Ein Fluss, zwei Länder, zwei Währungen, drei Gebirge, drei Großstädte – der Euroairport ist interessant als Start und Ziel typischer Feierabendflüge von/zu Urlaubsdestinationen und attraktiven Metropolen. Deswegen wird er von gleich zwei Anbietern für den MSFS umgesetzt – das Review von Michael Kalff nimmt die Version von FSDT unter die Lupe und beantwortet die Frage, ob und wozu man im “Neuen” überhaupt noch Flughafen Addons braucht.
Der EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg
Eingerahmt vom Schweizer Jura, deutschem Schwarzwald, französischen Vogesen und dem Rhein liegt der EuroAirport im Dreiländereck. Von hier wird eine knappe Stunde geflogen nach Hamburg, Berlin, London, Prag, Wien, Budapest, etwas kürzer nach Paris, Nizza, Düsseldorf, Frankfurt, etwas länger nach Kopenhagen, Warschau, Rom, Neapel und in viele andere europäische Städte. Vor allem im Sommerhalbjahr geht es von hier ans Mittelmeer (griechische Inseln, Korsika, Sardinien, Sizilien, Balearen, spanische Küste), auf die Kanaren, nach Marokko und Tunesien. 9,1 Millionen Passagiere flogen in 2019 mit 100 bis 120 täglichen Linienflügen zu 100 Zielen, insbesondere mit easyJet und Wizz Air, gefolgt von Lufthansa, TUIfly, Air France und British Airways, sowie 19 weiteren Gesellschaften. Ryanair hat sich 2009 selbst rausgekickt aus Basel mit einem gescheiterten (und in der Region als unverschämt empfundenen) Versuch, die Landegebühren zu drücken. DHL, FedEx, TNT und UPS sowie Charterunternehmen flogen von zwei Terminals 106.000t Fracht in 2019 , vor allem für die nahe Pharmabranche in Basel, für die Luftfahrtunternehmen direkt am Flugplatz (hier wird z.B. reichhaltiges Innenleben in große Jets von Airbus und Boeing verbaut, Flugzeuge aller Art und Größe gewartet), sowie für die quirlige Wirtschaft in der Region Nordwestschweiz, Südbaden, Elsass. Entsprechend wichtig ist Basel deswegen auch als Standort und Destination von Businessjets. Privatpiloten nutzen den Platz für ihre Feierabend- und Sonntagsflüge (Vogesen, Schwarzwald, Alpen, Bodensee). Ein Rettungsheli der Schweizer REGA ist hier stationiert, zu den Unikliniken in Basel und Freiburg sowie zum Herzzentrum Bad Krozingen sind es nur ein paar Minuten. Patienten- und Organtransporte kommen gelegentlich in Basel an und werden mit dem Hubschrauber weiter verteilt.
Passagier- und Frachtterminals sind insbesondere seit den 2000er Jahren neu gebaut und laufend erweitert worden, nachdem der Flughafen bis in die 90er als geruhsamer Regionalairport fungierte. Vor allem mit easy-Jet stiegen ab 2004 die Passagierzahlen, als die Bewohner der Region von LFSB aus günstig an ihre Reiseziele kamen.
Drei Großstädte teilen sich den Flughafen, weltweit wohl einzigartig ist die Staatsgrenze auf der Landseite und mitten durch das Empfangsgebäude, das spiegelsymmetrisch eine EU-französische und eine außer-EU-schweizerische Hälfte hat mit jeweils kompletter Ausstattung (Check-In, Gepäck, Security, Versorgung, Gates…), Zahlungsmittel sind jeweils Euro oder Franken. Der Airport liegt zwar dicht an den Grenzen, aber noch ganz auf französischem Gebiet, deswegen wird die Flugsicherung auch von Frankreich organisiert. Eine “Zollfrei-Straße” führt eingezäunt aus Basel zum Airport zur Schweizerischen Terminalhälfte, und die diesbezügliche Landseite mit Anfahrt, Parkplätzen, Bushaltestellen gilt als “Schweiz”, sie ist als EU-Außengrenze abgetrennt von der französischen Landseite mit ihren Anfahrten, Parkplätzen, Bushaltestellen. Ebenfalls einzigartig ist die völlig fehlende Schienen-Anbindung. Buslinien führen aus den drei Großstädten an die beiden Terminals. Der Grenzübertritt ist nur im Terminal möglich, wo es im Abfluggeschoss eine Übergangsstelle gibt. Seit 2009 gehören die Schweizer Flughäfen zum Schengen-Raum, die restriktiven Zollregeln zwischen der EU und der Schweiz sind aber weiter gültig. In der Region kennt man den Airport als modernen Flughafen mit kurzen Wegen, schneller, günstiger Anbindung an alle wichtigen Ziele in Europa und als Wirtschafts-Standort für Luftfahrt-Industrie.
Zwei Runways kreuzen sich: die Hauptpiste 15/33 ist 3.900m lang und 60m breit, von beiden Seiten mit PAPI-Lights und ILS ausgestattet, die 15 mit Cat II/III und Approach Light System, die 33 mit ILS Cat I und versetztem Threshold. Auf der 15 kann also alles landen, was fliegt, sie wird aus Lärmschutzgründen auch für über 90% der Flugbewegungen genutzt. Die Nebenpiste 08/26 ist 1.800m lang, 60m breit, die 26 ebenfalls versetzt, die Piste hat Randbeleuchtung, aber keine Landehilfen.
Für den Heimpiloten gibt es hier also alles, was Spaß macht, zum Nachfliegen! Am interessantesten wegen des Anflugs über den Jura, des Blicks auf Basel und des versetzten Thresholds sind Landungen auf der 33, mit großem Gerät und bei “Wind und Wetter” durchaus auch mal herausfordernd, aber nur als ILS-Anflüge zulässig, nicht visuell.
Warum Addons – die MSFS Flughäfen sind doch klasse!?
Innig angetan bin ich im Neuen von der Qualität der “Default”-Flugplätze gegenüber den immergleichen Standard-Anmutungen im FSX. Vor allem Apron-, Runway- und Taxyway-Texturen, Markierungen, Beleuchtungen, vor allem aber Gebäude, Gangways, und Einbettung in die Umgebung kommen erstmal glaubwürdig und optisch ansprechend rüber. Gelegentliche Landungen oder Abflüge in “unbekannten Gefilden”, die im FSX wegen des optischen Einheitsbreis keinen großen Spaß machten, sind jetzt zusammen mit den atemberaubenden, detailreichen Stadt- und Landschaften des MSFS ein Hochgenuss – wirklich eine Einladung, die ganze Welt zu entdecken. Nur ganz selten mal misslingt der AI-Baumeisterei ein Flugplatz … dann verschwinden Gebäude und Aprons im Dschungel oder fehlen ganz; Gebäudehöhen, Formen oder Farben werden hier und da krass verfehlt im Vergleich zum Original.
Nun sind Flughäfen ein prestigeträchtiges Spielfeld für Architekten, an dem sie gerne ihre gestalterische Kreativität austoben (nicht immer gelingt das, aber das ist eine andere Debatte). Und hier hält die AI nicht mit – trotz der abwechslungsreichen Gestaltung der Default-Flughäfen im MSFS haben die Terminals nicht den Pfiff (oft nicht mal die Anmutung) der realen Gebäude. Bei nur gelegentlich angeflogenen Destinationen stört mich das kaum, von den Gebäuden sehe ich dann eh nicht viel (noch ist der Bodenservice auch nicht so implementiert, dass ich gerne am Gate verweile). Aber bei Plätzen, die mir als Destination oder wegen der Optik wichtig sind (Heimatplatz Basel, Lieblingsziele wie Wien, Nizza oder Zürich als persönliche Beispiele) sind die Diskrepanzen zwischen AI und realem Aussehen dann doch relevant. Voraussichtlich seltener als noch beim FSX “brauche” ich Addon-Flugplätze, gelegentlich aber doch, um mich in der Simulation nicht an Diskrepanzen zu stoßen. Das macht mich auch sensibler beim Preis – wie viel gebe ich aus, um von einem “guten” zu einem “richtig guten” oder gar “authentischen” Flughafen zu kommen? Und wie ist der EuroAirport von FSTD gelungen?
FSDTs Umsetzung im MSFS2020 – Hauptgebäude und Y-Terminal
LFSB wird für 21,42€ bei simMarket oder gleich im Marketplace angeboten, ich habe erst zum Sonderangebot an den Feiertagen im Marketplace zugeschlagen für rund 15€. 360MB werden dafür heruntergeladen und gleich in den Simulator integriert, das ist sehr praktisch. Der Kauf bei Simmarket oder bei FSDT direkt liefert dafür gleich eine P3D-Version mit, sollte man mit beiden Simulatoren fliegen.
Und der erste Eindruck tut gleich gut – JA, so kenne ich meine Heimatbasis aus dem realen Leben: das charakteristische Y-Terminal und die gläsernen Jetways, das blaugrün verglaste Hauptgebäude mit dem thronenden Tower, das anthrazitfarbene Zusatzterminal für easyJet, die gigantischen Maintainance-Hallen, die Fracht Terminals, die bretterbudigen GA-Hangars aus der Frühzeit von LFSB. Was gleich auffällt, und so kennt man die Qualitäts-Schmiede FSDT: schön detaillierte Texturen, sowohl der Boden, als auch die Gebäude. Da sieht nix nach Computergrafik aus, sondern fotorealistische Flächen überall: abblätternde Farben, Flecken, Staub und Dreck, feuchter Schmier … selbst da, wo nur Reviewer hingucken, um ein Produkt auf Sorgfältigkeit zu prüfen.
Schauen wir uns also mal genauer um … und starten auf der Landseite, so wie ich im realen Leben zum Airport komme. Aus der Ferne (von der französischen/EU-Seite kommend) sieht erst mal alles gut aus: Parkhäuser, Parkplätze, Rampen zur Anfahrt an die beiden Stockwerke für Abflug/Ankunft. Mit dem Näherkommen eine erste Überraschung: die “Umschaltung” zwischen zwei Texturen für unterschiedliche Entfernungen scheint nicht gut abgestimmt: aus einer bestimmten Entfernung verschwindet das (Glas-)Gebäude, der Dachbeton schwebt dutzende Meter frei über dem Fundament. Kommt man weiter näher, erscheint das fehlende Gebäude
Die Rampen /Zugänge sind hinreichend detailliert modelliert (MSFS ist ja ein Flugsimulator und kein Passagiersimulator), auch die strikte Trennung der französischen und der Schweizer Landseite – da führen keine Wege vom einen zum anderen, ein stabiler Zaun hält die Nationen am Terminalzugang auseinander. Allerdings nimmt die Umsetzung Corona sehr ernst: die Rampen und Kurzparkplätze sind komplett leer, kein Bus, kein Mensch hält sich am Eingang zum Airport auf. So entseelt war das nur im harten Lockdown im April 2020, hier wogt sonst das Leben! Das Gebäude selbst entspricht weitgehend dem realen Eindruck, tagsüber wirkt das FSDT-Glas undurchsichtiger als in Realität. Das Innenleben ist “für den Blick von außen” konstruiert, tagsüber allerdings nicht sichtbar, nachts etwas eher ansehnlich (wenn auch frei von jedem Publikum), und es repräsentiert zutreffend die zweigeteilte Natur des EuroAirport.
Auf der Luftseite sehr akkurat umgesetzt die (ebenfalls zweigeteilten) Aussichtsterassen, aber auch die sind menschenleer. Und auch hier ist das Glasgebäude tagsüber realitätsfremd undurchsichtig. Um so besser sind die Jetways gelungen, die mit dem gleichen blaugrünen Glas ausgestattet sind (hier gelingt die Transparenz hervorragend), und verglaste Treppenhäuser, durch die (hier nicht dargestellte) Passagiere ihren Weg zum und vom Flieger nehmen. Das ist alles enorm realistisch, detailversessen modelliert und eine Freude anzusehen! Das ist ja auch, was man als Pilot vor allem mitbekommt vom Flughafen. Das ganze Y-Terminal zeigt Akkuratesse, lebendige Feinheiten (z.B. angeranzte Oberflächen), ebenso das erst kürzlich für easyJet gebaute Zusatzterminal, das mit seiner schwarzgrauen Kasten-Optik herzlose Effizienz ausstrahlt (übrigens auch sein Innenleben, das man als easyJet-Passagier erlebt). Es passt so gar nicht in die Anmutung von Luftigkeit und Präzision, das die EuroAirport-Architekten ausdrücken wollten, das ästhetische Verbrechen kommt sehr authentisch rüber. Natürlich können die Jetways andocken, und der ganze Vorgang (wie sie sich bewegen, dabei scharfe Schatten auf den Boden werfen) lässt mir den Atem kurz stocken, sooo realistisch ist Flugsimulation inzwischen (ich habe mit FS4 angefangen)!
Das Apron ist schön fleckig, hat authentische und angenutzte Markierungen, die Atmosphäre saugt einen bei den verschiedenen Wetterlagen geradezu in das Geschehen, hohe Immersion! Eine Ausnahme ist Schnee – der sollte hier auf dem Beton nicht liegen (und schon gar nicht auf Taxi- und Runways) … das Feature kam bei MSFS aber erst nach dem Release, da sollte FSDT bitte nachbessern. Auch der EuroAirport hält Personal und Material vor, damit 50 Tonnen Gerät und Mensch nicht mit 140 Knoten auf Schnee(matsch) aufsetzen, bremsen und lenken müssen. Wo ebenfalls nachzubessern wäre, ist die Zuordnung der Gates… da landet man z.B. mit der Vorauswahl “Gate 5” völlig falsch im Frachtbereich, statt auf der Schweizer Passagierseite. Die AI-Passagierjets drängeln sich zuweilen an den Frachtplätzen, statt an den Passagier-Gates. Was gut gelungen ist, ist der wuselnde Verkehr auf dem Apron, viele Steh-Rumchen, die Betriebsamkeit illustrieren, und auch liebevoll detaillierte Verteilerkästen, Mülleimer, Beschilderungen … so simuliert man in den Zeiten von MSFS2020, klasse!
General Aviation
Schauen wir mal rüber zu den GA-Bereichen. Hier war lange die einzige noch flugfähige Super Constellation (die Breitling-Connie) beheimatet, bis eine Flugunfalluntersuchung Mängel bei der Wartung historischer Flugzeuge aufdeckte und auch die Breitling-Connie vor teuren Restaurierungen stand (ein Fahrwerksbrand kam dazu). Derzeit steht der Oldtimer im nahen Bremgarten (EDGT) bei der legendären Werft Meier Motors, die schon BF109-Jäger wieder flugtauglich restauriert hat, die 70 Jahre im Sumpf lagen. Zeitweilig flogen auch eine An-2 und eine Ju52 vom Basler GA-Apron aus zu historischen Rundflügen. Derzeit (und im Simulator) finden sich eher typische Muster auf den Parkplätzen für kleine Business- und Privatflieger. Die Hangars sind soweit korrekt umgesetzt, wenn auch nicht mehr ganz so detailfreudig, wie das Hauptgebäude und Y-Terminal. Schade, dass alle Hangars fest verschlossen sind – auch das eine Corona-Referenz?
Dabei haben auch die Hangars ganz schön Geschichte … der Große wurde 1920 von Schweizer Schreinermeistern auf dem damaligen Basler Flugplatz Birsfelden aufgerichtet, er zog ab 1946 um auf den neu gegründeten Flugplatz Basel-Mulhouse. Bis in der Zeit der Kolbenschüttler Mitte der 70er bildete er den Mittelpunkt des Basler Flugplatzlebens. Eine in den 60ern optisch dominante Zigarettenwerbung auf der Stirnseite prägte damals den bis heute gängigen Namen: Lucky Strike Hangar. Inzwischen bringt die Motorflug Gruppe Basel hier ihre Hobby-Maschinen unter, sowie die Fliegerkneipe “Holding Pintli”. Daneben der fast rosafarbene Hangar stammt auch noch aus Birsfelden und beherbergte bis 2018 eine ATR 42 der in Basel ansässigen ASL Switzerland. Mit der wurden zwei mal wöchentlich Soldaten und Material für das Schweizer KFOR-Kontingent in den Kosovo geflogen, und sonst Fracht oder Passagiere im Charterbetrieb durch ganz Europa. Das Hinterteil der Maschine ragte stets aus dem Hangar, es war über Jahre ein fixes Merkmal von LFSB. Vorbei … ASL Switzerland wurde 2018 liquidiert, das Flugzeug mit dem zeigefreudigen Popo erstmal stillgelegt.
Und auch eine der unspektakulären Wellblechbuden hat ein spannendes Innenleben – im Hangar 112, dem an der nördlichen Grenze des GA-Areals mit halbrundem Dach, ist ein privates Aviatikmuseum untergebracht, zusammengetragen über 60 Jahre von Werner von Arx (98), einer deutsch-schweizer Flieger- und Schrauber-Legende (mit 40 PS über die Alpen, Segeln vom Jungfraujoch, unzählige historische Flugzeuge restauriert). Interessant das Resümee des ursprünglich gelernten Schreiners, später Fluggerätemechanikers und Privatpiloten über die Entwicklung der GA: «Heute wäre das, was ich erlebt habe, nicht mehr möglich. Heute braucht man zum Fliegen Geld. Die meisten verlieren dabei etwas – entweder ihr Geld oder ihre Frau» (Tageswoche vom 15.8.2013).
Die GABA, eine Schweizer Genossenschaft, bewirtschaftet die Allgemeine Luftfahrt am Flughafen Basel und hält wohl zumindest Lande- und Parkgebühren sowie Hangarmieten in einem zivilen Rahmen. Womöglich ist es der Schweizer Gründlichkeit geschuldet, dass der Boden hier sehr sauber und alles sehr aufgeräumt wirkt, und alle Tore geschlossen sind. So steril habe ich den GA-Bereich in Basel in real aber dann doch nie erlebt. Ein paar statische GA-Flieger mit lokalem Bezug, Fahrzeuge, hier und da offene Tore hätten zur Amtosphäre beitragen können.
Dann kommt das Tanklager (ehrlich – wer hat sich als Simulator-Pilot hier jemals hierhin verirrt) – und warum hier sehr amerikanische Tanklaster herumstehen (wo doch sonst so einiges am statischen Fuhrpark wirklich authentisch umgesetzt wurde), bleibt ein irritierendes Geheimnis. Es folgt die Rettungsheli-Station der Rega (mit statischem Helikopter, denn leider fliegt noch nichts Hubschraubendes im MSFS), sie ist stimmig umgesetzt. Dann an der Feuerwache vorbei mit den wirklich hier stationierten Panther-Löschfahrzeugen … cool. Unüblich ist das direkt bei der Feuerwache aufgebaute Übungswrack, sonst kurvt die Wehr zur Übung immer über den halben (oder den ganzen) Platz. Das alles ist schön gemacht, allerdings auch hier – alle Türen zu, bis auf eine Garage.
Wir folgen dem Taxiway weiter bis zum Anfang der Piste 15. Die Taxiway Guidance Signs scheinen mir etwas klein ausgefallen, aus Airbus- oder Jumboperspektive nur mit Opernglas zu lesen (und bei RW15 mit “CAT II” auch falsch) , die Ränder, Markierungen und Beleuchtung sind gelungen. Wir passieren die Unterführung einer Landstraße (die ist “etwas billig” umgesetzt, aber wer erwartet an dieser Stelle eine echte Untertunnelung …und wozu), und den Spotter-Hügel auf der gegenüberliegenden Seite. Auch der ist so eine Pflichtstelle für Reviewer – ist nett gemacht, tatsächlich ein paar Menschen (!), Haken dran, im Flugbetrieb hat man keine Augen dafür. Wir stehen schließlich am Holdingpoint beim Threshold der 15 … auch hier sind Markierungen und Lichter schön gemacht, und korrekter Weise (anders als frühere Umsetzungen von LFSB) sind hier keine ERGL (“Wig-Wag-Lights”) installiert. Freigabe einholen und auf die Startbahn rollen … das ist immer ein WOW …. schön gemachte Beleuchtung und authentisch (Edge, ALS, Centerline, REIL, TDZ). Auch die PAPI- und Approach-Light-Installationen vor dem Threshold sind gestaltet und hängen nicht in der Luft. Die Befeuerungen und Landehilfen entsprechen dem Vorbild – bis auf die PAPI-Lights an den beiden querenden Bahnen 08/26, die gibt es in Wirklichkeit nicht, sie seien dem Heimpiloten aber als visuelle Anflug-Unterstützung gegönnt.
Es kitzelt in der Schubhand, jetzt “durchzuziehen”, aber gerade geht es ja ums Review. Also “Schnitt” und Schauplatzwechsel: in den letzten Jahren wurden neue Frachtterminals und gigantische Maintainance-Hallen am EuroAirport gebaut, besonders stolz ist man auf die neuen temperaturkonstanten Frachthallen für Lebensmittel- und vor allem Pharma-Umschlag, sowie die Ausstatter für das Innere von großen Jets.
Fracht und Mantainance
FSDT ist da auf dem aktuellen Stand. Die Frachtbereiche stehen voll mit Luftfrachtcontainern und (schon wieder amerikanischen!) Lastwagen, da kommt Arbeitsatmosphäre auf, soweit schön gemacht. Störend sind die schon erwähnten, falsch positionierten AI-Passagier-Flugzeuge, da stimmen die Zuordnungen der Gates eben nicht. Selbst eine A 380 hat sich hierhin verirrt, von der es gar keine Frachtversion gibt, und die in Basel nur für Maintainace landet. Die Gebäude wirken nicht ganz so hoch aufgelöst wie am Hauptterminal, aber das macht nicht viel aus, sie wirken immer noch lebensecht (sowieso kennt kaum jemand sie aus der Nähe), und die Texturen am Boden sind 1a. Leerer wirkt es um die Maintainance Hallen, und das ist schade. Denn Jet Aviation und AMAC Aerospace bauen für Companies oder Vips Innenleben in 747, 777, in A 380, 340 und 330, in unzählige 737 und A320, sowie in kleinere Businessjets. Fluggesellschaften, Konzerne und die Reichen der Welt gehören zur Kundschaft. Außerdem wird für ziemlich alle zivilen Jets Wartung und CAMO (Lufttüchtigkeits-Erhaltung) durchgeführt, und auch Abwicklung von Businessflügen. Etwas schmaler ist das Angebot der deutlich kleineren Airservice Basel FBO, die keinen Innenausbau, aber ebenso Wartung und Abwicklung von Geschäftsflügen von und nach Basel leistet. Als ein erstes Corona-Opfer in LFSB wurden Teile der Airservice-Basel-Wartung im Sommer 2020 eingestellt. Gut gelungen ist der Anschluss von Zulieferbetrieben auf der französischen Seite, da hat sich ein ganzes Industriegebiet entwickelt. Überhaupt ist die Einbindung des EuroAirport in die MSFS-Umgebung sauber gemacht, da fällt aus der Flugzeugperspektive kein Bruch auf.
Tatsächlich quirlt real auf den Maintainance-Aprons und in den riesigen Hallen jede Menge Flugzeugleben – da stehen Jumbos und 777er, Airbusse groß und klein, Businessjets jeder Preisklasse – um sie herum jede Menge Gewusel. Gar nichts davon bei FSDT, gähnende Leere, nur die Geister-Schatten der im Luftbild für das Addon tatsächlich mal erfassten Flugzeuge sind noch schwach zu sehen. So arbeitslos stünde der EuroAirport kurz vor der Pleite. Das ist wirklich schade, denn gerade damit hätte man Atmosphäre und noch Kaufargumente geschaffen, denn diese Ballung von fliegendem Gerät macht LFSB interessant! Statische Flugzeuge hätten hier auch nicht gestört, denn die Maintainance-Aprons sind vom AI-Verkehr sowieso ausgeschlossen (oder es wäre leicht möglich), und für Heimpiloten hätte man bei jedem der beiden Maintainance-Aprons immer noch einen Platz lassen können, einen VIP-Jet nach Basel zu überführen. Das geht jetzt zwar auch … aber es ist eben so gar nix los … alle Tore dazu noch fest verschlossen, Sonntags-Langeweile.
Und im Dunkeln?
Abschließend gilt es noch, das nächtliche Erscheinungsbild zu prüfen. Gerade das Hauptterminal “glüht” real nachts in interessantem Blaugrün von innen heraus. Das kommt bei FSDT im Y-Gate und in den Gangways auch so rüber, das Empfangsgebäude enttäuscht aber wieder mit wenig Transparenz, es ist innen zu dunkel, und teilweise wirken die von der Luftseite einsehbaren Teile wie “aufgeklebte Geschäftstapeten”. Das ist schade und hat man anderswo schon schöner gesehen. Das Apron ist ebenso ziemlich schlecht beleuchtet, was die Flugzeuge angeht: so im Dunkel stehen die Jets in real tatsächlich nicht, da ist jede Menge Flutlicht auf der Ramp. Nah am Gebäude ist die Beleuchtung hingegen gut gelungen. Die Runway- und Taxiway-Beleuchtung kommt, wie oben schon angedeutet, realistisch, und sehr viel seltener als beim Standard-MSFS steht mal ein Edge-Beleuchtungskörper mitten in einer Taxiway-Abzweigung (so etwas sollte gar nicht vorkommen, ist aber wohl eine MSFS-Krankheit und auch hier nicht ganz kuriert). Wer also gerne nachts fliegt, konzentriert sich besser auf die luftfahrttechnisch relevante Beleuchtung und auf die Sicht aus dem Cockpit. Den Walkaround oder gar rumspazieren auf dem Apron sollte man dem Copiloten überlassen.
Perfomance-Themen habe ich nicht bemerkt mit dem MSFS-hauseigenen A320, bei Tag oder bei Nacht, bei WInd oder Wetter, und mit kleineren Fliegern sowieso nicht.
Fazit
Wer zum Feierabend mit Passagieren oder Fracht von und nach Basel fliegt, hat mit FSDTs EuroAirport einen authentisch umgesetzten Flughafen, der in den relevanten Aspekten wirklich sehr lebensecht rüberkommt! Auch Business-, GA- und historische Flieger haben Spaß, öfter von und nach Basel zu cruisen, denn Schwarzwald, Bodensee, Alpen, Vogesen sind lohnende Gebiete, der GA-Bereich in Basel hat Geschichte, und Wirtschafts- wie Linienflugbeziehungen bestehen zu allen attraktiven Destinationen in Europa. Den besonderen Charme von LFSB, mit allem was fliegt (auch mit spannendem Großgerät) die illustre Maintainance anzusteuern, hat FSDT leider zu sehr liegen lassen. Ungenauigkeiten bei der Gate-Zuschreibung, bei der Apron-Beleuchtung, beim Hauptgebäude ließen sich leicht in einem Update beheben, ebenso der Schneeräumdienst. Wünschenswerte Gestaltungselemente (Leben auf der Landseite; Leben auf den GA- und Maintainance-Aprons) würden wohl mehr Arbeit machen, hätte ich mir aber bei einem Preis von über 20 Euro auch gewünscht. Als Sonderangebots-Beute um die 15 Euro bin ich mit dem Preis-Leistungsverhältnis allerdings zufrieden.
Informationen
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Dr. Michael Kalff
Danke schön für die vielen zusätzlichen, auch persönlichen Informationen, hoch interessant!
Vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Hat wirklich Spaß gemacht diesen ganzen Infos aufzusammeln.
Tolles Review, vielen Dank!