Warum sollte man ausgerechnet nach Port Moresby fliegen? Gibt es keine interessanteren Destinationen, die von Orbx hätten umgesetzt werden können? Stimmt: Port Moresby ist, platt gesehen, ein stinknormaler Flughafen. So, wie viele anderen auch auf der Welt. Doch der wahre Schatz verbirgt sich im Hinterland!
Herzlich willkommen in Papua Neuguinea, dem Land, wo alles ein wenig wilder ist, und wo Buschfliegen noch wortwörtlich zu nehmen ist! Orbx hat vor ein paar Tagen den Jacksons International Airport von Port Moresby veröffentlicht, wobei das Augenmerk nicht unbedingt nur auf den Hauptstadtflughafen liegen sollte, sondern auch auf den ebenso enthaltenen zehn Buschflugplätzen. Ideales Terrain für Pilatus Porter, Twin Otter und Co!
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AYPY Jacksons International Airport
Toll gemacht: in Prepar3D V2 kommen die Wolkenschatten-Effekte toll zur Geltung!
Der Flughafen präsentiert sich mit einem hochaufgelösten Luftbild: 30cm/Pixel und 60cm / Pixel.
Der Installer bietet die Möglichkeit, einige statische Flugzeuge mit zu installieren. Das ist sinnvoll für alle, die in Ozeanien nicht über akkuraten AI Traffic verfügen – das dürfte bei den meisten Nutzern der Fall sein!
Alte Fokker-Jets trifft man dort unten recht häufig an.
Dank an die Entwickler, dass sie mit Blick auf die Performance die Landside des Airports nicht all zu detailliert gestaltet haben.
Der Jacksons Intl. Airport wurde im zweiten Weltkrieg von Royal Australian Air Force in Betrieb genommen, heute ist er der größte Flughafen der Republik Papua Neu Guinea. Ein weiterer ähnlich großer Flughafen befindet sich im indonesischen Teil der Insel – der Flughafen von Jayapura, ehemals Hollandia.
Die Nachttexturen sind gut getroffen…
Dieses Addon setzt FTX Global als Basis voraus – entsprechend profitieren die Nutzer von der dreidimensionalen Straßenbeleuchtung.
FTX Global Vector wird hingegen nicht vorausgesetzt. Ich empfehle es aber (oder ein anderes Vektor-Produkt), um die Küste akkurat darzustellen.
Die Buschflugplätze im Bergland
Neu Guinea ist ein alter Bekannter für mich. Ich habe das Glück gehabt, die zweitgrößte Insel der Welt bereits fünf Mal bereisen zu dürfen und habe sogar an zwei mehrwöchigen Expeditionen teilgenommen. Und ja, ich habe sogar das Glück gehabt, mit einer Pilatus Porter von Wamena aus zu den wirklich entlegenden Buschflugplätzen fliegen zu dürfen – zu Flugplätzen, von denen ich niemals geglaubt hätte, dass dort ein Flugzeug landen kann, bis mich der Pilot einer Missionarsfluggesellschaft vom Gegenteil überzeugt hat.
Kokoda Strip ist der größte Flugplatz im Busch. Er hat sogar eine richtig lange Landebahn und lässt sich auch…
…gut mit zweimotorigen Turboprops anfliegen. Kokoda liegt nur 60 Kilometer von Port Moresby entfernt und ist der ideale Ausgangspunkt für alle weiteren Exkursionen zu den Buschflugplätzen.
Auch die Umgebung von Kokoda ist sehr detailliert modelliert worden!
Abseits von befestigten Pisten fängt die Buschfliegerei an: Von Kokoda sind die weiteren Buschflugplätze innerhalb weniger Minuten erreichbar.
Dreidimensionales Gras und andere Pflanzen sind das Salz in der Suppe!
Neu Guinea ist uraltes Terrain. Geologisch gehört es zu Australien; die Arafurasee, die den Kontinent heute von “seiner” Insel trennt, ist erst mit dem Ende der letzten Eiszeit entstanden und hat Neu Guinea durch das Abschmelzen der Gletscher und dem damit verbundenen Anstieg des Meeresspiegels von Australien getrennt worden.
Lange Zeit lang vermutete man, dass große Teile Neu Guineas unbewohnt wären, obwohl Holländer und Deutsche die Insel in ihren Kolonialbesitz genommen haben. Erst 1939 wurden im Rahmen der Archbold-Mission (“Discovering the World in a Flying Boat”) Siedlungen im Landesinneren entdeckt. Ich kann Euch viel mehr darüber erzählen, aber das hat nun wirklich nichts mehr mit Flugsimulation zu tun… Deswegen schnell wieder zurück zum Thema!
Damit begann das Übel: Es wurde sprichwörtlich “auf Teufel komm raus” von den etablierten Kirchen und Sekten missioniert! Das Terrain ist im Bergland extrem zerklüftet. Die besiedelten Talkessel sind oft von steilen Bergflanken umgeben und man würde viele Wochen lang brauchen, um mit Ausrüstung zu den Dörfern der Eingeborenen zu gelangen. Im südlichen Tiefland gibt es hingegen auf kaum nennenswertes Gefälle und der dichte Regenwald ist durchsetzt von stark mäandernden Flüssen und Sümpfen. Ohne Flugzeug wäre es auch hier unmöglich, schnell zu den Gemeinden zu gelangen. Selbst, wenn diese nur wenige Kilometer von einander entfernt sind, dauert es manchmal viele Stunden oder gar Tage, um von einem Dorf zum anderen zu laufen. Deswegen baute man kurzerhand kleine Flugplätze mitten in den Urwald, die gerade groß genug waren, um mit Gottes Beistand, Können und viel Wagemut dort zu landen.
Die Dörfer sind unterschiedlich gut detailliert – aber immer ausreichend gut. Oft sind Landeplatz und Dorf auch etwas voneinander entfernt.
Gerade, ebene Pisten gibt es gar nicht. Einen Windsack sucht man vergebens – doch das ist in der Realität genauso!
Im kurzen Endteil über die Baumkronen hüpfen: Selbst vermeintlich einfach anzufliegende Buschflugplätze entpuppen sich als echte Herausforderung. So, wie hier, wenn die Piste sogar leicht abfallend ist.
Andere Pisten hingegen kleben an steilen Berghängen!
So sehen die Dörfer tatsächlich aus! Je nach Sippe und religiösen Vorstellungen, wird im Langhaus gemeinsam gekocht und palavert. Die anderen Hütten sind Wohnraum und Schweinestall zugleich. Wobei Männer, Frauen und Kinder oft getrennt voneinander leben…
Anflug über dem Wolkenmeer: Die meisten Buschflugplätze liegen auf einer Höhe von ca. 2.000 Metern. Unbedingt das Gemisch des Motors beachten!
Wer hier im Leerlauf anfliegt, hat verloren: Der Gashebel steht bei solchen Landungen eh nur zwischen 80% und Vollgas!
In Neu Guinea regnet es oft ein- oder zweimal am Tag. Anschließend dampft der ganze Regenwald – oft sind die Flugplätze in Wolken gehüllt. Abwarten auf eine Wolkenlücke lohnt aber definitiv!
Einer der größeren Strips – aber gegen einen Berg gerichtet und abfallend – und sogar mit Kurve! Um die Herausforderung perfekt zu machen, ist die Piste sogar schräg!
Sieht einfach aus, ist es aber nicht!
Die hellen Flecken sind keine Lichtungen, sondern Dörfer und Pisten!
Vier Pisten seht Ihr auf dem Bild. Dass sie sehr nahe bei einander liegen, macht die Sache noch spaßiger! Insgesamt sind zehn Buschflugplätze und ein Hubschrauberlandeplatz in der Szenerie enthalten
Dieses Addon verspricht stundenlangen Simulationsspaß auf ganz unterschiedlichen Niveaus: Der Jacksons International Airport ist eine ideale Anlaufstelle für Airliner, um bspw. von Australien aus hierher zu fliegen. Kokoda kann gut mit Twin Otter und Co. angeflogen werden. Auch wenn theoretisch auch noch andere Strips mit der Twin Otter oder mit einer Caribou erreichbar wären, würde ich zu kleinerem Gerät raten. Hier fühlen sich Twin Otter und Cessna Skywagon wohl. Beide Maschinen verfügen über sechs Sitze und haben mit über 300 PS eine ausreichend gute Leistung, um von den kurzen Pisten in 2.000 Metern Höhe wieder wegzukommen. Und ganz ehrlich: Eigentlich wollte ich “nur” ein paar Screenshots für simFlight.de machen – aber jetzt packt mich dieses Addon schon seit drei Tagen!
Achja, so sieht Neu Guinea übrigens in Wirklichkeit aus – auch, wenn es sich hier um verschiedene andere Gegenden handelt, als wie sie von der vorliegenden Szenerie abgedeckt sind:
Das liest sich hervorragend!
Ich glaube, die Szenerie werde ich mir näher anschauen…
Vielen Dank für den sehr informativen Einblick mit Hintergrundinfos!
Beste Grüße Volker
Alles in allem wirklich ein tolles Produkt. Die letzten Tage, wenn ich denn mal Zeit hatte, war ich ausschließlich in PNG unterwegs. Mit der AS Twotter (wenngleich auch nicht für alle Buschpisten geeignet) und vorallem der Quest Kodiak (für beide gibt es entsprechende MAF-Liveries) macht das Hinterland richtig Spaß. Jackson bleibt m.E. zwar weit hinter anderen Payware-Umsetzungen aus gleichem Hause zurück und die Buschflugplätze leiden unter einer fehlenden “Towerview” und wirken trotz aller Sorgfalt noch etwas leblos. Aber zumindest letzteres dürfte sich ja spätestens mit der Verfügbarkeit der nächsten “Libs” entscheidend verbessern.
Nettes Review, anschaulich und von einem Insider geschrieben, was ihm die Möglichkeit gibt, uns einen Einblick in die wirklichen Verhältnisse vor Ort zu. geben. Dafür gebührt dem Autor Dank und Anerkennung.
Auf einen Punkt möchte ich noch hinweisen. Die kleinen Pisten entstanden alle entlang des Kokoda-Trail, oder auch Kokoda Track. Urspruenglich als Weg fuer die Goldsucher in Yodda und später als Postroute gehutzt, war er 1942 der Schauplatz erbitterter Gefechte zwischen australischen und japanischen Truppen, die Port Moresby erobern sollten, aber im September 1942 in Sichtweite der Stadt aufgaben. Es war die größte militaerische Leistung der australischen Armee im 2. Weltkrieg.
Hätten die Japaner Port Moresby eingenommen, wäre in der Theorie der Weg nach Australien frei gewesen. Der japanische Generalstab hat dies im März 1942 erwogen, aber die Entscheidung darüber auf Juli vertagt. Nach der verheerenden japanischen Niederlage in der Schlacht von Midway im Juni 1942 hatte Japan nicht mehr die Ressourcen für einen Angriff auf Australien und diesbezüglicheo Erwägungen wurden still ad acta gelegt, was die Australier zu diesem Zeitpunkt nicht wissen konnten…
EDIT/Ergänzung
HEUTE sind der Kokoda-Trail und das Umland touristisch erschlossen und tausende Wanderer, vor allem aus Australien versuchem sich an dem auch heute noch recht anspruchsvollen Weg mit einem Hohenunterschied von rund 2000 Mtern und einer Länge von rund 100 Kilometern.
ERGÄNZUNG
HEUTE ist der Kokoda-Trail ein Wanderweg und tausende Touristen wandern jedes Jahr auf dem anspruchsvollen Weg zwischen Kokoda und Port Moresby über die Morgen-Stanley-Berge, vor allem Australier.