.
Neben dem Flugplatz ist auch die Stadt und die Eisenerzmine umgesetzt, wobei ich von der Stadt etwas enttäuscht war: Es stehen (fast?) nur Autogengebäude, und markante Hallen und ähnliches finden sich nur als Fototextur.
Besser ist da die Mine getroffen, vor allem im Sommer:
Hier noch ein paar Bilder der Umgebung im Sommer; mich irritieren die roten Blöcke, die nicht aus jeder Perspektive zu sehen sind.
Bei Nacht ist nach meinem Geschmack die Beleuchtung des Terminalbereichs etwas zu grell, das ist mir im Flug aber nicht wirklich aufgefallen.
Dala – Borlänge
Der Flughafen Dala bei der Stadt Borlänge gelegen besteht aus einer 2,3 km langen Bahn in Richtung 14/32, also ungefähr mit Nord-Süd-Ausrichtung. Als Besonderheit verlässt ein Taxiway die Bahn im Norden in Bahnrichtung, ist dann gekrümmt nach Nordwesten und endet im General Aviation-Bereich mit Skydive. Daneben, etwa in Verlängerung der Bahn, befindet sich ein Pferdegelände (auf das auch im Werbetext hingewiesen wird).
Das Terminal 1 ist kleiner als in Kiruna, schwarz und mit Dachterasse.
Es gibt noch ein zweites Terminal etwas weiter südlich.
Hier einige Impressionen des Terminalbereichs:
Leider sind aber auch hier die zugrunde liegenden Luftbilder etwas verschwommen; angegeben ist eine Auflösung mit 30 / 50 cm pro Pixel.
Die geringe Auflösung fällt auch auf der Landseite auf.
Hier ein paar Impressionen des nördlichen Bereichs mit Pferdegelände.
Auch in Dala gefällt mir die Detaillierung sehr gut. Leider erstreckt sich die Fototextur hier fast nicht über das Flughafengelände hinaus, und die Übergänge sind teilweise ziemlich offensichtlich.
Nachts ist auch hier das Terminalgelände etwas grell; es gibt auch hier Schneewehen.
Visby
Visby ist der betriebsamste der drei Flugplätze. Ein kurzer Blick auf FlightAware zeigt etwa stündliche Flüge nach Stockholm-Arlanda, Stockholm-Bromma und gelegentlich nach Göteborg, in der Regel mit ATR72. Flüge in die heutigen Metropolen Schwedens aus einer alten Metropole. Visby war Hansestadt und im Mittelalter einer der wichtigen Häfen in der Ostsee.
ESSV / VBY verfügt über eine 2 km lange Landebahn in Richtung 03/21, das Terminal befindet sich etwa auf Höhe der Mitte der Bahn. Im Norden schließt sich ein Areal mit Carports für Riggen-Kampfflugzeuge an (vielleicht wird die Versicherung für die Flugzeuge dann ja billiger). Südöstlich der Bahn gibt es aber noch ein paar befestigte Shelter, südwestlich liegt der General-Aviation-Bereich, und südlich der Hauptbahn liegt eine dazu passende Graspiste.
Der Bereich um das Terminal ist aber wesentlich dünner bebaut als beispielsweise in Kiruna; neben dem Terminal finden sich nur ein paar Gebäude.
Natürlich steht dennoch einiges an Betriebsmitteln herum.
Hier eine Detailaufnahme des militärischen Teils. Die Modellierung ist nicht ganz so detailliert wie auf den anderen beiden Plätzen.
Hier ein paar Impressionen aus dem südlichen Teil.
Spektakulär ist der Flughafen also nicht; auch nicht ganz so liebevoll detailliert oder vollgeräumt wie Dala und Kiruna. Der Star von Visby ist eher die Umgebung: Der Flughafen ist malerisch direkt an der Küste gelegen, der Anflug führt aus Süden kommend über die ebenfalls rudimentär modellierte Stadt.
Visbys markante Gebäude sind die Stadtmauer und der Dom. Natürlich sind sie modelliert, und es gibt noch ein paar andere 3D-Modelle, die auf der Fototapete stehen.
Hier noch ein paar Aufnahmen aus der Stadt. Visby ist rudimentär modelliert, ähnlich wie Kiruna, und mit Fototapete ausgestattet. Es belebt damit die Umgebung von Visby Airport ganz gut. Für ausgiebige VFR-Rundflüge ist es aber sicher nicht detailliert genug.
Performance
Hier gibt es absolut keine Kritikpunkte. Ich hatte überhaupt keine Performanceprobleme, auch nicht mit Oculus Rift in der DC-9.
Fazit
Was ist das für ein Paket? Eigentlich so eine Art Einsteigerpaket für Schweden: Drei kleinere Flugplätze, die teilweise extrem detailliert wiedergegeben sind (nur Visby finde ich da etwas weniger detailliert, aber immer noch gut wiedergegeben), und dazu einladen, die unterschiedlichen Gegenden von Schweden kennenzulernen: Die Insel Gotland, Mittelschweden, und sehr schön getroffen Lappland. Orbx ESNQ Kiruna ist daher eine perfekte Ergänzung zu Orbx Arlanda und jedem zu empfehlen, der gelegentlich in Nordeuropa unterwegs ist. Ein Preis von etwa 25 Euro für drei – zugegeben kleine – Flugplätze mit Umgebung ist heutzutage auch eher preiswert.
Kleine Kritikpunkte gibt es leider auch: Die Fototextur ist leider nicht so scharf, wie man das sonst von Orbx kennt, und es gibt bei den tollen Schneeeffekten noch leichte Grafikfehler. Außerdem diese seltsamen Blöcke um Kiruna. Da würde ich aber mal auf ein Update setzen.
Und wenn ich jetzt noch einen Wunsch äußern dürfte: Stockholm-Bromma mit einer rudimentären Umsetzung von Stockholm, das wär doch toll.
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Dr. Patrick Seiniger
Ich habe das Paket gekauft und bin soweit zufrieden. Jedenfalls geht es kaum günstiger an drei Payware Plätze in ordentlicher Qualität zu kommen.
Die Fototexturen haben schon die angegebene Auflösung. Allerdings setzt OrbX offensichtlich Weichzeichner ein. Dies hat den Vorteil, dass bereits aus geringer Höhe nicht mit Groundpolys belegte Areale, “echter” aussehen und man keine Körnung mehr wahrnimmt. Die stört nämlich viel mehr. Der Nachteil ist die deutliche Unschärfe am Ground.
Wenn schon ohne Groundpoly , dann bevorzuge ich diese Methode, weil sie beim niedrigen Überflug das bessere Ergebnis liefert und ich persönlich nicht mit den Avataren am Platz durch das Gelände laufe.
Für den Gesamtpreis kann man allerdings auch schlecht mehr Aufwand verlangen. Es ist für mich ein guter Kompromiss.