Mitte 2015 wartete SimCoders mit seinen ersten Reality Expansion Pack für die Carenado Cessna CT210M auf. Jetzt hat auch die alte Carenado Bonanza F33A ein Expansion Pack zu einem Preis von etwa 20 € bekommen.
Einführung
Im Vergleich zur C210 ist die Bonanza innerhalb von X-Plane ein sehr altes Flugzeug, obwohl sie in der Realität Zeitgenossen (Bonanza F33A 1970-1994; Cessna 210 M 1977-1980) waren. Die Bonanza war das letzte Flugzeug, das Carenado vor der Veröffentlichung von X-Plane 10 entwickelte und das letzte, das ohne jegliche Plug-in Unterstützung auskam. Angefangen von SASL-Effekten, über die Soundeffekte bis schließlich zu Carenados Mouse Manipulator Plug-in wurde erst später nachgerüstet.
Doch was bewegte SimCoders dazu, ausgerechnet dieses Flugzeug als zweites Projekt in Angriff zu nehmen? Einer der wesentlichen Gründe:
Beide Maschinen verwenden den gleichen Motor, allerdings mit einem Unterschied: Die Cessna 210 verwendet einen Turbolader, die Bonanza F33 nicht.
Der nächste große Unterschied ist das Fahrwerk. Für die Bonanza ist eine Asphaltpiste schon nahezu Luxus, während das dünne und sehr komplexe Fahrwerk der Cessna 210 ziemlich empfindlich ist. Doch dadurch besitzen sie auch zwei vollkommen unterschiedliche Auslegungen. Die Cessna 210M hat eine eigene Sauerstoffversorgung und kann daher deutlich höher fliegen und ist deutlich schneller als die Bonanza F33A.
Installation
Wie bei der Cessna 210 kopiert man die vorhandene Carenado Bonanza F33A v3.1 . In diese Kopie kopiert man (unter Windows) die einzelnen Verzeichnisse, was automatisch diese Dateien zu den vorherigen Inhalten hinzufügt (unter Mac OS X ist das etwas aufwändiger, weil dort bestehende Verzeichnisse vorher entfernt werden).
Wenn man nun X-Plane mit dem modifizierten Flugzeug startet, wird man darauf hingewiesen, das man in den Plug-ins REP enablen soll.
Dieses fragt nach der beim Kauf erhalten Seriennummer und führt die eigentliche Installation durch. Wenn man jetzt das Flugzeug neu lädt, befindet man sich in der wirklich modifizierten Bonanza, was man an den neuen Menüpunkten am linken Bildschirmrand erkennen kann.
Dabei wurde das Flugzeug mit einer komplett neuen Aerodynamik und neuen Soundeffekten ausgestattet, während das REP Plug-in in die Motorsteuerung eingreift.
Die Testflüge
Wir starten zunächst mit der modifizierten Bonanza von MisterX6 neuester und eventuell letzter Freeware Szenerie ( er spielt offenbar mit dem Gedanken, sich europäischen Payware Flughäfen zu zuwenden) KAVX Catalina Airport.
Der Flughafen ist zwar relativ klein, wurde aber mit einigen Custom Gebäuden, Fahrzeugen und Bäumen ausgestattet. Zusammen mit dem sehr aktiven Autoverkehr geben sie diesen kleinen Flughafen ein sehr gutes Flair, das im Zusammenhang mit dem HD Mesh 3 auch die Nutzung der Runway-follows-Terrain Option einfordert.
Das REP Plug-in der Carenado CT210M ist unlängst auf Version 2 umgestellt worden. Dementsprechend gehört auch das Bonanza REP Plug-in der zweiten Generation an. Das heißt nicht zuletzt, dass man wie bei A2A oder AirFoilLabs erst mal eine Außeninspektion vornehmen muss, bzw. kann.
Im Gegensatz zur AirfoilLabs Cessna C172 gehen wir nicht wirklich um das Flugzeug herum, sondern klicken uns durch Punkte einer Tour, wo die wichtigsten Punkte angeklickt werden können, z.B. um Chocks zu entfernen, Leinen zu lösen oder die Funktion der Ailerons und des Ruders zu testen. Außerdem kann man über die Menüs die Checklisten anwählen.
Bei stehenden Motor kann man außerdem im Hangar den Zustand der Systeme überprüfen, oder diese sogar reparieren und die Beladung und damit auch den Schwerpunkt verlegen. Außerdem kann man das Flugzeug per Handsymbol ziehen, um es zum Beispiel in einen Hangar zu bringen.
Als nächsten Test unternehmen wir einen Flug von Florida Southwest über Miami nach Fort Lauderdale .
Aufgrund der Testflüge mit der Bonanza V3.1 im Rahmen unseres Florida Southwest Artikels hatten wir sie ausgiebig genutzt, daher können wir sie jetzt gut mit ihrer modifizierten Version vergleichen.
Ein erstes Problem fiel in der allerersten Version des REP Plug-ins auf: In dieser waren die CowlFlaps nicht durch die Maus steuerbar. Ohne eine Tastenzuweisung war es daher schwierig, die Temperatur vernünftig zu steuern, was das Rep Plug-in übelnehmen kann.
Dabei war an der Logik dieser Einstellungen überhaupt keine Änderung erfolgt. Offenbar beruhen die Klagen von Seiten Carenados, dass die Updates der alternden Maschinen von Version zu Version undurchschaubarer werden, auf Tatsachen. Seit dem Update auf Version 2.03 des REP Plug-ins ist dieses Problem jedoch gelöst.
Was beim Starten des Flugzeuges zunächst auffällt ist, dass es weitaus einfacher ist das Flugzeug zu starten, nicht zuletzt, weil das entsprechende Anzeigeinstrument für den Motorfüllstand viel besser abzulesen ist. Es ist damit deutlich einfacher, die Fuel Pump rechtzeitig auszuschalten.
Allerdings wird die Bonanza noch mindestens ein größeres Update erhalten: Bislang ist die Startlogik nur erweitert. In Kürze soll eine neue Zündlogik erscheinen, welche die Standard-X-Plane-Logik grundsätzlich ersetzt, um auch solche Dinge wie faulende Zündkerzen zu berücksichtigen.
Die Systemlast ist im Wesentlichen unverändert zur Original-Carenado – ganz im Gegensatz zur Soundkulisse. Während der große Verdienst der von Carenado darin bestand, ihren Flugzeugen das Quietschen von X-Plane auszutreiben, führt SimCoders das Quietschen wieder ein, allerdings in vollkommen anderer Art und Weise. Wenn man etwas schärfer in die Kurve geht oder die Bremsen betätigt reagiert das Flugzeug auch akustisch und zwar in Stereo. Das heißt teilweise kommen die Geräusche vom rechten oder vom linken Fahrwerk.
In der unmodifizierten Carenado war der Motor das dominierende Element, wenn der Antrieb erst einmal lief. Ganz anders mit dem REP Plug-in. Dieses legt sehr großen Wert auf den Wind, wobei auch berücksichtigt wird, von welcher Seite er kommt.
Hat man die Startphase hinter sich und befindet sich im Cruise, geht der Motor in den Windgeräuschen beinahe unter. Auch von der Leistung her hat der Antrieb nachgelassen, weil das Plug-in die genaue Kraftentfaltung unter den verschiedenen Umständen besser berücksichtigt.
In der ursprünglichen Fassung lag die Maschine ausgesprochen ruhig in der Luft. In der REP modifizierten Fassung reagiert die Maschine weitaus empfindlicher auf Böen, die sich nicht mehr nur in der Flugrichtung und Geschwindigkeit auswirken, sondern auch sofort durch die Windgeräusche und das kostenlose Headshake Plug-in wiedergegeben werden. Während früher der Antrieb mehr oder minder über solche Störungen erhaben war, reagiert die gesamte Maschin jetzt weitaus realistischer. Der Motor arbeitet eben nur unter bestimmten Verhältnissen optimal. Wird er außerhalb dieser Bedingungen betrieben, lässt seine Kraft nach und die Vibrationen legen zu.
Das wirkt sich stärker als in der REP modifizierten Carenado CT210M aus, wo der Turbolader der Maschine mehr Schub verleiht.
Alllerdings ist die CT210M auch eine Diva im Vergleich zu einem Arbeitspferd wie der Bonanza F33A. Das spindeldürre Fahrwerk der CT210M möchte bitte erst kurz vor der Landung, bei gemäßigter Geschwindigkeit und horizontaler Fluglage ausgefahren werden, das massive Fahrwerk der F33A kennt derartige Einschränkungen nicht. Stattdessen ist es ihr sogar egal, ob man nun über Asphalt oder Gras rollt, denn auf diese Untergründe ist das Fahrwerk ausgelegt.
Worauf die F33A hingegen bei uns nicht ausgelegt ist, ist der Flughafen Miami, wo man im Anflug auf Miami mal kurz auf 13 Frames per Sekunde abstürzt. Das hat allerdings weniger mit der Carenado, dem REP Plug-in oder dem Flughafen selbst zu tun, sondern ist der City Szenerie selbst zu verdanken, die in Wirklichkeit schon geladen wird, lange bevor sie selbst in Sichtweite ist.
Es ist aus heutiger Sicht einfach unübersehbar, dass die Miami City Szenerie vor allem ein Entwicklungsschritt war, der erst nach und nach zu so etwas wie ihrer New York City Szenerie führte.
Nach dem Ladeschock erholt sich die Framerate wieder auf 16-18 Frames pro Sekunde. Und dabei gehört die Bonanza wirklich zu den wenig belastenden Flugzeugen. Im Vergleich ist so etwas wie die Aquila 211 ein echter Ressourcenfresser.
Doch wirklich erholen tut sie sich erst wenn wir uns deutlich von Miami entfernen und schon beinahe Ford Lauderdale erreichen.
Butnarus Flughafen ist zwar auch keine echte Ressourcenschonung, doch wir bleiben bei etwa 20 Frames pro Sekunde, wobei um uns herum sogar Bodenpersonal durch die Gegend läuft.
Fazit
Es ist erstaunlich, was dieses 28 MB große Add-On aus diesem alten Flieger macht. Allerdings ersetzt und erweitert es natürlich die simulationstechnischen Kernkomponenten. Durch das Erweitern der Airfoils ändert es die Aerodynamik und das Plug-in kann in den Datenverkehr zwischen der Maschine und X-Plane eingreifen. In Kombination mit ihren eigenen Freeware- Headshake Plug-in können sie auch noch die Darstellung überlagern, um damit Vibrationen zu simulieren.
Gerade dieses vielfältigere und direktere Feedback ist eines der Hauptresultate der neuen REP Plug-ins. Man erhält dabei immer noch Tipps, was man verbessern sollte (wenn man die Option nicht ausgeschaltet hat), aber die meisten Warnungen sind zunächst erst mal ohne direkte Bewandtnis. Man stürzt nicht mehr einfach ab, wenn man mal kurzzeitig ein paar Werte übersteuert hat, sondern es ist ähnlich wie bei den A2As ein Wartungsproblem.
Einer der Hauptkritikpunkte dürfte der Preis sein, da das REP Plug-in wie auch das entsprechende Flugzeug fast so teuer ist, wie eine A2A Maschine in der FSX/P3D Welt. Allerdings ist dabei auch zu berücksichtigen, dass es gerade die älteren Carenados immer wieder sehr günstig zu kaufen gibt, wie auch das es im Grunde weniger um das Plug-in selbst geht, als vielmehr um das Wissen, dass damit in die Maschine integriert wird.
Der Verkauf scheint auf jeden Fall gut zu laufen, denn der Entwickler sagt zwar noch nicht konkret, welches Flugzeug als nächstes modifiziert werden wird (es gibt Anzeichen in Richtung auf die Carenado Baron 58), aber es steht fest, dass es weitere Reality Expansion Plug-ins geben wird.
Informationen
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