Mit unseren Feierabendflügen möchten wir euch interessante Flugrouten mit deren typischen Procedures vorstellen. Sie sollen Anreiz zum Nachfliegen sein und aufgrund der kurzen Distanzen grundsätzlich Feierabend-tauglich sein. Dabei ist es völlig egal, ob die Strecken IFR oder VFR geflogen werden – Hauptsache, sie sind nicht langweilig. Ein solcher Flug könnte, wie im heutigen Fall, von Amsterdam nach London Heathrow führen.
In der Realität wird diese Strecke oft mit der Boeing 737 bedient, je nach Passagieraufkommen sogar mit der langen -900. Aufgrund der in unseren Breiten vorherrschenden Westwetterlage ist es sehr wahrscheinlich, sowohl in Amsterdam als auch in London eine entsprechende Start- beziehungsweise Landerichtung zugewiesen zu bekommen. In Amsterdam gibt es drei Pisten mit West-Ausrichtung, von den mindestens zwei für den abfliegenden Verkehr zur Verfügung stehen sollten. London Heathrow verfügt über zwei Pisten mit Ost-Westausrichtung, von denen eine für den landenden Verkehr geöffnet sein sollte. Damit ist klar: Egal zu welcher Tageszeit ist mit dichtem Verkehr im Anflug zu rechnen, für eventuelle Holdings sollte eine Treibstoffreserve eingeplant werden. In der Realität ist es übrigens gar nicht mal unüblich, bereits über dem Ärmelkanal in die erste Warteschleife geschickt zu werden. Die Flugzeit beträgt je nach Wetter um die 30 bis 40 Minuten. Geflogen wird meist in einem Höhenband von FL230 bis FL270 – also praktisch ohne Aufenthalt auf der Reiseflughöhe. Die Distanz beträgt zirka 200 NM.
Im Simulator könnte folgende Kombination für einen gelungenen Feierabendflug zum Einsatz kommen (FS2004): PMDG Boeing 737 NG mit KLM Repaint. Amsterdam von cloud9 (alternativ NL2000 Freeware, ich präferiere aber die Payware Szenerie) und Heathrow von sim-wings oder UK2000 (ich gebe der sim-wings Szenerie den Vorzug). Besonders reizvoll ist ein Flug in den frühen Abendstunden, dann kann man im Abflug das Sonnenlicht genießen, das sich in den Grachten von Amsterdam spiegelt – insbesondere bei einer Ostwetterlage und Start nach Osten. Vielleicht ist ja auch schon die Straßenbeleuchtung eingeschaltet, denn dann sieht die Stadt gleich viel schöner aus.Piloten, die sich an echten Abflug-Procedures halten, würden dann mit dem GORLO1N SID konfrontiert sein. Doch werfen wir einen Blick auf die Charts, um uns einen Überblick vom Abflugsverfahren zu verschaffen: Zu Beginn folgen wird dem Runway Heading (88°) bis zur einer Höhe von 500FT über Grund, um eine Linkskurve auf Heading 318° einzuleiten. Diesem werden wir bis zur einer Entfernung von 8NM zum VOR SPY (Spikerboor) folgen, um durch eine weitere Linkskurve das Radial 243 von VOR SPY nach VOLLA einzufangen. Schlussendlich erreichen wir GORLO, welcher der letzte Wegpunkt des Abflugsverfahren ist. Für uns gibt es ein paar wichtige Einschränkungen, die es zu beachten und mit dem Bordcomputer abzugleichen gilt. Sofern uns die Flugsicherung keine weitere Höhenfreigabe erteilt, dürfen wir vor VOLLA nicht höher als 6000FT steigen und weiters dürfen wir bis EH053 nur auf maximal 220KT beschleunigen…
Mit anderen Worten: Abflug über die Stadt mit einer Umkehrkurve nach Westen, anschließend Steigflug über dem Ärmelkanal, wobei linkerhand das niederländische Zeeland mit den vielen Inselchen im goldgelb angestrahlten Wasser immer kleiner wird. Dann fliegt man der möglichst stimmungsvoll untergehenden Sonne entgegen und könnte mit ein wenig Glück in London mit denselben Lichtverhältnissen landen, mit denen man in Amsterdam gestartet ist. Je nach Wetterlage dürfte sich London mit einem eindrucksvollen Lichtermeer und einer weithin sichtbaren Themse präsentieren. Bei solchen Flügen ist ein Anflug über das LAMBOURNE LAM VOR nicht unüblich, bei Westwetterlagen ist man dann von der ATC schon recht weit herunter geholt worden und folgt dem LOGAN STAR, der einen sehenswerten Anflug nahe der Innenstadt vorbei bietet. Bei Ostwetterlage ist ein Routing nördlich der Stadt realistisch.
Dann beginnt das Anflugsverfahren LAM3A bei LOGAN und führt über TRIPO, SABER, BRASO zum LAMBOURNE VOR LAM, wobei dieses VOR in 7.000 Fuß überflogen werden muss. Anschließend geht es bis 34NM Entfernung zum VOR LAM auf 6000FT herunter, dann nach links eindrehen und weiter auf 3500FT sinken. Während dieser Linkskurve wird das VOR GWC (Goodwood) mit einem Kurs von 181° eingefangen und diesem wir bis zu einer Entfernung von 39NM zum VOR GWC folgen. Dann Linksturn ins Final während weiter auf 3000FT gesunken wird.
Zur Rushhour einen Anflug auf London erleben zu dürfen, ist auch fliegerisch eine interessante Angelegenheit und sorgt für eine gewisse Anspannung. Diese Strecke dürfte Kultpotenzial für einen gelungenen Feierabendflug bieten und sei hiermit wärmstens empfohlen.