Der erste militärische Jet im MSFS2020 – ein leichter, unkomplizierter Zweisitzer aus der Uhrenladenepoche für Training und bodennahe Aufgaben. Wie ist er umgesetzt und was kann man damit alles machen – vor allem als ziviler Heimpilot in einem zivilen Flugsimulator ? Review von Michael Kalff.
Die MBB339 -das Vorbild
„Moment…Düsenjäger“ … diese Unterbrechung eines Gesprächs war in den 70ern und 80ern noch Alltag, als Kampfjets im Tiefflug die Heimatverteidigung übten. Der Höllenlärm verschaffte einen Eindruck von der Zerstörungskraft moderner Kampfflugzeuge. Von diesem Lärm wird noch zu reden sein.
Aus dieser Zeit nämlich stammt die MBB 339, die 1976 ihren Erstflug absolvierte und 1979 in der italienischen Luftwaffe den Dienst antrat, ab 1980 auch als bewaffnete Version in anderen Ländern. Entwickelt, gebaut und erfolgreich exportiert wurde die MBB 339 von Aermacchi, einer Firma die wie so viele andere in den beiden Weltkriegen vom Fahrzeug- zum Luftfahrzeugbau fand und mit ihrer Erfolgsgeschichte 2017 in den italienischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern Leonardo aufging.
An die 250 Exemplare wurden bisher gebaut (und laufend noch mehr), 130 gingen als Jet-Trainer an die italienische Luftwaffe, die mit der modernen Glass-Cockpit-Version ihre Piloten auf den Eurofighter vorbereitet. 126 MB339 sind dort aktuell in Betrieb. 11 weitere wurden als MB339PAN von der berühmten Frecce Tricolori geflogen, der italienischen Kunstflugstaffel, und genau, es ist das Muster, mit dem in Rammstein das dramatische Unglück geschah im August 1988.
94 Stück in unterschiedlichen Versionen für Waffentraining und Bodenangriffe (Bordkanone, Raketen, Bomben) gingen nach Neuseeland (9 von 18 dann weiter in die USA zu Draken, einem privaten Ausbilder für Kampfjetpiloten im Auftrag der US-Streitkräfte), Malaysia, Peru, Nigeria, Argentinien, Dubai, Eritrea, Ghana, im aktiven Dienst sind heute noch 31 Exportflieger.
MB399 waren an der argentinischen Besetzung der Falklandinseln beteiligt, sechs Maschinen wurden Ende April 1982 auf dem Flughafen Port Stanley stationiert, um britische Schiffe und Landungstruppen aufzuklären und unter Beschuss zu nehmen. Am 21.Mai griff eine MB399 (Kennung 4-A-115) die britische Fregatte HMS Argonaut mit Bordkanone und Raketen an, auch davon wird noch die Rede sein. Drei Maschinen wurden von den Briten erbeutet, eine davon steht heute im berühmten Luftfahrtmuseum Doncester (4-A-116). 1998 und 1999 flogen eritreische MB339 Luftangriffe auf äthiopische Provinzhauptstädte, Fabriken, Tanklager, mit jeweils vielen Dutzenden Opfern.
Militärflugzeuge im MSFS2020?
Verständlich, dass Microsoft seinen Flugsimulator als zivilen Simulator versteht und weder militärische Flugzeuge ins eigene Portfolio nimmt, noch eine Simulation von Kampfhandlungen vorsieht. Nicht einmal die visuelle Darstellung von Waffen (Kanonen, Bomben, Raketen) im neuen Simulator wird toleriert. Das ist eine Linie, die ich gut mittragen kann, schließlich gibt es einschlägige Alternativprodukte wie den DCS. Warum dann trotzdem Kampfjets in der friedlichen Welt des MSFS, auch solche mit fleckigem Track-Record? Weil die Jets neben ihrem bewaffneten Zweck, der im MSFS außen vor bleibt, eben auch fliegerisch eine Herausforderung sind: große Kraft, hohe Geschwindigkeit, extreme Höhe, schneller Tiefflug, nervöse Antriebe, komplexe Manöver, und Aufträge/Routen jenseits der regulierten Abläufe des Transports von Touristen, Fracht, Geschäftsleuten. Nichts gegen einen gepflegten commercial Feierabendflug von EDDK nach LSGG, aber bei Starts und Landungen auf Flugzeugträgern, Formationsflug, Boden- oder Seeaufklärung, dicht am Boden Radar unterfliegen, Eskorte, Abfangen … da ist der Adrenalinpegel deutlich höher – und dann auch die Zufriedenheit, es geschafft zu haben.
Im Moment steht der MSFS2020 am Anfang seiner Entwicklung, so dass die aus den „alten“ Simulatoren vertrauten militärischen Flugmanöver noch längst nicht alle möglich sind. Es war aber nur eine Frage der Zeit, bis militärische Flugzeuge ihren Weg in den „neuen“ machen, und es ist nur folgerichtig, dass der einschlägig renommierten Schmiede von Dino Cattaneo (firmierend als IndiaFoxtEcho) die Ehre des Debüts gebührt, einst kamen von hier FSX-Legenden wie die T45 und die Tomcat F14.
Die Umsetzung: MB339 von IndiaFoxtEcho
Das Paket kostet im Simmarket 23,80 € oder 23,49 im Marketplace und kommt als zip-Datei von 870MB, entpackt 1,84GB, die einfach ins Community-Verzeichnis eingefügt werden. Ein Manual (extra Download, nur englisch) erklärt die Installation für die verschiedenen Varianten.
Den MSFS starten, die MBB339A auswählen … erst mal in ihrem Hauptbiotop Italien mit einschlägiger Bemalung für ein erstes Kennenlernen. Wir befinden uns „cold and dark“ auf einem Abstellplatz auf LICZ, einem Militärflugplatz auf Sizilien nahe Catania am Ätna zum Walkaround-Ritual vor der Inbetriebnahme. Das Manual, übrigens zu rund 90% aus dem realen Handbuch übernommen, enthält detaillierte Listen zur Prüfung von Lichtern, Antennen, Rädern, Stoßdämpfern, Einlässen, Steuerflächen, Öffnungen, Staurohren, Sensoren usw., ein gute Referenz zur Abschätzung der Qualität der Umsetzung für den MSFS.
Und dieser Rundgang überzeugt: die in 8k aufgelösten Texturen und die 3D-Modellierung zeigen Akkuratesse und Liebe zum Detail. Die cold and dark-Konfiguration erscheint handbuchgerecht mit Flaps down, Airbrake ausgefahren, um in alle Ritzen schauen zu können, und der Nietenzähler nickt um so zufriedener, je länger der Rundgang im Uhrzeigersinn fortschreitet: Staurohre – check; Bugfahrwerk und Landelicht – check, Lufteinlass rechts – check; Airbrake – check; rechte Flügelkante – check; Wingtiptank – check; Landeklappen … mit filigranen Details des Mechanismus – check; Aileron und Trimmklappe – check; rechtes Hauptfahrwerk – check; Navlights und Beaconlight – check; rechtes Höhenruder und Trimmklappe- check; Jetpipe – check; das ist alles fein umgesetzt. Der grauen italienischen Version sieht man ihre Dienstjahre an, die dunklere ist wie neu lackiert. Angeschaltete Landing- und Taxilights beleuchten den Boden, aber strahlen nicht selbst als Lichtquellen, da steckt ein Fehler drin. Für Aircraft-Porno wäre natürlich noch mehr vorstellbar – Inspektionsklappen zum Öffnen, Oberflächenerosion an den Fahrwerksteilen, detaillierte und genutzte Reifen … aber das ist nicht der Anspruch des Modells für knapp 24€, da steht der Jet-Flugspaß im Vordergrund. Also Rundgang auch links vervollständigen und rein ins Cockpit (nur das vordere der beiden ist simuliert), weiter mit den Preflight Checks.
Wir erleben einen 80er-typischen Uhrenladen, abgenutzt und so gar nicht Hochglanz, wie die MSFS Standardflieger. Wer das mag, knabbert beim Grinsen jetzt rechts und links an den eigenen Ohrläppchen: gute alte Kreiselinstrumentik. Kenner finden sich schnell zurecht: zentral im Blickfeld künstlicher Horizont, Kurs, Höhe, Variometer, Geschwindigkeit. Rechts die Parameteranzeigen für Triebwerk, Hydraulik, Elektrik, Treibstoff, links -typisch Kampfjet- AoA und G-Kraft, sowie Klappenstellungen. Typisch auch die Anordnung von Flightstick, Schubhebel, Bedienung für Funk, Elektrik, Lichtern, alles hoch aufgelöst und mit soliden Spuren alltäglicher Abnutzung, das kommt sehr authentisch rüber. Die meisten Knöpfe, Rädchen und Hebel sind animiert (auch mit Sounds), viele haben auch Funktion, aber nicht alle. Die Bedienung der Landelichter „von außerhalb“ mit einem Peripherie-Schaltpanel wird nicht in das Cockpit übertragen, womöglich weil im Cockpit ein Wahlschalter auf „Taxi“, „Landing“ oder „Off“ steht, wo das Panel zwei verschiedene Schalter hat.
Die neue Checklistenfunktion von MSFS unterstützt bei der Einarbeitung, im Netz gibt es auch schon mehrere Tutorial-Videos. Allzu kompliziert ist der Flieger aber nicht, einfache Avionik, einfache Hydraulik, Standardgeräte. Auch das Triebwerk ist keine Diva, sondern solides Gebrauchsgut. Mit wenigen Handgriffen läuft die Jetturbine hoch … und dann …äh… was ist das? Allgemein sind die Triebwerksgeräusche im MSFS schon überraschend enttäuschend (es gab in der Entwicklungszeit sogar ein Sound-Video, das hohe Erwartungen stiftete) – da blubbert nichts schön satt von Bässen oder dröhnt und röhrt, sondern zischt und pfeift und surrt in Hochtönen. Aber die akustische Umsetzung des Düsentriebwerks der MB339 ist noch schlimmer. So hört sich ein Akku-Tisch-Staubsauger an, aber keine Rolls-Royce Viper MK632-43-Turbine mit 17.800 N Schub! Muss die zivilisierende Entwaffnung von Kampfjets für den MSFS so weit gehen, dass man ihnen den akustischen WUMMS nimmt und sie mit dem Sound eines Modellflugzeugs ausstattet? Bitte nicht!
Der Baby-Sound bleibt leider ein Hindernis für das Eintauchen in ein Jet-Erlebnis. Sonst bleibt alles solide umgesetzt – Haube zu, Airbrake einziehen, Klappen setzen, Trimmung aufwärts, Freigabe einholen und lostaxeln Richtung Startbahn, Checkliste für Takeoff abarbeiten und auflinieren, Bremsen rein, Schub auf volle Kanne und das Hochlaufen der Turbine beobachten (…iihh, bloß nicht hinhören, richtig umgesetzt wäre das altvertraute Düsendonnern jetzt ein befriedigender Moment inniger sinnlicher Immersion), Bremsen los und ab dafür!
Sobald der kompakte Jet Fahrt aufnimmt, erlöscht das grüne „Steering“-Licht, ab jetzt nicht mehr mit Ruder, sondern nur mit leichtem Seitenbremsen ausgleichen, um auf der Centerline zu bleiben (das muss man ein bisschen üben, meine ersten Takeoff-Runs landeten in der Botanik). Ab 100 Knoten die Nase hochziehen … mit 110 airborne … steigen… Fahrwerk rein (rumpelt schön), weiter Höhe und Geschwindigkeit aufnehmen, über 125 Knoten Klappen rein. Und jetzt fällt auf, dass der Jet in niedrigen und mittleren Höhen enorm präzise den Steuereingaben folgt, da schwimmt nichts in der Luft, verzögert nichts, übersteuert nichts … der fliegt wie auf Gleisen. Das kann in real so sein, eine MB339 habe ich noch nie pilotiert, also kann ich das nicht einschätzen. Die Standardflieger in MSFS und Kampfjets im FSX bewegen sich „luftiger“. Ein präzise steuerbares Flugzeug wäre natürlich genau das Richtige für Formations- und insbesondere Kunstflug, vielleicht wählten die „dreifarbigen Pfeile“ deswegen die MBB339. Es wäre jedenfalls falsch, die Flugphysik nach dem zu programmieren, was User erwarten, wie sich ein Flugzeug in der Luft zu verhalten habe (so ist es wohl mal mit der 747 einer früheren MSFS Ausgabe geschehen). Ob die MB399 tatsächlich so direkt und präzise auf Steuerbefehle reagiert, kann nur jemand beurteilen mit realer Jeterfahrung. Bei Kehren in engen Alpentälern macht sich diese Präzison allerdings gut!
Das Triebwerk schiebt den leichten Jet gut vorwärts und nach oben, aber nicht endlos, beim steilen Steigen geht dann doch Fahrt verloren, und in großer Höhe nimmt der Vortrieb spürbar ab. Es ist nur schwer möglich, über 30.000 Fuß an Höhe zu gewinnen, und auch die Steuerung wird in der Höhe immer schwieriger. Diese MB339 fühlt sich in Bodennähe viel wohler. Als offizielle Dienstgipfelhöhe des Vorbilds sind allerdings 47.000 Fuß ausgewiesen, was man von Kampfjets eigentlich auch so kennt.
Die Turbine stellt sonst keine Ansprüche – sie hat keinen Nachbrenner, sie verkraftet wohl auch real schnelle Schubwechsel. Die Warnungen im Handbuch (Compressor Stall, Überhitzen, Flameout bei negativen G-Kräften usw.) spielen im Simulator keine Rolle, weil es (wohl zum größeren Teil) im MSFS noch nicht möglich ist oder nicht implementiert wurde. Auch Vereisung beeindruckt das simulierte Triebwerk kein bisschen, ob „Engine Anti Ice“ nun angeschaltet ist oder nicht. Einzig das Aus der Turbine bei leeren Tanks wird simuliert. Eine RAM-Turbine ist im Jet real verbaut, ist aber nicht im Modell umgesetzt. Als Stall Speed werden für das reale Vorbild „in Landekonfiguration 100 Knoten“ angegeben. Das Modell stallt ohne Klappen bei 100 Knoten, dann kippt die Nase nach vorne, der Flieger nimmt wieder Fahrt auf und fängt sich. Nur, wenn man den Stick weiter bis zum Anschlag nach hinten zieht, kann man eine Sinkrate aufrecht erhalten, allerdings nicht „wie ein Stein vom Himmel“. Ob das Gerät in real auch so stabil ist und sich nur mit Gewalt stallen lässt?
Die Instrumente funktionieren, wie sie sollen, VOR und ILS lassen sich mit dem (sehr einfachen) NAV-Empfänger einfangen, ADF ist nicht vorhanden. Für TACAN, die militärische VOR-Variante, ist ein Receiver implementiert, der TACAN-Kanäle auch empfängt (und beim Kanalwählen als VOR-Frequenzen im Popup-Text anzeigt), im Grunde wird er als „NAV 2“ benutzt. Es gibt einen Flightdirector und sogar einen GPS-Empfänger, der die Position als Koordinaten anzeigt, aber (vorbildgerecht) keinen Autopiloten und keinen einzigen Bildschirm im Cockpit, dafür kampfjet-typisch hervorragende Rundumsicht. Diese vereist in den den entsprechenden Bedingungen, allerdings bleibt der Blick nach vorne immer frei, ob das im realen Flieger durch ein Gebläse erreicht wird oder simulantenfreundlich programmiert wurde, weiß ich nicht, „Window Heat“ ist jedenfalls nirgendwo an- oder abzuschalten. Nase, Flügeltanks und Flügelkanten setzen ordentlich Eis an, die Cockpithaube von außen übrigens gar keins … und an den Flügelkanten wundert mich das – hat das Vorbild keine Enteisung an den Tragflächen? Ein HUD ist in der A-Version verbaut, allerdings inoperabel. Wozu auch, denn es würde nur eine Zielhilfe angezeigt („Gunsight“) aus dieser Perspektive wollen wir im MSFS auf nichts und niemand schauen. Mit einem Klick ist es dann auch demontiert und der Blick ist frei. Bei Nacht ist die Beleuchtung von Instrumentenbrett, Anzeigen und Schaltern eine Lust. Wer nachts „cold and dark“ startet, dem erleuchtet eine Helmlampe das Arbeitsfeld, je nach Blickrichtung, mit Headtracker oder VR ein Erlebnis, das ist klasse gemacht! Die Kunstflugversion hat zwar ein Schaltpanel für Rauch, implementiert ist Rauch aber nicht, das geht wohl noch nicht im MSFS2020. Das Heißluftflirren aus der Jetpipe ist leider gründlich misslungen… das sieht eher nach Wasserkocher aus (und würde für eine noch heiße Turbine nach dem Abstellen passen), aber so gar nicht nach dem wuchtigen Strom heißer Abgase aus einem Jettriebwerk.
In der Luft verhält sich die MB339 unzickig, verzeihend, gutmütig. Mit etwas Eingewöhnung traut man sich an Fassrollen, Loopings, bodennahe Tiefflüge, und natürlich ist auch Landschafts-Sightseeing aus dem Cockpit möglich, insbesondere mit Head-Tracker oder VR-Brille, für den Adrenalinkick jagt man damit durch enge Täler. Abfangen und Eskorte ist leider nur in Departure- und Approachphasen möglich, weil der Turbine bei 30.000 Fuß die Puste ausgeht.
Auch Landungen muss man ein wenig üben, um die Geschwindigkeiten aus dem Handgelenk draufzuhaben (unter 150 Fahrwerk raus, Approach mit 140 und Klappen 1, Final mit 115 und Klappen 2), und nach dem Aufsetzen schön auf der Centerline bleiben mit Seitenbremsen, bevor das grüne Steering Licht aufleuchtet.
Im Paket gibt es zwei Bemalungen der italienischen Streitkräfte, dazu die argentinische, arabische und die malaysische Version, sowie eine Fabrikversion. Zudem ist die MBB339PAN dabei, mit der die Frecce Tricolori flogen. Alle haben aber das gleiche Cockpit, das den ursprünglichen Zustand widerspiegelt, also wohl die späten 80er. Im Netz finden sich Repaints für die Draken-Version, Neuseeland, Ghana, aber auch Phantasie-Paints für die Schweiz, Frankreich, UK, USA. Genug interessante Spielplätze für Jet-Training! Die PAN-Version (ohne Tiptanks) scheint mir sensibler auf Rudertritte zu reagieren.
Ich habe das argentinische Paint, die berühmte 4-A-115 tatsächlich zum Starten in Port Stanley getestet, der MSFS2020 lädt ja zur Entdeckung bisher ungesehener Landschaften rund um den Globus ein, ein großartiges Feature. Rauhe Lüfte wehen auf den Falklands selbst mitten im Sommer (Seitenwind um 30 Knoten), die Inseln kahl und wenig heimelig, das Meer wogt ordentlich (auch eine tolle Neuerung im MSFS). Start und Landung verlangen geübte Hände und Füße an den Steuerungen.
Die Abschussmarkierung verrät viel über die argentinische Mentalität (wenn sie denn authentisch ist, mehr wird nicht verraten, das Schicksal der HMS Argonaut verlief jedenfalls anders, als die Markierung nahelegt). Das gegenseitige Schiffeversenken im Südatlantik (4 argentische, 5 britische Verluste) kostete über 900 Menschenleben. Im Jahr darauf gewährte Großbritannien aus Steuergeldern einen Kredit an Argentinien von 170 Millionen Pfund und lieferte eine britische Werft zwei nagelneue Kriegsschiffe an die argentinische Marine. Wenn man der wirklichen Verlierer, Gewinner und Motive von Kriegen gedenkt, versteht man die pazifistische Haltung im MSFS.
Das Manual enthält vor allem die Versionsgeschichte, Installationshinweise und dann viele Seiten aus dem Original-Handbuch, von denen ein Teil nützlich ist, manches nur interessant (oder wird der ausführlich erläuterte Schleudersitz später noch implementiert?). Atmosphärisch sorgen die abgebildeten Standard-Manöver natürlich für Authentizität und machen Lust aufs Nachfliegen. Was fehlt, sind ein paar wichtige Kennzahlen wie Stallspeed und Service Ceiling.
Performance-relevant sollte ein so kleiner, unkomplizierter Flieger nicht sein – diesbezüglich ist auch nichts negativ aufgefallen.
Fazit
Als erste Kampfjet-Erfahrung im MSFS ist die MBB339 ordentlich und vor allem ansehnlich gemacht, ein gutes Training für größeres Gerät, das angekündigt ist (und viel mehr, was wohl noch kommen wird), geeignet zur Vorbereitung auf zukünftige Fähigkeiten im MSFS2020 wie Trägerlandungen, Formations- und Kunstflüge, anspruchsvolle Systeme, zickige Triebwerke. Um dann gleich „in die Vollen“ gehen zu können, macht es Sinn, Jet-Erfahrung auf der MB339 zu sammeln, wie echte Jetpiloten es ebenso tun. In Grenzbereichen (Stall, Höhen über 30.000 Fuß, Eis) zeigen sich allerdings Schwächen der Umsetzung, hier wird sie unpräzise.
Der Preis entspricht der Leistung, ein Schnäppchen ist die MBB399 nicht, aber auch nicht überteuert. Als Training für komplexe Systeme („study level“) ist die Umsetzung nicht gedacht, die MB339 ist nicht viel tiefer modelliert, als ein FSX-Standardflieger. Dennoch können auch zivile Heimpiloten mit der MBB339 ihre Fähigkeiten üben – das schnelle Gerät wird ganz und gar von Hand navigiert, kein Autopilot folgt einem GPS-Pfad, hält Höhe und Kurs auch bei Seitenwind, kein Autothrottle temperiert den Schub. NAV-Frequenzen müssen selbst eingedreht, dem VOR und ILS händisch gefolgt werden. Steig- und Sinkflüge, Cruise, dicht am Boden fliegen, durch enge Schluchten kurven, Approach und Final … alles mit eigenen Händen und Füßen (sofern mit Pedalen ausgestattet), bei jedem Wetter, das macht schon Laune, und hinterher, da kann man was!
Informationen
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Dr. Michael Kalff