Diamonds are a GirlsPilots best friend. Ob die Freundschaft, mit der kürzlich bei SimMarket erschienen Alabeo DA-42 Twin Star Bestand hat und man zusammen durch dick und dünn gehen kann, sehen wir uns an.
Alabeo hat sich bei der Erstellung an der bis zum Jahre 2009 produzierten „normalen“ DA-42 orientiert. Die Diamond Aircraft Industries GmbH aus Österreich hat dieses Modell mit zwei 135 PS starken Tielert Centurion 1,7 Liter Dieselmotoren ausgestattet, welche die Twin Star auf bis zu 356 km/h beschleunigen. Die Besonderheit der Fadec gesteuerten Motoren liegt in der Möglichkeit diese wahlweise mit Jet-A1 oder Diesel zu betanken. Als Basis dient der Mercedes Benz OM-668 Motor, welcher unter anderem in der A-Klasse verbaut ist. Bereits seit 2004 sind alle Modelle mit einem Garmin G-1000 ausgestattet, welches ihr die IFR Fähigkeit verleiht. Darüber hinaus kann auch ein auf Flüssigkeit basierendes Enteisungssystem installiert werden, dass sie zudem noch „Allwetter“ tauglich macht. Seit 2009 ist die DA-42 NG auf dem Markt. Neben kosmetischen Änderungen wurde auch der Motorenlieferant gewechselt. Seitdem wird die „NG“ von 168 PS starken Austro Engines Dieselmotoren angetrieben. Neben den zivilen Versionen gibt es auch einige militärische bzw. zur Überwachung umgerüstete Modelle. Zudem existiert eine UAV „Drohnen“-Version, welche 28 Stunden in der Luft bleiben kann und dabei auf 30000 Fuß Höhe operiert. Die Gipfelhöhe der zivilen Modelle liegt bei 5486 Meter.
Kauf Installation und Umfang
Der Erstflug aus dem simMarket Hangar kostet 37,96€ und ermöglicht den Einsatz sowohl im FSX als auch im Prepar3D. Eine FS2004 Umsetzung existiert nicht. Neben dem Flugzeug mit sieben multinationalen Lackierungen finden sich auch allerhand sehr gut gemachte Unterlagen im Lieferumfang wieder. Die Installation verläuft ohne Probleme und kopiert die Daten an die richtige Stelle. Ein Beladungs- oder Konfigurationstool ála A2A sucht man vergebens. Die Beladung erfolgt über das hauseigene Beladungssystem.
Das verspricht Alabeo
Das neben Wingflex, Glas Reflexionen, volumetrischen Propellereffekt, einem High Quality Außenmodell sowie realistischen Flugverhalten auch ein G1000 umgesetzt ist. All das stimmt, doch wie weit die Versprechen gehen, zeigen die nächsten Ausführungen. Wobei hier angemerkt sei, dass nicht auf Erfahrungen mit dem realen Flugzeug zurückgegriffen werden kann, dass gilt auch für die G1000 Umsetzung. Die Beurteilung basiert auf Berichten, Unterlagen und dem Feedback, welches wir aus der Community zusammentragen.
Wie der Diamant im Sonnenlicht funkelt…
Carenado ist für seine exzellenten Außenmodelle bekannt und auch der Ableger namens Alabeo versteht sich in der Umsetzung von Eye-Candy Modellen. Die Umsetzung entspricht dem realen Flugzeug von der Nase bis zum Heck. Selbst die Schraubverschlüsse für die Cowling befinden sich am richtigen Platz. Darüber hinaus wurden dem Flieger öffnende Hauben und Gepäckfächer spendiert. Außerdem ist es möglich den Parkzustand mit statischen Objekten wie einem Handmover zu verschönern.
Die Beleuchtung kann sich ebenfalls sehen lassen, wobei die Ausleuchtung des Bodens durch die Strobelights besonders ins Auge sticht. Weniger schön ist der Flackereffekt des Wing- bzw. Icelights.
Inside the Diamond
Außen hui, innen pfui ? – hier nicht. Was sich am Außenmodell ankündigt hat, wird im inneren konsequent fortgesetzt. Egal wo hin man blickt, alles ist detailliert und sauber umgesetzt. Seien es die Ledersitze mit Logo oder der metallene Becherhalter. Alles ist an seinem Platz und dazu noch schön anzusehen. Animationen sind bis auf den Fuel Lock und die zu öffnenden kleinen Fenster keine vorhanden. Schön ist jedoch, dass sich der Sound des Windgeräusches ändert, wenn man das Fenster öffnet. Ebenfalls schön umgesetzt ist die nicht dimmbare Instrumentenbeleuchtung, sowie die Reflexionen auf den beiden Bildschirmen.
Avionik, Systeme und Triebwerke
Wenn man bedenkt, dass Flight 1 für ihre fast 1:1 Umsetzung des GTN 650/750 62 Dollar verlangt, dann kann man ins grübeln kommen ob das hier eingesetzte G1000 den vollen Funktionsumfang bietet. Um es kurz zu machen, dem ist natürlich nicht so. Betrachtet man die Kernaufgabe, stellt man fest, dass der Umfang nicht größer ist, als der des FS Standard GPS. So können Flugpläne innerhalb des Garmins erstellt und geändert werden. Auch kann man An- und Abflugprozeduren eingeben und anzeigen lassen. Eine Checklistenfunktion ist ebenfalls implementiert. Nicht mehr Zeitgemäß, ist die nicht “updatebare” Navigationsdatenbank des G1000. So werden die Daten aus der sehr alten Grunddatenbank des Simulators herangezogen. Diese kann jedoch auf den aktuellen Stand (Cycle) gebracht werden und ermöglicht so eine indirekte update-Fähigkeit. Die Cycles für den FSX und P3D bekommt ihr hier: http://www.aero.sors.fr/navaids3.html
Zur besseren Bedienbarkeit hat Alabeo den Knöpfen eine farbliche Unterlegung spendiert, die anzeigt, welche Ebene des Drehknopfes man gerade mit der Maus ansteuert. Darüber hinaus ist es möglich, der doch kniffeligen Maussteuerung zu entgehen, in dem man die Wegpunkte mit der Tastatur eingibt. Die Farbgebung sowie der Umfang der Anzeigen stimmt, nach Vergleichen mit Originalaufnahmen, weitestgehend mit dem G1000 aus der DA-42 überein.
Darüber hinaus wurden dem G1000 allerhand zusätzliche Unterseiten spendiert, die es auch vom Prepar3D-eigenen G1000 abheben. Dies umfasst unter anderem eine Systemseite, die wiederum verschiedene Unterebenen hat. Außerdem ist ein Terrain Radar implementiert worden.
Jedoch sind einige Fehler vorhanden. So ertönt kein Alarmsound beim Erreichen der vorgewählten Höhe im Zusammenspiel mit dem KAP 140 Autopiloten, und ein „Minimum“ Callout ertönt auch nicht. Außerdem lässt sich der Transponder Mode nicht verändern und befindet sich immer im „On“-Modus.
Darüber hinaus haben sich auch in anderen Systemen Fehler eingeschlichen oder wurden komplett falsch umgesetzt. So ist es nicht möglich die Checklisten Punkte „Gear Warning/ Fire Detector Test“, „ECU Test“ abzuarbeiten, da einfach nichts passiert, kein Test-Ton, keine Anzeige, nichts. Darüber hinaus müssen im realen Flieger beide ECU (Engine Control Unit) Test Knöpfe gleichzeitig gedrückt werden. Dies ist in der Alabeo Twin Star nicht möglich.
Das im realen Flieger optional erhältliche Enteisungssystem ist in der Alabeo komplett an der Realität vorbei modelliert worden: So sind die Knöpfe für die Enteisungspumpen intern an die Treibstoffpumpen gekoppelt. Dazu operieren die Pumpen in der Realität in Zyklen und nicht wie hier dargestellt im Dauerbetrieb. Betrachtet man die Aircraft.cfg, stellt man fest, dass der Wert für das Enteisungssystem auf „0“ steht und damit im Grunde gar nicht im Flieger existent ist. Zu den weiteren Fehlern zählen der nicht vorhanden Hydraulikpumpen-Sound, die seitenverkehrte Rudertrimmung samt Anzeige sowie die fehlerhafte Logik des Fuel Systems. In der realen DA-42 fungieren die äußeren Tanks als Feeder. Sie füttern sozusagen die Haupttanks aus denen der Kraftstoff bezogen wird. In der Alabeo Umsetzung wird zuerst der Sprit aus den äußeren beiden Tanks bezogen und dann erst aus den Haupttanks.
Das Fadec-System der Triebwerke wiederum ist ganz gut umgesetzt. Dennoch ist auch hier die Anzeige fehlerhaft. Das Fadec-System regelt die Leistungsparameter der Triebwerke, welche ihre Leistung in Prozent auf dem G1000 darstellen. Dabei behält das Steuerungssystem alle Parameter im Blick und regelt diese entsprechend. Daher ist es sehr ungewöhnlich, wenn in der realen DA-42 die Take-Off Power gesetzt wird, dass sich Triebwerksparameter „rot“ färben, sofern nicht ein Fehler vorliegt. In der hier getesteten Umsetzung schwanken die Parameter zwischen Überlastung und „grünen“ Bereich, dass entspricht nicht dem realen Verhalten. Darüber hinaus erkennt der Flugsimulator welcher Kraftstofftyp für das Flugzeug in der Konfiguration angegeben ist und ändert dementsprechend das Gewicht. Hier müsste es sich um Jet-A1 oder Diesel handeln. Alabeo hat aber Avgas als Kraftstofftyp eingetragen. Des Weiteren wurde den Triebwerken ein falsches Verdichtunsgverhältnis implementiert. Es müsste 18:1 und nicht 8,5:1 sein. Es existieren noch einige weitere Unzulänglichkeiten, die hier aber den Rahmen sprengen würden. Ärgerlich an diesen ganzen Fehlern ist, dass sie vermeidbar sind, wenn man sich nur genügend Zeit genommen hätte, um das Produkt zu testen.
Wie sie sich fliegt
Inwiefern die Flugeigenschaften denen der realen DA-42 entsprechen kann nur ein Pilot beurteilen, sie sind jedoch glaubhaft. In einigen Foren wird Alabeo attestiert, dass sie die Eigenschaften der Twin Star ganz gut getroffen haben und nah an der Realität sind. Dafür spricht auch, dass man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl hat, dass hier unsauber gearbeitet wurde. Auch in Grenzbereichen, bei einem Stall oder Engine Failure verhielt sie sich nachvollziehbar und zeigte keine Unzulänglichkeiten. Negativ fällt jedoch die langsame Beschleunigung beim Takeoff Run im Prepar3D auf. Dies ist auf eine zu große Bodenhaftung in der Flugzeugkonfigurationsdatei zurück zu führen und tritt im FSX nicht auf. Da auch Modelle anderer Hersteller diesen Fehler aufweisen, kann dies nicht unmittelbar Alabeo angelastet werden. Wobei man fairerweise auch bemerken muss, dass es Flugzeuge gibt, die dieses Problem nicht besitzen.
Performance
Die DA-42 ist kein Leichtgewicht wie die Default-Flieger, jedoch war flüssiges Fliegen über den ORBX Regionen jederzeit möglich. Auf detaillierten Flugplätzen kann die Leistung schon etwas einbrechen, sie war jedoch immer im annehmbaren Bereich.
Fazit
Alabeo hat mit der Twin Star ein solides Flugzeug abgeliefert, das aber unter einigen Fehlern leidet. Die meisten sind auf Unachtsamkeit und unsaubere Arbeitsweise zurück zu führen, dass muss nicht sein. Das Außenmodell und die Flugeigenschaften sind jedoch nicht zu beanstanden. Die Umsetzung des G1000 ist für den normalen Stubenpiloten brauchbar, wird aber den Ansprüchen eines System-Trainers natürlich nicht gerecht.
Eine Kaufempfehlung wird vorsichtig ausgesprochen, da das Flugzeug, trotz all seiner Unzulänglichkeiten, Spaß macht und seine Kernaufgaben erfüllt. Sollte Alabeo die vorhandenen Fehler beheben, steht einer vollwertigen Kaufempfehlung nichts im Weg. Momentan kommt sie eher noch einem Roh-Diamanten gleich.
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Thomas Hempel
Zunächst: Danke für DIESEN Review!
Ich möchte nicht wissen, wieviel Arbeit anstelle Sim-Spaß da dahinter steckt!
Ein nur:
” fehlerhafte Logik des Fuel Systems. In der realen DA-42 fungieren die äußeren Tanks als Feeder. Sie füttern sozusagen die Haupttanks aus denen der Kraftstoff bezogen wird. In der Alabeo Umsetzung wird zuerst der Sprit aus den äußeren beiden Tanks bezogen und dann erst aus den Haupttanks.”
Kommt das nicht irgendwie auf das Gleiche raus?
Wenn die Feeder die Haupttanks “füttern”, dann werden wohl erst die Feeder leer, dann erst sinkt der Sprit-Pegel im Haupttank.
Oder verstehe ich da was nicht?
Michael.
Hallo Michael,
regulär ist die Verbindung: Feeder Tank—Haupttank—Triebwerk. Das Triebwerk zieht den Sprit aus dem Haupttank und dieser wird, sozusagen wieder vom Feeder Tank “aufgefüllt”, bis dieser ebenfalls leer ist. Daher wird der Feeder Tank, welcher sich ganz außen im Flügel befindet, als erster geleert und nicht wie hier, als erstes der Haupttank und dann erst der Feeder Tank. Hier zur Veranschaulichung zwei Bilder. Ganz Grundsätzlich kommt es auf das gleiche hinaus — Sprit wird weniger. Jedoch ist es rein technisch und physikalisch, aufgrund einer fehlenden direkten Verbindung zwischen Triebwerk und Feeder Tank nicht möglich, dass dieser vor dem Haupttank geleert wird.
So ist es in der DA-42 momentan umgesetzt.
So sollte es sein.
Dem kann ich nur zu 100% zustimmen. Bei der 737 werden die optionalen in den Frachtraum einbaubaren Tanks ebenfalls Feedertanks genannt und idealerweise nach dem TO hinzugeschaltet welche dann die Maintanks befüllen. Die Triebwerke beziehen ihren Fuel aus den Haupttanks.
Oha! Dass sich hier erst der Haupttank, dann erst die Feeder leeren, war mir entgangen.
Danke.
Schade – dann muss man weiterhin auf das erste moderne Schulungsflugzeug (DA o.Ä.) warten, dass ein vernünftiges G1000 besitzt…
Hy, “vernünftigt” definiert ja jeder anders. Es ist schon zu gebrauchen, so ist es nicht, jedoch ist es halt weit von einem Systemtrainer entfernt. Ebenfalls ärgerlich ist, das dass G1000 keine Einstellungen speichert die man im vorherigen Flug gemacht hat (Kartenoptionen, Einheiten usw.). Vielleicht traut sich ja mal jemand an den “Heiligen Gral”
Ist das nicht eigentlich klar? Alabeo/Carenado hatten noch nie den Anspruch, als Trainer oder “Study Sim” zu gebrauchen zu sein — sowohl was das Flugzeug an sich als auch die Avionik angeht. Verstehe die Enttäuschung daher nicht.
Wer am heimischen Computer richtig G1000 lernen will, kommt um FSX/P3D mit Flight1s Student Simulator Software nicht herum. Alles andere ist nur Spielzeug (inkl. der normalen Flight1-Flugzeuge wie Cessna 182, die G1000 verbaut haben).
Allerdings: Wer nicht “richtig” G1000 lernen will, sondern einfach nur die wichtigsten Funktionen eines Glascockpits im Simulator nutzen, kann auch mit “Spielzeug” nichts falsch machen. Auch damit ist die Grundstruktur eines G1000 erlernbar, was schon mal viel wert ist. Der Rest sind dann Details, die eh je nach Flugzeugmodell unterschiedlich sind.
Genau so ist es – enttäuscht bin ich nicht, war im Grunde sogar überrascht über die Umsetzung, habe weniger erwartet.
Es ist von vornherein klar – schade kann es doch aber trotzdem sein… 😉
“…Der Rest sind dann Details, die eh je nach Flugzeugmodell unterschiedlich sind…” Naja Mario, da hast du dir aber die Vereinfachung des Jahrhunderts erlaubt 😀 Der Unterschied zwischen “Spielzeug” und dem “Rest” ist dann schon noch etwas grösser, als du hier glauben machen willst. Das fängt nur schon bei einem regulären ARINC Datensatz an. Dessen Benutzung zur Navigation ist alles Andere als ein “Rest”… 😉 Ich würde mal sagen, es ist der Hauptteil jedes GPS’, nicht nur des G1000…
Oski, wenn du genau liest, was ich geschrieben habe, dann erkennst du, dass dein Kommentar nicht auf das zutrifft, was ich gesagt habe.
Ich habe geschrieben, dass “auch mit ‘Spielzeug’ (…) die Grundstruktur eines G1000 erlernbar” ist.
Grundstruktur heißt: PFD/MFD-Aufbau, HSI, Menüstruktur, Softkeys, Engine Page, Insets, Struktur der Flugplanseite usw. Als G1000-Anfänger im FSX/P3D hast du damit schonmal genug zu tun, gerade weil das G1000 eine einzige Usability-Katastrophe ist. Aber wenn du das drauf hast, bist du auch für den Einstieg in ernsthaftere Simulationen oder die offiziellen Trainer gerüstet.
Mit flugzeugabhängigen Details meine ich so Sachen wie z.B. COM/NAV-Frequenzen, die in einer Cirrus SR22 geringfügig anders dargestellt werden als in einer DA-42, oder die unterschiedliche Anordnung und Funktionalität der Engine Page, teilweise auch leicht unterschiedliche Flight-Plan-Seiten usw. Sowas alles geben auch die “Spielzeuge” relativ gut wieder.
http://skyfox.de/GPS-und-Zubehoer/GPS-PC-Lernsysteme/Garmin-G1000-PC-Trainer-fuer-Cessna-Nav-III–Version-9-03-.html
😉
Weil es hier nicht angeführt ist, und vielleicht auch für andere interessant: das G1000 hat keine updatebare Datenbank!
Philipp, vielen Dank für den Hinweis. Ich hatte in früheren Entwürfen dazu ein paar Zeilen verfasst, aber irgendwie sind die in späteren Entwürfen “rausgeflogen”. Ich habe das nun ergänzt, inkl. Lösungsmöglichkeit. Danke