Vier Triebwerke für eine Reise nach Afrika

Vorwort

Vor einiger Zeit dachte ich über mein persönliches “Flusiverhalten” nach und stellte mir folgende Fragen:

Warum fliege ich immer nur durch Europa?
Warum fliege ich immer nur Airbus?
Warum ändere ich daran nichts?

Eine konkrete Antwort konnte ich nicht direkt finden – aber ich wollte etwas ändern. So ist die Idee für diesen Beitrag entstanden, der sich mit einer fiktiven und kreativen Hintergrundgeschichte eines Trips nach Kapstadt befasst.

Viel Spaß beim Lesen!
(PS: Information zu genutzen Add-Ons, Szenerien, etc. findet ihr ganz unten)


Prolog

Es ist 6 Uhr morgens, mein Telefon klingelt. Ein scharfer Ton reißt mich aus dem Schlaf, und ich blinzle ins grelle Licht des Weckers. Langsam schäle ich mich aus meinem Bett, ziehe den Vorhang beiseite und lasse die ersten Sonnenstrahlen auf mein Gesicht fallen. Ein Moment des Genusses, bevor der Tag wieder seinen Lauf nimmt. Das Telefon klingelt weiter. Ich gehe hinüber, nehme ab und höre eine vertraute Stimme am anderen Ende. „Aha … Alles klar … Ich bin sofort unterwegs“, sage ich, ohne weitere Worte zu verlieren.

Ich bin Privatpilot, und in meinem Beruf zählt jede Sekunde. Heute gibt es einen neuen Auftrag, etwas Spezielles. In einer Woche soll meine geliebte Avro RJ in Kapstadt positioniert sein, um dort weitere Passagierflüge durchzuführen. Es klingt nach einer großartigen Gelegenheit, vor allem weil der Auftrag gut bezahlt wird. Aber der Weg dorthin ist alles andere als einfach.

Die Herausforderung besteht darin, erst einmal ins weit entfernte Südafrika zu finden. Von meinem Standort am Flughafen Malta, den ich nicht zuletzt wegen der günstigen Betriebskosten gewählt habe, sind es 8.000 km Richtung Süden. 8.000 km, die mich durch unterschiedliche Länder, Vegetationszonen und Wetterverhältnisse führen werden. Eine Reise, die anstrengend und lang ist, aber genau das ist es, was ich liebe zu tun.

Die Strecke ist kein Spaziergang. Ich plane jeden Schritt im Detail: Tankstopps, Wetter, mögliche Ausweichflughäfen. Wenn du als selbstständiger Pilot auf einem so langen Trip unterwegs bist, muss alles stimmen. Die Avro RJ ist zuverlässig, aber selbst das beste Flugzeug kann nur so gut fliegen wie der, der es steuert. Das weiß ich nur zu gut.

Erste Etappe

Da steht sie vor mir, die Avro RJ, der Jumbolino – etwas unförmig, dennoch durchaus liebenswert. Nach einem schnellen Outside-Check steige ich also ins enge Cockpit und gebe etwas Strom auf den Flieger. Es fängt an zu blinken, ein kurzes Klingen ertönt – herrlich. Meine erste Etappe führt mich geradewegs Richtung Süden in die Wüstenstadt Sebha. Sie liegt im Süden Lybiens und somit im Herzen der Sahara-Wüste. Als Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Fezzan spielt eine wichtige Rolle als regionales Handelszentrum. Die Stadt wurde ursprünglich als Oasenstadt gegründet und war über Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Knotenpunkt für Karawanen, die Waren zwischen Nordafrika und Subsahara-Afrika transportierten. Heute hat Sebha etwa 100.000 Einwohner und ist bekannt für ihre wüstengeprägte Umgebung und die Nähe zu bedeutenden Öl- und Gasvorkommen.

Das Wetter auf dem Weg dorthin ist so weit ruhig. Nachdem ich mein Briefing zu Route, Treibstoff und Co durchgeführt habe, wird die APU gestartet, um Kabine und Cockpit mit frischer Luft zu versorgen. Die Startvorbereitungen verlaufen reibungslos, das benötigte Kerosin ist schnell getankt und das FMS wird mit den benötigten Daten zu Routen und Performance gefüttert.

Nach dem Erhalten der IFR- und Start-Up-Clearance, geht es an den Triebwerksstart. Es dauert eine gute Weile, bis alle Triebwerke des Typs Lycoming LF507 vollständig hochgefahren sind. Doch dann steht dem Rollen zur Startbahn nichts mehr im Wege. Bevor ich mich auf Runway 31 begeben kann, muss noch kurz der Start eines A320 der Malta Airlines abgewartet werden. Danach heißt es endlich „Ready for Take-Off“ und ich darf die vier Schubhebel langsam nach vorne bewegen. Mit kreischenden Engines verlässt die Avro behutsam den Boden – Auf Wiedersehen, Malta. Es wird einige Zeit dauern, bis ich hierhin wieder zurückkehren.

Nach dem Start geht es in eine scharfe Linkskurve, sodass ich mich nun auf direktem Kurs nach Süden befinde. Die Maschine steigt auf 29.000 Fuß. Sobald diese erreicht sind, beschleunige ich weiter auf Mach 0.7 – Spitzenleistung für die RJ. Schnell befinde ich mich über dem Mittelmeer. Es ist nicht mehr weit bis zum afrikanischen Kontinent.
Sobald ich diesen erreiche, komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. Unter mir befindet sich eine unglaubliche Wüstenlandschaft. Sie gleicht einem Ozean, nur dass die Wellen nicht blau, sondern rot sind. Ich bin beeindruckt.

Bevor ich mir zu lange die Nase an den Cockpitfenstern zerdrücke, geht es jedoch bereits an die Vorbereitungen für den anstehenden Sinkflug. Es dauert nicht mehr lange, bis zwischen all den Dünen Sebha mitsamt Flughafen auftaucht. Nur wenige Minuten später setzt die Avro sanft auf und ich sage mit etwas Stolz: „Willkommen in Afrika!“ Somit ist die erste Etappe erledigt, doch die Zweite lässt nicht lange auf sich warten.

Keine Pause – weiter geht’s!

Angekommen an einer Parkposition, stelle ich die Triebwerke ab, betätige die notwendigen Schalter und Knöpfe und lese zum Schluss die entsprechende Checkliste. Doch Aussteigen und in die lybische Kultur eintauchen steht nicht auf dem Plan. Also wird neuer Sprit getankt, die Route eingegeben und sich auf einen erneuten Start vorbereitet. Gegen 9.30 Ortszeit, lediglich drei Stunden nach dem Start in Malta, stehe ich nun wieder an der Startbahn. Dieses mal lautet mein Ziel Flughafen Djanet-Tiska.
Djanet ist eine Stadt im Süden Algeriens. Sie liegt in der Region Tassili n’Ajjer, die für ihre beeindruckenden Felsformationen und prähistorischen Felsmalereien bekannt ist. Ursprünglich als Oasenstadt gegründet, war Djanet über viele Jahrhunderte hinweg ein wichtiger Handelspunkt für Karawanen, die Waren zwischen Nordafrika und dem Süden transportierten. Heute ist die Stadt mit etwa 20.000 Einwohnern ein beliebtes Ziel für Touristen, die die einzigartige Wüstenlandschaft und die kulturellen Schätze der Umgebung entdecken möchten.

In Djanet-Tiska angekommen, halte ich kurz an. Nachdem die Triebwerke gestoppt sind und die Checkliste abgearbeitet ist, bereite ich mich auf den nächsten Abschnitt vor. Die sengende Sonne über der algerischen Wüste scheint noch intensiver als zuvor. Während der Treibstoff aufgetankt wird, lasse ich meinen Blick über die karge Landschaft schweifen – eine Stille, die fast greifbar ist, nur unterbrochen von den leisen Geräuschen des Windes, der über die Dünen zieht. In solchen Momenten wird mir klar, wie eindrucksvoll der Kontrast zwischen der Wüste und der bevorstehenden Reise in den tropischen Regenwald ist.

Alle Vorbereitungen sind für den nächsten Abschnitt abgeschlossen. Da ich schon von der bisherigen Reise etwas mitgenommen bin, suche ich einen Unterschlupf in der Stadt und ruhe mich aus, bevor es morgen weiter geht.

Der nächste Morgen

Verdammt! Verschlafen! Schnell gehe ich alle Systeme der Avro RJ durch und gebe die nötigen Routendaten ins FMS ein. Die nächste Etappe führt uns nach Bamenda, einer Stadt im Nordwesten Kameruns, die von Hügeln und üppigem Grün umgeben ist. Kaum zu fassen, dass wir uns von der kargen Sahara in ein tropisches Paradies bewegen. Während wir den Flug aufnehmen, ändere ich den Kurs in Richtung Süden, und die Landschaft unter mir beginnt sich stark zu verändern. Die Wüste weicht dichten Wäldern, weiten Feldern und Flüssen.

Mit zunehmender Feuchtigkeit in der Luft spüre ich die tropische Wärme und die sich schnell verändernden Wetterbedingungen. Gewitterwolken ziehen sich am Horizont zusammen, und während wir den finalen Anflug auf Bamenda vorbereiten, wird das Terrain immer anspruchsvoller. Die steilen Hügel und dichten Wolken verlangen meine gesamte Aufmerksamkeit und ein gutes Briefing im Vorhinein. Der Flughafen selbst ist verhältnismäßig gut ausgestattet, doch der Anflug hier ist, besonders unter diesen Bedingungen, kein Kinderspiel. Volle Konzentration ist angesagt.

Der Flugzeugtank wird wieder aufgefüllt, die Route überprüft und es geht weiter. Der nächste Abschnitt führt uns nach Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Während der Flug über den mächtigen Kongo-Fluss führt, entdecke ich die gewaltige Weite des Regenwaldes darunter. Unten breitet sich ein riesiges, grünes Mosaik aus, das von zahlreichen Flüssen durchzogen wird. Die Landschaft ist atemberaubend und doch spürt man die unbändige Kraft der Natur.

Der Anflug auf Kinshasa ist anspruchsvoll, da sich rund um den Flughafen starke Wetterphänomene bilden. Doch so präzise wie möglich steuere ich das Flugzeug sicher zur Landung. Kinshasa, mit all seiner Hektik und Lebendigkeit, ist ein klarer Gegensatz zu den ruhigeren Zwischenstops zuvor.
Doch der Aufenthalt ist kurz. Nachdem der Tank gefüllt und alle notwendigen Vorbereitungen getroffen sind, beginnt der nächste Abschnitt: Menongu. Ein kleiner Flughafen im Herzen der Republik Kongo, fernab der gewohnten Infrastruktur. Doch gerade das macht diese Reise aus – sie ist ein echtes Abenteuer.

Dort angekommen, erlaube ich mir erneut eine längere Pause.

Die nächste Etappe führt uns von Menongu nach Walvis Bay, einem namibischen Hafen. Umgeben von den gigantischen Sanddünen der Namibwüste und dem Atlantik, ist der Flughafen eher klein und fein. Ich genieße den kurzen Aufenthalt, doch schon bald geht es erneut weiter. Das Ziel dieser langen Reise ist Kapstadt – eine Stadt, die sowohl für ihre wundervolle Natur als auch für ihr lebendiges Stadtleben mitsamt internationalem Flughafen bekannt ist.

Fast am Ziel

Der Flug nach Kapstadt führt uns über die spektakuläre Küstenlandschaft Südafrikas. Der Tafelberg und die weitläufigen Strände zeichnen sich klar vor mir ab, während sich die Stadt allmählich unter uns entfaltet. Der Anflug ist einfach und wunderschön. Nachdem ich die Maschine ein letztes Mal sicher auf dem Boden gebracht habe, rolle ich langsam auf die Parkposition. Diese Reise, die mich durch so viele verschiedene Länder, Regionen und Landschaften geführt hat, kommt nun zu ihrem Ende.

Obwohl ich nun hier stehe und es endlich geschafft habe, sage ich mir, dass, wie so oft, der Weg hierhin letzendlich die große, bereichernde Erfahrung war anstatt das eigentliche Ziel – es war ein schöner Weg.


Das war sie: meine Kurzgeschichte zu einem Trip nach Afrika. Mein Fazit dazu lautet ganz klar: Probiert es auch mal! Es ist definitiv lohnenswert, einfach mal etwas Neues auszuprobieren. Auch wenn es am Ende nicht gefällt, hat man eine Erfahrung mehr gesammelt.
Außerdem durfte ich feststellen, dass Flugsimulation und freie Kreativität unglaublich gut zusammenpassen.

Apropos passen: Auch die Lackierung der Avro RJ mit der Registrierung D-SIMF passt ausgezeichnet zu diesem Trip. Erstellt wurde sie vom Creator CptAnubis nach meinen persönlichen Wünschen.
You did an excellent job, Grant. Thank you very much!

Schaut gerne bei CptAnubis auf flightsim.to vorbei.

Add-Ons

JustFlight RJ Professional bei Simmarket (64,41 €)

JUSTSIM Malta International Airport bei Simmarket (25,35 €)

FSDG – CAPE TOWN bei Simmarket (24,99 €)

FSREALISTIC PRO bei Simmarket (22,32 €)

BeyondATC (29,99 USD)

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5 Kommentare
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Cockpitlyrics
Cockpitlyrics
4 Tage zuvor

So toll geschrieben und vor allem Lust auf Nachfliegen machend! Gerne mehr. Aber ich hoffe, du hast den Avro nicht Single Pilot Operations geflogen…

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Cockpitlyrics
Cockpitlyrics
Beantworten  Pascal
3 Tage zuvor

Auch dir danke für das Lob. So eine Überführung wäre auch mal was für unsere ObskurOps. Wir sehen uns im Stream!

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Arturo
Arturo
4 Tage zuvor

Sehr schön, da bekommt man richtig Lust. Fliege auch sehr gerne nach Afrika, da fällt mir gerade ein, mein neuer A350 war noch nicht in Afrika. Danke Dir.

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