Rezension: Schmackhafter PIE: St. Petersburg-Clearwater International Airport

Bert Groner ist Gastautor und war Chefredakteur des FSMagazins

St. Petersburg oder kurz St. Pete (270.000 Einwohner) und Clearwater (220.000) bilden die zwei größten Städte des Pinellas County (970.000 Einwohner) im “Mittleren Westen” des US-Bundestaates Florida. Sie liegen zwichen der Old Tampa Bay im Osten und dem Golf von Mexiko im Westen.

Der St. Pete-Clearwater International Airport https://fly2pie.com mit den IATA- und ICAO-Codes PIE und KPIE benannte Flughafen befindet sich 17 Kilometer südwestlich von Tampa International Airport an der Old Tampa Bay. Nordwestlich davon liegt die Bayside Bridge (vier Kilometer lang – Florida State Road 611) und südöstlich die Howard Frankland Bridge (zehn Kilometer lang – US Interstate 275). PIR und KPIE mussten übrigens gewählt werden, weil der Peoria International Airport im US-Bundestaat Illinois die sich aufdrängenden Kürzel PIA und KPIA bereits besetzt hatte.

Die Geschichte des Platzes geht bis in das Jahr 1913 zurück – zum Einsatz kamen damals Flugboote. Ein erster Ausbau auf dem Land begann 1941. Nach dem Angriff an Pearl Harbor übernahm das Militär den jetzt Pinellas Army Air Field genannten Platz, um Kampf- und Bomberpiloten auszubilden. Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Flugfeld erneut zivil als Pinellas International Airport genutzt. 1958 wurde der Name in St. Petersburg-Clearwater International Airport geändert, da der damalige Airportmanager (zurecht) befürchtete, dass niemand wusste, was Pinellas ist und wo es liegt.

Bis 2015 verfügte der Platz über die vier Bahnen 4/22, 9/27, 17L/25R, 17R/25L (zugleich als Taxiway A genutzt). Letztere wurde im genannten Jahr zum alleinigen Taxiway A zurückgebaut, die 9/27 geschlossen. Die Änderung kann mit der Zeitfunktion von Google Earth nachvollzogen werden. Durch Änderung der magnetischen Missweisung wurde 2012 die Bezeichnungen der 17L/35R in 18L/36R sowie der 17R/35L in 18R/16L geändert. Seit dem Wegfall der 17R/36L lautet die Bezeichnung der verbleibenden Hauptbahn 18/36. Die geschlossene 9/27 wird momentan zu einem Rollweg mit Abstellplätzen umgebaut.

Die 18 wurde mit einem CAT II-ILS und als einzige Bahn mit einer Anflugbefeuerung des Typs MALSR sowie einer Aufsetzzonenbefeuerung, die 36 mit einem CAT I-ILS ausgerüstet. Die 4 und die 36 können mit Hilfe des am Platz befindlichen VOR/DME ST PETERSBURG PIE 116,40 MHz erreicht werden, die 18 und die 36 zusätzlich per RNAV-Verfahren.

Am einzigen Terminal wurden zehn Parkpositionen für Passagiermaschinen – zwei davon mit Jetways – eingerichtet. Westlich abgesetzt sind drei Parkpositionen verfügbar. Laut der US-amerikanischen Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) www.faa.gov sind rund 280 Flugzeuge am Platz stationiert. Zumeist Maschinen der Allgemeinen und Geschäftsluftfahrt, aber auch Flächen- und Drehflügler der hier stationierten US-Küstenwache sowie der United States Army Reserve.

Betreiber Pinellas County meldet für 2023 den Transport von 2.494.952 Passagieren. Der Tampa International Airport kam im gleichen Zeitraum auf 23.948.889 Passagiere. Angaben zu Flugbewegungen, Fracht- und Posttonnage werden vom Pinellas County nicht gemacht. 99,02 Prozent der Passagiere flogen mit Allegiant Air, die restlichen 0,98 Prozent mit Sun Country. Mehr als diese zwei Airlines operieren hier nicht. Allegiant fliegt laut der englischen Wikipedia-Seite zu 51 regulären und zehn saisonalen Zielen, Sun Country zu einem, nach Minneapolis/St. Paul…

Neben den „üblichen“ Instrumentenanflüge ist der Sichtanflug “North Bay Visual Runway 18”

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Interessant: Vom Norden von der unteren Luftstraße V441 (R196 inbound PIE VOR/DME) kommend wechseln Piloten bei sieben nautischen Meilen (NM) Entfernung zum Drehfunkfeuer in den Sichflug, überfliegen ein Kraftwerk bei 1.500 Fuß AGL, sinken weiter auf 900 Fuß und passieren die Causeway Bridge nördlich des Airports. Dann folgt eine Rechtskurve zum optischen Auflinieren auf der 18 und schließlich die Landung mit Hilfe des PAPI.

Simulation

Vor einigen Monaten verriet Verticalsim , an diesem Airport zu arbeiten. Zuvor hatte das Label den “großen Bruder” Tampa International (FS MAGAZIN 4/2023) fertiggestellt. Ohne große Aufmerksamkeit der Medien wurde KPIE Anfang Mai für den MSFS veröffentlicht. Seit dem 13. Mai ist die Szenerie bei SIMMARKET erhältlich.

Unter anderem wegen Tampa, aber auch unter anderem wegen Provo (siehe das kommende Freeware-PDF “MSFS – Abseits der US-Magistralen”) ist Verticalsim für eine umfangreiche Akkuratesse bekannt geworden – und wegen schneller Fehlerbeseitigung. Um so „enttäuschender“ endete ein erster Rundgang: Es war kein (!) Problem zu entdecken. Alles passt mit Fotos und Satellitenbildern des Vorbilds überein, der Platz fügt sich nahtlos in seine Umgebung ein.

„Fraglich“ war die Florida State Road 686A, der Gateway Expressway, der laut Google Earth und anderen Online-Quellen südwestlich des Flughafens nach Süden bis zur Kreuzung mit der Florida State Road 690 fortgeführt wird. Im MSFS und seinem hauseigenen Luftbild-Provider Bing Maps endet die Schnellstraße an der Kreuzung mit der Florida State Road 688, der Ulmerton Road. Wie der Designer Mitte Mai mitteilte, ist das tatsächlich so. Das Satellitenbild von Bing Maps als die Basis für die KPIE-Szenerie ist mindestens sechs Jahre alt und damit veraltet. Auf die Integration eines eigenen Luftbildes, was sehr arbeitsintensiv gewesen wäre, wurde verzichtet.

Alle Bauten, Roll- und Abstellflächen werden nach stichprobenartigen Abgleichen mit Fotos korrekt mit den real vorhandenen Markierungen und Beschilderungen dargestellt, die Texturierung und die Beleuchtungen wirken überall am Platz stimmig und plausibel. Neben den Parkplätzen auf der Landseite und dem dortigen errichteten Towers kann sich das Terminal von außen und innen sehen lassen.

Die Luftseite zeigt alle Einrichtungen des Vorbilds, einschließlich animierter Jetways und der beiden Werftbetriebe Signature und Sheltair Aviation, der Küstenwache und den zahlreichen Hangars für die Allgemeine und Geschäftsluftfahrt. Auch die kleine Feuerwache und das kleine Vorfeld mit Hangar der United States Army Reserve sind vorhanden. Der Detailgrad und die Menge der zu entdeckenden Einzelheiten wie etwa Warnkegel und Absperrungen, Bodenequipment und Klimaanlagen ist hoch.

Aviatisch sind alle wichigen Dinge wie die Frequenzen der ILS sowie des VOR/DME und die Bahnebefeuerungen korrekt. Die Performance ist immer gut – auch mit den derzeit verfügbaren “Dickschiffen” wie den 737 von PMDG, den Free- sowie Payware-A320ern und der Maddog.

Fazit

Gut gemacht, Verticalsim… Wieder ein sinnvolles Ziel abseits der Hauptflugrouten in den USA und ein optisch beeindruckender, kleinerer Airport. Kaufempfehlung für diesen schmackhaften “PIE” für Freunde der virtuellen USA im MSFS!

Bert Groner
Gastautor

Ergänzungen

Payware

Wer die Airports Tampa und St. Petersburg-Clearwater nutzt, sollte unbedingt die “Florida West Coast Bridges” von rkbrigder einsetzen. Die deutlichen Verbesserungen von insgesamt 66 Brücken in West-Florida sind die dafür geforderten 25 Euro wert.

Freeware

“michail71” bietet bei flightsim.to eine Korrektur von Uferlinien und Vegetationen im Bereich der Zwillingsstädte an. -> https://de.flightsim.to/file/59025/water-fixes-for-st-petersburg-and-clearwater-florida

“US Profiles” haben bereits ein Profil für GSX Pro von FSDreamteam (FSDT) erstellt und ebenfalls bei flightsim.to hochgeladen. -> https://de.flightsim.to/file/73916/gsx-pro-profile-verticalsim-st-pete-clearwater-int-l-airport-kpie-us-profiles-x-verticalsim

Flugnavigationskarten

http://airnav.com/airport/KPIE

1 Kommentar
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Michael
Michael
6 Monate zuvor

Klasse Review, insb. mit den hilfreichen Ergänzungen “wie im richtigen Leben”. Danke, Bert!