Review: Just Flight Hawk T1/A Advanced Trainer (X-Plane 11)

Just Flight hat Thranda Design zur Abwechslung mal keine klassische Maschine der General-Aviation-Sparte für X-Plane 11 bringen lassen. Für 37,64€ (inkl. MwSt.) ist der Jet-Trainer im simMarket erhältlich. Wer also sich im Mach Loop, Teil des Tiefflugtrainingsgebietes in Wales, zuhause fühlt, hat nun ein weiteres Flugzeug für seinen Hangar zur Auswahl. Wir schauen uns den wendigen Trainer in einem kurzen Review einmal an.

Die BAe Hawk T1/A  (Hawk = engl. Habicht) ist unter anderem der Strahltrainer der Royal Air Force und gibt Flugschülern einen Einstieg auf dem Weg ins Cockpit des Eurofighters oder des Panavia Tornado. 1976 fand die Indienststellung bei der britischen Royal Air Force statt, wo die Hawk sofort in der Ausbildung eingesetzt wurde, in der sie ihre Charakteristika voll zur Geltung bringen konnte. Zum einen hat die Hawk einen erhöhten hinteren Sitz – den des Ausbilders. Die Vorteile liegen auf der Hand; der Flugschüler kann besser beobachtet werden, das Blickfeld vor dem Flugzeug ist für den Trainer deutlich besser zu erfassen. Zum anderen ist das Flugzeug so konstruiert, dass im Rahmen der Ausbildung all das trainiert werden kann, was später in den “großen” Jets, wie dem Eurofighter, maßgeblich ist. Soweit so sinnig, was bedeutet das? Das bedeutet, dass die Hawk sowohl zur Übung des Luftkampfes aber auch des Kampfes gegen Bodenziele genutzt wurde und ebenso, dass Agilität und Manövrierbarkeit vergleichbar mit den späteren Einsatzvehikeln der Flugschüler ist. In Sachen Geschwindigkeit sind allerdings Abstriche hinzunehmen. Das maximal 5,7 Tonnen schwere Flugzeug hat eine maximale Geschwindigkeit von Mach 0,84, sodass man schwerlich von einem Überschalljäger sprechen kann. Allerdings hat man bei Hawker Siddeley, das 1977 in der British Aerospace aufgegangen ist (daher BAe Hawk), mitgedacht, und die Hawk aerodynamisch auch auf Überschallflug ausgelegt, sodass in der Ausbildung dennoch die Möglichkeit gegeben wird, den Übergang in den Überschallflug zu trainieren, nämlich im Sturzflug. Insofern bin ich gespannt auf einen leichten und wendigen Jet-Trainer, den ich ein wenig durch den Mach Loop scheuchen kann.

Installation

Just Flight hat uns dieses Rezensionsexemplar freundlicherweise zur Verfügung gestellt. Der Download über den Just-Flight-Store verlief problemlos. Die Installation erfolgt per Drag-and-Drop und die Aktivierung per Lizenzschlüssel. Während ich bei einigen Nutzern in der Hinsicht von Problemen mit der Aktivierung gelesen habe, konnte ich dies nicht verifizieren. Den Ordner an die gewünschte Stelle in der Flugzeugordnerstruktur schieben, in X-Plane das Add-on beim Reinladen aktivieren und das Add-on dann noch einmal neu laden. Nicht komplizierter als bei anderen Flugzeugen auch.

Just Flight liefert ein 93-seitiges Handbuch mit, das gerade demjenigen, der nicht in der Military-Fliegerei zuhause ist, sicherlich in Bezug auf die Systeme ein wenig weiterhilft. Darin sind die Systeme benannt und erklärt sowie Besonderheiten des Add-ons beschrieben. Ebenfalls nicht unerwähnt bleiben sollen einige Abnormal Procedures sowie ein Tutorial-Flug in England. Der Nutzer wird hier auf einem relativ niedrigen Level abgeholt und an das Flugzeug herangeführt.

Da kann ich nichts gegen sagen, sehr schön. Zur Optik!

Optik

Und die Optik… die kann man schon so machen. Im Ernst; sicherlich einer der strahlenden Punkte dieses Flugzeuges. Von außen hervorragend anzusehen, die Texturauflösung ist absolut angemessen hoch und unscharf wird es hier nur, wenn man unanständig nah heranzoomt. Über das Aussehen des Flugzeuges selbst kann man natürlich streiten, man hat es hier nicht mit der grazilsten Schönheit zu tun, aber darum geht es hier ja auch nicht.

Allgemein sind die PBR-Texturen sehr angenehm anzusehen und die zwölf mitgelieferten Lackierungen sind auch mit viel Liebe zum Detail umgesetzt. In Sachen Modellierung leistet man sich auch keine Blöße. Jedes kleine Leitblech, das ich mir nur vorstellen kann, finde ich auch in der einen oder anderen Form wieder. Die beweglichen Teile wirken realitätsgetreu animiert und beim Blick zur Seite aus der Kanzel macht der Anblick der Steuerflächen vor der sehr schnell vorbeiziehenden Landschaft eine Menge Spaß.

Das Cockpit sieht – wie von den bisherigen Just-Flight-Portierungen von Thranda bekannt – ebenso gut aus. Dieser Uhrenladen sorgt bei entsprechendem Lichteinfall für gut aussehende Schattenspiele, was eben besonders bei den bei sehr sportlichen Flugmanövern durch die sehr schnell wechselnden Lichteinfälle genauso viel Spaß macht. Man merkt; diese wendigen Jets haben ihre ganz eigene Faszination. Die Texturen sind im Cockpit ebenfalls eine ganz feine Sache. Abgenutzte Oberflächen, leicht abgewetztes Metall… ganz so, wie man es sich bei einem bereits altgedienten Strahltrainer vorstellen könnte.

Sound

Der Sound… wer nun vielleicht ein dröhnendes Donnern eines Nachbrenners erwartet, der wird sicherlich enttäuscht sein. Das Ganze klingt ein wenig zahmer und trotzdem vernünftig. Einen Nachbrenner hat die Hawk T1/A nun mal nicht und der beinahe leise, helle Klang des Rolls-Royce-Triebwerks passt zum zierlichen Auftreten des Jets im Allgemeinen. Im Cockpit kommt der Triebwerkssound nur gedämpft an, weswegen die Triebwerksanzeigen im Blickfeld so nützlich sind. Im Cockpit bekommt man überhaupt nichts von den Landeklappen oder dem Fahrwerk mit. Wirkt aber nachvollziehbar.

Es wirkt soweit realistisch, das ist gut. Was Thranda Design hier für Just Flight aber auch berücksichtigt hat, und das kennen wir von den GA-Flugzeugen, sind die Windgeräusche. Diese sind je nach Geschwindigkeit und Last unterschiedlich intensiv und sorgen für eine größere Immersion. Das Rauschen, das deutlich hörbarer ist als das Triebwerk bei hoher Geschwindigkeit und Drehzahl, unterstützt das Geschwindigkeitsgefühl, gerade bei Tiefflugübungen, ganz enorm. Das macht Spaß. Ein weiterer Punkt, und den finde ich ein besonders tolles Easteregg, ist das Knirschen des Airframes bei höheren Fliehkräften. Nicht, dass wirklich etwas passiert, aber es ist ein zusätzlicher Indikator für den, der auf das G-Meter, das sehr zentral im Blickfeld ist, nicht so sehr achten möchte. Hatte ich so bisher nicht im Ohr, hat mich dementsprechend überrascht. Fand ich gut.

Und das könnte ich gut als Fazit für den Sound stehen lassen. Das Flugzeug als solches beeindruckt jetzt nicht so, wie es eine Avro Vulcan tun würde. Aber dem Vergleich mit den YouTube-Videos hält Just Flights Hawk T1/A stand.

Systeme

Nun, hier kommt der übliche Disclaimer, dass ich kein realer Pilot, noch sonst beruflich vertraut bin mit diesem Flugzeugtyp, den ich hier auch noch etwas mehr so meine als bei meinen In-Depth-Reviews zu Airlinern. Einfach aus dem Grund, dass ich mit der Militärfliegerei nur vom Hörensagen her vertraut bin und dementsprechend auch die Flugmuster nicht im Detail kenne. So auch hier mit der Hawk T1/A. Insofern kann ich mich nur auf meinen Verstand und natürlich für mich zugängliche Informationen (Handbücher und ggf. Foren) verlassen.

Soweit macht aber alles einen plausiblen Eindruck, und Just Flight hat sogar das Verhalten einiger Systeme in Bezug auf abnormale Prozeduren implementiert und im Handbuch niedergeschrieben, so zum Beispiel die Ram Air Turbine, die das Flugzeug auch ohne angeschaltetes Hilfs- und Haupttriebwerk mit Notstrom und Hydraulik versorgt. Hierauf möchte ich allerdings nicht weiter eingehen, damit wir nicht den Rahmen dieses Reviews sprengen. Die Startup-Prozedur ergibt soweit Sinn und lässt sich auch by the book durchführen. Umgekehrt wiederum bekommt man auch Probleme, wenn man das Verfahren nicht verfolgt.

Die Kommunikations- und Navigationsfunkanlagen sind an die Limitationen von X-Plane 11 angepasst. TACAN-Frequenzen kennt X-Plane 11 ja nicht wirklich, sodass man mit dem TACAN-Funkgerät beispielsweise am Ende einfach eine VHF rastet. In meinen Augen völlig legitim.

Davon ab ist praktisch jeder Schalter und Knopf animiert und die meisten bewirken auch irgendetwas. Selbst das HUD lässt sich einschalten und justieren. Ein absolutes Gimmick, und eigentlich auch eher optischer Natur, sind die Visiere der simulierten Piloten. Sie zeigen allerdings die Detailverliebtheit, die hier an den Tag gelegt wurde. Denn zum einen sind sie animiert und fahren langsam hoch und runter, wenn man die Einstellung ändert und werden nicht aus heiterem Himmel ein- und ausgeblendet. Zum anderen dunkelt sich die Cockpitansicht auch leicht ab, wenn das Visier heruntergefahren wird.

Das macht schon Spaß. Hier hat Just Flight ganze Arbeit geleistet und einen Sweetspot zwischen Systemtiefe und Simplizität gefunden.

Bedienung

Hier kann ich mich kurz halten. In meinen Augen hat man hier nichts falsch gemacht. Alles funktioniert ziemlich intuitiv, sodass man sich keinerlei Gedanken machen muss, wie man etwas bedient. Man tut es einfach.

Just-Flight-typisch hat man am linken Bildschirmrand den in der Transparenz verstellbaren Clickspot, um das Einstellungsmenü fürs Verändern der Flugzeugkonfiguration (z. B. T1 vs. T1/A) und ähnliches aufzurufen.

Die Virtual-Reality-Handhabung konnte ich mangels Equipment nicht prüfen, allerdings wirbt Just Flight mit vollständiger VR-Kompatibilität. Und durch die angenehme Performance (ähnlich oder gar noch besser als die General-Aviation-Flugzeuge von Just Flight) sollten auf die VR-Nutzer auch keine bösen Überraschungen warten.

Fazit

Wer sich alles in einem durchliest könnte zu dem Schluss kommen, dass mein Fazit positiv sein müsste. Und liegt so verkehrt damit nicht. Klar, mit dem aus meiner Sicht etwas unspektakulären Sound muss man klarkommen. Mein Flugzeug ist es sicherlich nicht, dafür bin ich zu sehr Airliner-Fan, aber ich war doch sehr beeindruckt, was Just Flight hier für X-Plane 11 losgelassen hat. Wer es ein wenig spannender haben möchte als das stundenlange Fliegen auf FL300 und höher oder als das Gondeln durch die Landschaft mit der langsamen C152, für den ist das hier vielleicht etwas. Und so denken viele, wir mir die Blicke auf die diversen X-Plane-Facebookgruppen und auf Reddit zeigt. Ein sehr beliebtes Flugzeug und ich würde sagen: mit Recht.

Den Preis von 37,64€ kann man gut finden oder auch nicht, aber wer sich für diese Art der Fliegerei sowieso schon interessiert, der kann hier bedenkenlos zugreifen. Man wird damit seine helle Freude haben.

Informationen

Pro Contra
  • angenehm zu fliegen
  • realistisch wirkender Sound
  • Liebe zum Detail
  • gute Balance zwischen Systemtiefe und Simplizität
  • nette Gimmicks
  • bei dem Preis eher etwas für Militär-Interessierte
Informationen Testsystem
  • Entwickler: Thranda Design für Just Flight
  • Versionen: X-Plane 11
  • Preis : 37,64€
  • Kauf: simMarket.de
  • Größe: 864 MB
  • Intel Core i5 2500K @ 4,3 Ghz
  • Geforce GTX1060 6GB
  • 16 GB DDR3-RAM
  • Windows 10 64Bit
  • X-Plane 11.26

 Jonas Lapp