Zugegeben: Norddeutschland ist nett. Aber diesen flachen Teil der Erdkugel kann ja jeder darstellen. Süddeutschland hingegen hat so viele tolle Städte und verschiedene Landschaften, das ist viel schöner und komplexer! Schauen wir also mal, was Orbx daraus gemacht hat.
Denn es mangelt in der Tat ja an einer aktuellen Szenerie für (Süd-)Deutschland. Aerosoft’s VFR Germany (in der Version West 2010 mein erstes oder zweites Addon überhaupt!) ist im Zeitraum 2008 bis 2010 erschienen, eine Neuauflage ist nicht in Sicht, und offiziell ist VFR Germany nur für den FSX verfügbar. Ich habe es dennoch all die Jahre in Prepar3d V2 bis V4 benutzt. Aber hey, das Bildmaterial ist schon ein paar Tage älter, es gibt nicht alle Objekte (das oben dargestellte Kloster Benediktbeuern, beispielsweise, musste ich mir vorher selbst in Google Sketchup basteln). Grund genug also, die Orbx-Variante von Süddeutschland genauer unter die Lupe zu nehmen. Hier geht’s übrigens vorher nochmal zum Interview mit den Entwicklern von FTX Germany.
Das verspricht der Hersteller, Kauf und Installation
Zunächst mal verspricht Orbx eine Umsetzung von Deutschland ab einer Linie knapp nördlich von Köln und Dresden bis hinunter zu den Alpen, mit Überlappungen mit der Schweiz und Österreich. Das Gebiet sei abgedeckt mit Texturen, die auf lokalen Quellen basieren, das Autogen handverteilt und eigens angefertigt, es gibt 116.000 Strommasten, 550 angepasste Flugplätze, 450 Points-of-Interest-Objekte (im Folgenden POI), fotoreale Stadtszenarien von München, Ulm, Passau, Lindau, Bamberg, Koblenz, Würzburg, darüber hinaus Fototexturen der US-Basen Ramstein und Grafenwöhr, des Bodensees, diverser Tagebauten (= Inden, Garzweiler II und Hambach im rheinischen Revier) und diverser Gebiete in den bayrischen Alpen.
Das alles sind12,1 Gb auf der Festplatte, und die gibt es für einen Listenpreis von knapp 55 australischen Dollar (ca. 36 Euro) für alle FSX-basierten Simulatoren unkompliziert über OrbxDirect zu kaufen. Nach dem Download erhält man – wie bei Orbx üblich – ein umfangreiches Handbuch, ein Konfigurations-Tool, das in FTX Central eingebettet ist und – das hat mir beim Review sehr geholfen – eine Google-Earth-Datei, in der sämtliche Flugplätze, POIs und fotorealistischen Gebiete verzeichnet sind.
Ein kurzes Brainstorming ohne Anspruch auf Vollständigkeit, was uns in dem Gebiet erwartet: München, Köln, Frankfurt, Dresden, Stuttgart, Ulm, Freiburg, Heidelberg, Chemnitz, Erfurt, die Alpen, Taunus, Rhön, Spessart, das Rhein- und Moseltal, Schwarz-, Oden- und Bayrischen Wald, die Alb, den Nürburg- und den Hockenheimring, die Alpen, den Bodensee. Klingt viel – ist es auch: Ich möchte dennoch versuchen, euch einen möglichst breiten Überblick über Orbx-Deutschland zu geben, aus dem sich jeder Lesende dann selbst das rausrücken kann, was interessiert. Der Hauptteil dieses Reviews ist denn auch eine Tour durch das Szenerie, die diesmal etwas umfangreicher geworden ist – wer gelangweilt ist blättert bitte einfach darüber hinweg. Ansonsten freue ich mich, wenn ich möglicherweise auch Besitzern von GES Anregungen für Ausflüge in der Landschaft geben kann.
Erster Eindruck: Köln-Friedrichshafen mit dem Airliner
Aber fliegen wir doch für einen Überblick erstmal von Nord nach Süd durch die Szenerie: Von Köln nach Friedrichshafen in Aerosoft’s CRJ. Nach dem Start geht es zunächst über das Bergische Land. Im Hintergrund rechts im Bild der Flughafen Köln-Bonn, im Vordergrund die Wahnbachtalsperre am Rand des Bergischen, im Hintergrund der Rhein.
Hier ein Blick nach Norden: Die Berge ziehen sich bis zur Ruhr im Hintergrund.
Ab Frankfurt folgen wir dem Knick des Rheins nach Süden (die Stadt im Vordergrund müsste Neu Isenburg sein).
Schön zu erkennen ist hier, warum der Oberrheingraben so heißt: Links die Höhenzüge des Odenwalds, später dann des Schwarzwaldes –
rechts die Pfalz, später die Vogesen in Frankreich. Im Bild ganz links unten ist Heidelberg.
Weiter geht es im Wesentlichen den Neckar entlang bis Stuttgart. Hinter Stuttgart ist die schwäbische Alb zu erkennen.
Nach der Alb geht’s dann direkt zum Bodensee – im Horizont erscheinen bereits die Alpen im Nebel.
Nun geht es langsam in den – viel zu früh abgeschlossenen, weil ich den Flieger kaum kenne! – Sink- und Anflug auf Friedrichshafen, der uns schon ein paar Details von Germany South erkennen lässt.
Meine IFR-Einstellung spart an Detailradius und Autogen. Abgesehen davon sehen die Landschaften plausibel aus; die Dörfer und Städte fügen sich gut ein, Flussläufe und andere Vektorelemente (Straßen, Bahnstrecken) sind extrem präzise abgebildet. Erst spät im Landeanflug zeigen sich die bekannten Textur-Flicken, die für mich Städte bei Orbx immer gleich haben aussehen lassen. Als Abhilfe gibt es einige eigens modellierte Points-of-Interest, hier zum Beispiel das Schloss. Der Flugplatz – Aerosoft Friedrichshafen Professional – sticht wegen nur leicht anderer Grüntöne kaum aus der Landschaft heraus.
Zweiter Eindruck: Abends mit der Cessna von Egelsbach nach Würzburg
Interessant wird es natürlich erst, wenn man tief und langsam über die Landschaft hinzieht. Einen vollständigen Flug von Egelsbach über Frankfurt und Würzburg nach Giebelstadt gibt es “zum Nachschlagen” unten im Video; zunächst aber ein paar Highlights, die zeigen, was Orbx erreicht hat.
Schön finde ich zum Beispiel, wie detailliert dieses – mir unbekannte – Dorf im Spessart dargestellt ist. Besonders mit hohen Autogen-Leveln sieht das richtig gut und sehr plausibel aus, wenn man eben die Details nicht kennt. Würde ich allerdings aus diesem Dorf kommen, würden mir vermutlich viele Dinge fehlen. Oder aber ich würde mich freuen, wir präzise die Straßen und die Form des Dorfs getroffen sind.
Schön auch das Maintal, das ebenfalls von den dichten Wäldern und hohen Autogen-Leveln in den Orten profitiert.
Würzburg erreichen wir in der Abenddämmerung, markant ist die Festung Marienberg über der Stadt.
Weiteres Zwischenfazit gefällig? Die Szenerie sieht soweit auch aus der Nähe ziemlich plausibel aus! Hier der gesamte Flug, von Egelsbach (EDFE) zunächst nach Norden und dann grob den Main flußaufwärts nach Würzburg, Landung in Giebelstadt (EDQG).
Performance
Wie steht es nun mit der Performance? Nun, das hängt umso mehr mit den Einstellungen ab, mit denen ihr fliegt. Als Beispiel ein Flug mit der Q400 von Köln nach Frankfurt auf etwa 12.000 Fuß, ziemlich direkt von COL nach TAU, dann über Wiesbaden und Mainz auf die RW 07R. Beim Eindrehen über dem Rhein-Main-Gebiet und besonders bei Annäherung an den Flughafen geht die Framerate bis auf etwa 20 FPS zurück. Meine IFR-Einstellungen sparen mit Autogen und Reichweite, das Video sollte euch einen Eindruck davon geben.
Die meisten Fotos der Szenerie habe ich mit meinen VFR-Einstellungen gemacht: Reichweite maximal, aber Autogen nur “dicht”. Damit kann man ganz gut fliegen; beim “Slewen” dauert es aber einige Zeit, bis Texturen nachgeladen sind.
Ja, die Performance ist generell etwas schlechter als mit openLC oder gar VFR Germany; ich finde das aber nicht dramatisch, da gerade Prepar3d V4 sehr gut anpassbar ist, und vor allem die Autogen-Reichweite die Leistung stark beeinflusst.
Was bei mir sogar überraschend gut funktioniert hat, das waren Flüge mit der Piper Cub in Stereo in der Oculus Rift. Es ist beeindruckend, so durch das enge Rheintal zu fliegen und Burgen zu beobachten.
Deutschland im Detail
Ein großer Vorteil, den wir hier im Blog gegenüber der klassischen Presse haben, ist der im Prinzip unbegrenzte Platz für Screenshots – ich muss mich nicht für ein besonders repräsentatives oder gutes Bild entscheiden. Übertreiben möchte ich es nicht, aber zumindest möchte ich euch möglichst viele Bilder von markanten Orten geben.
Rheinland und Eifel
Beginnen wir mal in meiner Wahlheimat, dem Rheinland, mit einigen Touristenfotos von Köln.
Der Kölner weiß: die Farbe der Rodenkirchener Brücke (oben links) sollte grün sein – das sogenannte Kölner Brückengrün. Ansonsten passen die Objekte, die Hohenzollernbrücke ist in der Tat so ausgerichtet, dass der im Bild rechte Brückenbogen mit der Domachse fluchtet. Leider fehlen die Kranhäuser auf der kleinen Landzunge im Bild oben rechts – sie sind ziemlich markante Punkte.
Nehmen wir als Beispiel für urbane Räume Köln-Nippes: Nippes selbst sieht von der Bebauung und Vegetation her eigentlich ziemlich gut aus, nur nördlich (Longerich, etwa ab der Rennbahn) erscheint es mir etwas zu grün zu sein.
Bei Tag schön dargestellt ist das Stadion, allerdings ohne die vielen Punkte, die der 1. FC Köln hier in der Regel liegen lässt.
Insgesamt sieht Köln bei Tag und Nacht so aus:
Wer schon mal nach im Dunkeln nach Köln geflogen ist hat dabei sicher das Stadion gesehen: die Stelen an den vier Ecken werden in der Realität weiß beleuchtet. Hier scheint es so, als wären die Tag- und Nachttexturen gleich.
Falls ihr euch mal gefragt habt, wo der Strom für all diese schönen Nachtlichter herkommt: Im Rheinischen Revier liegen die Tagebauten Inden, Hambach und Garzweiler, die sich noch bis ca. 2045 in die Landschaft fressen. Sieht in echt wie auch im Simulator beeindruckend aus, und auch die Plateaus sind gut getroffen. Es gibt gut gemachte Fototexturen, auf denen die Bagger zu erkennen sind. Schade, dass es keine Modelle der Bagger gibt.
Ganz in der Nähe findet sich die kleine, relativ unbekannte Autoteststrecke in Aldenhoven, die neben einer Filmautobahn für die RTL-Produktion “Alarm für Cobra 11” entstanden ist. Mich hat überrascht, wie exakt die Strecken in den zugrundeliegenden OSM-Daten definiert sind (generell sind die Autoteststrecken präzise umgesetzt). Ganz in der Nähe – in Geilenkirchen – ist übrigens die Nato-E3-Staffel stationiert, man sieht die Maschinen regelmäßig von Aldenhoven aus ihre Platzrunden drehen.
Ganz im Nordwesten der Szenerie liegt Aachen.
Weiter geht’s nach Süden in die Eifel. Markante Punkte hier sind die Maare (hier zum Beispiel bei Daun-Senheld), der exzellent getroffene Nürburgring, das Radioteleskop in Bad Münstereifel-Effelsberg. Bevor wir uns nach Süden in Richtung Bonn begeben, ein paar Blicke auf ein Beispieldorf – wahllos habe ich mir Wollersheim (N50° 39.78′ E6° 33.58′) vorgenommen, schaut es euch gerne parallel in Google Earth an: Ich finde, die Form des Dorfes und die Platzierungen der Bäume sind wieder sehr schön getroffen.
Eine andere Sache, die mir aufgefallen ist: Die Windturbinen sind nicht alle gleich, und einige der Turbinen haben diesen Grün-Grau-Farbübergang, den man auch in Echt häufig sieht. Das zeigt eine gewisse Detailverliebtheit der Entwickler.
So, auf geht’s zurück zum Rhein: Bonn, ehemaliges Gästehaus der Bundesregierung auf dem Petersberg, Burgruine auf dem Drachenfels, ehemaliges Kernkraftwerk Mülheim-Kärlich kurz vor Koblenz. Subjektiv ist die Qualität und Anzahl der Objekte besser als bei VFR Germany.
Mosel und oberer Mittelrhein
Koblenz ist eine sogenannte “CityScape Light”. Konkret heißt das: Es gibt eine Fototextur im erweiterten Innenstadtbereich, die sich bis über den Rhein zur Festung Ehrenbreitstein zieht. Das “Deutsche Eck”, ein Denkmal in der Spitze zwischen Mosel und Rhein, ist sehr detailreich vorhanden.
Nah an der Mosel auf einem Plateau über der Stadt liegt der Flugplatz Koblenz-Winnigen, den früher bereits Flightport modelliert hatten.
Die Mosel zieht flußaufwärts nette Schleifen, und ganz in der Nähe einer der markantesten Schleifen liegt der Flughafen Hahn EDFH.
Der obere Mittelrhein, ein UNESCO-Weltnaturerbe, ist eine Flusstallandschaft mit unzähligen Burgen zwischen Koblenz und Rüdesheim. Ob alle Burgen dargestellt sind kann ich nicht sagen, aber es sind auf jeden Fall sehr viele.
Kurz vor Rüdesheim liegt das Niederwalddenkmal, das von Rüdesheim aus komfortabel per Seilbahn erreichbar ist – im Simulator ist die Seilbahn nicht vorhanden, das Denkmal ist aber auch wieder überaus detailverliebt nachgebaut.
Rhein-Main-Gebiet
In’s Rhein-Main-Gebiet starten wir mit Mainz (wie, nicht unbedingt zur Freude der Rheinhessen, auch viele reale Anflüge auf Frankfurt).
Der Frankfurter Flughafen (Aerosoft EDDF v2 pro) fügt sich trotz etwas blasserer Grüntöne in die Landschaft ein. Das muss nicht unbedingt ein Fehler sein: die Fototextur bis etwa zur Staustufe Eddersheim ist noch Teil der Frankfurt-Szenerie.
Die Stadt Frankfurt ist mit vielen aktualisierten Gebäuden vertreten (mehr und natürlich aktueller als bei VFR Germany 2010). Der gerade abgebrannte Goetheturm rechts neben der Einflugschneise der 25er-Bahnen ist nicht enthalten – das ist leider mittlerweile korrekt.
Die Innenstadt ist gut getroffen, aber die Außenbezirke sind wieder etwas zu grün und nicht ganz akkurat dargestellt. Die Autobahn A66, die sich durch das folgende Bild zieht, sollte eigentlich am Industriegebiet in Bildmitte enden, am Hessen-Center in Bergen-Enkheim. Es gibt zwar eine Straße, die vom Autobahnende in Richtung Ratsweg-Festplatz und A661 (quer) geht, aber es gibt noch keine Autobahnauffahrt, wie unten dargestellt. Bei OpenStreetMap ist der dargestellte Bereich, der sogenannte “Riederwaldtunnel”, als Planung enthalten. Vielleicht ist Orbx also einfach seiner Zeit voraus. Aber hey, das ist schon Mäkeln auf hohem Niveau – vielleicht wird das ja auch in einem Service Pack angepasst.
Franken
Weiter im Zeitraffer den Main aufwärts: Aschaffenburg, Würzburg (mit CityScape Light-Fototextur), Bosch-Teststrecke Boxberg, Bamberg (CityScape).
Die Fototexturen in den Innenstädten von Würzburg und Bamberg sorgen dafür, dass die Städte natürlicher wirken. In Nürnberg gibt es das leider nicht.
Auf dem Weg nach München hier mal ein Beispiel für einen Autobahn-Rasthof, der mit kleinen Häusern verziert ist.
Oberbayern
Kurz vor Ingolstadt verlassen wir Franken und erreichen Oberbayern. Manching beherbergt Teile der Eurofighter-Produktion und dient auch als Ausweichflugplatz für die Luftwaffe.
Ingolstadt selbst hat – neben einer riesigen Automobilproduktion – eine sehenswerte historische Altstadt.
Von Ingolstadt zur Münchner Stadtgrenze sind es – bei freier Fahrt – nur etwa 30 Minuten, und der erste markante Punkt, den man dann sieht, ist die Allianz-Arena, die hier von Fototexturen umgeben ist.
München ist generell sehr detailliert und ausgiebig mit Fototexturen versehen: Neben der Innenstadttextur, die im Norden in etwa dem mittleren Ring entspricht, sich im Süden aber bis zur Stadtgrenze zieht, gibt es noch Fototextur-Tupfer um Flugwerft und Schloß Schleißheim. Hier zuerst Schleißheim:
Olympiapark und Blick vom Olympiahügel auf die Innenstadt:
Blick auf’s olympische Dorf:
Das alte Olympiastadion hat mittlerweile – meines Wissens nach, vielleicht können das Münchner bestätigen – kein Fußballfeld mehr, sondern wird für Events genutzt.
Klinikum Schwabing, leider mit nicht passender Autogen-Bebauung:
Frauenkirche, Untergrund ist nur deshalb unscharf, weil ich nicht lang genug auf das Laden der Texturen gewartet habe.
Stammhaus des Deutschen Museums:
Diverses aus der Innenstadt:
CityScape-“Lite” ist für München ziemlich untertrieben – München sieht bei Orbx fantastisch aus und ist mit vielen Objekten verziert. Das Autogen ist manchmal etwas unpassend.
Alpen
Weiter geht’s nach Süden, die Isar entlang und am Kloster Benediktbeuern vorbei:
Im Gebiet etwa ab Benediktbeuern überlappen sich Germany South und Orbx Innsbruck. Das ist kein Problem, solange im Control Panel von Innsbruck der Kompatibilitätsmodus aktiviert ist. Falls nicht kommt es zu Texturfehlern. Falls doch, ist auf dem Gipfel der Zugspitze die Bergstation der Zugspitzbahn zu erkennen.
Die Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau finden sich etwas weiter westlich. Besonders Neuschwanstein ist sehr schön modelliert worden.
Hier nochmal ein Überblick über die Alpen im Raum Füssen – Garmisch:
Garmisch gibt es in Orbx Germany South natürlich auch; mit der großen Olympiaschanze von 1921.
Bodensee und Ulm
Der Bodensee von Osten gesehen, am linken Bildrand Bregenz, rechts Lindau und darüber dann Friedrichshafen. Es gibt eine Fotoszenerie den Sees: schön zu erkennen, wie der Rhein in den Bodensee fließt (in Bildmitte).
Für die Altstadt von Lindau (auf der Insel) gibt es wieder eine sehr gut gelungene Fototextur.
Friedrichshafen ist die Wiege der deutschen Luftfahrtindustrie, und Stammsitz der Zahnradfabrik Friedrichshafen (ZF), eines bedeutenden Automobilzulieferers. Wie oben schon gesagt fügt sich der Aerosoft-Flugplatz EDNY ziemlich gut in die Landschaft ein.
Die Blumeninsel Mainau ist mit dem Schloss ausgestattet; in meiner Erinnerung ist die Insel voller Blumen, aber ein kurzer Blick auf einen Satellitenfotoanbieter eurer Wahl zeigt: so falsch liegen die Designer gar nicht.
Auf dem Weg zurück nach Norden liegt Ulm – eine wunderschöne Stadt an der Donau, die völlig gerechtfertigt mit einer gelungenen Fototextur ausgestattet ist, und übrigens den weltweit höchsten Kirchturm beheimatet.
Stuttgart
Südlich von Stuttgart liegt der Flughafen EDDS, hier auch wieder Aerosoft’s EDDS Professional. Die Flughafen-Szenerie ist leicht blasser als die Umgebung. Beachtet bitte, dass ihr – neben dem Orbx-Flugplatz – diverse Objekte der Flughafen-Szenerie deaktivieren müsst, sonst habt ihr zum Beispiel doppelte Türme auf den umgebenden Bergen.
Nicht weit vom Flughafen in Stuttgart-Möhringen liegt die ehemalige Konzernzentrale von Daimler (1990-2006).
Die Innenstadt von Stuttgart liegt in einem Talkessel, hier ist nur das Schloss modelliert. Es gibt aber außerhalb des Talkessels, in Untertürkheim, noch das Stadion.
Oberrhein und Heidelberg
Ein Sprung nach Osten: der Rhein verlässt den Bodensee ganz im Westen und markiert über weite Strecken die Grenze zu Frankreich. Den südwestlichsten Zipfel Deutschlands ignorierend beginnen wir in Baden-Baden. Der Airpark Baden-Baden dient sowohl als Flugplatz als auch als Event-Teststrecke.
Karlsruhe hat einen gut erkennbaren Hafen. Die im Rhein zu sehenden Spitzen gibt es – zumindest nach Satellitenfotos – in der Realität so nicht.
Das Technik-Museum Speyer liegt direkt am Flugplatz; hier ist es leider nicht dargestellt. Es gab dazu mal eine Flightport-Szenerie, soweit ich mich erinnere. Der Dom ist aber modelliert.
Ab und an habe ich Textur-Anomalien beobachtet – hier ein Beispiel einer fehlenden Textur am Rhein. In der Nähe: der Flugplatz Herrenteich, für den es eine Szenerie von Marcel Felde gibt.
Mannheim und Heidelberg bilden zusammen eine Metropolregion. In Mannheim passt die Stadtarchitektur nicht richtig; die alte Innenstadt ist am Reißbrett entstanden und aus Quadraten aufgebaut.
Heidelberg passt schon eher – markante Objekte sind hier das Schloss, die Stadtkirchen und natürlich die “Alte Brücke” von 1788.
Weiter den Bergrücken des Odenwalds hinauf folgen ein paar markante Burgen, zum Beispiel die Starkenburg in Heppenheim, heute Jugendherberge, und Burg Frankenstein südlich von Darmstadt.
Darmstadt selbst enttäuscht leider: VFR Germany kannte hier noch das Stadtschloss, bei FTX Germany ist die Innenstadt nur von Autogen bevölkert. Schlimmer: Auf dem Luisenplatz steht hier ein Windkraftrad, wo eigentlich die Säule mit Großherzog Ludwig sein sollte! Modelliert ist dafür das Einkaufszentrum Loop 5 an der A5.
Der abgebildete August-Euler-Flugplatz ist übrigens eines der ersten offiziellen Flugfelder in Deutschland gewesen, 1908 gegründet. Die Hangars links der Startbahn sind eigentlich Bunker, die im kalten Krieg Nike-Hercules-Flugabwehrraketen beherbergt hatten. In VFR Germany stehen hier noch die Echelon-Horchposten; sie wurden aber irgendwann 2009-2010 im Zuge des Abzugs der amerikanischen Streitkräfte demontiert – es passt also!
Es gibt noch ein geschichtlich bedeutsames Objekt in der Umgebung: Auf den Rohbau der JVA Weiterstadt hat die Rote Armee Fraktion (RAF) ihr letztes bewaffnetes Attentat verübt.
Mittel- und Osthessen
Frankfurt hatten wir ja schon diskutiert, jetzt geht’s weiter nach Mittelhessen. Nachbau des Römerkastells Saalburg bei Bad Homburg:
Amöneburg in Mittelhessen:
Dom in Fulda:
In der Region Fulda wird Salz abgebaut. Die Abraumhalden sind weiße, über 100 m hohe Berge.
Die Wasserkuppe ist der höchste Berg Hessens und Wiege des deutschen Segelflugs. Außerdem war sie Frontberg im kalten Krieg; der Horchposten steht noch.
Thüringen und Sachsen
Kurz hinter der Landesgrenze Hessen-Thüringen liegt Eisenach mit der Wartburg.
Jena mit dem neuen Autobahntunnel der A4.
In Chemnitz ist das Mercure-Hotel als Orientierungspunkt nachgebildet.
Von Chemnitz ist es nur noch ein Katzensprung nach Dresden. Dresden hat leider keine Fototextur bekommen, ist aber mit einer Unmenge an Objekten versehen. Schön sind hier auch die Nachtbeleuchtungen wiedergegeben.
Ramstein und Grafenwöhr
Zu den Features der Szenerie gehört, dass die Flugplätze Ramstein und Grafenwöhr mit Fototexturen versehen sind. Es ist mehr als das: Beide Flugplätze sind ausgiebig mit passendem Autogen und teilweise extra modellierten Gebäuden versehen, die – abgesehen von den unscharfen Gebäudetexturen – fast das Niveau von Addon-Flugplätzen erreichen. Grafenwöhr ist übrigens eine Army-Base und eigentlich nur nebenbei Flugplatz; dort befindet sich der drittgrößte Truppenübungsplatz in Europa.
Ramstein:
Grafenwöhr:
Jahreszeiten
Orbx wirbt damit, die vom Simulator vorgegebenen Jahreszeitintervalle an die tatsächlichen Verhältnisse in Deutschland angepasst zu haben. Das bedeutet konkret, dass selbst in Garmisch in Dezember noch kein Schnee liegt:
Ab Januar hat der Winter aber weite Teile Süddeutschlands im Griff. Das gilt auch für die Fototexturen, hier zum Beispiel in Würzburg; es gilt nicht für die Gebäude, die darauf stehen.
Der Winter zieht sich bis kurz vor Bonn, die rheinische Bucht ist dann schneefrei. Das deckt sich auch mit meiner Erfahrung. Schade nur, dass in den Tagebauten westlich von Köln trotzdem Schnee liegt.
Fazit
Ich bin kein Freund von Landklassen-Szenerien. Eigentlich. Allerdings muss ich zugeben, dass ich Orbx Germany South überzeugt hat. Ja, die Nachteile von Landklassenszenerien in Großstädten sind grundsätzlich noch da, aber Orbx haben es geschafft, durch dichtere Bebauung, teilweise durch Fotoszenerien und die präzisen Zuschnitte der Landklassen dafür zu sorgen, dass Städte eben nach Städten aussehen. Das hatte ich nach meinem Norwegen-Review nicht erwartet. Die Vorteile von Landklassen sind natürlich auch da: Es gibt Jahreszeiten, und die Datenmenge hält sich in Grenzen.
Darüber hinaus schlägt FTX Germany South meinen bisherigen Favoriten, die Aerosoft VFR Germany-Reihe, um Längen, was POI-Objekte angeht. Die allermeisten Städte haben mindestens einen markanten Orientierungspunkt, viele davon sind sehr liebevoll und detailreich modelliert. Die Landschaft abseits der Städte, das können Orbx ohnehin, und auch die kleineren Dörfer wirken natürlich. Ein Vorteil ist sicher auch die höhere Autogen-Dichte bei gleicher Leistung von Prepar3d V4.
Kleinere Fehler gibt es; das ist aber nicht dramatisch, denn alles in allem ist Orbx Germany South ein tolles Gesamtpaket, das den südlichen Teil von Deutschland gut abbildet. Es ist für mich die beste Flächenszenerie von Orbx, die ich kenne. Viel Spaß damit!
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Dr. Patrick Seiniger
Hallo Patrick,
da hast Du Dir aber viel Mühe für ein tolles Review gemacht. Toll recherchiert und der Bericht wird nie langweilig zu lesen. Neu-Isenburg liegt südlich von Frankfurt direkt nach dem Stadtteil Sachenhausen (Waldstück dazwischen) – ist aber auf dem Bild von Dir nicht so gut zu erkennen… Ich habe GEN & GES von ORBX und bin zufrieden damit und kann es nur empfehlen…
Auch die ganzen Flughäfen sind teilweise sehr liebevoll umgesetzt worden…
Danke & Gruß Kai
Eine Erwähnung wert wären auch die speziellen Autogen-Gebäudetexturen gewesen, die man natürlich nur wirklich low’n slow genießen kann: in Oberbayern die typischen Bauernhäuser mit Geranienkästen an den Fenstern etc. – das ist schon sehr schön. Überhaupt überzeugen die Dörfer in GES am meisten, da braucht man keine Fototapete.
Dem ist nichts hinzuzufügen! SUPER (!) Review :))))))) Danke!
Danke für das hervorragende Review, da hast du dir wesentlich mehr Mühe gegeben als manch anderer. Du bestätigst meinen Eindruck von GES voll und ganz. Es ist die bisher detaillierteste Flächenszenerie, die orbx bisher produziert hat und macht Fotoszenerien beinahe überflüssig, in mancher Hinsicht ist sie sogar überlegen, vor allem was POIs und VFR Orientierungspunkte wie Windräder und Hochspannungsmasten angeht. Ich war völlig perplex, wie genau meine Heimatregion dargestellt wurde. Ich kenne die Region zwischen Freiburg und Speyer sehr genau, sowohl vom Boden als auch aus der Luft. Hier stimmt praktisch alles. Übrigens auch die von dir genannten Spitzen im Rhein: an denen fahre ich jeden Tag auf dem weg zur Arbeit vorbei, man sieht sie aber nur bei Niedrigwasser, hier ein Bild :
https://goo.gl/images/sJTrvC
Du schreibst irgendwo am Anfang, dass wohl jemand, der aus einem Dorf kommt, von der Darstellung enttäuscht wäre, auch wenn sie plausibel aussieht. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade als Dorfbewohner erwartet man nicht, dass die Heimatregion sehr detailliert dargestellt ist. Aber selbst das winzige Gewerbegebiet in meiner Heimat Jockgrim (5000 Einwohner) ist klar erkennbar und vom Wohngebiet wie in der Realität durch einen Kreisverkehr getrennt. Zwischen Jockgrim und Rheinzabern liegt ein kleines Waldstück, zwischen Rheinzabern und Hatzenbühl aber Ackerland, selbst das ist eindeutig zu erkennen und die Grenzen der verschiedenen Landnutzungsflächen stimmen auf wenige Meter genau. Das habe ich so noch nie gesehen. Das einzige was mir schleierhaft ist : in Karlsruhe fehlt das waldstadion, ich erwarte kein eigenes Objekt, aber zumindest ein 0815 Fußballstadion gehört da hin und nicht nur eine große graue Fläche. Aber seis drum, alles andere ist so unglaublich gut gelungen dass ich zum ersten Mal gerne in meiner Heimat virtuell unterwegs bin.
Grüße, Fabian
Das Daimler Entwicklungszentrum Sindelfingen liegt ganz woanders. Das dazugehörende Bild zeigt den ehem. Hauptsitz in Stuttgart Möhringen!
Ups, ist korrigiert. Danke!
Vielen Dank für das schöne Review, mit den beiden Deutschland Regionen von Orbx habe ich mich noch nicht so beschäftigt, weil ich überwiegend virtuell in USA und Kanada unterwegs bin. Was die Detailtreue und die Wiedererkennbarkeit angeht, wird man bei einer so großen Fläche wohl immer Kompromisse machen müssen – mich stört es nicht so. Flugsimulation hat meines Erachtens auch sehr viel mit Phantasie zu tun.
Ich habe zB in Pacific Northwest viele Gebiete selbst bereist und finde, dass Orbx trotz einiger Abstriche sehr gut getroffen hat. So ähnlich interpretiere ich dein Review auch.
Ich bin auch hochzufrieden mit FTX Germany South, wobei allerdings auch ein paar Dinge aus der Zukunft zu stammen scheinen. Im Großraum Nürnberg zum Beispiel wurde die Bahnstrecke Fürth nach Erlangen so dargestellt, wie es geplant ist mit dem S-Bahn Verschwenk und dem Tunnel für Güterzüge. Allerdings ist hier noch die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes in Leipzig ausstehenden, da Fürth geklagt hat und die Entscheidung erst am 9.11.17 fallen wird.
Dennoch gefällt mir die Szenerie besser, als die von Aerosoft. Es ist in der Tat ein Hammer. 🙂
Guten Abend, als einer der letzten FSX Simulanten 😉 muss ich sagen, dass diese Szenerie wohl das letzte Argument für den P3D ist. Die Szenerie ist schlicht zu toll, um sie mit einem Einstellungskompromiss zu genießen. Aber alle Schieber rechts kommt einem virtuellen Schalter “OOM” gleich. Wohl an der Zeit, das Jahr 2006 zu verlassen. 😉 An dieser Stelle ein großes Dankeschön an die Simflight.de Moderatoren und Autoren und das ganze Team für ihre Hinweise, Berichte,Reviews und vieles mehr. Mit freundlichen Grüßen aus der Schweiz, Roland
Super Review, danke dafür!
Wäre ein lässiges Feature, wenn sich die Theresienwiese in München ab September so langsam füllen würde mit Festzelten und Fahrgeschäften…ganz ORBX-typisch inklusive Beer-Flow… 😉
Vielen Dank für dieses sehr ausführliche, hübsch bebilderte und optisch gut aufbereitete Review, das dazu noch mit vielen wertvollen Informationen gespickt ist. Tolle Leistung 🙂
Lieben Gruß
Christian