Review: FlyTampa Sydney (FSX/P3D)

Sydney

Mehr als zwei Jahre sind vergangenen, seit im FlyTampa Forum die ersten Screenshots von Sydney – YSSY präsentiert wurden. Zwar zeigten die beiden Previews im Februar 2013 “nur” den Tower des australischen Flughafens, trotzdem beeindruckte die Qualität von Modellierung und Texturierung sofort und hinterließ ein großes Maß an Erwartungen.

Sydney ist die größte Stadt Australiens. 4.6 Millionen Menschen leben in der ehemaligen britischen Kolonie, die im Jahr 1788 gegründet wurde und sich seither zum wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum des Staates entwickelt hat. Die strategisch günstige Lage am Port Jackson förderte das schnelle Wachstum der Stadt als Umschlagplatz für Waren, Güter und Menschen aus dem fernen Europa, sowie als bedeutender Industriestandort und Finanzmarkt für den gesamten Kontinent. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte der australischen Großunternehmen in Sydney ansässig und ganze 25% des Bruttoinlanldsproduktes entfallen auf die Metropolregion. Zur Zeit profitieren viele Konzerne von zunehmernder Deregulierung und Privatisierung, das Wirtschaftswachstum der Stadt in New South Wales ist überdurchschnittlich hoch und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen ist stabil. Doch nicht nur wirtschaftlich ist Sydney weit über die Grenzen des Landes bekannt, auch der Tourismus spielt eine wichtige Rolle. Besonders Besucher aus dem nahen Asien, aber auch inländische Touristen und amerikanische Urlauber frequentieren die Stadt, die mit der Sydney Harbour Bridge oder dem Opera House, das mit seinem charachteristischem Dach an ein sich entfaltene Orange erinnern soll, weltweit bekannt ist. Im Jahr 2000 wurden die XXVII. Olympischen Spiele in der australischen Stadt ausgetragen. Der damalige Werbepartner war Ansett Australia, ehemaliges Star Alliance Mitglied und Konkurent von Qantas. Nach dem Ansett im Jahr 2001 den Betrieb eingestellt hat, verblieben nur noch Qantas und die kurze Zeit später gegründete Virgin Blue (mittlerweile Virgin Australia) als große, internationale Fluggesellschaften in Australien. Beide betreiben nach wie vor ein Drehkreuz am Flughafen Kingsford-Smith in Sydney, den wir uns jetzt einmal im FSX anschauen wollen.

Kauf, Installation und Umfang

Zunächst muss die Szenerie natürlich erworben werden. FlyTampa Sydney erhält man im simMarket oder im Shop des Herstellers für 30.94€. Nach abgeschlossenem Kauf erfolgt der Download einer 235MB große Installationsdatei und, wie schon bei flyCopenhagen, zusätzlich einer .dat Datei, die sich zur Installation im selben Verzeichnis wie der Installer befinden muss. Die Installation verläuft einfach und problemlos, mit Namen und Seriennummer. Anschließend wird die Szenerie automatisch in der FSX-Szeneriebibliothek registriert und kann über den FlyTampa Configurator konfiguriert werden. Mit der Installation erhält man auch ein 12-seitiges Manual, dem verschiedene Einstellungsparameter und Hinweise zu entnehmen sind.

Erster Eindruck

Zugegeben, Sydney ist schon ein ganzes Stück entfernt von den “üblichen” Flugsimulator-Destinationen, Orbx-Produkte einmal ausgenommen. Einen typischen Feierabendflug nach Kingsford-Smith zu finden ist deswegen fast unmöglich. Ich habe mir zu Beginn einmal den Flug MH123 von Kuala Lumpur ausgesucht. Mit der PMDG 777 geht es am späten Abend in Malaysia los und nach knapp neun Stunden kann man schließlich den Anflug auf das morgendliche Sydney beginnen. Das Wetter spielt mit, man kann gut sehen, es ist nicht all zuviel los am Flughafen und der Wind weht leicht aus Norden.

Die typische FlyTampa-Qualität sticht schon beim ersten Eindruck ins Auge. Spektakulär modellierte Gebäude und äußerst detaillierte Bodentexturen, gepaart mit diversen kleinen Effekten und Animationen machen die Szenerie höchst ansehlich. Auf den ersten Blick kann FlyTampa Sydney also wie erwartet überzeugen und zeigt kaum Schwächen. Besonders die Atmosphäre, die das Produkt erzeugt, macht nicht nur Eindruck, sondern bereitet vom Anflug bis zum Abstellen der Triebwerke viel Spaß.

Der Flughafen Kingsford-Smith

Der Flughafen der Stadt Sydney blickt auf eine lange Geschichte zurück.1911 fand hier die erste Flugbewegung durch Joseph Joel Hammond statt, 1924 wurden erste Linienflüge nach Melbourne und Adelaide aufgenommen. Schnell wurde der “Mascot Airport” seiner Rolle nicht mehr gerecht und es erfolgten massive Erweiterungsmaßnahmen in den vierziger Jahren. So entstanden in dieser Zeit die heutige Runways 07/25 und 16R/34L, sowie leistungsstärkere Abfertigungsanlagen. 1951 fertigte der Flughafen rund eine Million Passagiere ab. Mit der bevorstehenden Indienststellung moderner, strahlgetriebener Flugzeugmuster in den sechziger Jahren wurde ein weiterer Ausbau des Flughafens nötig. Neben dem Bau eines neuen Terminals wurde auch die Startbahn 16/34 mithilfe von Landaufschüttungen in der Botany Bay auf eine Länge von 3962 Metern verlängert. In den folgenden Jahren wurden mehrfach Erweiterungen und Modifikationen an den Terminals installiert und im Jahr 1994 eine dritte Runway in der Botany Bay erichtet. Heute verfügt der Kingsford-Smith Airport über zwei Terminals und zwei Parallelbahnen, sowie eine Querwindbahn. Im Norden des Geländes exestieren weitläufige Wartungseinrichtungen für die ansäßige Qantas, im Osten gibt es diverse GA-Einrichtungen.

Terminals

FlyTampa glänzt mit FlySydney wie schon in Kopenhagen und Toronto in Sachen Terminalmodellierung. Viele kleine Einzelheiten, seien es Klimaanlagen, Notausgänge, Treppen, Unterführungen, Laternen oder Fluggastbrücken sind haarklein herausgearbeitet. Bei genauerem Hinsehen findet man auch laufende Fahrstühle oder sich drehende Ventilatoren. Diese Detailarbeit ist schon wirklich beeindruckend. Besonders schön wiegt die plastische Verarbeitung der Terminalmodelle. So wurden etwa abzweigende Piers auf vielen kleinen Betonpfeilern konstruiert und auch Tore oder Durchfahrten an den Gebäuden wurden dreidimensional modelliert und sind nicht einfach als “schwarzes Loch” dargestellt. Hinzu kommen hochauflösende Texturen, die mit einer Vielfalt an kräftigen Farben überzeugen. Schriftzüge sind sauber und scharf dargestellt und auch kleine Hinweisschilder sind sorgfältig in die Szenerie eingefügt worden. Durchsichtige Terminalfenster wie beim Vorgänger Toronto sucht man in Sydney jedoch vergebens, an dieser Stelle gibt es nur Fototapeten.

Dennoch präsentieren sich die Terminals des Flughafens als beeindruckendes Ganzes. Das ansprechende Gesamtbild der Abfertigungsgebäude setzt sich in Sydney bis zu den Landsides fort. Auch wenn man vom Apron aus kaum einen Blick auf diesen Berreich erhaschen kann, wurden trotzdem alle Schilder scharf texturiert, alle Straßen und Wege sauber modelliert und (per Option aktivierbar) zahlreiche Fahrzeuge auf den Parkplätzen verteilt. Auch die aufwendigen Konstruktionen an den Terminaleingängen sind von FlyTampa akkurat abgebildet worden. Ungewollte Ecken und Kanten sucht man hier vergebens, denn auch dieser Bereich ist von den Machern mit großer Sorgfalt umgesetzt worden.

Per Configurator lassen sich statische und dynamische Bodenfahrzeuge aktivieren. Hat man sich für diese Option entschieden, wird das Vorfeld der Terminals von zahlreichen Fahrzeugen bevölkert. Wer mag hat zusätzliche die Möglichkeit animierte Ramp-Agents zu aktivieren. Ich habe diese Einstellungsmöglichkeit aus performancetechnischen Gründen bei meinen Test nicht genutzt, kann aber sagen, dass die kleinen Männlein wirklich gut aussehen und eine schöne Bereicherung für das Terminalumfeld sind. Insgesamt hauchen die vielen Optionen des Configurators – wenn aktiviert – der Szenerie ein deutliches Maß an Leben ein und sehen, dank feiner Texturen und akkuraten Modellen, auch wirklich gut aus.

Die drei Terminals lassen nur wenig zu wünschen übrig und sind auch bereits mit einen Visual Docking System ausgestattet. Die detailreiche Texturierung und aufwendige Modellierung schaffen ein stimmiges Bild und machen die Ankunft in Sydney nicht nur sehr ansehlich, sondern auch wirklich abwechslungsreich. AES-Support ist für die nächste Version (2.39) versprochen. Für P3D-Piloten oder Nicht-AES-Nutzer hat FlyTampa auch diverse animierte Jetways in die Szenerie integriert. An welchen Positionen sich die Fluggastbrücken per STRG-J bewegen lassen, ist dem Manual zu entnehmen.

Bodentexturen

Ich persönlich schätze bei FlyTampa-Produkten besonders die aufwendige und abwechslungsreiche Bodentexturierung der Flughäfen. Bereits bei FlyToronto haben die Macher mit diversen unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten und Materialien gearbeitet und diese dann mit verschiedenen Effekten stimmig in Szene gesetzt. Auch in Sydney punkten die Entwickler mit diesen Details. Die weitläufigen Asphalt- und Betonflächen schaffen durch ihre individuelle Beschaffenheit eine tolle Atmosphäre, die durch “Pavement-Effekte” noch verstärkt wird. Hinzu kommen sauber platzierte Rollwegmarkierungen und scharf gezogene Linien auf dem Apron. Besonders am Virgin Australia-Terminal beeindrucken die penibel herausgearbeiteten Details. Auch Verschmutzungen sind vom FlyTampa-Team umgesetzt worden. Ölflecken, Gummiabrieb und Abnutzungsspuren passen sich gut in das restliche Umfeld ein.

Dank des gemäßigten Klima in Sydney und regelmäßigem Niederschlag in Form von Regen ist das gesamte Flughafengelände mit knallgrün sprießendem Grass bewachsen. Mit der aktivierbaren “3D-Grass” Funktion im Configurator wirken die Grünflächen auch richtig lebendig und lassen sich aus dem Cockpit gut anschauen. Bei wechselnder Jahreszeit nimmt der Grünton des Rasens ein wenig zu, was aber im Gesamtbild kaum zum Tragen kommt. Größere Farbschwankungen wären jedoch aufgrund des vorherrschenden Klimas auch nicht wirklich realistisch. Insgesammt sind die weitläufigen Wiesen auf dem Flughafengelände gut gelungen und liefern ein stimmiges Bild.

Um eine gute Orientierung über seinen derzeitigen Standpunkt zu haben helfen in Sydney sauber modellierte und scharf illustrierte Taxi-Signs. Außerdem haben die Entwickler Edge-Lights und Runway-Befeuerungen dreidimensional abgebildet und exakt positioniert.

3D-Terrain

In der Produktbeschreibung wirbt FlyTampa mit dreidimensionalem Terrain und eingebetteten Tunnel und Brücken. Tatsächlich ist von den Machern auch eine ansehliche Straßenunterführung, die mehrere Taxiways und eine Runway unterquert, umgesetzt worden. Außerdem sind die Uferberreiche des Flughafens dreidimensional modelliert worden und an die Küstenumgebung angepasst worden. Das Gelände erscheint somit plastischer und weniger platt. Im Anflug fällt das besonders aus Süden kommend auf, wenn man wirklich auch das Gefühl bekommt gleich auf einer künstlich aufgeschwemmten Runway zu landen.

Weitere Gebäude

Selbstverständlich gibt es an einem Großflughafen wie Sydney neben den Abfertigungsgebäuden auch diverse andere Bauwerke, die im Laufe der Jahre auf dem Gelände entstanden sind. Natürlich wurden auch diese von FlyTampa umfangreich umgesetzt; vom Känguru-Hangar, über den Tower, GA-Bereich, den verschiedenen Parkhäusern bis hin zu den Frachtterminals. Die Gebäude fügen sich gut in das Umfeld ein und bilden ein überzeugendes Gesamtbild. Das gelingt besonders durch die feinen Texturierungen, die sich beispielsweise an den Qantas-Hangars zeigen. Auch wurden die architektonischen Merkmale dank detailierter Modellierung umgesetzt.

Flughafenumfeld

Es gehört beinahe schon zum FlyTampa-Standard, dass nicht nur der Flughafen an sich umgesetzt wird, sonder auch das (mehr oder weniger) nahe Umfeld des Geländes. Während in Toronto auf diesen “Standard” verzichtet wurde, findet man bei FlySydney wieder zahlreiche Details in den Einflugschneisen zum Flughafen Kingsford-Smith. Dazu zählen neben Parkplätzen, Hotels, Lagerhallen und Verwaltungsgebäuden auch die Filiale eines schwedischen Möbelhauses und eine Raffinerie samt Tanker und Raucheffekt. Die Gebäude rund um den Flughafen sind scharf texturiert worden. Mit zunehmender Entfernung zum Airport ist die Modellierung weniger komplex, das fällt aber kaum auf. Insgesamt passen die Bauwerke gut in die Umgebung. Sie gestalten den Anflug interessanter und runden die Szenerie nach aussen hin ab.

Sydney an sich birgt zusätzlich einen sehr präsenten Hintergrund. Die Skyline der Stadt ist aus beinahe jeder Position zu sehen und fügt sich gut in das Gesamtbild ein (obwohl es sich um die Standard-Szenerie handelt). Aber auch die Lage des Flughafens direkt am Wasser verschafft der Szenerie eine besondere Atmosphäre. Wer gern virtuell spottet, der kommt voll auf seine Kosten. Die bekannten Bilder am Strand mit Tower und Hafenkränen im Hintergrund entstehen beeindruckend realistisch. Per Configurator sind Jogger, Angler und ein weißer Hai am Strand unterwegs und Wellen brechen sich an den künstlich aufgeschwemmten Landebahnen.

Der Flughafen bei Nacht

Auch wenn es dunkel wird zeigt sich Sydney in ganzer Pracht. Wie schon beim Vorgänger Toronto ist das bunte Lichtermeer des Flughafens außergewöhnlich gut gelungen. Trotz der vielen verschiedenen Farben und diverser Lichteffekte wirkt die Beleuchtung nicht übertrieben und passt sich sehr gut in die Umgebung ein. Ein wenig langweilig wirkt hingegen die Innenbeleuchtung der Terminals. Das Fehlen des 3D-Interrieurs zeigt sich um einiges deutlicher als am Tage; das immergleiche Blau das man durch die Fenster sieht wirkt bei größeren Glasflächen, wie zum Beispiel am Terminal 3, doch sehr eintönig.

Performance

Ein kurzer Rückblick in Sachen Performance und FlyTampa: Mit der Veröffentlichung der überarbeiteten Versionen von Vienna und Dubai erabreitete sich FlyTampa den Ruf außerordentliche Qualität bei sehr flüssiger Ablaufgeschwindigkeit zu liefern. Die (nun zweit-) jüngste Veröffentlichung, FlyToronto, geriet allerdings zunehmend in Kritik; zuviel EyeCandy und unnötige Details seien auf Kosten der Performance in die Szenerie integriert worden. Bereits während der Entwicklung von FlySydney gaben die Entwickler bekannt, dass mit einer neuen Technik gearbeitet worden sei, die einen Performanceschub um bis zu 20% ermöglichen soll. Tatsächlich schlägt sich Sydney auf meinem Testsystem stabiler und liefert mehr Bilder pro Sekunde als der kanadische Vorgänger. Besonders im Anflug gefallen flüssige 28 – 30 Frames. Am Boden kann es je nach Blickwinkel zu kurzen Einbrüchen kommen, insgesammt ist die Szenerie aber ressourcenschonend und performancefreundlich aufgebaut. Auch die VAS-Nutzung wird nicht überstrapaziert. Ich habe auch bei sehr langen Flügen von San Francisco nach Sydney mit der PMDG T7 keinen OOM erzeugen können. Um die Ablaufgeschwindigkeite zu erhöhen können im Configurator verschiedene Optionen an- oder ausgeschaltet werden, um FlySydney enger an das eigene System anzupassen. Bei all diesen Möglichkeiten sollte man allerdings bedenken, dass Faktoren wie Wolkenanzahl und -qualität, AI-Verkehr, Schatteneinstellungen und besonders in Sydney die Wassereffekte einen großen Einfluss auf die Bilder pro Sekunde haben.

Fazit

Wer Sydney aus dem Hause FlyTampa anfliegt, den erwarten aufwendige und komplexe Terminalmodellierungen, detailierte Bodentexturen, ein stimmiges Umfeld und viele kleine Extras. Besonders die Atmosphäre, die am Flughafen entsteht, macht richtig Spaß und ist, dank optimierter Performance gegenüber den Vorgängern, auch gut genießebar. Dank des integrierten Configurators können unnötige Effekte zugunsten der Ablaufgeschwindigkeit deaktiviert werden. Die Szenerie ist mit den bekannten OrbX-Produkten kompatibel und wird ab der kommenden Version auch durch AES unterstützt werden.

Informationen

Pro Contra
  • detailierte Terminals
  • umfangreiche Bodentexturen
  • viele Details
  • stimmige Atmosphäre
  • modelliertes Umfeld
  • ggf. Performanceeinbußen
Informationen Testsystem
  • Entwickler: FlyTampa
  • Versionen: FSX/P3D
  • Preis : 30.94€
  • Kauf: simMarket
  • Größe: 725,8 MB + 203.5 MB

 

  • Intel I7-4770 @ 3,9 Ghz
  • Geforce 960 GTX
  • Windows 8.1  64Bit
  • FSX, SP2

 

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Dom
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