Airport in the Sky – ein wohlklingender Name und einer der jüngsten Umsetzung aus dem Hause Orbx. Der Flughafen von Catalina Island besticht durch seine Lage, nahe dem höchsten Punkt des Islands und seiner baulichen Schönheit. Inwiefern Orbx die Beschaulichkeit der Insel und die Gemütlichkeit des Flugplatzes eingefangen hat, schauen wir uns an.
Geschichte
Santa Catalina Island, so der offizielle Name, hat eine abwechslungsreiche Geschichte. Vor der „Entdeckung“ Amerikas bewohnte der Tongva-Stamm die Insel, welche damals Pimu hieß. Es herrschte reger Handel zwischen dem Festland und der Insel. Den Namen Sante Catalina bekam sie erst nach der „Entdeckung“ durch die Spanier 1602. So ehrte Sebastián Vizcaíno, welcher einen Tag vor dem Gedenktag der Heiligen Catherina seinen Fuß auf die Insel setzte, diese mit der Namensgebung. Danach lebten neben russischen Otternjägern, Piraten und Mitgliedern des Franziskaner Ordens auch Soldaten der U.S. Army auf der Insel. Ende des 19. Jahrhunderts war die Insel fast unbewohnt. Ab 1910 begann die Entwicklung hin zum Urlaubsort für das expandierende Los Angeles, angetrieben durch William Wrigley, Jr., Erbe des Kaugummifabrikanten und Eigentümer der Insel seit 1919. Dieser überschrieb seine Anteile 1975 an die Santa Catalina Island Company, welche sich verpflichtet hatte, die Natur der Insel zu erhalten. Deshalb hat man in den letzten Jahren auch allerhand Bisons aufs Festland gebracht. Diese wurden 1920 für einen Stummfilmwestern importiert und erreichten zuletzt eine Herdenstärke von 250 Tieren. Dies war zu viel für die einheimische Tier und Pflanzenwelt.
Auf William Wrigley, Jr. geht auch der Bau des 1941 eröffneten Flugplatzes „Buffalo Springs Airport“ von Catalina Island zurück. Zuvor war die Insel nur per Boot oder Wasserflugzeug erreichbar. Die Wrigley-Familie flog regelmäßig mit einer DC3 den Flughafen an. Im Jahre 1942 übernahm die United States Army Airforce den Platz und nutzte ihn als Unterstützung- und Übungsbasis. In den späten 50er begann United mit einer Linienverbindung nach Long Beach und in den nachfolgenden Jahren versuchten mehrere Airlines Flugverbindungen aufzubauen, so bestanden Linien nach San Diego, Burbank und Los Angeles. Heute existieren keine regelmäßigen Passagierverbindungen mehr, nur eine DC-3 Frachtmaschine bringt jeden Tag Fracht vom Festland auf die Insel.
Kauf, Installation und Umfang
Der Kauf, welcher mit 32,95 AUD (22,87€) zu Buche schlägt, erfolgt entweder direkt über die Orbx Website oder über FTX Central V3. Dort kann Catalina Island im Anschluss auch runtergeladen und installiert werden. Das verläuft problemlos und man erhält neben der eigentlichen Szenerie auch ein Manual, welches über die Historie der Insel informiert, die Prozeduren darstellt und grundlegende Einstellungsvorschläge gibt. Eine Google-Earth kmz-Datei, die den Umfang der Szenerie und etwaige sehenswerte Orte darstellt, erhält man nicht. Dies ist aber aufgrund des geringen Umfangs an anschaubaren Zielen verkraftbar, zumal das Manual Fotos der zu entdeckenden Sehenswürdigkeiten enthält. Orbx hat die gesamte Insel umgesetzt, inklusive detailliertem Flughafen. Darüber hinaus erlaubt der mitgelieferte Konfigurator das Vornehmen von individuellen Einstellungen an der Detailtiefe.
Der Flughafen – Airport in the Sky
Der Santa Catalina Island Airport (KAVX, AVX) liegt mit an der höchsten Stelle der Insel und lässt beim Anflug, aufgrund der Abhänge an beiden Bahnenden, etwas Flugzeugträgerfeeling aufkommen.
Das Plateau, auf dem der Flughafen sich befindet, ist von Orbx mit einer Auflösung von 7 cm pro Pixel umgesetzt worden. Die Texturen des Untergrunds und des Betons sind durchaus scharf, abwechslungsreich und verschmutzt. An manchen Stellen wirken sie jedoch bei näherer Betrachtung etwas grob und unscharf. Im normalen Flugbetrieb fällt dies allerdings nicht unbedingt auf. Was man leider vom Abstellbereich, am Ende der Bahn 04, nicht behaupten kann. Das 3D Gras ist Performance freundlich und im Konfigurator abstellbar.
Nach der Landung und dem Abstellen der Maschine fällt sofort das eigenwillige Flughafengebäude auf, nebst vorgelagertem Besucher-Center. Die Texturen der Gebäude sind natürlich, realistisch und scharf. Das Gleiche gilt für Modellierung und Detailvielfalt. So kann man Antennen, Lautsprecher, Blumenvasen, Bänke usw. erblicken. Die Texturen der Ausstellungstafeln im Besucher-Center könnten schärfer sein, allerdings soll hier ja nicht das Lesen im Vordergrund stehen, sondern das Fliegen. Von daher ist das durchaus vertretbar. Mit dem Avatar kann man über eine Treppe auf den ersten Balkon des Tower gelangen.
Beim weiteren Beschreiten des Geländes sticht einem der alte weiße Hangar ins Auge, welchen die Familie Wrigleys zum Unterstellen ihrer DC-3 nutzte. Die Umsetzung ist originalgetreu und gut gemacht, dies gilt auch für die restlichen Objekte und statischen Flugzeuge.
Interessierte können sich HIER ein PDF runterladen, welches Detailinformationen zu den Anflugverfahren und Besonderheiten des Platzes enthält.
Die Insel
Im Anflug erkennt man schon, dass auf Santa Catalina Island die Natur im Vordergrund steht, ganz im Sinne von William Wrigley Jr. Daher beschränken sich größere Ansiedelungen auf die beiden Orte Avalon und Two Harbours, wobei man entlang der Küsten noch ein paar andere verschlafene Nester an kleinen Buchten findet. Die Orte sind nett gestaltet, alle Sehenswürdigkeiten und markanten Bauwerke sind vorhanden. In Avalon zählen dazu der Tuna Club, das U-Boot (Nautilus Tours) an der Avalon „green“ Pier, der Catalina Island Yacht Club sowie das Avalon Theatre. Darüber hinaus geben auch die restlichen Autogen Bauwerke ein stimmiges Bild ab und erzeugen, aufgrund ihrer guten Positionierung, das typische Avalon Stadtbild. Des Weiteren sind rund um die Pier Menschen platziert, und auch die ankernden Boote in der Avalon Bucht tragen zum Bild einer belebten Ausflugsstadt bei. Einen kleinen Wermuttropfen gibt es allerdings, denn gerade auf der Uferpromenade und am Strand hat man keine Personen, Autos oder Golfcarts positioniert, daher wirken diese wie ausgestorben.
Östlich von Avalon liegt Pebbly Beach mit seinen kleinen Werften und dem Island Express Hubschrauber Landeplatz. Island Express verbindet Catalina Island mit verschiedenen Zielen auf dem Festland. Dieser eher industrielle Flecken ist zwar schön umgesetzt, besonders die Boote und der Landeplatz, aber nicht unbedingt ein Blickfang – wie vermutlich in der Realität auch.
Der Küste weiterfolgend Richtung Westen kommen wir an Hamilton Cove vorbei, einem weißen Wohnkomplex, der auf dem Gebiet des alten Wasserflughafens steht. Dieser ist unaufgeregt und solide umgesetzt. Wer sich weitergehend mit der Wasserfluggeschichte von Santa Catalina Island interessiert, kann HIER ein informatives PDF downloaden.
Nach zahlreichen Buchten entlang der Küste, in denen Boote ankern oder kleine Anleger ins Meer ragen, erreichen wir Two Harbours. Der Name des 300 Seelen Ortes leitet sich, wie sollte es anders sein, von den beiden Anlegern – Catalina Harbour und Isthmus Cove – ab und liegt an der schmalsten Stelle des ganzen Islands. Mit seinen drei Restaurants, drei Hotels und einigen Campingplätzen ist es ein beschaulicher Küstenort.
An diesem Flecken befindet sich der zweite bzw. mit dem Airport dritte Hubschrauberlandeplatz der Insel, direkt am Wrigley Institute for Environment Studies. Die Personen auf der Pier geben ein belebtes Bild ab und auch die Gebäude am Landeplatz gefallen.
Der Ort „Two Harbours“ selbst ist schön umgesetzt und stimmig. Zwar ankern auch hier Boote und auf den Anlegern stehen Menschen, dennoch, der Strandbereich wirkt wieder leblos.
Folgt man der Küste weiter gibt es zahlreiche kleine Buchten zu entdecken, an denen sich in der Realität Campingplätze oder Lodges befinden. Hat man Lands End, den nördlichsten Zipfel, erreicht, geht es in südlicher Richtung wieder in Richtung Two Harbours vorbei am Steinbruch, welcher am östlichsten Punkt liegt, nach Avalon.
Das 5m Mesh, das mitgeliefert wird, zeichnet schöne Strukturen, Berge und Täler auf die Insel, hier gibt es nicht zu bemängeln. Selbst an modellierten Orten, wie dem Steinbruch, gibt es keine Löcher oder Fehler in der Landschaft. Die Texturen der Insel sind allesamt scharf und farblich schön natürlich gehalten, auch hier gibt es keine Ausrutscher. Einziges kleines Manko: das endgültige Scharfstellen dauert manchmal etwas lange. Dadurch sieht man gelegentlich leicht verschwommene Berghänge oder Plateaus. Ob dies nun an der Orbx-Umsetzung liegt oder an den Einstellungen des verwendeten Systems kann nicht abschließend festgestellt werden. Doch auch beim Promo-Video auf der Orbx Produktseite ist dieses Verhalten ab und zu beobachten. Persönlich fand ich dies nicht sonderlich störend, da es sich in einem vertretbaren Rahmen bewegt und zum anderen es manchmal erst durch das finale Laden aufgefallen ist.
Performance
Obwohl die Umsetzung des Flughafens und der Insel sehr komplex ist, kann Santa Catalina Island mit einer hervorragenden Performance punkten. Bei schönem Wetter – und das gibt es oft in Kalifornien – lagen die Frames nie unter 30. Geflogen wurde dabei ausschließlich mit A2A C-172 und C-182 sowie reduziertem Ai Traffic. Bei schlechtem Wetter, auch das gibt es, rutschten die Frames dann auf ca. 25. Dennoch sollte man bedenken, dass Los Angeles und Long Beach direkt gegenüber von Catalina Island liegen. Los Angeles ist dichtbesiedelt und auch die angrenzenden Städte machen das Gebiet zu einem Autogen-Monster. Das schlägt zum einen auf die Frames und zum anderen auf den VAS Speicher, wobei ein OOM bei mir nicht vorkam. Darüber hinaus ist der Ai Traffic in LAX nicht zu vernachlässigen. Für Piloten die Ai Traffic verwenden und Catalina Island anfliegen, kann es sinnvoll sein, diesen zu reduzieren oder auszuschalten. Das spart VAS und erhöht die Frames merklich.
Fazit
Orbx bzw. Tim Harris und Ken Hall haben mit Catalina Island eine interessante und schöne Destination geschaffen, welche eine sinnvolle Ergänzung zur FTX Southern California darstellt. Die Umsetzung, sowohl des Flughafens als auch der Insel, ist schön gelungen, auch wenn hier und da kleine Unzulänglichkeiten vorhanden sind. Besonders das Erkunden mit einem Hubschrauber, Paraglider oder einer Cessna macht Spaß und lädt zu mehr als nur einer Tour ein. Darüber hinaus ist der Anflug auf den vielseitig nutzbaren Flughafen fordernd und macht echt Spaß. Für Piloten die vorwiegend in anderen Breitengraden unterwegs sind ist es kein Must-Have, dafür fehlt irgendwie das Besondere und auch die Flugverbindungen sind, sofern man reale Maßstäbe ansetzt, auf GA Maschinen beschränkt. Diese Einschätzung vermag auch die tolle landschaftliche Umsetzung nicht wettmachen. Kalifornien-Fliegern dagegen ist der Kauf sehr ans Herz zu legen, da es ein schönes zusätzliches Ziel in der Region ist und man sowohl von Agua Dulce, Big Bear, als auch San Diego schnell auf der Insel ist.
Informationen
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Contra |
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Testsystem |
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Toller Artikel, tolle Review, konnte mir ein gutes Bild über Catalina machen.
Vielen Dank und euch viel Erfolg
Wirklich ein interessanter Flugplatz. Als ich das erste Mal von dieser Szenerie laß, habe ich direkt mal nach einer Umsetzung für X-Plane gesucht, und bin erstaunlicherweise auf eine fast genau so schöne Freeware gestoßen: http://forums.x-plane.org/index.php?/files/file/29476-kavx-catalina-island/
Tatsächlich, danke für den Tip. Das wird unsere X-Plane Freunde freuen.