Um ehrlich zu sein, begrüße ich es immer, wenn ungewöhnliche, seltene Flugzeuge, oder eben Flieger mit einem ganz eigenen Charakter für den FS umgesetzt werden. Der Charakter ist sicherlich noch eine Frage der Umsetzung durch den jeweiligen Entwickler, aber manche Flieger haben einfach per se Charakter. Die Saab Safir gehört meines Erachtens dazu. Hatte uns Sibwings seinerzeit bereits mit einer FS9-Version erfreut, folgte im späten Herbst die FSX-Version. Oskar Wagner hat sich die Saab im FSX angeschaut und berichtet im Folgenden, wie sie im gefällt.
Vom FS9 zum FSX (Ingo Voigt)
Die FS9 Version der Safir wurde ja seinerzeit von Christian Schnädelbach rezensiert. Was hat sich also seit der Veröffentlichung getan. Nun, ich habe mir beide Versionen nochmal angeschaut und in der Gegend um Seattle (auch wenn sie dort nicht heimisch ist) ein wenig ausgeführt. Die FSX Version gefällt mir etwas besser, wobei ich auch einige der Punkte, die Oski im Verlauf dieser Rezension ansprechen wird, leider bestätigen muss (bspw. die Inkonsistenz der Leistungsdaten, die aus dem FS9 erhalten geblieben sind). Dennoch macht die Safir im FSX meines Erachtens etwas her – es stellt sich wieder die grundlegende Frage nach dem Ziel des Interessenten.
Das Außenmodell der Safir ist im FSX meines Erachtens etwas schöner anzuschauen – das liegt mit Sicherheit an der besseren Grafik-Engine des FSX und nicht zwangsläufig an einer verbesserten Modellierung. Grundlegende Veränderungen zwischen den beiden Modellen fallen mir jetzt nicht auf. Beispielsweise erscheinen mir die Lichteffekte des Beacons und der Landelichter im FSX realistischer als im FS9.
Auch im VC fühle ich mich im FSX mehr zu Hause. Es ist allerdings sehr schwer hier wirkliche Unterschiede heraus zu arbeiten. Die Reflektionen auf den Glasinstrumenten gefallen mir besser und ich habe mehr den Eindruck tatsächlich im Cockpit zu sitzen. Allerdings schiebe ich das auch hier wieder auf die verbesserte Grafik-Engine des FSX.
Bei der Simulation der Flugdynamiken bin ich mir recht sicher, dass sich etwas verändert hat. Ob das jetzt an der Portierung liegt vermag ich nicht einzuschätzen. Jedenfalls ist die Steuerung der Safir im FSX deutlich angenehmer als im FS9. Ich fand die Safir immer relativ hektisch, weswegen ich auch nicht übermäßig oft mit ihr unterwegs war. Kaum bin ich mal ‘nen Kaffee zapfen gegangen, sah ich die Safir bei der Rückkehr an den PC fröhlich Kreise ziehen. Mit dem Rudder Trim war das nur halbwegs in den Griff zu bekommen. Im FSX zeigt sich zwar die selbe Tendenz und auch etwas mehr Empfindlichkeit, als ich es einem Trainingsflugzeug zuordnen würde, aber man kann die Safir auch mal einen Moment alleine fliegen lassen. Interessant fand ich, dass sich die selben Probleme mit der Performance im FSX zeigen wie im FS9. Die Werte sind sicherlich nicht identisch, aber das Schema ist das Gleiche. Es war Christian mit der FS9 Version damals ja auch schon aufgefallen, dass das Power-Mapping nicht ganz zu den simulierten Motor-Versionen passt. Diese Aspekte soll aber Oski später ausführen.
Damit auch genug der einführenden Worte und zur eigentlichen Rezension
Review Saab Safir (FSX)
Am 12. November 1980 mache ich einen lapidaren Eintrag in mein Flugbuch: „SB91 HB-DBL 0:33 L+A Aufnahmeprüfung: unbekanntes Flugzeug“ Und heute, fast 30 Jahre später, sitze ich vor dem Bildschirm und „fliege“ dasselbe Flugzeug erneut. Und es sieht immer noch fast gleich aus: die typischen Piper-Motorbedienungshebel und -Anzeigeinstrumente sowie der typische Sound des Lycoming IO-360 Einspritzers mit dem Hoffmann 3-Blattpropeller, der schon damals diese recht stark modifizierte Variante der Saab 91D angetrieben hatte. 1981 absolvierte ich dann den besagten Fluglehrerkurs, zu dem diese Aufnahmeprüfung gehört hatte und konnte dieses Flugzeug noch weitere 3:44 Std. fliegen. Irgendwie hatte es mir diese Lady mit ihrem nordischen Charme angetan. Relativ gutmütig, knüppelgesteuert, ein „Saubock“ wenn es um Seitenwindstarts und -Landungen ging und das so schwungvoll ein- und auszufahrende manuell betätigte Fahrwerk. Nun denn: [Nostalgie ON] und ran an die Rezension.
Mit dem für 25.- € zu Buche stehenden Download erhält man ein 55 MB grosses File, das insgesamt vier Safir-Varianten enthält – Ein „B“ und ein „C“ Modell mit dem 190 PS Lycoming O-435-A 6-Zylinder, sowie die beiden „D“ Modelle mit dem neueren, leichteren O-360-A1A 4-Zylinder mit 180 PS, einmal als Einspritzer (HB-DBL) und einmal als Vergaser-Variante.
Die Installation verläuft reibungslos. Das etwas aufwändige Registrierungs-Verfahren funktioniert ebenfalls zufriedenstellend. DasVerfahren mit dem „Footprint“ ist nicht schlecht und zeigt einmal mehr, was sich die Programmierer alles einfallen lassen, um Raubkopien zu unterdrücken. Einfacher werden Installationen damit ja nicht, aber das ist letztlich den Raubkopierern zu danken, die allen das Leben komplizierter machen.
Damit aber genug der Schulmeisterei. Wenden wir uns nun der fertigen Installation zu. Das Handbuch liegt als PDF-File vor und ist sehr schön gemacht. Es umfasst eine geschichtliche Abhandlung der Safir-Entwicklung sowie eine etwas detailliertere Beschreibung der drei dargestellten Modelle „B“, „C“ und „D“. Da alle vier Flugzeuge unterschiedliche Cockpit-Layouts haben, werden auch diese im Detail dargestellt. Auch eine vollständige Checklisten-Sammlung wird angeboten. Leider steckt der Teufel aber wieder mal im Detail. Die z.T. altertümlichen Kurskreisel sollten für Kunstflüge blockiert werden. Beim künstlichen Horizont ist dies noch ziemlich klar ersichtlich, wie dies geschehen soll. Bei den Kurskreiseln fehlt aber jeglicher Hinweis dazu. So muss man sich halt nach dem ersten Looping damit abfinden, dass der Kreiselkompass für den Rest des Fluges verrückt spielt. Naja, man hat ja noch den Schnapskompass… Mehr zu diesem Thema am Ende dieses Reviews.
Betrachten wir uns die Aussenmodelle. Hier gibt es nichts auszusetzen. Die Texturen sind ein wahrer Leckerbissen und lassen durchaus Superlative in der Beurteilung zu. Kleine Fehler wurden bereits mit einem Servicepack nachgebessert, sodass hier eine absolute Bestnote verteilt werden kann. Auch die Innentexturen sowie die Motorräume wurden individuell an die entsprechenden Flugzeuge angepasst, sodass man wirklich unter vier komplett verschiedenen Flugzeugen auswählen kann. Dies ist absoluter Payware-Standard, wie er nicht besser sein könnte.
Das fliegerische Element muss ja auch stimmig umgesetzt werden und auch hier denke ich, ist recht gut gearbeitet worden, was die Wirksamkeit und Ausgeglichenheit der Steuer anbelangt. Das Ballooning der Flaps ist ziemlich markant und kommt so auch herüber. An einem Ort wurde aber etwas übertrieben: Der Bodeneffekt ist derart stark, dass es schon fast unmöglich ist, eine Bumslandung hinzukriegen. Tiefdecker haben zwar bekannterweise einen markanten Bodeneffekt, und die „Kurzbeinigkeit“ des Safir-Fahrwerks trägt das ihrige dazu bei, aber hier ist es dann schon des Guten zuviel. Nun ja, immerhin können damit auch „untalentiertere“ (ja, ja, ich weiss, das gibt’s gar nicht… ) Flightsimmer saubere Landungen hinkriegen. Das stärkt dann immerhin deren fliegerisches Selbstbewusstsein. Die Trimm-Wirksamkeit ist ebenfalls gut getroffen. Dass die Safir ein ungesteuertes Bugrad hat, fällt allerdings gar nicht sonderlich auf. Sie lässt sich beim Taxeln – fälschlicherweise – auch nur mit dem Seitenruder ziemlich gut steuern. Spätestens hier kommt [Nostalgie OFF]
Die legendäre Seitenwindempfindlichkeit eines Flugzeuges mit ungesteuertem Bugrad lässt in ihrer Umsetzung dann ebenfalls ziemlich grosse Lücken erkennen. Zum einen lässt sie sich – wie schon gesagt – auch ohne Differentialbremsen ziemlich gut steuern – auch bei Seitenwind -, was schon mal falsch ist. Beim Start mit Seitenwind (worst case 90° von links/16 KTS) wird eine andere seltsame Tendenz erkennbar. Anfänglich ist das Flugzeug noch recht gut auf der Centerline zu halten. Mit zunehmender Geschwindigkeit reicht weder ein voller Seitenruderausschlag noch Differentialbremsen. Das Flugzeug dreht kompromisslos in den Wind. Die Piste muss definitiv verbreitert werden…. Eigentlich müsste es aber genau umgekehrt sein. Bei kleinen Geschwindigkeiten müssten notfalls Differentialbremsen eingesetzt werden. Mit zunehmender Geschwindigkeit sollte jedoch die Wirksamkeit des Seitenruders zunehmen.
Leider sind auch in der leistungsmässigen Umsetzung der verschiedenen Modelle grobe Schnitzer passiert, die einem die anfängliche Freude etwas vergällen. So ist die Performance sogar innerhalb der gleichen Motorvarianten sehr unterschiedlich. Ein Grund dafür dürfte in einem fehlerhaften Power-Mapping liegen. Zwei der vier Modelle haben definitiv zu tiefe Steig- und Reiseleistung. Hier hilft die bekannte – seit gut 5 Generationen – „FS-Krankheit“ des falsch gemappten Motorgeräusches. MS hat es ja immer noch nicht fertig gebracht, die Tonlage des Motors an die Drehzahl anstatt an die Leistung anzubinden. So kann man aber wenigstens anhand des Motorgeräusches mit Leichtigkeit feststellen, wo die Leistungsspitze liegt. Im vorliegenden Fall liegt sie bei der Reduktion der Propellerdrehzahl auf ca. 1900 U/min, was nicht gerade einer meisterlichen Umsetzung der Realität entspricht. Aber die daraus resultierende höhere Steigleistung und Reisegeschwindigkeit bestätigt diesen Fehler. Die 91B hat meinen Messungen zufolge Potential zu einem Rennflugzeug, was auch nicht ganz der Wirklichkeit entspricht. Die 91C und 91D SF3 hingegen sind von der Leistungsanomalie betroffen und liegen ziemlich weit hinter den offiziellen Leistungswerten. Netterweise ist „meine“ HB-DBL davon nicht betroffen und zeigt als einzige ziemlich genau die erwarteten Werte. Dieses unterschiedliche Verhalten zeugt m.E. von einer unsorgfältigen Umsetzung. Ob dies bei der FS9-Variante auch schon so ist, vermag ich nicht zu sagen.
Es wäre allerdings nicht das erste Mal, dass sich bei einer FS9/FSX Adaption derartige Unterschiede eingeschlichen hätten. Die *.AIR-Files müssen in der Regel individuell an den FSX angepasst werden, da sich die Handhabung einiger Parameter in der FSX Performance Engine ändert haben. Das gleiche gilt interessanterweise auch für den Initial-Load eines Flugzeuges. Ich habe schon anderweitig beobachtet, dass bei FS9/FSX Adaptionen verschiedene Schalterstellungen nicht mehr korrekt dargestellt werden. Auch dies kann man in der Safir – leider – nachvollziehen. Bei einem Modell ist der Generator eingeschaltet, beim andern nicht, beim einen funktioniert die Vegaservorwärmung nicht, beim anderen ist sie sogar beim Initial-Load eingeschaltet (passiert aber nichts, da sie auch wirkungslos ist). Gyros zeigen ab und zu nicht dasselbe Heading… und so weiter. Ok, ich weiss, dass man alles mit sauberer Checklistenarbeit in den Griff kriegt, aber irgendwie erscheint es mir wie ein „finde die 20 Unterschiede“ Bild. Ob das gewollt ist oder nicht, kann ich nicht sagen; auch nicht, ob das die Kunden originell finden oder nicht. Meinem Geschmack entspricht es nicht und ich tendiere eher dazu, anzunehmen, dass dies alles schlicht übersehen wurde. Dazu passen auch solche Unsauberkeiten wie der seltsame Frequenz-Swap Schalter des King KY197 Comm, der je nachdem, wo man hinklickt, richtiggehend „ins Auge springt“.
Oder das Höhenruder, das wie bei den grossen Brüdern nach dem Abstellen des Motors (und somit der Hydraulik….) nach unten fällt. Allerdings nur bei drei Modellen; bei der 91C stimmts dann wieder.
Fazit
Mein Fazit ist eher durchzogen. Wer als Sammler auf die sehr schöne grafische Umsetzung von nicht alltäglichen Flugzeugtypen setzt, ist mit der SibWings Saab Safir gut bedient. Die fliegerischen Unzulänglichkeiten muss man eben individuell gewichten. Für mich sind sie ein wichtiger Teil eines Flugzeuges und damit drücken sie die Benotung ganz erheblich nach unten. Ich frage mich auch, wieviel ein derartiges Flugzeug kosten darf. Wenn ich bedenke, dass für 25.-€/38.-$ ganz andere Kaliber auf dem Markt sind, stimmt mich diese Preislage etwas bedenklich. Grafisch ist sie zwar sehr schön gemacht, besitzt aber so gut wie keine „Systemtiefe“. Nicht einmal die Vergaservorwärmung zeigt bei allen Mustern eine Reaktion. Das empfinde ich schon beinahe als „schlampig“. Da trösten mich die bekannten Lobhudeleien in den verschiedenen Foren keineswegs. Ich stelle immer wieder amüsiert fest, wie Forumsgäste sich in überschwenglichen Belobigungen ergehen (toll gemacht, fantastisch, vielen Dank….). Dabei vergessen sie vollständig, dass der einzige Sinn und Zweck der Hersteller ist, Kohle damit zu verdienen. Im vorliegenden Falle stimmt für mich jedoch das Preis/Leistungsverhältnis nicht.
Überhaupt habe ich so meine liebe Mühe mit den Foren. Einerseits sind sie ja ein praktisches Mittel zur Informationsbeschaffung, andererseits sehe ich aber immer wieder, – auch wieder wie im vorliegenden Fall – dass man sich im Forum Informationen beschaffen muss, die eigentlich ins Handbuch gehören. So wurde mir also erklärt, dass ich zwecks „caging“ des Kurskreisels mit dem Mausrad auf den Mittelpunkt des HDG-Nachstellknopfes klicken sollte. Leider tat mir aber meine MX Revolution Maus den Gefallen nicht und so kann ich halt eben den Kurskreisel nicht blockieren. Auch das Öffnen der verschiedenen Türen und Motorhauben sowie Entfernen von Sonnenblend-Vorhängen wird nicht im Handbuch erwähnt. Immerhin finden sich aber auf dem Kneeboard die notwendigen Hinweise. Ich möchte aber ein Produkt kaufen (wir reden hier nicht von Freeware…), das ich ohne weitere Nachforschungen richtig betreiben kann.
Pro | Contra |
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Oskar Wagner