Review CaptainSim 757

Review CaptainSim 757Die 757 ist auch so ein Muster, wo die Flusi-Gemeinde erst lange auf eine Umsetzung gewartet hat und dann gleich mit zwei Umsetzungen beglückt wurde. Phoenix und Captainsim waren die ersten zwei Entwickler, die ein 757-Paket auf den Markt gebracht haben. Ob damit die immer noch in Entwicklung stehen sollende 757 von Level-D vergessen gemacht wurde, haben sich Andreas Pinheiro und Ingo Voigt angeschaut.

“Endlich” dachte ich mir vor ein paar Tagen – endlich ist das Service Pack für den FS9-Version des 757 Pro Packages von CaptainSim draußen. An der Rezension schreiben Andreas und ich nun schon länger, allerdings wollte ich sie erst nach der Veröffentlichung des Service Packs auch online bringen. Vorher gab es noch zu viele Unstimmigkeiten, so dass die Rezension deutlich negativer als nötig ausgefallen wäre.

Dennoch bleibt es so, dass die CS757 Licht und Schatten hat. Man kann nicht einfach sagen, dass die 757 von Captainsim jetzt ein tolles Außenmodell hat und alles andere ist “Schrott”. Ja, es gibt Unstimmigkeiten in der Systemsimulation, aber deswegen ist nicht alles schlecht – aber der Reihe nach …

Wo bekomme ich die CS-757

Die 757 gibt es über die Homepage von CaptainSim direkt, oder inzwischen auch über den simMarket. Die CS 757 wurde seinerzeit häppchenweise veröffentlicht. Es gab einen Block für das Modell, einen für den Sound, einen für das Beladungstool und so weiter. Glücklicherweise hat man bei CaptainSim davon abstand genommen und verkauft nun nur noch Block F (die tiefer gehende Systemsimulation, damit alle Besitzer der einzelnen Module ihr Paket aufrüsten können), das Pro Package und die 757-300 und Frachter Erweiterung. Dieser Ansatz ist aus meiner Sicht nachvollziehbar, im Gegensatz zu dem vorherigen Gestückel.

Das Pro Package umfasst für den FS9 als auch den FSX ausschließlich die Umsetzung der 757-200 und kostet knapp 40€ (FS9) und knapp 55€ für den FSX. Der 757-300 und Frachter Zusatz kosten für den FS9 jeweils 10€ und für den FSX kostet die 757-300 auch 10€, die Frachter-Erweiterung allerdings 18€.

Im simMarket sieht es nicht anders aus – auch hier muss man sich die einzelnen Pakete als Bausatz kaufen (wer auch den fliegenden Bleistift 757-300 und die 757 als Frachter fliegen will).

Grundlage dieser Rezension ist das Pro-Package in der Version 2.1 für den FS9.

Bei Captainsim bekommen man nach erfolgreichem Kauf das Paket in seinem Profil im Online-Shop zugewiesen und kann es dann herunterladen. Solange man bei Captainsim nur “Economy Class” Käufer ist, sind die Downloads zeitlich limitiert (der Zeitraum sollte allerdings reichen). Nach dem Einloggen auf der Webseite bekommt man eine Übersicht aller gekauften Produkte und kann durch Anlicken eines Produktes wiederum einsehen, wann dieses aktiviert wurde, von welcher IP-Adresse aus und man kann sich über den Link Extended Download Service wieder neue Download-Links schicken lassen (dieser Service ist zeitlich begrenzt).

Wer möchte kann sich mit einem Business Class Upgrade von der zeitlichen Limitierung befreien – bei mir hinterlässt das einen fahlen Beigeschmack. Heutzutage sind zeitliche Begrenzungen von Downloads nun wahrlich kein Kostenpunkt mehr.

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Nun denn, nachdem knappe 115 MB für die Version 2.0 des Pro Packages durch die Leitung gelaufen sind, geht es mit der Installation los. Auch bei Captainsim braucht man eine Internet-Verbindung für die Aktivierung der Installation. Letztlich funktioniert alles aber relativ unkompliziert.

Das Außenmodell

Das Außenmodell ist meines Erachtens sehr schön geraten. Die Proportionen stimmen, und auch verspielte Naturen können mit den etlichen Animationen, die über ein “Animation Panel” anzusteuern sind, ihrem Spieltrieb frönen. Man kann die Gear Doors aufmachen, die Cowlings, den Radome, die APU Service Door und und und. Es ist genug für alle da.

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Die Texturen gefallen mir recht gut – es ist alles sauber texturiert und mir sind soweit keine groben Schnitzer aufgefallen. Zusätzliche Liveries lassen sich leicht über das Setup-Tool von Captainsim einbinden.

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Rundum ist das Außenmodell der CS757 also sehr gut gelungen.

Das Virtual Cockpit

Auch das virtuelle Cockpit gefällt größtenteils. Es ist alles ordentlich gearbeitet und auch hier bekomme ich als Simmer das Gefühl vermittelt, im richtigen 757-Cockpit zu sitzen. Es gibt drei Dinge, die mir am virtuellen Cockpit der 757 nicht gefallen:

Die Gauges sind relativ ruckelig – wie es besser geht sieht man in vielen VCs anderer Anbieter.

Die Nachtbeleuchtung ist einfach die Standard-FS-Beleuchtung – allerdings gibt es dafür im Cockpit verteilt irgendwas um die 8 Schalter, die die selbe Beleuchtung steuern. Leider sind die Schalter auch nicht mit der L- bzw Shift + L-Taste synchronisiert. Schalte ich also über einen Schalter die Beleuchtung ein und über Shift+L wieder aus, so bleibt der Schalter in der vorherigen Position und gaukelt mir immer noch vor, dass das Licht an sei, obwohl es nachweislich aus ist.

Immerhin gibt es eine Trennung zwischen Flood-Light und Instrumenten-Beleuchtung – allerdings konnte ich nicht herausfinden, wie ich die jetzt getrennt von einander ein- und ausschalten kann. Auch die Anleitung war hier keine große Hilfe.

Hier und da gibt es Inkonsistenzen zwischen dem 2d-Panel und dem VC – aufgefallen ist mir das beispielsweise am Airspeed Indicator. Im VC gibt es mehrere Speed-Bugs am ASI, während es im 2d-Panel nur den Command Speed Bug am ASI gibt.

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Optisch ist das VC also, wie bereits das Außenmodell sehr gut gelungen – die Systemtiefe wird allerdings noch zu diskutieren sein.

Sounds

Das Sound-Paket gefällt mir insgesamt auch recht gut. Vor dem Release der Version 2.1 gab es auch hier noch etliche Unstimmigkeiten, wo Warnungen abgespielt wurden, die überhaupt nicht relevant sind, bzw. nicht hätten ausgelöst werden dürfen. Im großen und ganzen passt das Soundpaket. Für die einzelnen Triebwerks-Varianten gibt es unterschiedliche Soundpakete – das dreiwellige Rolls-Triebwerk muss ja auch anders klingen als das Pratt-Triebwerk. Im Inneren sind die Unterschiede nicht so groß wie in der Außenansicht – sagen wir mal so – das Soundpaket erscheint stimmig.

Einen Punkt, den ich auch hier kritisieren möchte ist allerdings der Flap-Sound. Mich ärgert es sehr, dass hier noch ein Paket verkauft wird, bei dem sehr deutliche Wiederholungen beim Fahren der Flaps zu hören sind. Auch wenn man davon vorne im Cockpit eigentlich fast gar nichts hört, finde ich es sehr störend diese Wiederholungen zu hören. Hier sollte CS m.E. unbedingt nachbessern.

Systemsimulation & 2d-Panel (Andreas Pinheiro)

Zunächst einmal vorweg: Das Review dieses Fliegers hat mich unheimlich viel Zeit gekostet, da es mein momentaner Arbeitsplatz ist und ich versucht habe jedes Detail abzugleichen. Das ist nicht immer im Sinne des Lesers, da dieser unter Umständen nur eine „757 zum Rumfliegen” sucht. Daher muss man meine Betrachtungen insofern etwas einschränken. Ich habe trotzdem versucht aus der Sicht des geneigten „Simmers” zu rezensieren. Hoffentlich ist mir das dann auch gelungen!

Das 2D Panel

Das 2D Panel ist grafisch wirklich gut geworden. Es ist fotorealistisch und mit den altbekannten Befehlen lassen sich alle wichtigen Unterpanels aufrufen. Außerdem gibt es ein extra Klickspot Fenster (unten links) um einige Panels und Befehle auszuführen. Eine Übersicht ist hier zu sehen:

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Leider gibt es hier doch einige deutliche Kritikpunkte. Zunächst ist die Ablesbarkeit aller Primary Instruments, besonders jedoch von HSI und ADI schlecht. Auch in höheren Auflösungen kann man das Altimeter nur durch „Raten” des korrekten Druckes einstellen – schade. Was die Performance der Instrumentendarstellung angeht, bleibt aber alles fliegbar.

CS hat sich bei dieser B757 von einem etwas älteren Cockpit Layout inspirieren lassen. Das ist grundsätzlich okay. Das ADI hat die FMA (Flight Mode Annunciation, so wie LNAV, SPD) nicht oberhalb des künstlichen Horizontes (wie eigentlich alle späteren 757-Customer), sondern unterhalb verteilt (etwas unübersichtlich). Zum Vergleich habe ich mal ein Real-Aircraft Bild beigefügt. Hier kann man schön die Flight Modes oberhalb des ADI sehen.

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Dies führt dazu, dass man auch kein Speed-Tape neben dem ADI (künstlichen Horizont) hat, sonder auf die konventionelle Uhr zurückgreifen muss. Wäre kein Problem, wenn das Einstellen der Speed Bugs nicht so eine Zumutung wäre. Hier haben viele Entwickler, wie bspw. auch LDS gezeigt wie einfach es gehen kann. Ein Klickspot könnte das Problem lösen.

Das zweite Problem an der 2D Sicht ist noch gravierender: Es macht einfach keinen Spaß den Flieger in diesem Panel zu bedienen. Warum? Man muss zu häufig weitere Fenster aufklicken. Vor allem die fehlende Integration der „Range Selection” und der „Altitude Selection” (!!!) nervt gewaltig. Diese beiden Subpanels müssen andauernd geöffnet bleiben – unglaublich unkomfortabel. Sollte man einmal die Sicht wechseln, oder das FMS benutzen, stören diese Panels, da sie immer im Vordergrund sind.

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Auch hier sei LDS wieder als Referenz herangezogen, wie man alle wichtigen Systeme in das Hauptfenster integriert.

Das 2D-Pedestral (Schubhebel) ist nur über einen Klick auf dem kleinen Klickspot-Fenster zu erreichen, daran gewöhnt man sich aber schnell, da man es auch nicht immer braucht.

Insgesamt gefiel mir das 2d Panel optisch sehr gut, allerdings ließ die Aufteilung und die Ablesbarkeit der Instrumente doch sehr zu wünschen übrig. Ich habe meine Flüge dann lieber im (ressourcenfressenderen) VC fortgesetzt. Insgesamt bin ich hier von CS doch enttäuscht. Man hätte aus dem schönen Design mehr machen können.

Die Systeme

Nachdem mich das Panel nun mal nicht vom Hocker gerissen hat ging ich zur Begutachtung der Systeme über. Noch einmal vorweg: Ich fliege dieses Flugzeug momentan beruflich und bin deshalb natürlich auch mit allen Systemen vertraut (alles andere wäre auch peinlich). Trotzdem erwarte ich von einer Umsetzung für den FS nicht, dass sie so systemtreu ist wie ein Profi Sim (auch wenn sich die CS Version „PRO” nennt). Das wäre zuviel verlangt. Auch die Umsetzung von LDS ist hier nicht das Maß aller Dinge (diese ist wirklich erstaunlich gut), da CS ja vielleicht nicht nur die 757 Fans ansprechen möchte, die alles bis ins kleinste Detail genau simuliert haben wollen.

Allerdings muss CS sich schon an seinem PRO „auf der Packung” messen lassen. Sprich: Systeme sollten 1. vorhanden sein (zumindest die Hauptsysteme), 2. bedienbar sein (Umsetzung im Panel) und 3. auch funktionieren.

Für alle die einen System-Simulator im Stile der LDS 767 suchen vorweg (Lesezeit gespart): Finger weg. Diese Systemtiefe wird von der CS757 nie auch nur annähernd erreicht!

Fuel, Hydraulik etc.

Fangen wir mit der Hydraulik an:

Diese lässt sich am Overhead-Panel sehr schön, wie auch im echten Leben, bedienen. Die 757 hat 6 hydraulische Pumpen (2 mechanische, die nur laufen, wenn die Triebwerke laufen, und 4 elektrische). Den Druck kann man auf der Status Page ablesen. Zumindest im Flieger. Die CS757 gibt einem nur Auskunft über die Füllmenge. Das ist aber nicht so schlimm.

Wenn man alle Pumpen ausschaltet funktionieren hier auch die Steuerflächen nicht mehr. Soweit ist alles mit der Realität d’accord. Will man aber überprüfen, ob denn die Bremse auch wirklich am rechten Hydrauliksystem hängt, wird man enttäuscht. Diese funktioniert zum Beispiel immer, egal, ob die Systeme Druck haben oder nicht. Auch wenn der Akkumulator leer ist (komplizierter zu simulieren) funktionieren die Bremsen noch. Flaps fahren auch ohne Hydraulik (sehr praktisch!). In der 757 gibt es eine so genannte PTU (Power Transfer Unit) zwischen dem linken und rechten System. Von dieser hat CS offensichtlich noch nie etwas gehört… Macht das Fliegen einfacher.

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Weiter zur Pressurisation

Die Bedienung ist wie im echten Flieger, das hilft aber nicht viel, denn das „Knöpfchendrehen” ist offensichtlich sinnlos.

Über diese werde ich nicht viele Worte verlieren, denn in der 757 von CS ist jeder Flug über FL100 lebensgefährlich. Die Kabine steigt immer weiter mit. So hat sie dann in FL340 sagenhafte 18000ft erreicht, bei einem Differenzdruck von 6 PSI. Normal wäre hier eine Höhe von 6000ft und ca. 9PSI (max. Differenz). Dementsprechend kann man in diesem Punkt nicht von einer Simulation reden.

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Das Fuel System

Auch hier kann man alle Pumpen bedienen. Das sieht auch wirklich schön aus. Auch wird die Systemlogik beachtet, dass der CTR Tank zuerst geleert wird. Das ist aber auch schon alles. Ein Crossfeed (Fuel wird nur aus einem Tank „gezogen”) gibt es nicht, auch wenn das dazugehörige Valve gesteuert werden kann.

In diesem Sinne geht es mit weiteren Systemen weiter

Die Engine Fire Switches können gezogen werden (im Falle eines Feuers). Allerdings läuft die Engine dann weiter – was eigentlich schwer möglich sein sollte, ohne Elektrik, ohne Hydraulik und ohne Fuel. Beim Ziehen der Fire Handles wird das jeweilige Triebwerk eigentlich von all diesen Systemen entkoppelt.

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  • Das sollte nicht sein: Das Feuer ist gelöscht und die Engine läuft noch.
  • IRSse können ohne eine Eingabe im FMS alignt werden, und tun das dann auch viel zu schnell (hier wäre die Option, dass man die Zeit, die das IRS für das Ausrichten braucht eleganter gewesen – siehe andere Entwickler).
  • Der Triebwerksstart ist vollkommen unrealistisch, weil viel zu schnell.
  • Das Öffnen der Passagiertüren 4L und 2L triggert kein Light am Annunciator Panel, das Öffnen der FWD Cargo DOOR sollte am Boden keine Master Warning auslösen und so weiter.


Meine Liste ist hier wirklich noch viel länger – ich erspare es dem Leser.

Es macht wenig Freude an dieser Rezension, da wir bereits Version 2.1 abgewartet und CS zuvor zwei Seiten Bugs mitgeteilt haben. Ich weiß nicht, was ich hierzu sagen soll. Ich bin enttäuscht und wenn ich positive Systembewertungen anderer Portale zu diesem Produkt lese platzt mir die Hutschnur.

Wer allerdings eine 757 ohne viel Schnickschnack systemseitig sucht ist hier genau richtig! Denn die Systeme können alle bedient werden (vorbildlich!) funktionieren nur nicht so, wie in Wirklichkeit. Außerdem muss man sich nicht um die Kleinigkeiten kümmern. Daher ist zumindest in diesem Punkt auch der Anspruch entscheidend.

Die Frage, ob man Abnormals realistisch abhandeln könne, erübrigt sich, nach dem oben Gesagten.

Navigation

Um mit einem Flieger zu Navigieren braucht man Instrumente, Anzeigen und heute auch ein FMS. Dieser Punkt ist wohl für alle User sehr wichtig, denn ohne eine vernünftige Navigation kann man einen Flug wohl nicht durchführen. Außerdem gehört heute auch das Auto Flight System, sprich der Autopilot dazu. All diese Punkte sind eng miteinander verknüpft.

Instrumente

Wie Bereits im 2D-Teil angedeutet haben mich die Instrumente auf Grund ihrer Ablesbarkeit nicht wirklich überzeugt. Allerdings muss man sagen, dass sie ansonsten einwandfrei funktionieren.

Der PLI (Pitch Limit Indicator, soll einem Piloten die maximale Pitch bis zum Stall vorgeben) funktioniert allerdings nicht wirklich. Eine Pitch von 15° nach dem Take Off ist für die 757-200 nicht limitieren. Hier sollte das Limit eher im Bereich von 22° angesiedelt sein. Wenn man denn über diesen Pitch Wert zieht geschieht auch nichts Großartiges und der Flieger stallt nicht. Insofern ist die Simulation ungenau.

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Ein weiterer Einwand ist in Bezug auf die Triebwerksinstrumente zu machen. Hier stimmt vieles nicht. Die Leistungssetzungen sind ungenau und die EPR Berechnung hat nichts mit der Realität zu tun. Außerdem fiel bei mir das untere EICAS regelmäßig aus. In diesen beiden Punkten muss CS wohl noch dringend nachbessern.

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Nun gut, kommen wir zu den direkten Navigationsinstrumenten. Hier hat CS die 757 sehr eigenwillig interpretiert:

Einfach ein VOR reindrehen und das Radial abfliegen geht hier aus mehreren Gründen nicht. Zum einen kann man das Vor zwar tunen, aber nur im manuellen Modus (nicht FMS gesteuert) auch einen CRS eindrehen. Zum anderen wird das Radial nie angezeigt. Die Nadel ist im HSI immer zentriert.

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Der ILS Reciever wird dagegen wie in der Realität eingestellt und zeigt auch gut an. Warum das VOR Manko selbst nach der Version 2.1 nicht revidiert wurde kann ich nicht sagen.

FMS

Das FMS selbst ist dem Original Pegasus FMS der 757 nachempfunden. Und dies ist sehr gut geglückt. Grafisch ansprechend, schnell zu bedienen und originalgetreu ist es eines der Highlights dieser Simulation.

Mit (wieder) einigen Abstrichen: Zum einen lassen sich keine Winde eingeben, der Rest-Fuel an der Destination ist Speed- und (natürlich) Wind-unabhängig und die Route Page kann im Flug nicht mehr bedient werden.

Außerdem fiel ein Bug auf, in dem das FMS immer dachte die Route sei zu Ende (End of Route) und dann keine neuen Eingaben mehr zuließ.

Die Database ist außerdem sehr begrenzt – meinen geplanten Flug von Paris nach Nizza konnte nicht auf der Route Page eingegeben. Abhilfe hierfür schafft sicherlich die FS Szene über längere Sicht. Leider ist bis dato noch nicht klar, ob für die CS757 die Navigations-Daten auch von Navigraph bezogen werden können.

Auf der Takeoff Page kann man die Klappenstellung für en Start und die reduzierte Start-Temperatur eingeben. Dann erhält man auch einige Speed werte. Diese Stimmen für die Standart Bedingungen sogar ganz gut…

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Insgesamt ist das FMS trotz einiger Kritikpunkte angenehm zu bedienen und vor allem durch seine Optik ein schöner Teil der CS757.

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Autoflight

Das Autoflight System wird in der 757/767 am so genannten MCP (Mode Control Panel) bedient. Dieses ist (Altitude fehlt s.o.) nicht vollständig im Start Panel vorhanden. Daher muss man zum fliegen über „Shift-8″ das gesamte Panel aufrufen.

Hier habe ich auch alle Modes getestet und einige Abweichungen gefunden. Diese sind aber größtenteils kleinere Fehler, die ohne genauere Kenntnis der Funktionsweise nicht auffallen.

Die 757 wird entweder in LNAV/VNAV (also vom FMC) navigiert, oder kann auch über einige Manual Modes (V/S, Alt Hold, FLCH, HDG) geflogen werden. Hier hat man eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Die FMC-Modes funktionieren einwandfrei. Nur bei zu starken (90°) Turns kommt der Rechner des FMC manchmal nicht nach und übersteuert.

Auch V/S und FLCH (Idle descent, clb THR climb) sind korrekt anwählbar. Somit ist das Modul solide designed.

Zwei Kritikpunkte sind jedoch weiterhin erheblich:

Das Anwählen von Höhen oder von Kursen ist sehr seltsam: Teilweise laufen Höhen und HDG’s einfach durch und müssen mit einem Mausklick gestoppt werden um das gewünschte zu wählen, teilweise funktioniert alles super. Die Systematik ist mir hier nicht klar…

Schlimmer noch ist die Programmierung des HDS Select Modes, mit dem man z.B. Radar Vektoren abfliegt:

Hier kann kein HDG, sondern immer nur ein TRK gesteuert werden. Bedeutet, wenn ATC ein HDG gibt, dann muss man sich überlegen wie denn der Wind ist und den WCA (oder DA) addieren oder subtrahieren. Das ist unzumutbar. Ich habe diesen Fehler allerdings schon häufiger in AddOns gesehen (auch bei LDS) und denke, dass dieser leicht zu beheben ist. Bis dahin fliegt man lieber im LNAV Modus….

Insgesamt ermöglich das Autoflight System aber einen reibungslosen Flug von A nach B. Sollte ein Triebwerk ausfallen würde ich dem System (vor allem dem Auto Throttle) nicht mehr vertrauen: Hier ist die Gefahr groß, dass sich der Flieger in den Stall fliegt (ohne Not..).

Flugdynamiken

Ich muss auch hier vorweg nehmen, dass für mich eine Tatsache unabänderlich ist: Ein Simulator ist kein Flugzeug und wird es auch nie sein. Daher finde ich den Vergleich mit einem reellen Flugzeug auch nicht besonders gelungen (vor allem, wenn man das Flugzeug nie geflogen ist).

Mein Anspruch ist eher der, dass die Simulation dem User ermöglichen sollte Verfahren und Techniken zu trainieren, um diese dann anwenden zu können (das Gehirn zu schulen). Ich halte es für vernachlässigbar, wenn das Produkt nicht alles ganz genau abbildet, wichtig ist nur, dass es „an sich” vom Flugverhalten her stimmig ist. Ein Jet sollte wie ein Jet fliegen, eine Cessna172 wie eine Einmot. Ob dann alles im Detail mit der Realität übereinstimmt ist gar nicht so wichtig. Das können die teueren Simulatoren auch nicht genau abbilden.

Man soll ein Gefühl für das Flugempfinden bekommen oder genauer: Man sollte in der Lage sein den Simulator zu beherrschen. Das geht nur, wenn er stimmige Flugdynamiken aufweist.

Handling

Die CaptainSim (CS) 757-200 macht bei den ersten fliegerischen Versuchen zunächst einen durchwachsenen Eindruck.

Beim Taxi sind die Turns viel zu weit und können nicht eng genug gefahren werden. Ich weiß, dass der Programmierer hier vor der Wahl steht entweder die Ruderwirkung zu zeigen (diese ist am Boden eben schwach) oder aber sofort auf die Bugradsteuerung zu schwenken. Hier hat sich CS offensichtlich für ersteres entschieden, was dazu führt, dass man immer mit differentieller Power rollen muss. Das finde ich zumindest unschön.

Zunächst fällt beim Start sehr negativ auf, dass man vom PLI (Pitch Limit Indicator), den so genannten „Eyebrowes” eine maximale Pich von ca. 14 ° angezeigt bekommt. Das ist ziemlicher Blödsinn, da man nach dem Start, selbst bei hohen Gewichten, problemlos auf 20° Pitch ziehen, kann. Der PLI liegt meist darüber. Unsere Firma hat deswegen ein Pitch Limit eingeführt von 22 °. Dieses ist meistens die Beschränkung, nicht aber der PLI.

Trotzdem scheint das Aerodynamische Modell der CS mir recht zu geben: Denn wenn man einmal den PLI überschreitet ist die Stall Warning normalerweise nicht sehr weit weg. Mutig habe ich das also getan und siehe da: Keine Stall Warning. Somit ist zumindest aerodynamisch alles in Ordnung.

Die Stabilisierung um die Hochachse lässt jedoch einiges zu wünschen übrig. Die Libelle im ADI wandert bei jedem Turn kontinuierlich oder chaotisch von links nach rechts. In einem Airliner fliegt man eine Kurve nicht mit Rudder, das macht der Flieger z.B. über das verschiedenartige Ausfahren der Spoiler oder Ailerons.

Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die Yaw Damper keinen wirklichen Effekt hatten. Das „Schieben” eines Verkehrsflugzeuges sollte doch verhindert werden.

Ein weiteres Problem ist die Längsachse: Während man bei der Pitch das Gefühl hat, dass die CS757 etwas zu flink regiert warte ich bei Querruderausschlägen vergebens auf eine Reaktion. Hierdurch schaukelt sich auch häufig die Korrektur mit der tatsächlichen Reaktion des Fliegers auf und so genannte PiOls (Pilot induced oscillations) entstehen. Das gibt einem nicht nur das Gefühl nicht fliegen zu können, sondern ist auch wirklich unangenehm. Eine normaler Landeanflug wird somit schon zu einer ziemlichen Herausforderung, da man seine Inputs nicht dosieren kann.

Zu diesem Problem kommt noch hinzu, dass die Pitch Wirkung der Triebwerke völlig falsch dargestellt wird. Die B757 hat zwei wirklich kraftvolle Pakete unter den Tragflächen. Hier führen Power Wechsel unmittelbar zu Pitch Changes. Das korrigiert man irgendwann automatisch. CS hat dies unzureichend nachempfunden, so dass man meint in einem Turboprop zu sitzen. Hier kann man Jetfliegen nicht üben und man fühlt sich auch nicht wie in einem Jet.

Ein großer Vorteil der 200er war jedoch immer dir exakte Dosierung der Power und die daraus resultierende Stabilität. Dies lasst die CS 757 komplett vermissen. Zum einen ist die Power schlecht abzulesen, zum anderen ist es fast unmöglich einen genauen Wert zu fixieren: 0.02-0.03 EPR ist der Bereich in dem es geht. Umso verwunderlicher, dass dies keine wirkliche Auswirkung auf die Pitch hat.

Leider kommt hier kein wirkliches 200er Feeling auf. Gerade die exakte Power (einmal hinsehen, steht – Speed, steht auch) war ein großes Plus (und ist ein großes minus der 300er). Sie entstand durch den elektronischen Transfer der Schubhebeleingabe an die Steuereinheit der Triebwerke. Dadurch wurde ohne Zeitverzögerung reguliert. Bei der 300er wird dies über Seilzüge gelöst – und ist dementsprechend ein bisschen träger und weniger exakt. Auch haben die Triebswerkshebel bei diesem Flugzeugtyp mehr Spiel.

Die Landung wiederum ist dem CS Team ganz gut gelungen. Ich stelle nicht allzu viele Ansprüche an eine Landung im FS, da die Simulation einer echten Landung wirklich schwer ist. Auch die Multi Millionen teueren Simulatoren in Frankfurt können das nicht besonders gut. In der Realität ist da doch ein großer Unterscheid zu spüren.

Die Unterschiede zwischen Approach und GND Idle wurden umgesetzt, so dass es hier nichts zu meckern gibt. Auch der spool up nach einer idle Phase gleicht dem eines Jet Tribwerkes (mit seiner Verzögerung).

Schwammige Steuerung in der Pitch, eine zappelige Hochachse und eine (fast) nicht fliegbare Querachse disqualifizieren die CS757 in Punkto Flugdynamiken.

Support, Doku und Sonstiges

Was ist noch im Paket? Nun, die CS 757 wird ohne Anleitungen ausgeliefert, aber diese kann man sich problemlos von der CS-Seite ziehen. Die Anleitungen selbst sind okay – da ausführliche Erklärungen und auch ein Tutorial fehlen, sind die Anleitungen nichts für unerfahrene Simmer, die sich gänzlich ohne Erfahrung in das Fliegen der 757 vertiefen möchten. Es gibt zwar ein sehr ausführliches Manual zum FMC, allerdings fehlt noch die Verbindung zwischen den Prozeduren, Bedienungsschritten und Phasen des Fluges – eben der Teil, den ein Tutorial abdeckt.

Das Konfigurationstool ACE von Captainsim ist intuitiv zu bedienen. Im Endeffekt werden mit dem Aircraft Configuration Editor (ACE) neue Liveries eingebunden und die Beladung der Maschine eingestellt. Es gibt noch einen “technischen” Part, der allerdings im Regelfall nur bei Problemen und in Rücksprache mit dem CS-Support zum Einsatz kommt.

Support bekommt man bei CS über verschiedene Wege – einmal gibt es eine Knowledge Database, die einem womöglich weiterhilft, vor allem aber Probleme bei der Konfiguration abdeckt. Ferner kann man den CS-Support per Email anschreiben, oder eben Hilfe im CS-Support-Forum suchen. Der Ton von CS ist mir da manchmal etwas zu sehr von-oben-herab und beschriebene Probleme werden öfters erstmal als Fehler des Simmers hingestellt – letztlich bekommt aber jeder wohl die Antwort, die das Problem löst, oder es wurde eben ein Bug gefunden.

Ein paar Worte noch zur Navigations-DB. Sie ist eine Eigenkreation von CS und sehr weit von Vollständigkeit entfernt. Wer eine Umsetzung der 757 anbietet (mit Condor-Bemalung) und LEPA ist dem FMC nicht bekannt (auch mit Version 2.1 nicht) – nunja – ich finde das schlicht schlampig. Es ist eine Kleinigkeit und hier ist es eine, die mich ärgert und über die ich nicht hinwegsehen möchte. Eine Seite, wo man regelmäßig Updates für die Nav-DB finden kann, ist nicht verlinkt – es gibt allerdings eine Erklärung, die die Nav-DB aufgebaut ist und wie man sie editieren kann. Es gibt wohl Überlegungen, dass man später ein Update über Navigraph bekommen kann – eine Entscheidung steht noch aus.

Noch ein Aspekt, der mir weniger gefällt – es ist bei der CS757 nicht möglich, vorkonfigurierte Panel States zu laden – beispielsweise Engines off, Power on. Cold and Dark geht, indem man vor dem Laden der CS757 das Flugzeug komplett stromlos macht.

Fazit

Der wohl schwierigste Teil dieser Rezension. Eigentlich ist das Ergebnis wie erwartet – die CS757 punktet bei den Äußerlichkeiten. Bei der Systemsimulation zeigen sich deutliche Verbesserungspotentiale. Kann man eine Kaufempfehlung aussprechen? Nunja, unserer Meinung nach nur bedingt. Wer ein wunderbares Außenmodell haben möchte, das anständig fliegt und auch eine ausreichende Repräsentation des FMCs bietet, so dass man mit LNAV und VNAV ans Ziel kommt, für den ist die CS757 die richtige Option. Wer allerdings eine systemseitige 1:1 Abbildung der 757 sucht, der sollte lieber nicht zugreifen und sich selbst und auch CaptainSim Ärger ersparen. Mit 40€ ist die CS757 auch nicht unbedingt ein Schnäppchen – gerade für den FS9.

Pro Contra
  • Außenmodell / Optik
  • fehlende Systemtiefe
  • durchwachsene Flugdynamiken
Informationen Testsystem
  • Andreas
    • Intel Core2Duo E8500 @ 3,17 GHz
    • 4092 MB RAM
    • Geforce 8800 GTS 512 MB
    • FSX SP2 mit FS Global 2008 auf Windows Vista Home Premium (64bit)
  • Ingo:
    • AMD Athlon64 5000+
    • 2GB RAM
    • GF NX8800GT
    • FSX SP2 auf WinXP

Andreas Pinheiro & Ingo Voigt