SimCoders hat mit dem Reality Expansion Pack (REP) in den letzten Jahren einige Flugzeuge um mindestens eine Klasse aufgewertet. Einige Carenado-Umsetzungen sind bereits in den Genuss des beliebten Plugins gekommen. Nun ist die in X-Plane 11 vorhandene Cessna 172 Skyhawk von Laminar Research selbst das Objekt der Begierde. Für 21,18€ ist das REP für die Cessna 172S bei simMarket.de erhältlich und da das Flugzeug bereits standardmäßig bei X-Plane 11 enthalten ist, fallen hierfür im Gegensatz zu den anderen Carenado-Flugzeugen keine weiteren Kosten an. Wir schauen uns an, ob das REP für die C172 ähnlich empfehlenswert ist wie für die anderen Paywareflugzeuge.
Das reale Vorbild
Nun, was kann man über die Cessna 172 Skyhawk sagen? Wir reden hier über das vermutlich erfolgreichste Flugzeug der Welt. Die Wikipedia zitiert das Magazin “Flight International” in der Juni-Ausgabe dieses Jahres mit über 44.000 gebauten Exemplar, was es aber mindestens zum meistgebauten Flugzeug der Welt macht. Das erste Exemplar des Hochdeckers wurde 1956 verkauft und schnell etablierte sich das gutmütige Flugzeug als weltweit verbreitetes Schulungsflugzeug und gleichzeitig als Ikone der allgemeinen Luftfahrt. Die ursprüngliche Cessna 172, die in den 50er Jahren auf den Weg gebracht wurde, greift auf einen Continental O-300 zurück, der mit seinen sechs luftgekühlten Zylindern 145 PS Leistung produziert. Diese erste Baureihe ist für eine maximale Abflugmasse von 998 kg zugelassen.
Fast forward über einige Baureihen hinweg zur aktuellen Baureihe, die eben auch Gegenstand für die X-Plane-Umsetzung ist. Die Cessna 172S. Von Cessna auch als 172 Skyhawk SP vermarktet, betrat sie 1998 den Markt und ist heutzutage die einzige neu erhältliche Variante der Skyhawk. Von einem 180 PS starken Lycoming IO-360 angetrieben, darf die Cessna 172S mit bis zu 1157 kg abheben. Das Leistungsgewicht hat sich über die 40 Jahre der Entwicklung dementsprechend leicht verbessert, denn pro PS müssen rund 400 g weniger Gewicht bewegt werden.
Kauf und Installation
Für 21,18€ ist das Reality Expansion Pack für Laminars Cessna 172S bei simMarket.de erhältlich. Der Kauf geht, wie immer, problemlos über die Bühne und schon bald hat man Zugriff auf ein 21,82 MB großes Zip-Archiv. Schön handlich! Aber auch kein Wunder, wenn man sich vor Augen führt, dass man hier kein Addon-Flugzeug im herkömmlichen Sinn kauft, sondern lediglich ein Plugin für ein in X-Plane 11 bereits standardmäßig enthaltenes Flugzeug.
Im Zip-Archiv sind einige Dokumente (Handbuch und Readme z. B.), eine Konfigurationsdatei für Saitek Panels und das REP-Plugin selbst. SimCoders rät, den Flugzeugordner der Cessna 172 zu kopieren und den Zusatz “REP” in den Ordnernamen zu setzen, damit man weiterhin die standardmäßig ausgelieferte Cessna 172 erhält.
In der duplizierten Version der Cessna befindet sich der “plugins”-Ordner, in den dann das REP-Plugin entpackt wird. Dieser Ordner wird dann auch bei REP-Updates einfach überschrieben, wodurch diese entsprechend unkompliziert vonstatten gehen.
Der erste Eindruck
Schick! Kann SimCoders mit ihrem REP das für sich beanspruchen? Kaum. Die Cessna 172S von Laminar Research sieht in X-Plane 11 für ein Default-Flugzeug einfach verdammt gut aus, sodass man sich nicht großartig verstecken muss. Und das schöne? Das kann jeder, der X-Plane 11 besitzt, ausprobieren. Im Gegensatz zu den bisherigen REPs kann man das zugrunde liegende Flugzeug in aller Ruhe begutachten, ohne einen Cent ausgeben zu müssen. Dementsprechend werde ich mich, was die Optik anbelangt, hier auch nicht allzu großartig auslassen. Wir steigen also ein und sehen, dass im Cockpit auch nicht großartig etwas verändert wurde, was aber auch nie die Philosophie des Reality Expansion Packs war. Die Veränderungen sind da eher unter der Haube zu finden, weswegen wir uns auch direkt an den Start der Cessna machen.
Obligatorisch vor jedem Start ist der Outside Check, der auch vom REP umgesetzt wird, sodass man die neuralgischen Punkte (wie z. B. die Steuerflächen, Landeklappen und das Fahrwerk) überprüfen und die Schutzabdeckungen und Befestigungen entfernen kann.
Nun also wieder zurück in die Kanzel, um den Motor zu starten. Jeder, der sich für das Reality Expansion Pack interessiert, der wird wissen, dass man gut daran tut, sich an die Checklisten und Reference Sheets zu halten, wenn man daran interessiert ist, nicht unbedingt bei jedem Flug irgendetwas reparieren oder in Ordnung bringen zu müssen. Was kann man zum Beispiel direkt beim Engine Start verkehrt machen? Beim Primen des Motors vor der Zündung ein wenig zu sehr motiviert zu sein und zuviel Avgas einzuspritzen, sodass die Zylinder geflutet werden und nicht gezündet werden kann. Die Lösung dieses Problems – wenn es denn mal soweit kommt – ist Nutzern der vorigen REP-Modelle geläufig. Der Gashebel wird voll hinein geschoben, das Gemisch maximal abgemagert und dann gezündet bis der Motor anläuft. Sobald dies passiert wird das Gemisch angereichert und Gas weggenommen. Die Avionics sollte man während des Startvorgangs ebenfalls tunlichst abgeschaltet lassen, da selbige ansonsten durch Spannungsspitzen beschädigt werden können. Aber mal wieder ein bisschen zurück an die Oberfläche.
Der Motor startet dank Checkliste anstandslos und auch die Avionics erwecken willig zum Leben, wenn man die beiden entsprechenden Schalter betätigt. Wir möchten ein paar kurze Platzrunden drehen, um zu sehen, wie sich die in der Luft C172S verhält. Wir taxeln zur aktiven Piste 07 in Lübeck, machen den obligatorischen Engine-Runup und rollen danach auf die Piste.
Der Start verläuft entspannt, etwas anderes ist vom Schulflugzeug schlechthin aber auch nicht zu erwarten. Bei Seitenwind hat man aus dem Stand weg natürlich ordentlich zu tun, da der vertikale Stabilisator ein gutes Segel darstellt und sich das Bugrad nach X-Plane-Manier nicht allzu sehr mit dem Asphalt verzahnt. Davon abgesehen aber alles nicht der Rede wert, wir ziehen leicht am Steuerhorn und beobachten, wie sich die Cessna sanft von der Piste hebt und den Eingaben des Piloten lauscht.
Die Gutmütigkeit beim Start wird entsprechend der Erwartungen führt sich im weiteren Verlauf der Platzrunde fort und man erlebt keine bösen Überraschungen. Die Cessna 172S folgt allen Inputs willig, und verzeiht tatsächlich auch sehr viel. Ebenfalls merken wir hier, dass wir es nicht mit einem Performancemonster zu tun haben. Der Motor sorgt für ausreichend Vortrieb, aber ganz sicher nicht im Übermaß. Der Wind kommt durch das Reality Expansion Pack akustisch gut zur Geltung, je nachdem wie der Wind gerade aufs Flugzeug trifft.
Nach einem kurzen Downwind drehen wir auf den Baseleg und fangen an Höhe abzubauen. Sobald sich der Fahrtmesser in die Flaps Operating Range bewegt, können wir anfangen, die Landeklappen zu fahren, die sich mehr als deutlich bemerkbar machen in Auftrieb und Luftwiderstand. Den recht kräftigen Seitenwind können wir ausgleichen und setzen betont und sicher auf.
Was bleibt zum ersten Eindruck zu sagen? Ich habe sofort das typische REP-Gefühl bekommen und habe mich pudelwohl gefühlt. Ab dem ersten Laden der Cessna 172S mit REP war mir bewusst, dass ich mich nun am Riemen reißen muss, selbst wenn ich offline eine kurze Runde drehen möchte, zumindest wenn ich nicht andauernd irgendetwas über das REP-Menü reparieren möchte. Das REP-Gefühl setzt sich beim Fliegen selbst fort, auch wenn es sich nicht in den Vordergrund drängt. Es ist einfach ein wenig smoother, ein wenig überzeugender, als das Handling bei der Standard-C172S. Es ist auf eine subtile Art anders, sodass es zumindest mir schwer fällt den Finger in die Wunde zu legen, aber man kann in jedem Fall konstatieren, das sich etwas geändert hat. In jedem Fall wurde noch einmal eine Schippe aufgelegt. Mit dem Reality Expansion Pack ging das “Gefühl” einher, die Maschine – insbesondere im Grenzbereich – noch ein kleines bisschen besser zu verstehen und kontrollieren zu können. Aber bevor es hier noch zu esoterisch wird, geht es im Folgenden in die Einzeldisziplinen.
Die Atmosphäre
Die Optik ist ein Faktor, der klar zur Atmosphäre beiträgt. Diese betrachten wir in diesem speziellen Fall nicht gesondert, denn wie bereits erwähnt, hat jeder X-Plane-11-Pilot die Möglichkeit, dieses Kapitel für sich persönlich zu beurteilen. In meinen Augen lässt sich über die Optik auch nichts ernsthaft Negatives zu sagen. Wie sieht es mit dem Sound aus? Ähnlich. Nehmt mir nicht übel, wenn ich das vorweg nehme: Hier gibt es nichts zu meckern. Wer sich im Cockpit umsieht und diesen und jenen Schalter betätigt, bekommt immer ein sehr angenehmes und verbindliches Klicken, je nach Art des Schalters natürlich variiert. Hier fühle ich mich wohl, hier wird bereits ein wertiger Eindruck vermittelt.
Beim Starten des Motors können wir den Starter sehr eindrucksvoll hören, das kann die X-Plane-11-C172 ohne REP so zumindest nicht. Den Avionics wurde akustisch auch ein wenig Leben eingehaucht, sodass wir uns hier nicht wie in einer sterilen Umgebung vorkommen. Beim Rollen auf dem Boden fällt auf, dass die Abrollgeräusche angefasst wurden und man die Bremsen – wie bei anderen REP-Projekten auch – quietschen hören kann. Abhängig von der Bremsintensität, versteht sich. Der Motorensound selbst wirkt ebenfalls überzeugend, er drängt sich nicht auf, ist aber deutlich wahrnehmbar und klingt realistisch. Gerade wenn es windig ist, zeigen sich sehr schnell die implementierten Windgeräusche. Es macht großen Spaß bei böigem Seitenwind anzufliegen und bei jeder Böe nicht nur das Flugzeug versetzen zu sehen, sondern auch das aurale Feedback dazuzubekommen.
Einen kleinen Kritikpunkt hätte ich anzubringen, wenn es um die Flaps geht. Den Sound selbst finde ich völlig okay, allerdings wird pro Klappenstufe anscheinend einmal ein Soundfile abgespielt und das wird auch abgespielt, wenn man bei gerade fahrenden Klappen die Stromversorgung kappt. Die Landeklappen hören – korrekt – auf, sich zu bewegen, allerdings wird der Sound noch zu Ende abgespielt während die Systeme bereits alle aus sind. Nichts wildes, ich kann damit leben, zumal es nun auch nicht dem normalen und beabsichtigten Nutzungsprofil entspricht.
Was die Stall Warning angeht, so signalisiert uns hier ein Pfeifton in variabler Intensität, dass wir uns dem Stall-AoA annähern, das passt. In der kommenden REP-Version 3.2 soll hier noch einmal nachgearbeitet werden. Die Stall Warning soll überarbeitet werden und allgemein ist der Plan, sich von der FMOD-Engine schon wieder zu verabschieden und eine eigene 3D-Sound-Lösung zu implementieren.
Was bleibt über die Atmosphäre, die das C172 REP vermittelt, zu sagen? Gemeinsam mit einigen Feinheiten, die hinzugefügt wurden – visuelle und aurale Effekte bei Hypoxie beispielsweise – wurde im Vergleich zur Default-Cessna noch einmal ein Schritt nach vorn gemacht.
Systemtiefe
Die Disziplin, die mir immer am meisten Spaß macht, die mir zugegebenermaßen besonders in diesem Fall auch am besten in der Hand geht. Wenig verwunderlich, werkelt das Reality Expansion Pack doch am meisten unter der Haube herum. SimCoders hat das Flugverhalten und die Performance an das reale Vorbild angepasst. Ich bin nun kein realer Pilot, und beschäftige mich mit Flugzeugen der allgemeinen Luftfahrt auch nicht ganz so intensiv und regelmäßig wie mit Schwermetall, das muss ich dazu sagen. Aber es wirkt überzeugend soweit ich das aus Erfahrungsberichten, Videos und dem Handbuch entnehmen kann. Insbesondere mit realistischem Verhalten beim Stall wurde geworben und auch das haben sie überzeugend hinbekommen. Passend zu einem Schulungsflugzeug hat man hier ein sehr gutmütiges Flugzeug in den Händen, das sich leicht wieder einfangen lässt. Ich hatte mir einmal den Spaß erlaubt und starken Gegenwind von 40 Knoten eingestellt und dabei dann immer wieder dem kritischen AoA angenähert. Und dann war es wirklich, wie man es sich von einem Trainer wünschen würde. Den Anstellwinkel leicht verringern und schon kann man dem Wingdrop entgegen wirken.
Probeweise habe ich die C172 REP auch einmal nach Big Bear City teleportiert, dessen Flughafen knapp über 2km über dem Meeresspiegel liegt. Ihr kennt alle die Problematik, die mit hochgelegenen Flughäfen einhergeht: Die dünnere Luft sorgt dafür, dass der Motor weniger Leistung produzieren kann und der Flügel weniger Auftrieb generiert. Wie schlägt sich der kleine Schulterdecker hier? Wie zu erwarten war. Man merkt mehr als deutlich, dass dem 180-PS-Motor die Luft gut weggeschnürt wird und man entsprechend deutlich länger für den Takeoff-Roll braucht. Ebenfalls tut man gut daran, das Bugrad nicht zu früh zu heben, weil der erhöhte Anstellwinkel Luftwiderstand erzeugt, der das Flugzeug am Beschleunigen und Steigen hindert. Aus dem gleichen Grund wird geraten, unter keinen Umständen mit Flaps zu starten, auch wenn dies unter normalen Bedingungen zumindest bei kurzen Pisten empfohlen wird.
Gerade wenn man dann auch noch ein voll beladenes Flugzeug hat, hat man wenig Chancen, über die Auswirkungen des des Bodeneffekts hinweg zu steigen, wenn man nicht peinlich darauf achtet, die empfohlenen und gerade erwähnten Maßnahmen für einen Start bei entsprechenden Bedingungen zu treffen, denn SimCoders hat das definitiv umgesetzt. Im Vergleich zur Standard-C172 benötigt die REP-Version doch ein gutes Stück länger für den Takeoff-Roll und fühlt sich allgemein ein wenig träger an.
Wie bereits im ersten Eindruck angesprochen, sollte man sich recht gewissenhaft an die mitgelieferten Checklisten halten, wenn man das Flugzeug nicht beschädigen will. Die Spannungsspitzen beim Engine Start beispielsweise vertragen die Avionics nur sehr schlecht und quittieren dabei schnell mal den Dienst, aber wer braucht schon so ein GPS oder einen ADF Receiver? Oder man lässt die Avionics für den Motorenstart einfach aus, es lebt ja nicht jeder so hart am Limit.
Die mit Avgas gefluteten Zylinder sind im ersten Eindruck ja bereits erwähnt worden. Darüber wird jeder schon einmal gestolpert sein, der bei einem REP-Flugzeug ein wenig zu eifrig war beim Einspritzen des Treibstoffs vor dem Motorenstart. Die Checklistentreue sollte beim Motorenstart nicht aufhören. Wer seinen Motor erfolgreich gestartet hat sollte tunlichst darauf achten, den kalten Motor nicht zu treten. Das Resultat könnte ein sehr baldiger Motorschaden sein und ich brauche vermutlich nicht erklären, wie es mit der Antriebsredundanz bei einer Einmotorigen aussieht.
Aber genug der Moralpredigt, man darf ja auch einfach mal Dinge ausprobieren, dafür ist der Sim schließlich da. Also weiter im Text, was bringt das Reality Expansion Pack für die Laminar Research Cessna 172 Skyhawk sonst noch mit? Die Wahl aus verschiedenen Ölen beispielsweise. Je nach Klima möchte man unter Umständen in der Viskosität variieren. Ebenfalls hat man die Möglichkeit feinere, dafür empfindlichere Zündkerzen zu verbauen, was den Vorteil mit sich bringt, dass diese nicht so schnell verrußen. Das passiert gern beim Rollen am Boden, wenn zu geringe Drehzahlen bei zu fettem Gemisch gefahren werden.
Bei der Landung sollte man ebenfalls auf ein gewisses Maß an Vorsicht achten, denn Reifen verschleißen oder können, wie auch die Fahrwerksstreben, bei einer zu harten Landung beschädigt werden. Es ist mir bereits passiert, dass ich versehentlich zu früh ins Ausschweben gegangen bin, sodass der Flieger entsprechend hart auf die Räder gefallen ist. Die Folge war wenig überraschend ein geplatzter Reifen am Hauptfahrwerk.
Wir sehen also – wer mit SimCoders Reality Expansion Packs bekannt ist, weiß das – was wir mit dem Flugzeug anstellen, hat einen direkten oder indirekten Einfluss auf das Flugzeug. Auch über Flüge hinweg. Das simpelste Beispiel – weil es gern mal passiert und man es recht einfach merkt – ist, wenn man den Batterieschalter aktiviert lässt und den Simulator schließt. Beim nächsten Laden des Flugzeugs errechnet das Plugin, wie viel Zeit vergangen ist und wie der Ladestand der Batterie zu sein hat. Wer seinen Simulator also erst in der nächsten Woche wieder startet wird das Flugzeug mit einem ebenso aktivierten Batterieschalter aber ohne Strom laden. Alles keine wilde Sache, das Maintenance-Menü zur linken des Bildschirms bietet ja die Möglichkeiten alle Schäden wieder zu richten, aber es ist trotzdem eine feine Sache, weil man so erzogen wird. Wenn man denn möchte. Die Schäden können selbstverständlich abgestellt werden, wobei das zumindest für mich keine Option wäre. Ich vermute, das ginge den meisten Kaufinteressenten so.
Soweit so gut. Vielleicht ist deutlich geworden, dass ich grundsätzlich angetan bin. Eine kleine Ungereimtheit, die ich mit Claudio von SimCoders zu ergründen versuche, ist mir aber dennoch aufgefallen. Auch hier: nichts Kriegsentscheidendes. Wenn man die Zylinder mit Avgas flutet, bekommt man einen freundlichen Tipp in Textform mit der Lösung des Problems präsentiert. Tolle Sache, wirklich. Ich bekomme diesen Tipp allerdings auch präsentiert, wenn gar kein Treibstoff in den Tanks ist oder ich das Fuel Shutoff Valve gezogen habe. In dem Fall kann natürlich gar nichts geflutet werden. Claudio hat dies einmal bisher reproduzieren können, bei mir passiert das bei jedem Versuch, sowohl am Boden als auch in der Luft, und auch mit einer Alphaversion des REP der Version 3.2, die Claudio mir dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat.
Und zum Abschluss noch kurz ein paar Sätze zum Navigationsequipment. Das X-Plane-11-GNS530 macht seinen Job zusammen mit dem GNS430 natürlich genauso gut wie in der Standard-C172, hier wurde nichts gemacht. Das war auch nicht wirklich nötig, denn abgesehen vom fehlenden Airways-Support fehlt es einem an nichts. SIDs und STARs und RNAV-Intersections sind kein Problem, wobei der geneigte VFR-Pilot die Navigationsgeräte sowieso eher als Hilfsmittel, nicht als primäres Navigationsmittel verwenden sollte. Claudio Nicolotti von SimCoders hat für das G1000-Cockpit bereits Support zugesagt sobald X-Plane 11.10 stable ist.
Was bleibt also zur Systemtiefe zu sagen? SimCoders hat mal wieder geliefert. Wer das REP für andere Flugzeuge kennt und schätzt – ich gehöre dazu – der wird hier eine sehr ähnlich ausgefeilte Systemmodellierung finden. SimCoders hat sich mit seinen Addons zu einer Bank entwickelt für Menschen, die nicht nur einen Feierabendflieger suchen, sondern auch Lust haben, ein wenig auf den Flieger zu achten und ein Feedback für die Bedienung desselbigen zu bekommen.
Bedienung
Ja, was ist hier groß zu sagen? Diese Hinweise auf die Standardversion der Cessna werden ermüdend, ich weiß das. Aber das ist die beste Variante, wie ihr euch damit vertraut machen könntet. Den Flieger habt ihr ja eh. Und wenn ihr euch sowieso vertraut gemacht habt, braucht ihr meinen Text zum Scrollwheelsupport etc. sowieso nicht.
Deswegen steige ich mal beim REP-spezifischen ein. Grundsätzlich findet sich auf der linken Seite des Bildschirms (in einigen Screenshots könnt ihr sie hineinragen sehen) eine Leiste mit Schaltflächen, über die man auf die verschiedenen Menüs zugreifen kann. Standardmäßig kann man mit der Maus am rechten Bildschirmrand das Kniebrett mit den Checklisten und QRH-Seiten erreichen. Sehr praktisch in meinen Augen. Alternativ gibt es dafür auch einfach den Button auf der linken Seite. Diese kann man sich über die Einstellungen ebenfalls standardmäßig komplett ausblenden lassen, sodass sie nur durch den Mauszeiger ins Blickfeld geholt werden.
Ich werde nicht auf jedes einzelne Menü eingehen, aber sowohl das Kniebrett, das Beladungsmenü, die Walkaround-Ansicht mit Menü, die Towbar-Funktion und das Maintenancemenü sind intuitiv und simpel zu bedienen, da bedarf es keiner großartigen Erklärung. Wer sie dennoch benötigt, findet sie natürlich im entsprechenden mitgelieferten Manual.
Also, Bedienung: ich habe keinen Grund mich zu beschweren und das gilt für das REP genauso wie für die Cessna 172 an sich, die sich eben komfortabel per Scrollrad bedienen lässt und in der sich auch etwas stressigere IFR-Anflüge auf VATSIM ohne weiteres bewältigen lassen. Sobald man sich mit der Bedienung des GNS530 und seinen Drehknöpfen angefreundet hat (es braucht ein wenig Übung, keine Frage), sind auch Frequenzwechsel und kurzfristige Directs (kurzfristig ist in einer Cessna mit 110 KIAS Cruising Speed ja sowieso so eine Sache) kein Problem.
Fazit
Wie verbleiben wir zum Abschluss? Ich muss vorausschicken, dass ich in der allgemeinen Luftfahrt nicht ganz so zuhause bin wie beim Schwermetall. Dennoch bin ich die Cessna 172 mit dem REP von SimCoders sehr gern geflogen, insbesondere auf VATSIM. Gemäß dem realen Vorbild findet man hier ein entsprechend gutmütiges, wenig kapriziöses Flugverhalten, das sich hervorragend für einen gemütlichen Feierabendflug eignet. Wer seine Cessna jedoch nicht anständig behandelt und bedient, wird hier jedoch sehr bald sein blaues Wunder erleben. Das SimCoders-Plugin erzieht dementsprechend verdammt gut.
Interessenten sollten sich vor dem Kauf aber darüber im Klaren sein, dass das auch eben das Pfund ist, das SimCoders auf den Tisch legt. Man wird damit optisch kein neues Flugzeug aus X-Planes Cessna 172S bekommen und die Veränderungen in Sachen Sound sind merkbar, aber jemand, der sich mit der Skyhawk eventuell nicht allzu sehr auskennt, wird diese unter Umständen auch nicht bemerken. Das Plugin arbeitet eben überwiegend unter der Haube und das muss man wissen. Wer das weiß und wer genau danach sucht, der bekommt in meinen Augen zu einem kaum schlagbaren Preis einen unterhaltsamen und gleichzeitig motivierenden Flieger.
Also, lohnt sich? Ja. Wer bereits ein Reality Expansion Pack sein Eigen nennt, der darf natürlich eine sehr ähnliche Erfahrung erwarten wie bisher. Das bedeutet, dass man in diesem Fall schon ein Interesse für die Cessna 172 haben sollte. Keine Frage, eine C172 verhält sich ein wenig anders als eine Beechcraft F33, aber die Nutzererfahrung vom Plugin her ist – sinnigerweise – nichts Neues, sodass bei einem solchen Kauf in jedem Fall das Flugzeugmuster im Vordergrund steht. Unter dieser Voraussetzung kann ich das Reality Expansion Pack für die Cessna 172 Skyhawk sehr empfehlen, insbesondere eben für preisbewusste Einsteiger. Ich hatte immer eine Menge Spaß damit und ich bin sicher, dass ich nicht der einzige bin.
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Jonas Lapp
Die FTO Nord aus Lübeck bedankt sich, dass für den Test ihre LR genutzt wurde 🙂
Kein Thema. Für mich als Lübecker (nur vorübergehend wieder Hamburger), der auch ganz in der Nähe des Flughafens arbeitet, war das ein Heimspiel. 🙂
Grüße an die Ostsee 😀
Gutes Review, angenehm zu lesen, fair und objektiv. Dankeschön und mehr davon bitte: ASDG Cup zum Beispiel….
Gruss aus der Schweiz, Marcel
Moin Marcel, danke schön, freut mich!
Die Super Cub von ASDG hat sich mein Kollege Karsten bereits vor Release en detail angesehen. 🙂
http://www.simflight.de/2017/10/14/review-asdg-supercub-x-plane-11/
Korrekt, wobei jedoch in meinen nächsten Artikel die aktuelle Super Cub als Streitschlichter einen Einsatz hat. Der Artikel ist jedoch ein wenig länger (Allein 18 Videos…)
Die Ausbildungsleitung der FTO Nord freut sich dass die LR so schön in Szene gesetzt wurde. Vielen Dank auch an Stefan B. der einen hervorragenden Lakierer abgegeben hat.
Von HT und Stellverterter, macht endlich euren Flugschein!!
Liebe Grüße von der
FTO Nord