Palm Springs ist eine touristische Stadt in der Colorado-Wüste östlich von Los Angeles, und gleichzeitig der zehnte Flughafen, den Jarrad Marshall für Orbx designt hat. Seine Sceneries waren immer dafür bekannt, einiges an Beiwerk mitzubringen. Ob er es mit diesem Jubiläums-Addon auf die Spitze getrieben hat, erfahrt ihr unter
Kurze Antwort – ja, er hat es auf die Spitze getrieben, nicht nur auf die Bergspitze. Soviel Preis-Leistung gab es bei einem Orbx-Flugplatz bisher nicht. Aber von Anfang an:
Das sagt der Hersteller
Orbx geht mit Palm Springs weit über ein simples Flughafen-Addon hinaus. Die Stadt soll nicht nur Requisite für schöne Anflüge sein, sondern wesentlicher Bestandteil der Szenerie. Es werden dutzende Landmarken versprochen, eine enorm große Fotoszenerie als Untergrund, die an den Rändern nahtlos in FTX Global übergeht, Seilbahn, AI-Hubschrauber und Züge, und natürlich eine ultradetaillierte Version des Flughafens KPSP. Nebenbei gibt es noch verbesserte Versionen von Bermuda Dunes Airport und Banning Municipal. Das alles sei optimiert für gute Performance mit komplexen Flugzeugen.
Kauf, Installation, Lieferumfang und Bedienbarkeit
Palm Springs International gibt es nur im australischen FlightsimStore für knapp 23 € zu kaufen. Offiziell (lt. Produktseite) läuft es nur mit FTX Global. Sogar die Anleitung sagt aber, dass es grundsätzlich auch ohne FTX Global funktioniert, dass dann allerdings die Ränder des Szeneriegebietes stärker auffallen. Wer sich davon nicht gestört fühlt, kann es also auch gerne ohne FTX Global nutzen. Zu Beginn meines Tests hatte ich selbst nur die Iceland Demo von FTX Global und habe keine Probleme festgestellt.
Palm Springs lässt sich bequem aus FTX Central konfigurieren. Die Konfigurationsmöglichkeiten sind umfangreich.
Wie bei Orbx üblich gibt es eine ausführliche Anleitung, die alle Schritte zur Installation beschreibt und darüber hinaus auch Details der abgedeckten Szenerie enthält. Es gibt ein Flughafendiagramm, aber keine Charts. Das macht nichts – in den USA gibt es Charts ja stets aktuell bei AirNav.
Erster Eindruck
Palm Springs kann man sich fliegerisch auf verschiedene Arten nähern. Mit dem Airliner könnte man zum Beispiel aus Los Angeles (ca. 20 Minuten) oder San Francisco (ca. 1 Stunde) anfliegen, mit Flugzeugen bis hoch zur DC-10 (die war tatsächlich in den Siebzigern hier regelmäßig zu Gast). Man könnte aber auch vom Flugplatz Bermuda Dunes (KUDD) am südöstlichen Ende des Scenerygebiets mit einer Cessna oder Piper einen Rundflug durch das Tal von Palm Springs machen, über eine Vielzahl von Resorts hinweg, über den Flughafen Palm Springs, bis zu den gewaltigen Windfarmen im Nordwesten. Oder man könnte mal wieder die Helikopter-Fähigkeiten trainieren, von einem der beiden Helipads in KPSP aus zur Seilbahn-Bergstation hinauf und wieder hinunter fliegen. Oder man könnte erst mal als Fußgänger (BOB) den Flugplatz von Palm Springs begehen.
Fangen wir für den ersten Eindruck simpel mit einem Ferienflieger an. Da Palm Springs nordöstlich des Mount San Jacinto liegt, ist der Anflug nicht ganz einfach. Die insgesamt drei RNAV-Anflüge auf die 13L und 31R führen in einem großen Bogen zu Bahn, und der einzige klassische Anflug, ein VOR-Anflug, mit ca. 20 Grad Versatz aus Südosten auf KPSP zu. Das war mit der DC-10 sicher anspruchsvoll. Durch die Schleifen der RNAV-Anflüge gibt’s schon beim Anflug ein Gefühl für die Größe dieser Wüstengegend.
Nordwestlich des Flughafens reicht ein Wohngebiet relativ nah an den Flughafen heran, südöstlich liegen ein Industriegebiet und eine Art Wasserspielpark. Parallel zum Flughafen verläuft nordöstlich die Interstate 10 und eine Eisenbahnlinie, links in einiger Entfernung der San Jacinto. Das sieht ziemlich beeindruckend aus – leider besteht der Untergrund des Flughafens zwischen den beiden Bahnen bis zum Vorfeld aus einer Art Beton, das sieht nicht so gut aus. Ich gebe aber auch zu, dass es sicher nicht gerechtfertigt ist, neben all den Resorts auch noch den Flughafen zu bewässern, damit das Gras wächst. Dafür kann auch Jarrad Marshall nichts.
Er kann aber etwas dafür, dass die Performance beim Anflug über all diese Häusermeere auch mit der PMDG 737NGX nicht einbricht. Schaut hier:
Gute Voraussetzungen also, um hier viel Spaß zu haben, sofern man gerne in der südkalifornischen Wüste unterwegs ist. Schauen wir uns Palm Springs also mal der Reihe nach an.
Flughafen
Überblick über den Flughafen, Bodentexturen
KPSP besteht aus zwei nahe beieinander liegenden Parallelbahnen. 13L/31R ist 10.000 Fuß lang und damit die Bahn für die Airliner, 13R/31L wird von der General Aviation genutzt, gerne auch zeitgleich. Südwestlich der Bahnen befinden sich die beiden Terminals, Frachtkomplexe, Feuerwehr und Tower, nordöstlich direkt neben der 13R/31L liegt der GA-Bereich, weiter nördlich der Wartungshangar von SkyWest und das Palm Springs Air Museum.
Generell sind die Runway- und Taxiwaytexturen über jeden Zweifel erhaben. In der 4096er-Auflösung sehen besonders die Taxiway-Markierungen richtig gut aus – da macht es Spaß, mit dem Hubschrauber das Schweben in Bodennähe zu üben.
Terminals
Palm Springs verfügt über zwei Terminals, von denen eines den Namen des ehemaligen Bürgermeisters, Kongressabgeordneten und Ehemanns von Cher Sonny Bono trägt, und das andere wohl nur als „Gates 12-20“ bezeichnet wird.
Das Sonny-Bono-Terminal ist ein architektonisches Juwel des Flughafenbaus. Die Gates sind ringförmig um eine Art zentralen Platz angeordnet, über dem ein stilisiertes Zeltdach (ähnlich dem Flughafen Denver) gespannt ist, sollte es doch einmal regnen. Dieses Terminal ist sehr detailliert wiedergegeben: man könnte das Gebäude sicher auch gut in einem Egoshooter verwenden, und zwar einschließlich des Verbindungswegs zu Gates 12-20 (losgelöst von Palm Springs – die Idee, den FSX zum Egoshooter zu machen hatte schon mal jemand).
Nur wenig dieser Detailpracht wird aus dem Cockpit jemals auffallen. Aber hey, warum sollte nicht mal einen Flug am Parkplatz starten und mit dem Orbx-BOB-Tool durch das Terminal laufen? Der Detailreichtum beeinflusst die Performance nicht, und daher sehe ich das als Bereicherung.
Während das Sonny-Bono-Terminal mit seinen (leider statischen) Jetways die großen Flieger (bis hin zur DC-10 an Gate 7) empfängt, ist das namenlose Terminal „Gates 12-20“ für die kleineren Maschinen zuständig. Es ist ein schnörkelloser Zweckbau.
Trotz der allgemein hohen Detaillierung gibt es in Palm Springs keine transparenten Fenster mit dahinter sichtbarer Inneneinrichtung – möglicherweise ein Grund für die stets gute Performance. Und da es ohnehin mehr als genug zu bestaunen gibt ist das auch kein Problem.
General Aviation, Wartungsbereich, Luftfahrtmuseum
Der GA-Bereich in Palm Springs besteht aus einem großen Vorfeld mit zwei Hangars und diversen kleineren Schuppen. Auf dem Vorfeld stehen viele unterschiedliche statische Flugzeuge. Neben den Hangars findet sich in der Simulation ein Schwimmbecken zwischen Palmen, Orbx-typisch natürlich besiedelt. Das Schwimmbecken gibt es in der Realität zwar auch, aber die Kneipe zwischen Schwimmbecken und Vorfeld wurde nicht modelliert – möglicherweise, um aus dem Cockpit freie Sicht auf die Badenden zu haben? Übrigens gibt es tatsächlich General Aviation-AI-Traffic, der die kleine Bahn nutzt – und man kann parallel mit der 737 auf der großen Bahn landen, mit dem Segen der FSX-Flugsicherung.
Bei SkyWest wird gerade eine CRJ gewartet. Der Hangar, in dem das passiert, ist offen (klar bei den Temperaturen, ich hatte stets mehr als 15° und eigentlich immer gutes Wetter). Es gibt ein paar Anbauten, und der Detailierungsgrad fällt auch hier nicht ab, sogar im Hangar!
Das gilt auch für das Luftfahrtmuseum. Viele Exponate sind zu sehen, und zwar sowohl vom Flughafengelände aus (z.B. DC-3, Cobra) als auch auf der anderen Seite der Hangars von der Straße aus (z.B: F-14, F-16, F-18). Die Homepage des Museums lässt vermuten, dass in den Hangars noch deutlich mehr Schätze lagern – aber innen ist ja nichts modelliert ;-).
Sonstiges am Flughafen: Tower, Cargo, Feuerwehr
Nordwestlich des Terminals, südlich der Bahnen befinden sich die beiden Tower, die Feuerwehr und ein kleiner Cargobereich. Eine Besonderheit von Palm Springs ist die Übungsfläche der Feuerwehr: hier wird nämlich tatsächlich regelmäßig geübt, das ist vorbildlich. Das kleine Flugzeugwrack wird dann in Brand gesetzt und von virtuellen Feuerwehrleuten gelöscht.
Fazit Flughafen
Der Flughafen ist unglaublich detailliert. Es gibt unglaublich viel zu sehen und zu entdecken. Dabei fallen nur die Bodentexturen auf der Landseite des Terminals leicht ab, alles andere (bis hin zum Innenraum des Wartungshangars) ist wunderbar detailliert und scharf dargestellt. Leider gibt es bei Orbx keine bewegten Jetways, und AES läuft prinzipiell nicht. Wenn irgendwo bewegte Jetways Sinn machen, dann sicherlich auf einem derart detaillierten Flughafen wie diesem.
Stadt und Umgebung
Das gesamte Szeneriegebiet steht auf einem gut aufgelöstem Fotountergrund. Die Stadt selbst ist mit offensichtlich handgesetztem Autogen versehen, aufgelockert durch einige modellierte Gebäude. Die Resort-Struktur von Palm Springs kommt dabei gut heraus: aus der Luft fallen die vielen grünen, parkartigen Anlagen mit passender Bebauung deutlich auf. Sowohl bei Anflügen mit dem Airliner als auch bei kleinen Rundlügen in der Einmot sieht das stimmig aus.
Palm Springs liegt vergleichsweise windgeschützt zwischen den Bergen. Das macht die Anflüge interessant, und es sieht auch gut aus. Ein nettes Feature ist die gut versteckte Seilbahn hoch auf den Gipfel des San Jacinto. Wirklich beeindruckend ist aber die riesige Windfarm im Nordosten des Tals (direkt unter dem RNAV-Anflug auf die 31R), teilweise auch auf den Bergen. Die Windräder drehen sich nicht, aber das ist aus Performancegründen sicher besser so. Zwischen Windpark und Flughafen liegen vom Whitewater River gespeiste Becken.
Bermuda Dunes Airport
Als kleinen Bonus hat Jarrad Marshall die Flugplätze von Bermuda Dunes und Banning modelliert. Die Detaillierung geht über das aus FTX-Regionen bekannte Verbesserung der Default-Flugplätze und die Freeware Airports von FTX Global hinaus reicht aber natürlich nicht an die dedizierten Payware-Plätze von Orbx heran. Trotzdem ist das hier vollkommen ausreichend, um gepflegt einen Rundflug über Palm Springs zu starten oder zu beenden.
Grenzen der Szenerie
Orbx wirbt damit, dass sich Palm Springs nahtlos in FTX Global einbettet. Ganz nahtlos ist es nicht, aber der Übergang stört nicht.
Performance
Bei meinen Flügen hier und hierher habe ich niemals Performanceprobleme feststellen können, auch nicht mit der anspruchsvollen PMDG 737. Ein Anflug mit der 737 von FlightBeam’s San Francisco mit Orbx Nordkalifornien verlief völlig ohne Speicherprobleme – aus Los Angeles sowieso.
Fazit
Orbx Palm Springs ist eine beeindruckende Szenerie. So detailliert, und dann trotzdem ohne Performanceprobleme, das sieht man selten. Das Preis-Leistungsverhältnis ist (auch im Vergleich mit anderen Stadt-Landschaft-Flughafen-Szenarien) ausgezeichnet. Die Szenerien von Jarrad Marshall waren bei Orbx immer schon die Szenerien mit etwas mehr Features und Geländeabdeckung, aber Palm Springs bietet hier nochmal deutlich mehr als Redding (seht unser Review) oder Monterey.
Ich werde sicher öfter hierher zurückkommen, auch wenn der Anflug aus San Francisco etwas beschwerlich ist. Ab in die Wüste!
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Patrick Seiniger
Super Review! Vielen Dank für diese “Wahnsinns-Mühe”!! Ich kann dieses Review in allen Teilen nur bestätigen! Es ist meine absolute bLieblingsszenerie im Südwesten der USA und egal ob KLAX, KSAN oder auch das kommende KSNA: Alles liegt quasi vor der “Haustür”.
Wegen der Jetways habe ich im Orbx-Forum Jared schon (freundlich) den Kopf gewaschen 🙂 Hoffentich hilft das. Laut Ed Correia von Orbx bleibt es jedem Designer selbst überlassen, ob er animierte Jetways einbaut oder nicht. Dessen Fehl ist allerdings ein “Showstopper allererster Kajüte” aus meiner Sicht.
Danke für die Review! Einen Schwachpunkt muss ich aber erwähnen: man kann auf dem Dach-Landeplatz des örtlichen Krankenhauses zwar landen. Leider ‘schwebt’ man optisch trotzdem noch in einigen Fuss Höhe über dem Dach. Die ‘Elevation’ des 3D-Objektes Helipad und der Szenerie stimmen nicht überein. Das ist angesichts der Gesamtleistung der Designer sicher fast zu vernachlässigen. Ein kleiner Flüchtigkeitsfehler halt. Aber über eine Korrektur würde ich mich trotzdem freuen.
…und nicht vergessen, dass neue Twentynine Palms von 29Palms quasi “vor der Haustür” liegt. Nur einige Kilometer weiter nordöstlich. Das ist zwar “nur” eine sehr kleine Airport-Szenerie irgendwo im Nirgendwo der Wüste, aber nett anzusehen.