Cessna oder Piper … das ist wie Apple oder Windows … BMW oder Daimler … oder dann doch Jacke wie Hose? An dem Wettbewerb können wir Simmer jetzt auch im MSFS teilhaben, denn Justflight stellte uns schon vor einer Weile eine P28 Arrow III in den virtuellen Hangar. Ich habe sie ausprobiert …und abgewogen. Cessna oder Piper? Lest selbst!
Das Vorbild
Die Piper PA 28 Cherokee trat ab 1960 als Konkurrent gegen die so erfolgreiche Cessna 172 an, konstruiert als gutmütiger, viersitziger Einmot-Tiefdecker für Flugschulen, Lufttaxi, Geschäfts- und Hobbyfliegerei. Ursprünglich mit 160PS aus Viertylinder-Boxermotor, fixem Fahrwerk und fixem Zweiblattpropeller ausgestattet, wurden in den folgenden Dekaden laufend Verbesserungen vorgenommen: stärkere Motoren (teils mit Turbolader), Einziehfahrwerk, verstellbarer Dreiblattpropeller, optimalere Flügel, Verlängerung der Kabine für mehr Komfort auf den hinteren Sitzen und ein geräumigeres Gepäckfach, und natürlich auch mehr und mehr elektronische Avionik. Die P28 wird in der aktuellen Version “Archer III” immer noch gebaut und für 400.000 bis 500.000€ pro Stück angeboten. Inzwischen wurden 37.000 Exemplare der verschiedenen Versionen verkauft, sie belegt den dritten Platz der meistgebauten Flugzeuge, Nummer eins ist dennoch die C172 mit 44.000 Stück.
Die 1977 vorgestellte Arrow III fliegt mit 200PS und verstellbarem Dreiblattpropeller maximal 183kn schnell, maximal 16.400ft hoch und maximal 1.800km weit, die maximale Nutzlast beträgt 520kg, fliegerisch ist sie der C172 also überlegen, deren Standardmotor (C172S) nur 20 PS schwächer ist. Beide Konkurrenten sind für IFR, aber nicht für Icing ausgestattet. Exemplare wie das von Justflight simulierte Modell aus den 70ern mit damaliger Avionik und in gutem Zustand kosten derzeit 70.000 bis zu 100.000€. Sehr gut also, dass Justflight uns den Oldie zwar nicht “billig”, aber doch deutlich günstiger in den Hangar stellt. Auch der Spritverbrauch von rund 45l Avgas100 pro Stunde geht real ziemlich ins Geld – der Liter liegt bei 2,40€ und nur gut, dass uns beim Simulieren niemand eine Rechnung schreibt! Die nächsten Jahre dürften ein größeres Angebot von gebrauchten Flugzeugen diese Art sehen, denn jüngere Pilotengenerationen nutzen die in mehrfacher Hinsicht kostengünstigere UL-Fliegerei. Die neueste P28 Generation fliegt mit Diesel (1,30€l) und verbraucht auch weniger (25l/h), kostet neu aber auch ab 400.000€ und deutlich aufwärts, die Cessna 172S wird auch immer noch produziert und kommt da nicht viel billiger.
Während eines Flugsimulatorprojekts an der Hochschule Konstanz hatte ich in den 2010ern öfter Gelegenheit, in einer P28 (Arrow II) über Bodensee und Alpen mitzufliegen, die Farbgebung der Kabine und die Avionik stimmen bin ins Detail überein, weswegen mir diese Review am Herzen liegt, obwohl sie erst spät nach Erscheinen des Flugzeugs bei Justflight entsteht. Inzwischen hat Justflight auch noch die PA 28 Warrior II und die Turbo Arrow III/IV herausgebracht, im Bündel gibt es sie billiger.
Justflights Modell
Man lädt nach dem Kauf für knapp 38€ z.B. bei simMarket ein Installationspaket von 815MB runter, dass sich dann in den Community-Ordner entpackt und dort satte 1,2GB belegt. Im Windows-Menü erscheint Justflight als Eintrag, unter dem Paintkit, Manual und Deinstallation zugänglich sind. Das Manual ist englischsprachig und führt extrem ausführlich in die technischen Systeme und ihr Handling ein – womöglich stammen viele Texte aus dem Originalhandbuch, Study-Level mal wörtlich umgesetzt. Wer die technischen Details hinter den vielen Informationen kennenlernen will, die in moderne Glasscockpits so komfortabel eingeblendet sind, kriegt hier Einführungslektüre in die Avionik geboten, und das gleich in der internationalen Fachsprache! Die Arrow III ist nämlich ein Oldie mit klassischem Uhrenladen, und hier wird wirkliche JEDES Instrument in Funktion und Gebrauch erläutert. Checklisten für Normal Procedures und für Ermergency Procedures sind integriert, sauber! Auch der Tutorialflug, für den ein Flugplan hinterlegt ist, wird Handgriff für Handgriff beschreiben. Das ist für alte Simmer vielleicht ermüdend wie Wählscheibentelefonieren, aber zum Erlernen der Abläufe in der Fliegerei super gemacht und weit weit differenzierter, als die MSFS-Flugschule: Oberstufe, nicht Kindergarten!
Den technischen Altertümchen hat Justflight ein Tablet hinzugesellt als EFB, das auch viele Simulationsfunktionen steuert: Copilot oder nicht (man sieht ihn/sie…er/sie wiegt auch was, die Interaktion geht aber dann über die MSFS-Assistenz, ob aktiviert oder nicht), Chocks, Tie-Downs, Schiebestange, Türen auf und zu, Ölstand und Batteriezustand sowie Betriebszustände (cold and dark; ready for start; ready for takeoff).
Wie sie aussieht
Im MSFS ist saugutes Erscheinungsbild bei Payware eigentlich schon erwartet – wuschige Texturen, falsche Proportionen… das ist Vergangenheit. So steht auch die Arrow III erstmal clear and crisp auf dem GA-Parkplatz in Dortmund (EDLW), von wo ich den Probeflug starte. VFR über Industrielandschaften statt Bergidyllen, mal eine ganz neue Disziplin … also rein ins Cockpit und den Start vorbereiten. Einsteigen ist bei der P28 nur über eine einzige Luke an der “Beifahrerseite” möglich: Linker Fuß auf die Raste, linke Hand an den Griff oben, mit der rechten Hand Luke aufhalten, hochziehen, rechter Fuß auf die Trittfläche auf dem Flügel …und rein…und rüber rutschen auf den Pilotensitz. Punkt für die Cessna, die ist auch zu weniger sportlichen Piloten noch freundlich beim Einsteigen mit einer Tür je rechts und links. Enger, als in der Cessna, geht es auf den Sitzen zu, vor allem hinten. In der C172 haben es Passagiere etwas bequemer.
Auf dem Pilotensitz kommt echtes Oldie-Feeling auf: rote Sitze! Uhrenladen! Abgegriffene Bedienungen! Selbst die Vorhänge an den Seitenfenstern hinten … allerliebst! Man riecht förmlich den Muff, der sich über Jahrzehnte in so einer Kabine unweigerlich festsetzt. Batterie an… und das Cockpit erwacht geräuschvoll zum Leben, so gehört das! Optisch hat das viel mehr Stil, als das nüchterne Cessna-Armaturenbrett, Sportwagen versus Käfer. Punkt für die Piper.
Die P28 braucht zwei Walkarounds: einen elektrischen (Lichter und Staurohrvorwärmung prüfen) und dann – Batterie zur Schonung wieder aus – einen zweiten für Flug- und Steuerflächen, Fahrwerk, Rumpf, Treibstoff und Öl. Raus zum ersten Rundgang… mit dem umgekehrten Ritual von eben. Die ersten Male kriegt man die Reihenfolge der Tritte schon mal durcheinander und verknotet die Unterschenkel.
Die Lichter am Modell wirken etwas funzelig (auch später, in der Luft am späten Abend), die Landelichter kann man von nahem gar nicht leuchten sehen, das ist wohl ein MSFS Bug. Am Staurohr die Heizung fühlen geht leider nicht… nur virtuell. Optisch setzt sich der gute Eindruck aus dem Cockpit aber draußen fort. Nochmal rein in die Kabine (stöhn), Stromversorgung wieder aus, Klappen voll ausfahren (mechanisch mit einem handbremsähnlichen Griff zwischen den Vordersitzen), Ölklappe am EFB öffnen … und zum eigentlichen Walkaround wieder raus, der an der hinteren Flügelkante rechts beginnt: Klappen, Bolzen prüfen; Querruder durchbewegen, die ganze Kante auf Schäden prüfen… Flügelende sichten.. Vorderkante prüfen. Das ist alles toll gemacht, falls es immer noch Nietenzähler unter Simmern gibt, hier haben sie was zu tun und werden froh! Allerdings wirkt der Flügel auch fast fabrikneu … die üblichen Kratzer, Flecken, Einschläge an der Vorderkante von aufgewirbelten Steinchen, Insekteneinschlägen… nichts davon, nur mal ein kleines Beulchen, sonst ist alles wie neu. Treibstofftank rechts prüfen geht leider nicht (der Verschluss ist aber da) … unter die Fläche kriechen… das Drainventil ist da (wow), man prüft hier im realen Leben mit einem speziellen Glas den Sprit auf Kondenswasser im Tank. Das Fahrwerk und sein Schacht sind recht detailliert umgesetzt, der Pilot prüft auf Zeichen für undichte Leitungen, wie weit der Stoßdämpfer einfährt, die Bremsscheiben und Beläge (leider lässt Justflights Umsetzung eher auf eine Trommelbremse schließen, aber es sind wirklich Scheibenbremsen), die Rutschmarken an Reifen und Felge (die auf der Felge sind sogar zu sehen). Auch schön: der von Rädern aufgewirbelte Dreck unter der Tragfläche. Auf Grasplätzen ist das ein unangenehmes Thema (ich habe öfter mit geputzt). Vorne an der Flügelwurzel ist ein Lufteinlass für die Kabine, bei längeren Standzeiten nisten da schon mal Insekten drin.
Die Arrow III hat eine praktische Ölklappe, bei vielen anderen PA28 muss man die ganze Motorverkleidung öffnen, um den Ölstand zu prüfen. Das geht hier im Modell nicht wirklich, aber die Klappe ist im EFB zu öffnen und dort der Ölstand abzulesen, immerhin. Der Check geht weiter vorne an der Nase: Lufteinlässe prüfen (auch gerne mal ein Nistplatz – diesmal für Vögel), Spinner prüfen auf festen Sitz, Propeller auf Risse und Beschädigungen … und auch hier hat Justflight ein farbrikneues Exemplar verbaut. Schade, denn gerade am Propeller sieht man real deutliche Abnutzungsspuren. Bugfahrwerk prüfen, das ist detailliert umgesetzt, und auch hier die Dreckspuren vom Fahrwerk am Unterboden. Linkes Fahrwerk, linker Flügel analog zu rechts, außer dass hier an der Flügelkante noch ein Sensor sitzt für den Strömungsabriss. Dessen bewegliches Teil wird ausprobiert, dass auch nichts blockiert ist. Auch hier wird Tankfüllstand und Wasser im Tank überprüft, dann am Rumpf auf Risse, hinten am Leitwerk Beschädigungen der Flügelkanten, Gängigkeit der Ruder, Integrität der Bolzen, Gelenke und Gestänge, Zeichen von Tailstrike (man übernimmt so eine PA 28 ja meist von Kollegen oder Vereinskameraden). Auf der rechten Seite prüft man auch den Rumpf und die Gepäckklappe auf festen Verschluss und klettert dann wieder in die Kabine.
Hier gibt es einen Video-Walkaround um die P28.
Wie sie fliegt
Die echte Piper Arrow III vereint die Gutmütigkeit der P28-Serie mit einem 200PS-Motor, Verstellpropeller und Einziehfahrwerk, also besseren Leistungsdaten. Spiegelt sich das im Flugmodell wieder?
Nehmen wir im Cockpit Platz und legen los: Luke verriegeln, Strom und Lichter wieder an, Tankwahl links, Schlüssel auf START… und schon springt der Motor an. Alles schön durchsimuliert: Ansaugdruck, EGT, Drehzahl, Magnetos (bei 2.000RPM erst die Magnetos 1, dann die Magnetos 2 alleine zünden lassen…vorbildgerecht geht die Drehzahl um 200 zurück), auch der satte Sound des Motors stiftet Freude, das ist weder Föhn noch Rasenmäher. Freigaben einholen und lostaxeln … auf die Startbahn linieren, Gas höher, Drehzahl auf 2.500, Trimmung und Klappen setzen, Gas langsam auf voll und ab dafür…
So viel Sorgfalt, wie Justflights Entwickler bei der Optik gezeigt haben, so wenig achtsam scheint mir das Flugmodell designed: diese Piper tendiert artwidrig zum Ausbrechen während des Anlaufs. Und auch die erste Minute in der Luft wirkt instabil. Dafür gibt es als mögliche Ursache, dass entweder Propellerdrehmoment hier simuliert wird, die wir im MSFS sonst nicht so gut kennen (und das z.B. bei FlyingIrons Spitfire eine anspruchsvolle Lernkurve hat), oder es ist das vom MSFS vertraute Verhalten, startende Flugzeuge nervös zu machen (und ob das realistisch ist, müssen reale Piloten beurteilen). Mir erscheint es übertrieben, aber die paar Starts, die ich mit UL-Maschinen und C172 sowie PA28 real selber üben durfte oder bei anderen Anfängern miterlebt habe sind keine sichere Referenz. Jedenfalls hätte ich für eine “gutmütige” Maschine als Payware erwartet, dass sie sich auch gutmütig benimmt, und nicht wie eine Diva.
Fahrwerk einziehen, Höhe und Geschwindigkeit gewinnen, Kurs nehmen, Klappen einziehen…oberhalb von 85kn und mit eingezogener Klappe wird Justflights Arrow dann endlich angenehm fliegbar. MSFS – da stimmt das gängige Urteil – ist der beste VFR-Simulator der Welt: mit der PA28 macht es Spaß, in Bodennähe zu bleiben und 3D-Städte, Industrielandschaften, Flusstäler, Berghänge zu erkunden. Dank der 200PS ist man in 2000ft auch etwas schneller unterwegs, als mit der C172. Ausleveln, Gas um ein Viertel zurück, Drehzahl auf 2.250 regulieren. Beim Sightseeing zeigt sich ein Hauptunterschied zur C172 – als Tiefdecker versperren im Geradeausflug die Tragflächen einen Teil des Blicks nach unten. Das Phänomen betrifft die hinteren Sitze mehr als die vorderen. PA28 Piloten kompensieren das durch häufigeres Kurvenfliegen und verweisen darauf, dass Hochdeckerflügel in Schräglage den Blick auf Landschaften ausblenden, aber für kommerzielles Sightseeing, Such-, Foto- oder Messaufträge erscheint die C172 besser geeignet (und wird dafür auch häufiger eingesetzt).
Bei Reisegeschwindigkeit ist Justflights Arrow III unauffällig und leicht zu händeln. Der Autopilot ist dem Original entsprechend rudimentär und kann einen Kurs halten (magnetisch oder mit VOR), aber keine einstellbare Höhe anfliegen oder halten. Da hat Cessna die Nase vorn. Für den VFR-Alltagsgebrauch reicht das trotzdem gut, beim IFR ist aber mehr Handarbeit beim Höhenmanagement gefragt. Justflight gönnt verwöhnten Cessna-Piloten einen Cheat: wenn man beim “Coupler” (der wählt, ob magnetischer Kurs oder ein Radial vorgegeben wird) oben auf das Piper-Logo klickt, hält die Arrow III die aktuelle Höhe.
Ich habe dann die Leistungsgrenzen der Maschine ausgetestet – und da kommt einem beim Flugmodell wieder die Zuschreibung “schlampig” in den Sinn. Stallspeed ist beim Original 60kn (Klappen und Fahrwerk eingefahren) bzw. 55kn (Klappen voll raus, Fahrwerk unten), Justflights Arrow III ist fast nicht stallbar (wie ein AN2): sie nimmt erst bei 45kn einfach die Nase nach unten und wieder Speed auf. Es ist schwierig, die Stallwarnung überhaupt auszulösen. Sooo gutmütig ist die reale PA28 dann eben doch nicht, das habe ich in real anders erlebt.
Beim Steigflug profitiert das Maschinchen von seinen 200PS, dem Einziehfahrwerk und Verstellpropeller. Es klettert nicht schnell, aber doch zügig mit 750ft/min, erst ab 10.000ft schnappt sie etwas nach Luft und will weniger als 500ft steigen. In den realen Handbüchern sind 15.000ft als maximale Reiseflughöhe ausgewiesen und 16.400ft als Dienstgipfelhöhe. Ich vermutete, dass der Motor dann wegen zu wenig Kompression keine Leistung mehr bringt. Mit 300ft/min steige ich weiter … Justflight lässt seine Arrow III bis auf 18.000ft klettern! Darüber steigt sie dann einfach nicht weiter. Der Motor ist schon maximal abgemagert, bringt aber immer noch Leistung, 100kn lassen sich geradeaus noch fliegen (in Kurven sackt sie natürlich ab). Das fühlt sich so gar nicht stimmig an. Na gut, kann man sagen, was will eine PA 28 in solchen Höhen… selbst in den Alpen geht es VFR nur bis an 13.000ft, und für IFR reicht ja das Band bis 15.000ft. Alles darüber ist eh “verbotene Zone” für die Arrow. Mich irritieren solche Ungenauigkeiten bei einem so hochpreisigen Modell dann aber doch.
Bringen wir die Piper also wieder in die grüne Zone… VFR auf 5.000ft. Jetzt prüfe ich, ob und wie sie vereist – im MSFS lässt sich ja statt eines schönen Spätsommertags mit viel blauem Himmel in Sekunden die übelste Vereisungs-Situation generieren. Justflights Arrow nimmt es arg gelassen – Vereisung an den Scheiben nur ganz moderat, an den Flächen überhaupt nicht. Auswirkung auf die Flugeigenschaften: null. In Justflights Werbung wird ein Vereisungsmodell angekündigt – aber da ist so gar nichts.
Jetzt probiere ich den Autopiloten mit Radionavigation, und ja, er fängt ein Radial ein und kann es abfliegen, und ja, ILS-Anflüge kann er soweit auch, dass er den Landekurs einfängt und hält. Den Gleitpfad muss man selber händisch fliegen.
Justflight hat ein Steinzeit-Garmin (Garmin 100) in den alten Vogel eingebaut, das ist echt was für Oldie-Fans oder Piloten-Veteranen zur Erinnerungspflege: der kann Wegpunkte speichern (und mit dem Autopiloten den Flugplan dann auch GPS-gesteuert abfliegen), zeigt Entfernung und Richtung in Ziffern an, ähnlich einem DME, aber grafische Flugwegdarstellung gab es damals noch nicht. Alternativ kann ein GNS 530 integriert werden, das in viele Standardflugzeuge des FSX eingebaut war, vielleicht spart sich Justfllight deswegen jede Anleitung zu dessen Benutzung, ich konnte leider wenig damit anfangen (so lange ist der FSX schon her). Damit junge Nutzer nicht nackt dastehen, ermöglicht Justflight auch, sich das GTN 750 (Freeware oder Payware von PMS50) runterzuladen und in die PA28 zu integrieren. Mit der Freeware sind ein paar Grundfunktionen verfügbar – und ich muss gestehen: an diese Art der Navigationsunterstützung bin auch ich (immerhin seit FS4 dabei) schon so gewohnt, dass ich mich mit dem GTN 750 wesentlich leichter tue, als mit dem alten Zeugs: Orientierung; Flugpläne; Routenänderungen … das ist alles viel leichter, je moderner / grafischer das Gerät. Für den hohen Einstandspreis hätte Justflight der Arrow II übrigens eine lizensierte Version des GTN 750 einbauen können, statt die Nutzer selber runterladen, installieren und ggf. sogar noch mal zahlen zu lassen. Auch das G 1000, das im MSFS ja sowieso in fast alles fliegende Material eingebaut ist, wäre eine gute Wahl gewesen. Die beiden von Justflight verbauten Geräte sind kein ernstgemeintes Angebot zur GPS Navigation.
Wir flogen nach Westen bis zur Mündung der Ruhr in den Rhein, staunten über die Industrielandschaften des Hafens Duisburg Ruhrort, drehten nach Süden den Rhein entlang bis Köln, dann nach Westen zum Tagebau Hambach, und dann nordwestlich zurück, um in Dortmund wieder zu landen. Standardmanöver mit der PA28 sind “kein Ding”, kurven, steigen, sinken, das macht sie ganz zivil. Ist man eine Reihe Meilen vom Airport entfernt, fängt der Autopilot das ILS-Signal der RW 24 auch brav ein und hält den Kurs … zu nah am Airport kriegt er das nicht hin. Viele Erinnerungen weckt das Halten von Landekurs und Gleitpfad mit dem VOR-ILS-“Fadenkreuz”. Auf den letzten Metern des Anflugs muss man achtgeben, auch mit voll ausgefahrenen Klappen nicht unter 75 Knoten zu kommen, sonst reagiert die Arrow zickig – sackt durch, bricht aus… mit über 75 Knoten landet sie anständig. Auch dieses Verhalten kenne ich so nicht aus dem wirklichen Leben.
Ausrollen, zurücktaxeln, abstellen… schön war’s! Hier gibt es ein Youtube Flugtraining auf realen P28, da lernt man die Tricks und Kniffe für die Arrow III. Und auf Flightsim.to finden sich 180 Liveries.
Fazit
Cessna oder Piper? Wenn man mehr übers Fliegen lernen und als Pilot gefordert sein will, macht die Piper mehr Spaß. Auch das stylische Cockpit der Arrow III sticht eine C172 aus. Die Ausstattung der Arrow III macht sie agiler als eine C172. Für Sightseeing – und im realen Leben für Passagiere – ist die Cessna komfortabler (es sei denn, sie haben Gepäck – die Arrow III bietet mehr Platz und Zuladung).
Justfligts Piper Arrow III kommt solide gestaltet, an Sound, Modell und Texturen gibt es nichts zu meckern, insbesondere die Kabine mit ihrem Oldie-Cockpit lässt authentische Atmosphäre aufkommen. Justflight präsentiert seine Arrow II als “study level”. Das stimmt fürs Handbuch und die altmodische Avionik, nicht aber für das nachlässig gestaltete Flugmodell und die “Systemtiefe” (da hat in meinen Augen immer noch A2A mit seinen GA-Fliegern die Nase vorn, leider noch nicht verfügbar im MSFS). Trotzdem macht die Maschine Spaß, für “normal procedures” in ihrem Biotop (VFR und IFR Kurzstrecke) ist sie eine tolle Alternative im Hangar von MSFS. Für diese Leistung greift Justflight uns Simmern aber tief ins Portemonnaie, andere bringen vergleichbare Addons für fast die Hälfte auf den Markt.
Informationen
Pro | Contra |
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Bezug | Testsystem |
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Dr. Michael Kalff
Danke für diesen sehr, sehr guten Bericht. Das seltsame Stall-Verhalten ist mir auch schon aufgefallen. Der Preflight-Video Tip ist erste Sahne. Man erfährt noch viel über diesen Flieger… vielleicht basteln Just Flight ja 👍 noch nach… ansonsten ist grade die die Arrow Turbo einer meiner Lieblingsflieger…
Danke für das ausführliche Review. Die Arrow ist inzwischen mein absoluter Lieblingsflieger geworden, das etwas seltsame Flugverhalten in bestimmten Situationen fällt mir vielleicht weniger auf als jemanden der die Maschine auch real kennt. Es bliebe noch zu klären ob das Just Flights schuld ist oder ob Asobo mal wieder was am Flugmodell gedreht hat. Ich kann es nicht eindeutig belegen aber gefühlt war das erratische Verhalten im Takeoff Run zu Beginn nicht vorhanden. Ich hatte den Simulator mal ein paar Wochen lang nicht genutzt und das seitliche Ausbrechen ab ca 50 Knoten hat mich völlig überrascht weil vorher so noch nicht erlebt. Da ich die Arrow in der Zwischenzeit nicht geupdated habe, wohl aber der Sim mehrere Updates bekommen hatte, würde ich es eher Asobo anlasten. Cool wäre es wenn du deine Beobachtungen vor allem im Vergleich zu deiner realen Flugerfahrung mal an den Support von JF weiterleiten könntest, der gehört erfahrungsgemäß zu den besseren in der Branche und ist durchaus bereit konstuktive Kritik in zukünftige Updates einfließen zu lassen.
Tolles Review. Wäre vllt noch interessant zu wissen mit welcher Versionsnummer du geflogen bist.
Das war Release 0.9.0
Danke für die Info 🙂
Hallo ich habe meine PPL mit einer Cessna 172 gemacht und bin auch schon die Piper Arrow geflogen. Ein Tiefdecker ist natürlich was anderes als ein Hochdecker. Das merkt man schon bei den Flugeigenschaften. Trotzdem tendiere ich zur Cessna da 2 Türen und ist gutmütiger zu fliegen und die Aussicht nach unten ist auch schöner. Der unbequeme Einstieg über den Copiloten Sitz ist umständlich und mühsam. Die Arrow ist sehr agil das macht schon Spass….. im Sim und real – keine Frage!
PS: Die fehlende Piloten Einstiegstür wird bei dem Modell aus Gewichtsgründen eingespart und ist daher nicht vorhanden
Tolles Review! Vielen Dank! — wegen des Ausbrechens beim Start: es gibt einen Fix, der hier beschrieben wird: https://community.justflight.com/topic/2676/take-off-roll-issue/4 da modifiziert man einen Eintrag im flight_model.cfg file.
ist der schon angewendet worden? Bei mir hat sich das Verhalten der Pa 28 danach normalisiert.