Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen! Diese Binsenweisheit trifft unumwunden auf den Flughafen Berlin Brandenburg (BER) zu. Nur so sind die zahlreichen humoristisch angehauchten Sprüche á la „Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu errichten“ und „Wir können alles, außer Flughafen“ zu erklären. Ein Online-Satire Magazin orakelte sogar darüber, ob der Flughafen nicht auf einem alten Indianer Friedhof gebaut wurde. Gleiches Magazin scherzte auch über die Bestellung Hartmut Mehdorns zum neuen Geschäftsführer mit einem Artikel, der attestierte, dass die Mehrzahl der Berliner dachte, Mehdorn sei bereits Chef des Flughafens.
Jedoch sind auch wir bei Simflight nicht frei von Verzögerungen, denn der virtuelle BER wurde bereits im April veröffentlicht. Diese ist keine humoristische Anlehnung an den realen Flughafen, sondern einfach dem Mangel an Zeit geschuldet.
Der neue Flughafen Berlin Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) befindet sich südlich des 1946 eröffneten Flughafens Berlin-Schönefeld (SXF). Dieser besitzt eine 3600 Meter lange Runway, die zugleich die nördliche des neuen Flughafens wird. Demnach wird der BER bei seiner Eröffnung zwei, voneinander unabhängige Starbahnen nutzen können. Momentan fliegen hauptsächlich Ryanair und EasyJet Schönefeld an, jedoch sind TAP, Aeroflot, Condor, Norwegian und Aer Lingus regelmäßige Gäste. Ebenfalls interessant ist, dass Lufthansa Technik seit der Wiedervereinigung den alten Interflug Hangar für Wartung und Instandhaltung der Boeing 737 und Airbus A32X Flotte verwendet. Des Weiteren sind einige kleinere Firmen, die im General- und Business Aviation Bereich tätig sind, am Flughafen ansässig.
Kauf, Installation und Umfang
Der Kauf des 24,95 € teuren und 2,7 GB großen Airports über Simmarket verlief problemlos. Während der Installation werden die Seriennummer und die Email-Adresse abgefragt sowie die Daten personalisiert. Neben dem neuen Flughafen BER befindet sich auch der „alte“, aktuell in Betrieb befindliche Flughafen Schönefeld mit im Lieferumfang Über das Konfigurationstool können allerhand Optionen eingestellt, sowie die aktuelle (BER aus) oder zukünftige (BER an) Betriebsphase eingestellt werden.
Das 76 Seiten umfassende Handbuch enthält alle relevanten Informationen und Übersichten sowie von Vatsim-Germany bereitgestellte Charts.
Der erste Eindruck
Lime Sim / 29Palms hat konsequent alles umgesetzt, was sich auf und um den Airport an Gebäuden und Objekten befindet. Ebenfalls wurden große Teile der Umgebung mit Luftbildern unterlegt.
Von exotischen Orten ist es oftmals schwierig gutes Bildmaterial zu bekommen und stellt Designer regelmäßig vor Herausforderungen. Zwar ist Berlin auch ein exotischer Ort, aber Luft-und Satellitenbilder sind in sehr guter Qualität erhältlich. Die Auflösung und Schärfe ist zumindest im unmittelbaren Flughafenbereich hervorragend, nimmt aber mit aber mit Entfernung zum Flughafengelände ab. Dies ist jedoch eine inzwischen bekannte „Technik“, um die Speicherauslastung zu senken. Der Übergang zwischen dem Luftbild des BER und Orbx FTX Global ist nur bedingt gelungen. Die Unterschiede im Farbton sind zu erkennen, jedoch befinden sie sich noch im annehmbaren Bereich.
Flughafen Berlin-Schönefeld
Das durch die Sowjetische Besatzungsmacht vorangetriebene Projekt „Zentralflughafen Berlin-Schönefeld“ erhielt neben verschiedenen Hangars auch ein 1976 in Betrieb genommenes Terminal zur Passagierabfertigung. Das heute noch in Betrieb befindliche Haupt-Terminal A hat über die Jahre zahlreiche Modernisierungs-, Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen erfahren und wird wahrscheinlich über die Inbetriebnahme des neuen Flughagenteils weiter in Benutzung bleiben. Lime Sim/ 29Palms ist die Umsetzung gut gelungen. Durch die originalgetreue Nachbildung der verschiedenen, architektonisch doch nicht immer gelungen An- und Umbauten wird der etwas nostalgische Charme gut umgesetzt. Untermalt wird dies durch die solide Texturierung und Schattierung. Wobei letztere an manchen Stellen etwas stärker hätte ausfallen können, um einen plastischeren Eindruck zu erzielen. Leider hat man es auch unterlassen, die Glasflächen mit einem spiegelnden Effekt zu versehen. Sicherlich muss nicht jede Scheibe damit ausgestattet werden, jedoch die charakteristischen braunen Glasfronten wären wünschenswert gewesen. Aufgrund der verschiedenen Baumaßnahmen sind auf dem Vorfeld des aktuellen Flughafens verschieden Untergrundmaterialien zum Einsatz gekommen. Dieser Materialmix wurde Realitätsgetreu umgesetzt. Ebenfalls der Realität entsprechend wurden sämtliche Leitlinien und Markierungen sowohl auf dem alten, als auch auf dem neuen Vorfeld dargestellt. Die Verschmutzung, Abnutzung und sonstigen Verunreinigungen des seit Jahren genutzten Teils sind etwas schwach ausgefallen, wobei dies natürlich objektiv zu bewerten ist. Die Schärfe ist etwas gering, jedoch hat hier jeder andere Präferenzen.
Hervorzuheben sind die detailreichen und sehr gut texturierten, verschiedenen Bodenfahrzeuge. Jedoch darf bezweifelt werden, ob all diese zum Vorfeld-Fuhrpark von Schönefeld gehören. Unpassend sind sie aber dennoch nicht. Die Fluggastbrücken wurden ebenfalls sehr gut umgesetzt. So hat man sich die Mühe gemacht, die Zugänge wie in der Realität, durchsichtig, hauptsächlich aus Glas bestehend zu modellieren.
Flughafen Berlin-Brandenburg „Willi Brandt“
220m breit, 180m lang und 32m hoch sowie für 27 Millionen Fluggäste ausgelegt ist das neue Terminal des Flughafens Berlin-Brandenburg. Neben der Glasverkleidung, welche keine Radarreflexion hervorruft, runden einige künstlerische Installationen das Bild eines modernen, schnörkellosen Funktionsbaus ab. Es darf wohl behauptet werden, dass der komplette Neubau des Flughafens auf Jahrzehnte der letzte in Deutschland gewesen sein wird. Aufgrund der Verzögerung und der stark anwachsenden Passagierzahlen in Berlin, welche bereits in den ersten sechs Monaten die Marke von 13 Millionen überschritt, ist in Überlegung, die nächste Ausbaustufe vorzuziehen. In der Endkonfiguration und unter Ausnutzung optimierter Lande- und Startprozesse ist eine Kapazität von 50 Millionen Fluggästen theoretisch möglich. Den momentanen Ausbauzustand hat Lime Sim/ 29Palms ebenso konsequent umgesetzt wie den alten Teil. Alle neu gebauten Versorgungs- und Nebengebäude sind vorhanden und ansprechend modelliert, allerdings nicht so hoch detailliert, wie das Terminal selber. Dieses kann als „State of the art“ bezeichnet werden und wartet mit spiegelnden Glasfronten, scharfen Texturen und einer sauberen Umsetzung im Bereich der künstlerischen Elemente und Fluggastbrücken auf. Die Schattierungen sind, ebenso wie am alten Terminal, etwas schwach ausgefallen, ansonsten gibt es hier nicht viel zu bemängeln. Das Vorfeld entspricht der Realität ist sauber und detailreich texturiert.
Sonstige Gebäude
Durch den Aus-, Um-, und Neubau des Flughafengeländes sind momentan noch viele Gebäude redundant vorhanden. Dies führt zu einer Vielzahl von Neben- und Versorgungsgebäuden wie z.B. den beiden Wartungsstandorten mit ihren Hangars im Süden und Südwesten, der Umsetzung des Messebereiches am Landekopf der Landebahn 07R, den doppelt vorhanden Cargo Centern sowie zwei Feuerwachen und zwei Towern. Diese wurden ebenso konsequent umgesetzt wie zahlreiche alte Gebäude aus den Anfängen und der frühen Vergangenheit von Schönefeld. Dazu zählen das Backsteingebäude der Bundespolizei in der Nähe des Terminal A, Parkhäuser auf der Landseite des aktuellen Terminals, Treibstoffdepots usw. Auch wurden markante Gebäude in der direkten Umgebung umgesetzt. Hier ist das Einkaufsgebiet Waltersdorf an der A117 genannt. All diese Gebäude wurden mit entsprechender Entfernung zum Flugbetrieb mehr oder weniger detailliert dargestellt. Die Modellierung ist ausreichend detailreich und die Texturen im Großen und Ganzen durchgängig scharf.
SXF oder BER ?
Das ist hier die Frage. Dank des mitgelieferten Konfigurationstools lässt sich die Entscheidung schnell umsetzen. Wählt man die reale Situation, also BER nicht in Betrieb, dann verschwinden dort die Flughafenfahrzeuge und die Afcad Datei wird ausgetauscht. Dadurch ist es dem AI-Traffic nicht mehr möglich am neuen Terminal anzudocken. Außerdem erscheint ein Zaun, der den aktiven Teil vom nicht aktiven (BER) abgrenzt, wie im realen auch. Das Terminal an sich bleibt aber in jeder Konfiguration sichtbar. Ist man jedoch dem Flughafen voraus und will den BER aktiv sehen, dann verschwindet der Zaun und die Afcad Datei ermöglicht den Fliegern anzudocken. Zusätzlich erscheinen an den Gates allerhand Fahrzeuge wie Schlepper, Polizeifahrzeuge und Gepäckwagen.
Jedoch gibt es ein Fehler im Afcad, wenn der BER ausgeschalten ist. Entgegen der Realität rollen die AI Flugzeug auf dem Taxiway D zur Startbahn 07L. Richtigerweise werden Taxiway G und K1 benutzt.
Der Flughafen in der Nacht und im Winter
Die Beleuchtung erzeugt eine tolle Atmosphäre. Alles ist stimmig ausgeleuchtet, das Licht von den Leuchtmasten ist diffus gestaltet ohne stark abgrenzende Leuchtkegel. Auch die Banner und Schilder wurden so gestaltet, als würden sie von Strahlern angeleuchtet. Weniger gelungen sind die erhellten Bodentexturen im Bereich des BER Terminals. Hier ist eine starke Abgrenzung von den hellen zu den immer dunkler werdenden Texturen zu erkennen. Im Bereich des Terminal A ist dies stimmiger umgesetzt.
Zwar fiel in den letzten Jahren in Berlin immer Schnee, jedoch nie so viel oder so lange, dass der Boden meterdick bedeckt war. Bei einigen Designern bedeutet Winter gleich Schnee, hier jedoch nicht. Zwar ist der Boden in Weiß gehalten, aber nicht so, dass man von einer nächsten Eiszeit ausgehen muss. Stattdessen wechseln sich verschieden Weiß-, Braun-, Schwarz- und Grüntöne ab, was einem gängigem Berliner Winterbild sehr nahe kommt. Dass auf den Dächern aufgrund der Wärmeentwicklung kein Schnee liegt, ist nachvollziehbar, so auch hier. Eine Reduzierung der Farbsättigung würde jedoch das Winterbild im Bereich der Gebäude abrunden.
Performance
Aufgrund seiner Größe, den allerhand verschiedenen Objekten sowie der unmittelbaren Nähe zur Stadt Berlin mit ihren zahlreichen autogenen Objekten ist ein Performance-Verlust zu verzeichnen. Fairerweise muss man sagen, dass die autogenen Objekte sowie das Wetter, welches auch Frames kostet, natürlich nicht den Designern anzulasten ist, jedoch sind sie vorhanden und müssen dargestellt werden. Allerdings bietet das Konfigurationstool verschiedenste Einstellungsmöglichkeiten, um den passenden Mix aus Detail und Performance zu finden.
Fazit
Mit LimeSim und 29 Palms haben sich zwei, inzwischen renommierte, Designer den Flughafen angenommen und ihn nach heutigen Maßstäben sehr gut umgesetzt. Beide haben bereits für Orbx gearbeitet und schon eigene Projekte umgesetzt. Dies merkt man besonders an den verwendeten Texturen, da diese bis auf wenige stellen makellos sind. Auch die zurückhaltende Wintertexturierung sowie die dezente Nachtbeleuchtung sprechen für den Airport. Ebenfalls hervorzuheben sind die vielen Einstellungsmöglichkeiten des Konfigurators. Die konsequente Umsetzung aller Flughafen- und Umgebungsgebäude ist beeindruckend und wäre für andere Szenerien wünschenswert. Sicher, der Airport hat seine Schwächen aber dennoch bekommt er eine Kaufempfehlung.
Ps: Um die Ladezeiten der Videos kurz zu halten, werden diese nicht in hoher Qualität angeboten.
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Informationen | Testsystem |
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Hallo,
tolles Review von dir Thomas.Großartige Idee hier noch ein paar selbstgemachte Videos mit anzufügen! (Könnte man so beibehalten für spätere Reviews)
Kann deinen Eindruck ganz klar bestätigen…wird wegen meiner Leidenschaft zum SXF regelmäßig angeflogen;-)
Schönen Abend und Grüße aus EDDB
Danke, jedoch gebe ich die Lorbeeren an Patrick ab! Er hatte die Idee als erstes Videos In die Reviews einzubauen.
Ganz tolles Review, trifft es auf de Punkt. Absolute Kaufempfehlung. Wann ich den neuen Teil aktivieren werde? Fragt Mehdorn… Aber ich glaube der weiß genau was er tut. Anbetracht der ständig steigenden Passagierzahlen wäre der Airport in der jetzigen Form bei der Eröffnung bereits zu klein! Entweder einen dualen Betrieb EDDT/EDDB oder eine großflächige Erweiterung von BER, bis zur Fertigstellung im nächsten Jahrtausend bleibt Tegel dann offen,,,
🙂
Danke, für den sehr guten Bericht.