Erster Eindruck: Taxi2Gate VHHH Chek Lap Kok (FSX/P3DV2)

ChekLapKok 016

Der Anflug auf den alten Flughafen von Hong Kong, Kai Tak, welcher seit 1998 geschlossen ist, zählt zu den absoluten Highlights im Flugsimulator. Jetzt hat Taxi2Gate den aktuellen Flughafen Hong Kong International modelliert. Lohnt es sich, mit der Zeit zu gehen, oder ist für Hong Kong Kai Tak das Maß aller Dinge?

Die Fakten über Chek Lap Kok sind euch wahrscheinlich bekannt: Planung in den 1980er Jahren, noch unter Regie der Briten, Eröffnung 1998, aktuell etwa 53 Millionen Passagiere im Jahr, weltgrößter Frachtflughafen. Gebaut auf einer künstlichen Insel, für die wiederum Erde der Naherholungsinsel Chek Lap Kok genutzt wurde.

Für die FSX-Familie gab es bisher lediglich die schon sehr in die Jahre gekommene Version von Imagine Sim. Taxi2Gate hat also eine schon lange fällige Modernisierung in Angriff genommen. Quasi innerstädtische Konkurrenz dazu ist die immer noch großartige Szenerie für Kai Tak von FlyTampa, die besonders natürlich von der Modellierung Downtowns lebt. Das ist aber auch für den “Neuen” gut: bei Westwind führen weite Teile des Anflugs über Downtown. Ich habe daher für diesen ersten Eindruck Kai Tak aktiviert gelassen und benutze außerdem FTX Global und Vector.

Das sagt der Hersteller

Nun, es wird ein moderner Add-On-Flughafen versprochen: alles ist “custom” und “realistic”, es wird eine Vielzahl von statischen Objekten versprochen, diverses Autogen und Photo Scenery, und – das kommt ja in letzter Zeit häufiger vor – animierte Jetways.

Kauf, Installation und erster Eindruck

Chek Lap Kok gibt es aktuell für knappe 29 € im simMarket, die Installation erfordert eine problemlose Aktivierung. Der Download ist mit 164 Mb relativ klein, auf der Platte werden etwa 800 Mb beansprucht. Es gibt nach der Installation ein Handbuch, dass aber wie so häufig in letzter Zeit eigentlich nur die Wikipedia-Inhalte wiederholt. Es gibt ein Diagramm der Gatepositionen, Charts gibt es keine. Das macht hier aber nichts – aktuelle und vollständige Charts finden sich bei der Regierung von Hong Kong.

Für einen ersten Eindruck bietet sich eine Platzrunde oder ein Kurzstreckenflug, zum Beispiel aus Manila, an. Also los, Wetter mit Westwind suchen (zum Beispiel der erste August diesen Jahres, da war’s auch halbwegs sonnig), und los geht’s. Ein paar Impressionen habe ich euch hier zusammengestellt.

Der Flughafen ist schon ziemlich groß und betriebsam, und das kommt beim ersten Herumrollen auch genau so rüber. Der Landeanflug ist tatsächlich ähnlich “urban” wie der auf Kai Tak. Für einen kleinen Eindruck ein paar bewegte Bilder:

Takeoff 25L

Einbiegen auf Localizer, 25L

Final 25L

Die Performance fiel fast nicht unter die bei mir gelockten 20 FPS. Wenn doch, dann war das über Kai Tak (wurde dann beim Eindrehen auf Landekurs aber wieder besser) und nach der Landung beim Rollen, dann aber nur bei ruckartigen Blickbewegungen und gleichzeitig viel AI-Traffic. Der Endanflug war vollkommen in Ordnung, trotz Wetter und PMDG 777. Das ist angesichts der Flughafengröße und des gebotenen Detaillevels nicht unbedingt selbstverständlich.

Übersicht

Hong Kong International Airport hat nur ein Terminalgebäude (abgesehen vom Satelliten). Das ist ein wenig ungewöhnlich für einen Flughafen dieser Größe. Das Terminal bedeckt nahezu vollständig die östliche Hälfte der künstlichen Flughafeninsel, eingerahmt wird es von zwei Landebahnen. Flugzeugwartung findet im westlichen Teil der Insel statt, Fracht ist im Süden. Das Layout ist also ähnlich wie in Heathrow – in der Tat hat laut Wikipedia die British Airports Authority bei der Planung mitgeholfen.

Auf den einschlägigen Diagrammen ist eine große Baustelle eingezeichnet, die auch hier wiedergegeben wird. Die Texturqualität fällt dort aber ab.

Terminal

Die Terminalgebäude sind gut getroffen. Das große Terminal hat weite Glasfronten, hinter denen die Inneneinrichtung modelliert ist. Jetways sind manchmal absurd lang. Es gibt zusätzlich ein kleines Satellitenterminal, den Northern Satellite Concourse NSC mit 10 zusätzlichen Parkpositionen.

Die Inneneinrichtung des Terminals sieht durch die Spiegeleffekte gut aus. Nachts fallen die Spiegelungen weg, dann fehlt ein wenig Charme. Einen guten Eindruck vom Terminal liefert der Pushback-Vorgang, hier zum Beispiel von Gate E18 ganz im Osten des Geländes.

Die Airside ist recht detailliert und mit allerlei Dingen ausgestattet: Frachtcontainer, diverse Treppen, Schlepper, Busse. Leider bewegen nur wenige der Fahrzeuge. Wenn nicht genug AI-Traffic anwesend ist, wirkt das Vorfeld sehr steril. Andere können das (z.B. mit AES lite) deutlich besser. Statische Flugzeuge für die Leute, die zuwenig Rechenleistung für AI-Traffic haben, gibt es leider auch nicht.

Ein deutlicher Mangel gerade bei einem derart großen und bedeutenden Flughafen für einen solch stolzen Preis ist das Fehlen jeglicher Einparkhilfen an den Gates.

Bewegliche Jetways

Kommen wir zum beliebten Thema der Jetways. Schon in der Produktbeschreibung weist Taxi2Gate darauf hin, dass die Jetways bewegt werden können. Das ist grundsätzlich gut, sagt aber noch nichts darüber aus, wie gut die Bewegung dargestellt ist. Zunächst – die Jetways selbst sind sehr gut detailliert und mit Schatten versehen. Bei Bewegung bewegen sich die Schatten gleich mit – das sieht gut aus! Was nicht so gut aussieht, ist die Bewegung selbst. Zu Beginn und zum Ende des Andockvorgangs fährt der virtuelle Bediener sogar sehr vorsichtig. Leider fährt er zwischendrin aber einfach mal durch die Triebwerte der 777 hindurch.  Meiner Meinung nach ist das besser als nichts, aber es sieht halt dennoch komisch aus. Macht euch selbst ein Bild:

Eingangsbereich – Landseite des Terminals

Der Eingangsbereich in das Terminal ist nicht sehr repräsentativ. Da der Flughafen ohnehin auf einer Insel liegt, geht es nur darum, aus einer Bahnstation oder einem Parkhaus in das Terminal hinein zu kommen, und das macht alles ein wenig unübersichtlich. Vor den Verkehrswegen liegt aber immerhin noch ein Golfplatz.

Die Texturen in diesem Bereich sind teilweise etwas grob aufgelöst, besonders die Bodentextur. Bei der normalen Nutzung (Hinfliegen, wieder Wegfliegen) fällt das aber nicht auf.

Ein Schwachpunkt ist die Darstellung der Begrenzungsmauer um die Insel. Die Textur ist nicht ansehnlich, meine erste Assoziation wäre Küchenarbeitsplatte aus dem Baumarkt. Schade, denn genau diese Textur fällt bei der Landung ins Auge.

Luftfrachtbereich

Chek Lap Kok ist der bedeutendste Frachtflughafen weltweit. Das spiegelt sich auch wieder in der Größe der Frachtterminals. Besonders das Cathay Pacific-Gebäude kommt mir deutlich größer vor als die Gebäude in Europa.

Der etwas merkwürdig aussehende Kreis auf den letzten beiden Bildern scheint das Übungsgelände der Flughafenfeuerwehr zu sein. Die dort befindliche Flugzeugattrappe ist aber leider nicht modelliert.

Werftbereich

Der Werftbereich ist umfassend dargestellt. Gerade hier finden sich filigrane Strukturen, die schön dargestellt sind. Und ja, auch bei den einschlägigen Satellitenbildprovidern finden sich die Sportplätze im Dachgeschoss des großen Hangars!

General Aviation und Sonstiges

Ja, auch das gibt es: ein General Aviation Terminal für all die Geschäftsflieger da draußen, die es sich leisten können. Direkt daneben findet sich der Government Flying Service von Hong Kong, der übrigens zwei Jetstream 41 für Search-and-Rescue betreibt. Auch die kleinen PMDG-Turboprobs haben damit ihre Berechtigung auf dem Großflughafen.

Die schon erwähnte Baustelle nimmt einen großen Teil der Fläche im Zentrum der Flughafeninsel ein.

Darstellung der Insel Chek Lap Kok selbst

Die Instel Chek Lap Kok war ja im Default-FSX doch sehr spärlich dargestellt. Auch FTX Global Vector und natürlich FlyTampa’s Kai Tak ändern daran nicht wirklich viel. Taxi2Gate liefert aber zumindest eine beeindruckende Hochhauskulisse im Übergangsbereich zwischen Chek Lap Kok und Flughafeninsel mit. Die Texturen der gesamten Insel sind angepasst, was sich aber leider auch auf die Dichte der Bäume auswirkt – die sinkt nämlich im Vergleich zu FTX Global.

Die Schnellstraße zwischen VHHH und Central ist beeindruckend zu sehen und zieht sich entlang der Küste von Chek Lap Kok über diverse Brücken bis nach Downtown, und entlang dieser Schnellstraße verläuft der Anflug auf die 25L. Dieser Bereich ist grundsätzlich schön dargestellt, aber es gibt eine Terrain-Anomalie, die etwas eigenartig aussieht.

Landebahnbeleuchtung

In den Kommentaren kam die Frage auf, ob die Landebahnbeleuchtung vielleicht fehlerhaft ist. Ja, das ist sie – man sieht tatsächlich die Lichter der gegenüberliegenden Seite. Das gilt für DX9 und DX10. Schaut hier:

Zum Vergleich ein Bild aus Manila: so soll es eigentlich aussehen – die Lichter der gegenüberliegenden Seite sind nicht zu erkennen.

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Fazit

Hong Kong International Airport VHHH ist ein faszinierender Großflughafen, der auch genau so im Simulator wirkt. Es macht Spaß, hier herumzutollen und anzufliegen. Die Darstellung ist generell sehr detailliert, aber leider manchmal etwas lieblos umgesetzt. Das merkt man zum Beispiel an kleinen Fehlern in der Airside, an der nicht umgesetzten Einparkhilfe und so weiter. Das ändert zwar nichts daran, dass es Spaß macht, hierher zu kommen, aber es nervt halt dennoch.

Bewegliche Jetways sind grundsätzlich zu begrüßen, aber die Bewegung selbst können andere auch mit Bordmitteln des FSX besser. Das Vorfeld wirkt ob des mangelnden Bodenverkehrs manchmal (wenn gerade nicht viel AI-Traffic da ist) ein wenig leer.

Die Performance ist für die gebotene Menge an Details ausgezeichnet (besonders im Endanflug kein Absinken der Framerate unter die gelockten 20 FPS). Bei einem Flug zwischen Manila und VHHH mit AI-Traffic, Wetter und PMDG 777, FlyTampa’s Kai Tak und FTX Global hatte ich kein Problem mit der Speichernutzung.

Wer gerne mit dem Flugsimulator in Asien unterwegs ist, sollte sich den Kauf überlegen.

Informationen

Pro Contra
  • Detailliertes Terminal mit Inneneinrichtung
  • Detailliertes Vorfeld
  • Scharfe Texturen
  • Interessante Umsetzung von Chek Lap Kok Island
  • Gute Performance
  • Keine Einparkhilfe
  • Nur sehr wenig bewegter Vorfeldverkehr
Informationen Testsystem
  • Intel Core i5 3570K, 4 Ghz
  • GeForce 650 ti, 1 Gb, Frames intern auf 20 gelockt
  • Windows 7×64, 8 Gb Hauptspeicher
  • Intel SSD
  • FSX DX10 mit DX10Fixer 2.2, FTX Global

Patrick Seiniger

4 Kommentare
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Schmauke
Schmauke
9 Jahre zuvor

Es ist die Rede, dass die FPS selten bis kaum unter 20 fallen. In den Videos sehe ich aber ehr selten die Momente, wo es um die 20 bleibt. Ist das jetzt jammern auf hohem Niveau?

Harun
Harun
Beantworten  Schmauke
9 Jahre zuvor

Die FPS sind auf 20 gelockt, sieht man ja, das bei gelockten FPS ganz genau 20 stehen ist unmöglich. Ich denke sogar das die FPS deutlich höher wären wenn sie z.b. auf 30 gelockt wären. Die erweiterte FPS Anzeige kann ich da nur empfehlen, da sieht man auch die Varianz ein sehr guter Indikator als die reine FPS Anzeige.

Markus Burkhard
Markus Burkhard
9 Jahre zuvor

Zur Runway-Beleuchtung konnte ich im Artikel nichts lesen. Die soll ja angeblich auch fehlerhaft sein, da man die Lampen von der gegenüberliegenden Seite sehen kann?

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