Review: Wilco/Feelthere E-Jets (Embraer 170 & 190)

Vor gut 6 Wochen kam ein wenig überraschend das Paket E-Jets, entwickelt von Feelthere und vertrieben von Wilco, auf den Markt. Selbst im “dünnsten” Paket sind eine Umsetzung der E170, der E190 und der auf der E190 basierenden Business-Variante Lineage 1000 mit ein paar Bemalungen enthalten. Die 76 Bemalungen, die im Deluxe Pack zusätzlich enthalten sind, kann man bei Bedarf auch als Airliner Pack nachkaufen. Oskar Wagner hat sich das Deluxe Packerl angeschaut und berichtet im Folgenden, wie ihm die E-Jets gefallen haben.





Review Wilco/FeelThere Embraer 170/190

Und wieder beglückt uns Wilco/FeelThere mit einem neuen Produkt. Diesmal ist es die im Moment wohl erfolgreichste Modellserie auf dem 70-100 Plätzer Markt, die Embraer 170/190 sowie ihr „Luxusderivat” Lineage 1000.

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Der Standard Download umfasst ca. 155 MB sowohl für den FS9 als auch für den FSX und beide zusammen sind für €36.95 zu haben. Während des Tests wurde ein Upgrade auf Version 1.2 veröffentlicht; somit umfasst diese Rezension auch die neueste Version. Wesentliche Verbesserungen sind mir allerdings nicht aufgefallen. Im Lieferumfang enthalten sind drei Modelle: Die 170, 190 und Lineage 1000 mit insgesamt 22 verschiedenen Liveries. Die Lineage unterscheidet sich äußerlich allerdings nicht von der 190 und verwendet auch die Außentexturen der 190 House Livery. Also ich denke, wenn man schon 22 verschiedene Liveries mitliefert, hätte eine davon auch die exklusive Lineage Livery sein können. Aber vielleicht denke ich zu weit….

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Die Außenmodelle sind sauber gemacht und die Liveries ebenfalls. Wem die 22 Airlines nicht genügen, der kann sich die Deluxe-Version mit weiteren 76 Liveries – oder als Add-on – das Airline Pack mit ebendiesen 76 zusätzlichen Liveries besorgen. Jedenfalls sollten bezüglich Äußerem so ziemlich alle Wünsche abgedeckt sein.

Im Innern sieht es ebenfalls recht ordentlich aus. Hier ist wenigstens der Unterschied zur Lineage 1000 deutlich sichtbar, indem das Kabinenlayout eine nette Luxussuite inklusive passender Hostess zeigt.

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Im weiteren hat es jeweils für jedes Modell ein VC und die 2D Panels, was meinem bevorzugten Setup entgegenkommt. Ich verwende nach Möglichkeit jeweils die Außenansicht auf einer TripleHead2Go sowie die 2D Cockpitpanels auf einem separaten 1680×1050 Schirm. Zwischen den einzelnen Cockpits ist allerdings kein Unterschied zu erkennen. Dies ist aber nicht weiter verwunderlich, da auch in Realität die Cockpits praktisch identisch sind.

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In Sachen VC hat FeelThere einiges aufgeholt, sodass sich auf der Darstellungsebene eigentlich nichts Negatives sagen lässt. Die 2D Panels erinnern stark and die Legacy und wirken nicht so filigran wie das VC. Aber vieles in der Darstellung ist Geschmackssache, deshalb will ich hier nicht auf Details eingehen. Wenden wir uns lieber den praktischen Dingen zu.

Das Handbuch

Meine Philosophie besteht grundsätzlich darin, zuerst das Handbuch zu lesen. Vielleicht ist es mein langjähriger fliegerische Hintergrund, der mich fast dazu „zwingt”. Jedenfalls ist es hinterher immer viel einfacher, auf Ungereimtheiten hinzuweisen, was ja unter anderem auch der Sinn einer Rezension sein soll. Im vorliegenden Fall ist das Handbuch allerdings nicht sehr ergiebig. Wilco/FeelThere liefert zwar 3 PDFs als Dokumentation, diese sind aber nicht gerade „das Gelbe vom Ei”, um es mal vorsichtig auszudrücken. Zum einen ist da die vollständige Auflistung aller EICAS-Warnungen, die durchaus ihre Berechtigung hat. Allerdings ist es wirklich nur eine Auflistung, aber keinerlei ABNORMAL CHECKLIST, wie man vielleicht für ein paar wichtige Warnungen erwarten würde. Das zweite Dokument enthält jede Menge Take-off Tabellen für alle möglichen Flap-Settings für beide Grundtypen (die Lineage 1000 wird mit den 190er Tabellen operiert), dafür fehlen beim 190er die Tabellen für die Landing Speeds. Was man weiter vermisst, sind irgendwelche Angaben über Range, bzw. Fuel Consumption. Vollends zum Heulen ist die Tatsache, dass nicht einmal eine Zusammenfassung der wichtigsten Eckdaten (MTOW, MZFW, Fuel Capacity usw.) aller drei Typen ist vorhanden ist. Sie unterscheiden sich untereinander doch ganz erheblich, ganz abgesehen davon, dass die Lineage 1000 einfach mit etwas größeren Flügeltanks „ausgestattet” wurde. Die in der Realität vorhandenen Rumpftanks werden großzügig verschwiegen……

Dann ist da als drittes PDF noch der Pilots Guide. Es gibt zwar viele, viele Bilder vom PFD, EICAS und FMC, aber die Beschreibung ist nicht gerade sehr ergiebig. Da hat wohl jemand versucht, sich mit einem „humorigen” Stil unsterblich zu machen, das Resultat ist aber – wie wir hier in der Schweiz sagen würden – „sackschwach”. Wer sich nicht schon mit dem Embraer typischen FMC auskennt, wird sich wohl hier auch nicht schlauer machen können. Vor allem fehlt ein sauberer Step-by-Step Aufbau der Initialisierung und Programmierung. Die Beschreibung der Flight Guidance (Autopilot, Flight Director) ist dagegen einigermassen brauchbar gelungen, allerdings ist der Verfasser mit seinen Sachkenntnissen nicht so ganz auf der Höhe, vermischt er doch Autoland und CAT II Approach zu einem Einheitsbrei. Ob die beschriebene Logik der Autoland-Bedingungen in dieser Art stimmen, wage ich zu bezweifeln. Es wäre das erste Mal, dass ein Autoland von der Einstellung des Radio-Höhenmessers abhängig ist. Aber – na ja, ich denke, das ist an dieser Stelle auch nicht so wichtig.

Die Setup Utility

Wilco/FeelThere liefert wie schon bei anderen Modellen eine praktische Utility, mit der verschiedene Parameter voreingestellt werden können. Auch der beliebte cold-and-dark Modus ist verfügbar und funktioniert einwandfrei. Integrierender Bestandteil ist hier auch der Load-Planner, der wiederum einige Schwächen manifestiert. Zum einen bleibt die gewählte Dimension (kg oder lbs.) nicht gespeichert, sodass man jedes mal lbs. als Dimension vorgesetzt kriegt.

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Bei jedem Neustart wird zudem das bisherige ZFW um ein paar Pfunde verkleinert. Da muss irgendwo bei der Rundung ein Fehler sein. Das MZFW wird hingegen automatisch begrenzt und das gewählte ZFW in die Startkonfiguration übertragen. Es fehlt aber – leider – auch hier jeglicher Hinweis darauf, dass man zum Bewegen des Flugzeuges auch noch Fuel in den Tanks haben sollte, ganz zu schweigen davon, dass man in dieser Phase ohnehin keinerlei Möglichkeit hat, eine Fuel Planung durchzuführen. Zusammenfassend für die Preflight-Phase muss ich sagen, dass hier noch enorm viel Verbesserungspotential vorhanden ist. Ich weiß, dass dies für einen großen Teil der Simmer von sekundärer Bedeutung ist, andererseits gehören ab einem gewissen Payware-Level solche Unterlagen einfach dazu. Basta.

Das Aussenmodell

Da gibt’s nichts zu meckern. Die Flugzeuge sind schön modelliert und soweit ich feststellen konnte, auch massgenau. Einziger Schönheitsfehler – Die Lichter & Nachttexturen! Ich habe eine geschlagene Stunde herumgepröbelt, um herauszufinden, warum die Aussenbeleuchtung so unterschiedliche Resultate zeigt. Ich muss darauf verzichten, alle möglichen Varianten aufzuzählen. Nur die wichtigsten Dinge seien hier erwähnt: Um wenigstens die Funktionen richtig zu zeigen, muss vorgängig ein Standardmodell (z.B. Cessna 172) mit allen Lichtern AUS geladen werden, oder es muss im „Cold and Dark” Modus aufgestartet werden. FS9 und FSX unterscheiden sich grundsätzlich in der Bedienung der Lichter. Beim FS9 schaltet JEDER Schalter IMMER das LOGO Licht und die Innenbeleuchtung ein (immer von aussen gesehen). Dazu bedient jeder Schalter auch noch seine eigentliche Funktion, also z.B. die Landescheinwerfer, Strobe lights, Beacon usw.

Beim FSX schaltet fast jeder Schalter seine richtige Funktion, außer des LOGO Schalters. Der ist wirkungslos. Das LOGO-Licht kann nur mit der Innenbeleuchtung eingeschaltet werden. Dazu kommt noch eine Schlamperei, was die Texturen beim FSX anbelangt. Der Scheinwerferkegel am Rumpf wird nur bei der Lufthansa-Livery gezeigt. Bei allen andern fehlt er, weil schlicht die Texturen fehlerhaft sind. Das erkennt man schon daran, dass die T_ und L_Texturen außer bei der Lufthansa-Textur nicht dieselbe Größe haben. Bei der Lineage fehlt das LOGO-Licht. Ich denke aber nicht, dass das gewollt ist. Es fehlt ganz einfach die Tail_L.BMP. Kopiert man diese aus einem andern Ordner, so hat man flugs das LOGO-Light „nachinstalliert”….

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Das Cockpit

Auch hier ist eigentlich alles bestens, und wie schon vorgängig angetönt, kann sich das VC wirklich sehen lassen. Einziger Schönheitsfehler auch hier die Beleuchtung. Während die Screens alle stufenlos zu dimmen sind, kann die Cockpitbeleuchtung – trotz des Vorhandenseins von drei Drehknöpfen – nur gerade hell oder dunkel geschaltet werden. Alle drei Knöpfe reagieren auf denselben Mausklick. Und in diesem Fall ist HELL für meinen Geschmack zu hell. Aber darüber liesse sich wiederum streiten. Stufenlos einstellbar wäre jedenfalls state-of-the-art.

Flugverhalten +Avionik

Damit kommen wir zum wichtigsten Teil und ich muss auch hier wieder etwas vorausschicken, das eigentlich noch zur Abteilung „Dokumentation” gehört. Es sind keinerlei Flight Procedures beschrieben. Und einen Go-Around kann man offensichtlich nicht fliegen, weil der Auto-Throttle auf ein entsprechendes Kommando einfach nicht hören will. Solche Dinge sind für mich auf diesem Payware Level einfach unverzeihlich. Aber damit sind die negativen Seiten auch schon fast vollständig abgehandelt. Die Flight-Guidance/Autopilot sowie der FMC sind ausgesprochen gut gelungen. Es wäre hier jetzt müßig, noch einzelne kleine Unschönheiten zu bemängeln. Das Gesamtbild ist jedenfalls in meinen Augen in dieser Hinsicht ausgezeichnet. Die Autothrottle/Autopilot-Funktionen sind präzise und soweit ich feststellen konnte, fehlerlos – Ausnahme siehe oben. Das gleiche gilt für den FMC.

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Das Vertikal-Profil funktioniert ausgesprochen gut und wenn die genauen Procedures beschrieben wären, könnte man das Flugzeug perfekt operieren. Die Autoland-Funktion ist ebenfalls implementiert (im Handbuch besteht wie bereits erwähnt ein bisschen ein Mischmasch zwischen Autoland und CAT II) und funktioniert perfekt. Allerdings braucht es dazu unbedingt das VC! Nur mit dem 2D-Cockpit allein können nicht alle Copi-seitig notwendigen Einstellungen gemacht werden!

Auch der Embraer-typische Flight-Path-Director lässt sich gut für einen Anflug benutzen. Und wem die Screen-Anzeigen zu klein sind, der kann sie mit einem Rechtsklick vergrößern. Zwei Wermutstropfen verschlechtern aber auch hier das Gesamtbild ein bisschen. Die – teilweise auch im Handbuch beschriebenen – Clickspots bei HDG (SYNC), SPEED (IAS,MACH), Pressure Selection (STD) und Course (DCT TO) etc. sollten jeweils in der Mitte des entsprechenden Knopfes zu finden sein. Leider auf der ganzen Länge Fehlanzeige! Das ist echt schade und ein klares Minus. Der zweite bezieht sich auf die gewählten Flight Modes vor dem Start. Man kann zwar VNAV und LNAV armieren und sie werden auch schön brav in magenta angezeigt. Beim Setzen von TOGA werden sie dann allerdings ohne Warnung auf grün TRACK/TO zurückgesetzt. Surprise, Surprise und ein bisschen rot um die Ohren nach dem ersten Start, weil der Flieger partout nicht dem Routing nachfliegen wollte…. Ohne jetzt die genauen Procedures zu kennen, glaube ich kaum, dass dies der Wahrheit entspricht. Entweder kann man die FMC-Modes nicht armieren und somit erst nach einer gewissen Höhe nach dem Start zuschalten, oder sie bleiben armiert. Einfach so löschen ohne was zu sagen, ist unfair – und sicher nicht im Sinne von Embraer.

Sehr gut gefallen hat mir die Keyboard-Funktion des FMC. Durch Anklicken der leeren Taste erscheint oben links im FMC Bildschirm ein „K”, was bedeutet, dass alle Eingaben durch die normale Tastatur erfolgen können.

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Dies erleichtert die Bedienung des FMC ungemein. Damit man bei der Fuel Planung nicht ganz im Regen steht, hat sich Wilco/FeelThere eine Variante ausgedacht, mit der sich der Trip-Fuel im FMC berechnen lässt. Die Beschreibung dazu findet man so ganz nebenbei in der Dokumentation. Sie funktioniert zufriedenstellend, sollte aber erst benützt werden, wenn die gesamte Route im Flugplan eingegeben ist, damit auch der richtige Trip Fuel berechnet wird. Was alles in die Berechnung miteinbezogen wird, darüber schweigt sich die Dokumentation hingegen wieder komplett aus. Es ist mir auch nie gelungen, einen Alternate bzw. ein Alternate-Routing einzugeben. Der Prompt ist zwar da, die Aufforderung zum Aktivieren ebenfalls, aber der Alternate ist nicht sichtbar. Ob und wie er bei der Fuel Planung berücksichtig wird, darüber schweigt des Sängers Höflichkeit.

Das rein fliegerische Verhalten finde ich sehr gut umgesetzt. Auch einmotorige Landungen gelingen problemlos. Die Asymmetrie ist recht gut getroffen und macht das Vorhaben – wie im richtigen Leben – schwerer, aber nicht unmöglich. Auch nach der Landung lässt sich einmotorig gut rollen und auch da braucht es halt je nach Leistung etwas Gegensteuer.

Die Systemtiefe ist eigentlich recht gut. Alle Systeme funktionieren wie sie sollten und die Darstellung auf dem Systembildschirm ist sehr schön gemacht.

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Allerdings ist wegen der fehlenden Abnormal-Checklists ein Troubleshooting nur beschränkt durchführbar. Auch sind nicht ganz alle Systeme implementiert. So lässt sich z.B. zwar in der Setup-Utility die Align-Zeit der IRS einstellen; die IRS Bedienungseinheit ist aber nirgends zu finden. Abgesehen davon ist es eben problematisch, Systeme dazustellen, wenn man auf deren Beschreibung zur Gänze verzichtet. Dieses Manko sollte Wilco/FeelThere unbedingt beheben.

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Fazit

Ein Flugzeugreihe, die mit kleinen Einschränkungen Freude macht. Wegen der mangelhaften Dokumentation nicht unbedingt für „Anfänger” geeignet. Für „Fortgeschrittene” hingegen eine ideale Ergänzung der modernen Kurzstreckenflotte, dank des problemlos funktionierenden FMC sind Streckenflüge ein reines Vergnügen.

PROCONTRA

 

  • FMC

  • Flight Guidance

  • Außenmodell

  • Flugdynamik

 

  • Dokumentation

  • Nachttexturen

  • fehlende wichtige Clickspots

INFORMATIONTESTSYSTEM

 

  • 2 x Intel Core 2 Duo Extreme QX9775 3.2 GHz

  • 8 GB DDR2 RAM

  • 2 x GeForce 9800 GT2 1024 MB (non SLI)

  • Windows Vista Ultimate 64 Bit

Oskar Wagner