P-51 Mustang, lächerlich – T-6 Texan, niedlich – B-17 Flying Fortress, Kindergarten – richtige Kerle fliegen Warbirds die Mach 1 schaffen, so wie Dean “Cutter” Cutshall mit seiner privaten North American F-100F. Ob sich die F-100 als virtueller Warbird eignet, sehen wir uns an.
Hintergrund
Die F-100 Suber Sabre, auch “The Hun” genannt, gehörte neben der Mig-19 zur ersten Generation der Überschallkampfflugzeuge und war Begründer der Century-Reihe. Sie war bei den Piloten sehr beliebt und noch bis weit in die 1980er Jahre im Einsatz. Von den 2.294 produzierten Einheiten war die U.S. Air Force und die U.S. National Guard der Hauptnutzer, doch auch die dänische, französische, türkische und sogar die chinesische Luftwaffe hatten die F-100 in verschiedenen Version bis zu 20 Jahre in ihren Beständen. Bereits mit Beginn der Produktion der F-86 Sabre 1949 begannen die Planungen für die F-100. Die Produktion startete 1953 und die Indienststellung fand ein Jahr später statt. Die F-100 hatte anfänglich mit Unfällen zu kämpfen und musste sich zahlreichen Modifiktionen unterziehen, auch während der Dienstzeit. Ein Problem blieb aber: teilweise brachen die Betankungsstutzen bei hohen Geschwindigkeiten ab. Die “D-Version” war dann fast vollständig ausgereift und löste schnell die A und C-Version ab, das D-Modell war sogar in der Lage Atombomben im Tiefflug abzusetzen. Die B-Version war als Allwetter- und Nachtjäger angedacht, es wurden aber nur 33 Stück gebaut. Die heutigen Stückkosten würden sich auf 6,14 Mio. $ belaufen, was in anbetracht aktueller Kampfjetpreise ein schnäppchen wäre. Dennoch verlor die U.S. Air Force 243 Maschinen in Vietnam. Dort war sie hauptsächlich als Kampfbomber, Unterstützer und teilweise als Aufklärer im Einsatz. Ab 1970 wurde die F-100, nach 10 Jahren Einsatz in Vietnam, durch die F-4 Phantom und die F-111 Aardvark abgelöst. Heute existieren noch zwei flugfähige Exemplare.
Milviz F-100D
Milviz´s Umsetzung basiert auf einer F-100D, die sich technisch auf dem Stand um ca. 1965/70 befindet. Es ist demnach kein Retrofit Cockpit verbaut, was zur Folge hat, dass es kein GPS und keine Displays gibt. Das HUD besitzt nur ein Fadenkreuz, keine Höhe oder Geschwindigkeitsangaben, dazu aber später mehr.
Kauf, Installation und Umfang
Die F-100D rollt für 64,26€ aus dem simMarket-Hangar und enthält neben dem Flugzeug mit unzähligen Bemalungen auch ein 13 seitiges Handbuch, sowie das originale 300 seitige Pilot Manual. Darüber hinaus wird auch ein Konfigurator mitgeliefert. Dort lassen sich zum einen die Bewaffnung und der Start-Zustand festlegen und zum anderen bestimmte Tasten zuweisen. Das funktioniert sehr gut, auch während der Simulator läuft. Warum das Fenster allerdings nicht den gesamten Bildschirm nutzt, bleibt ein Milviz Geheminis. Leider lässt es sich auch nicht an den Ecken erweitern.
Der entsprechende Simulator wird vom Installer erkannt und die Installation verläuft ohne Vorkomnisse. Bevor man auf die Startbahn rollt, sollte man noch ein Blick in das Handbuch werfen. Dort wird erwähnt, dass die Cockpitbeleuchtung nicht mit der “Estonian Migration Tool DLL Datei” kompatibel ist und diese voher entweder entfernt oder vom Startprozess ausgeschlossen werden muss. Selbstredend, das dass Migration Tool nicht zur Installtation benötigt wird.
Das Handbuch ist sehr kurz gehalten und enthält nur Angaben wie das Triebwerk gestartet wird und wie man die Bewaffnung abfeuert. Für alles andere muss ein Blick in das englischsprachige Pilot Manual geworfen werden. Das ist natürlich sehr lobenswert das dieses mitgliefert wird, aber sich durch ein eingescanntes, nicht immer optimales 340 Seiten dickes Handbuch zu arbeiten, das ohne PDF Inhaltsverzeichniss daherkommt, ist doch sehr anmaßend. Es ist toll das Milviz so selbtsbewusst auftritt und auf das original Manual verweist, doch kundefreundlich ist das nicht. Es ist toll das der Preflight Walkaround erklärt ist, es ist toll das ich weiß wo die Remove Before Flight Fahnen angebracht werden, aber das sind Informationen die mich interessieren wenn ich den Flieger erst einmal behersche. Hier wäre ein zusammenfassendes Handbuch, ala A2A, mit den Grundlagen schön gewesen und für alle zusätzlichen Belange dann das Pilot Manual.
Außenmodel und Texturierung
Es ist schon beeindruckend, welche Entwicklungen in den letzten Jahren bei der Detaillierung von Modellen stattgefunden haben, sei es bei Szenerien oder Flugzeugen. Milviz hat mit der F-100D eines der detailliertesten Flugzeuge geschaffen, die es momentan gibt. Eindrucksvoll zeigen sie, was mit einer gut abgestimmten Model-Textur-Umsetzung möglich ist, seien es aufgenietete Verstärkungsbleche, Schraubverbindungen, Sicken und Erhebungen. Dazu kommen detaillierte Hydraulikleitungen im Bereich der Bremsklappe und des Fahrwerkschachtes, sowie Verfärbungen im Triebwerksbereich. Auch die Umsetzung der Landescheinwerfer und der Positionslichter hinter Glas ist sehr gelungen. Bei sehr naher Betrachtung wirken die Texturen etwas verwaschen, aber das ist Meckern auf sehr hohem Niveau. Die komplette Kombination aus Modellierung und Texturierung ist absolut stimmig.
Das Cockpit
Was sich außen bereits anbahnt, setzt sich im Innern fort. Das Cockpit hat schon einige Jahre und Einsätze auf dem Buckel, es wirkt lebendig, abgenutzt und leicht schmuddelig. Es finden sich ein paar Kratzer hier und ein paar Ausbesserungen da. Besonders die dunkler eingefärbten Kanten lassen die Paneele schön plastisch wirken. Egal wo man hinschaut, alles wirkt abgegriffen. Die 3D Modellierung der Instrumente ist gelungen und die Vergilbung der Beschriftung bei manchen Anzeigen trägt ihr übriges zum stimmigen Bild bei. Doch bei all der „Abnutzung“ sind die Beschriftungen nie unscharf oder schlecht zu lesen. Selbst die Abdeckungen der Warnlampen sind strukturiert und die Caution Lights leuchten nicht gleichmäßig. Auch die Nachtbeleuchtung kann sich sehen lassen. Neben den Gewitterlampen lassen sich die Instrumente beleuchten. Darüber hinaus ist auch das rote Einsatzflutlicht und das normale weiße Flutlicht umgesetzt. Einzig bei der Kombination mehrerer Lichtquellen wirkt die Beschriftung leicht unscharf. Alle Schalter und Knöpfe lassen sich bedienen, manche entfalten jedoch erst mit der TacPack Integration ihre Wirkung. So ist es mir nicht gelungen, das Fadenkreuz im HUD zu aktivieren, obwohl dies im 13 seitigen Manual beschrieben ist. Sehr wohl ohne Hinweis auf die TacPack Vorrausetzung. Zwar nicht der Realität entsprechend, aber einer einfachen Bedienung geschuldet, lassen sich Bremsklötze, GPU, Leiter usw. mittels Schalter aktivieren bzw. deaktivieren.
Animationen und realistische Umsetzung
Die Standardanimationen wie Fahrwerk, Bremsklappen und Landeklappen ein- und ausfahren beherrscht die Maschine. Diese verlaufen flüssig und in einer plausiblen Zeit. Schön ist, dass das Hydrauliksystem umgesetzt wurde. Ist das Triebwerk abgeschaltet, senken sich auch die Steuerflächen und Landeklappen, ebenso die Fahrwerksklappen. Sobald das Triebwerk anläuft und die Hydraulik mit Druck beaufschlagt wird, fahren diese in ihre reguläre Position. Durch diese Umsetzung ist es ebenfalls möglich, das Notausfahren des Fahrwerks durchzuführen. Dazu muss bei einem Triebwerksausfall der Fahrwerkshebel in die „Down“ Position bewegt werden, was dazu führt, dass das Fahrwerk aufgrund der Schwerkraft alleine „rausfällt“. Der Nothebel ermöglicht die Verriegelung des Fahrwerks. Ebenfalls umgesetzt wurde der Bremsfallschirm, dieser wird nach der Landung ausgeworfen um das Flugzeug abzubremsen. Dies wurde auch im Simulator umgesetzt, auch wenn dieser nur eine minimale Bremswikung hat.
Das Triebwerk kann entweder per GPU oder per Start-Kartusche gestartet werden. Letzteres steht unbegrenzt zur Verfügung. Die Startprocedures können nach dem originalen Manual ausgeführt werden. Auch ein Wiederanlassen im Flug ist möglich, falls das Triebwerk ausfällt, was durchaus während Flugmanövern vorkommen kann. Das Wiederanlassen funktioniert ohne Probleme, leider auch in Bereichen, in denen es nach dem originalen Manual eigentlich nicht möglich sein sollte. Die Rauch- und Nachbrenneranimation ist sauber umgesetzt. Etwas ungenau scheint die Charakterisitk des Schubhebeles zu sein. Dieser untergliedert sich im realen Flieger in einen Outboard (Afterburner) und einen Inboard Bereich (normaler Schub). Der Inboard Bereich ist stufenlos von Idle bis Military Thrust untergliedert und ermöglicht so den kompletten Schubbereich ohne den Nachbrenner zu benutzen. Erst wenn der Schubhebel nach links, in den Outboard Bereich gedrückt wird, schaltet sich der Nachbrenner ein. Folgende Darstellung illustriert dies: Laut Manual soll der Military Thrust nicht zum normalen Start verwendet werden, stattdessen wird als Startschub die Afterburner Position vorgeschlagen. Das Problem aber ist, dass die Inboard und Outboard Charakteristik nicht umgesetzt wurde. Stattdessen bewegt sich der Schubhebel nur vor und zurück. Was zur Folge hat, dass man lediglich den Schub von O% (Idle) bis 100% (Nachbrenner) einstellen kann. Das Wiederum führt dazu, das der Nachbrenner nicht zündet, wenn der Schubhebel im Afterburner-Bereich steht. Dieser zündet erst mit Beginn des Military Thrust-Bereiches. Versucht man ohne Nachbrenner zu starten, scheint die Landebahn der Shuttle Landing Facility vom Kennedy Space Center gerade ausreichend.
Generell existieren einige Punkte, die nicht mit dem originalen Manual übereinstimmen. Als Beispiel sei hier der „Air Start System and Transformer Recitfier Check“ genannt. Die Knöpfe, Schalter und Anzeigen sind vorhanden, doch die im Manual genannten Reaktionen stimmen nicht mit den Anzeigen und Verhalten im Flieger überein. So soll die D.C. Voltage Anzeige nicht auf „null“ fallen, im Flieger tut sie das aber. Klar, das ist nichts Weltbewegendes, wer aber auf das originale Manual verweist muss auch daran gemessen werden.
Im Bereich der Avionik stecken hinter Tacan und Co. die Standard Einrichtungen des Flugsimulators. So kann mittels des Tacan Empfänger auch ILS und Nav Frequenzen empfangen werden. Die F-100D besitzt auch einen Autopiloten, der zuverlässig Höhe und Richtung hält. Eine Veränderung der Parameter erfolgt über die entsprechende Ausrichtung des Fluzeuges und dem anschliessenden Wiedereinschalten des Autopiloten. Darüber hinaus existieren noch einige Einrichtungen, die ohne Funktion scheinen, wie das J-4 Compass Control Panel. Für TacPack Benutzer kann das jedoch anders sein, da TacPack die Funktion einzelner Systeme ermöglicht und so die Bedienungsvielfalt erhöht.
Das gilt auch für die Waffensysteme. So können von Hause aus, ohne TacPack, die Maschinengewehre abgefeuert und Bomben und Raketen abgeworfen werden. Diese verschwinden jedoch einfach vom Waffenträger ohne am Cockpit vorbei zu fliegen. Einmal abgefeuert, lassen sich diese in Echtzeit über den Konfigurator nachladen. Man hat ebenfalls die Möglichkeit Zusatztanks an die Pylone zu hängen um so seinen Einsatzradius zu erhöhen. Darüber hinaus existieren noch weitere Systeme, z.B. um das Fadenkreuz waffenspezifisch in Lage und Winkel zu verändern um das Ziel zu treffen (nur mit TacPack), Systeme für die Sauerstoffversorgung und Klimatisierung sowie für die Notstromversorgung. Um zu zeigen welchen Umfang das TacPack an der F-100 hat, sei folgendes Video genannt:
Im Bereich der Flugcharakteristik stimmen die Werte wie Stallgeschwindigkeit usw. fast mit dem Manual überein. Die F-100 lässt sich gut fliegen und übertreibt man es „redet“ sie mit einem. Ist der Anstellwinkel zu hoch, ruckelt es und auch der Sound wird turbulenter. Einzig der Geschwindigkeitsabfall im Horizontalflug scheint etwas unrealistisch. Die (Über-) Schallgeschwindigkeit erreicht man, realistischerweise, nur mit Nachbrennereinsatz. Zeigt das Machmeter dann 1,0 an und man zieht den Schubhebel auf Idle, fällt die Geschwindigkeit unrealistisch langsam ab. In den unteren Geschwindigkeitsbereichen ist dies jedoch glaubwürdiger umgesetzt.
Als kleines Leckerbissen kann die Maschine mit Bremsklötzen, Remove Before Flight-Fähnchen und einer Leiter bestückt werden. Auch der Pilot lässt sich entfernen und das Staurohr anklappen. Darüber hinaus kann noch die GPU zum Start des Triebwerks angeschlossen werden. Leider beschleunigt diese auch gleich das Triebwerk. Eine getrennte Versorgung mit Strom, Luft und Hdydraulik ist nicht möglich.
Sound
Vergleicht man Videos auf Youtube von den letzten fliegenden F-100, mit der Milviz Umsetzung, wurde der Sound gut eingefangen. Das kreischen des J-57 Triebwerks im unteren Drehzahlbereich ist so unangenehm wie beim Original. Die Geräuschkulisse beim Einsetzen des Nachbrenners klingt plausibel und realistisch auch aus externer Sicht. Allerdings, und da ist die F-100 kein Einzelfall, ist das typische Nachbrennergeräusch bei dem die Luft zu bersten scheint nicht eingefangen. Dennoch kommt das Soundset dem sehr nahe, auch durch den kraftvollen Klang der restlichen Triebwerksgeräusche.
Performance
Hier gibt es nicht zu beanstanden. Es sind keine besonderen Frameeinbußen gegenüber den Standards-Fliegern zu verzeichnen.
Fazit
Die F-100D ist ein Flieger bei dem man noch arbeiten muss. Keine Displays, kein HUD mit hunderten von Informationen. Man kann sich vorstellen, wie fordernd es gewesen sein muss während des Tiefflugs zwischen Waffenarten zu wechseln, zu funken und zu navigieren. All das ermöglicht die Milviz Umsetzung. Es macht unglaublich viel Spaß mit 500 KTS einen Fluss im Tiefflug zu folgen und aufzupassen das man das Triebwerk nicht überfordert – dies führt zu einem Flame-out- und dabei noch die restlichen Systeme zu bedienen. Klar, sie hat schwächen und das originale Manual ist nicht 1:1 auf den Flieger anwendbar, dennoch funktionieren viele Systeme so wie sie beschrieben sind. Allerdings ist die Unsicherheit ob ein System nicht originalgetreu modelliert wurde, oder ob ein Bedienungsfehler vorliegt frustrierend. Dennoch ist die Umsetzung des Cockpits und des Außenmodels sehr gelungen. Einzig der Preis scheint dann doch zu hoch, bzw. die Preis-Leistung nicht ganz stimmig. Bei 64€ erwartet man einen „Aha-Effekt“ und der fehlt hier leider. Dies mag bei der TacPack Nutzung dann anders aussehen, allerdings muss diese auch separat erworben werden. Um es kurz zu machen: Die F-100D eignet sich hervorragend als originaler Warbird, vermutlich wie beim Original auch, zu einem stolzen Preis.
Informationen
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Thomas H.