Der Name “Mustang” steht nicht nur bei Automobil-Freunden für Power, kraftvolle Soundkulissen, hohe Geschwindigkeiten und zugleich einer unverwechselbaren Eleganz, denn auch in der Fliegerei wurde dieser Name geprägt wie kaum ein anderer.
Wer würde nicht gerne eines dieser Muskelpakete besitzen und der Sonne entgegen reiten? Zumindest der virtuellen Sonne kann man dank Warbirdims P-51 Mustang nun ein Stück näher kommen. Unter dem Titel “ACCLAIM CLASSICS – P51 FIGHTER LEADER II” wurden 10 Flugzeuge der früheren P-51 B & C – Varianten veröffentlicht. Danny Schneider hat einmal die Zügel gestrafft und die wilden Pferdchen ausgeritten.
Die P-51
Seit der Gründung von Warbirdsim im Jahr 2006, hat sich das Designer-Team ganz der North American P-51 Mustang verschrieben. Im Groben besteht das Team aus drei Enthusiasten, die, angeheizt durch unzählige Airshows, 2008 ihre erste Mustang für den FS9 heraus brachten. Trotz der großen Konkurrenz durch die ebenfalls kurz vorher veröffentlichte A2A-Simulations-Umsetzung, fand das Warbirdsim-Modell großen Anklang in der FS-Szene. Vor allem die Flugeigenschaften haben es den Mustang-Fans angetan. Später folgte daraufhin die FSX-Variante und seitdem wurden sämtliche Modelle für den FS9 als auch für den FSX umgesetzt.
„P51 FIGHTER LEADER II“ ist das vierte und größte Paket der Design-Schmiede und kostet z.B. im Simmarket 24,95 €. Insgesamt sind 3 Typen, P-51 B, P-51 C sowie die Mustang Mk. III mit vielen unterschiedlichen Varianten, vom Jagdbomber bis zum Aufklärer, enthalten, 10 unterschiedliche und sehr detaillierte Farbschemen runden die Vielfalt ab.
Der Name Mustang wurde von der Royal Air Force eingeführt. Den Erstflug absolvierte der als NA-73 bezeichnete Prototyp am 26. Oktober 1940, welcher wie die Curtiss P-40 von einem Allison V-1710 angetrieben wurde. Die Mustang stellte für die P-40 das verbesserte Nachfolgemuster dar, hatte u.a. einen widerstandsreduzierten Düsenkühler (welcher nebenbei 1915 von Hugo Junkers patentiert wurde) sowie einen Laminarflügel. Dennoch konnte die Mustang nicht wie geplant in dem Kriegsschauplatz Europa eingesetzt werden, da der Allison-Motor die erforderliche Höhenleistung nicht brachte. Daraufhin wurden einige Versuchsflugzeuge mit dem Merlin V-1650-3 ausgerüstet und nach einigen Tests und Anpassungen wurde daraus die Mustang P-51B. Das P steht hierbei für „Pursuit“ (Verfolgung) , welches damals dem Standard für militärische Luftfahrzeugbezeichnungen entsprach. Nach der Erneuerung dieser wurde auch die Bezeichnung der Mustang angepasst und bekam die P-51 (Verfolgungsflugzeug) dann, wie heute beim U.S. Militär üblich, ein F vorgestellt, sodass sie ab da F-51 Mustang hieß (Fighter – Jagdflugzeug).
Die P-51C, welche wie die B-Version auch, als Mustang Mk. III an die RAF geliefert wurden, unterschieden sich hauptsächlich durch den um 75PS leistungsgesteigerten Merlin V-1650-7 Motor mit 1695PS. Die Mk. III wurde zudem mit der „Malcolm-Haube“ ausgerüstet, was eine bessere Sicht zur Folge hatte. Diese wurde später auch bei vielen P51B/C der USAAF nachgerüstet. Hauptunterschied zur bekannteren P-51D Mustang ist sicherlich der Übergang der Pilotenkanzel in den Rumpf, welcher große Einschränkungen der Sicht nach hinten mit sich brachte und so ab der D-Version zu einer Pilotenhaube geändert wurde. Die günstigere Aerodynamik hatten aufgrund der Verwirbelungen hinter dieser Haube allerdings die beiden Vorgängermodelle.
Möchte man mehr über die P-51B/C erfahren, lohnt sich definitiv auch ein Blick auf die Website von Warbirdsim, welche sehr übersichtlich und informativ ist.
Neben den Flugzeugen erhält der stolze Mustang-Pilot auch ein „Pilots Operating Manual“, welches Gestaltungstechnisch den Handbüchern der damaligen Zeit nachempfunden ist und schon beim Betrachten der ersten Seite ein gewisses Warbird-Gefühl in einem aufkommen lässt. Man kann förmlich das alte Papier riechen. Das 20-Seiten starke PDF-Dokument zeigt einen kompletten Überblick über Schalter, Knöpfe und Hebel und beschreibt ausführlich sämtliche Bedienvorschriften des Flugzeugs, an welche man sich auch strikt halten sollte.
So muss man z.B. wissen, dass das Spornrad nur freigängig ist, wenn das Höhenruder gedrückt wird. In allen anderen Ruder-Positionen ist es blockiert und das Rollen endet meist unsanft neben der Runway. Ferner wurden auch die einzelnen Flugzustände, wie Takeoff, Landing und sogar das Schleppen des Flugzeugs erklärt. Ein paar Grafiken zu diesen Erklärungen hätten das Handbuch abgerundet, dies tut dem guten Stil des Manuals aber keinen Abbruch. Leistungsdaten und Triebwerkslimitierungen sind hier, sowie auch im realen Flugzeug, an kleinen Blechtäfelchen zu finden.
Das Cockpit
Die Mustang verfügt auch im FS9 nur über ein virtuelles Cockpit, das aber so detailliert und gut umgesetzt wurde, dass man gerne auf eine 2D-Variante verzichtet. Lediglich das GPS, die Funkgruppe und die Treibstoffvorratsanzeige können als 2D-Variante eingeblendet werden. Die Texturen im virtuellen Cockpit sind sehr sauber, hochauflösend und scharf, vermitteln aber ab und zu den Eindruck eines eher neueren Flugzeugs, welches sehr gut zu den im Paket enthaltenen 2 Fabrikneuen Mustangs passt, jedoch nicht unbedingt zu den im Kampfeinsatz gestandenen Maschinen. So wirkt z.B. der Boden gepflegter, als in manchem Airbus.
Wer ein Tracking-System wie z.B. das TrackIR sein Eigen nennen darf, kommt hier voll auf seine Kosten, trotz des Detailreichtums und den recht hohen Texturen, ist die Framerate hervorragend und schnelle Blickwechsel funktionieren ohne Ruckeln oder Stocken. Die Instrumente zeigen Änderungen sehr flüssig an und wurden allesamt in 3D umgesetzt, wirken keinesfalls aufgesetzt oder fehl am Platz.
Fast alle Schalter sind bedienbar, ob sie nun eine spürbare Funktion haben oder nicht (wie zum Beispiel die. Kabinenheizung oder die Gun Camera). Besonders erwähnenswert sind die „Release-Switches“ für die Bomben, welche tatsächlich im Flug abgeworfen werden können, am Boden aber selbstverständlich keine Wirkung zeigen, welches auch dem Sinn einer zivilen Simulation entgegenstehen würde.
Fast schon selbstredend kann man beide Seitenscheiben nach hinten schieben (was am Boden laut Manual aber unbedingt vermieden werden sollte, um keine Abgase in die Kabine zu leiten) und die Haube ist ebenfalls ganz zu öffnen. Schade, dass man den Wind nicht spüren kann…
Pure Eleganz
Auch Außen setzt sich die hervorragende Arbeit fort. Formen, Farben und Maße sind sehr gut umgesetzt, nichts wirkt zu klein, zu groß oder deplatziert. Die Farben der vielen und abwechslungsreichen Designs sind wunderbar getroffen, Vergleiche mit Bildern lassen kaum einen Unterschied erkennen. Hier wurde sichtlich viel Mühe investiert und es ist garantiert für jeden Geschmack etwas dabei, ob man eher hochglanzpolierte Chrom-Oberflächen oder doch lieber matte Olivfarben bevorzugt. Bei den Bemalungen kommt, wie auch bei den Varianten, keine Langeweile auf. Die Texturen an sich sind sehr hoch aufgelöst und mit vielen Details versehen, ob nun Kratzer, Ölspuren oder kleine Markierungen, alles was das Modell lebendig macht, wurde hier genutzt, ohne dabei überfüllt zu wirken. Dasselbe gilt für das Modell an sich, mit Antennen und Formdetails.
Die Ruder, Räder, Federbeine, Klappen und sogar der Prop-Pitch bewegen sich in ihren Radien und Geschwindigkeiten dem Vorbild entsprechend, genauso wie die Animation des Fahrwerks.
Ist der Motor abgestellt, so verschwindet der Pilot aus dem Cockpit, und die Mustang steht mit geöffneter Haube da, als würde sie regelrecht auf ihren nächsten Alarmstart warten. Ist sie zu diesem dann aufgestiegen und erreicht eine Höhe von 10.000 ft MSL, so setzt der Pilot automatisch seine Sauerstoffmaske auf. Bei Ruderausschlägen schaut er vorbildlich in die entsprechende Richtung, in die gerade gewechselt wird – sehr nettes Feature.
Warbirdsim hat hier ein Modell geschaffen, welches der Schönheit des realen Vorbilds alle Ehre macht und macht ein wenig mehr Leben in den Simulator bringt.
Wahrer Sound-Leckerbissen
Wer schon einmal eine Mustang gehört hat, der erkennt den unverwechselbaren Sound kilometerweit gegen den Wind. Auch hier hat sich Warbirdsim nicht lumpen lassen und ein Soundset zusammengestellt, welches eben diesen Klang in guter Qualität wiedergibt.
Man möchte fast nur die ganze Zeit mit dem Gas spielen und wer ein Sourround-System angeschlossen hat kann in der FSX-Variante sogar rundum Sound genießen.
Mit dem typischen Knattern des Merlin-Motors kündigt die Warbirdsim Mustang zuverlässig ihren Dienst an und zeigt in jedem Drehzahlbereich seine überwältigende Power. Innen als auch außen wirkt der Sound ordentlich, im Leerlauf ist im Cockpit jedoch eine kleine Schleife zu hören, welche aber nur ganz Konzentrierten auffallen dürfte!
Das Öffnen der Haube oder Umlegen von Schaltern wurden leider keine Sounds spendiert.
Flugeigenschaften
Die Mustang ist definitiv kein Flugzeug zum einsteigen und losfliegen. Alleine schon das Rollen erfordert ein gewisses Maß an Übung. Wie schon beschrieben, entriegelt das Spornrad bei gedrückter Höhenflosse, die Bremsen wirken differential, sobald sie getreten werden und das Seitenruder in die gewünschte Richtung gestellt wird. Die lange, in den Himmel ragende Schnauze hilft zudem nicht gerade, die Richtung der Mustang gut einzuschätzen.
Beim Startlauf sollte man ganz vorsichtig das Gas hochfahren, der recht große Links-drall lässt die Maschine bei zu geringem Seitenruderausschlag schnell mal ins Gras wandern, hektisches Gegensteuern führt zu beeindruckenden Tänzen auf der RWY.
Auch im Climb, mit ausgefahrendem Fahrwerk und Klappen sollte man keine Manöver mit hohen G-Kräften fliegen, da die Maschine entweder schnell in den Stall kommt oder aber in Folge von Überbelastung auseinander bricht und der Flug mit dem bekannten Hinweis endet. Meiner Meinung nach etwas zu voreilig.
Fängt die Maschine an zu stallen, fällt sie in eine Art Trudelbewegung, die eine Menge Höhe fordert, um sie wieder abzufangen. In niedrigen Höhen hat man keine Chance.
Ansonsten fliegt sich die Maschine sehr sauber, wer die Mustang nicht wie ein Spielzeug behandelt, und etwas übt, wird auch lange Spaß an ihr haben. Im Reiseflug liegt sie sehr stabil in der Luft, die „Ruderdrücke“ wirken recht angenehm, Kurven fliegt sie sauber und ohne großartige Korrekturen. Einen Unterschied zum Flug mit Außenlasten und ohne Außenlasten konnte ich nicht feststellen.
Im Landeanflug verhält sich die Mustang auch bei Seitenwinden recht unspektakulär, schnelle Richtungswechsel sollten aber auch hier vermieden werden, zumal sie aufgrund der geringeren Ruderwirkung im Langsamflug sowieso nur begrenzt möglich sind.
Sicherlich ist die Beurteilung eines Flugverhaltens, besonders bei solch einem Flugzeug, sehr subjektiv. Aber Warbirdsim hat hier ein überzeugendes Flugmodell geschaffen.
Fazit
Fighter Leader II wird sicher nicht nur echten Mustang-Fans viel Freude bereiten. Das virtuelle Cockpit und das Außenmodell sind hervorragend gestaltet, sind optisch als auch fachlich top! Der Sound hätte noch um ein paar Details, wie klickende Schalter, surrende Fuel-Pump etc. erweitert werden können, kommt aber sonst passend zum Flugzeug sehr echt rüber. Die Flugeigenschaften wirken glaubwürdig und fordern jeden dazu heraus, sich ein wenig mit der Maschine zu beschäftigen. Nicht nur für Warbird-Fans ein tolles Flugzeug!
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Rezensent: Danny Schneider