Review: Aerosoft Lissabon 2008

In kleinen Schritten verabschiedet sich bei uns der Sommer und mit viel Voraussicht und etwas Phantasie kann man schon wieder an die Flusi-Haupt-Saison denken. Ein Ziel wie Lissabon, im schönen und warmen Portugal gelegen, kommt zur kalten Jahreszeit für den Simmer gerade recht. Aerosoft hat uns Anfang Mai eine Umsetzung des TAP-Heimflughafens beschert. Christian Schnädelbach hat sich angehschaut, wie die Umsetzung gelungen ist.

Review: Aerosoft Lissabon 2008 (FS9)

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Im Jahre 1940 wurde der Flughafen der portugiesischen Hauptstadt Lissabon „Aeroporto da Portela“ nach 2-jähriger Bauzeit eröffnet. Der Flughafen wurde während der
Jahre ständig erweitert, im August 2007 wurde das Terminal 2 eröffnet. Der Flughafen ist der Sitz der portugiesischen Fluggesellschaft „TAP“ und zählt zu den größten Flughäfen Südeuropas.

Michael Kopatz hat den Flugplatz in sehr ansprechender Art und Weise für den FS9 umgesetzt, eine FSX Version soll für die Käufer der FS9 Version kostenlos nachgeliefert werden.

Kauf und Installation

Über die Webseiten von Simmarket oder Aerosoft kann man den neuen „Lisbon 2008“ als Download-Produkt für knappe 20 Euro kaufen. Eine Box mit zwei weiteren Flugplätzen von Faro und Porto ist auf der Webseite von Aerosoft angekündigt, aber zur Zeit noch nicht erschienen. Nachdem man die Datei mit einer Größe von 187 MB heruntergeladen hat, wird diese mit einem deutschsprachigen Installationsprogramm einfach im FS9 installiert. Nach Angabe der E-Mail Adresse und der Seriennummer wird der Pfad zum FS9 automatisch gefunden, dann wird gefragt, ob man bereits das Portugal SRTM Mesh oder Ultimate Terrain Europe installiert hat. Das bei mir vorhandene FS-Global Mesh wird jedoch nicht zur Auswahl angegeben. Dann werden statische Flugzeuge an den Gates zur Installation angeboten, was aber nur dann zu empfehlen ist, wenn kein AI-Verkehr installiert ist. Letztendlich kann noch eine legendäre Boeing 707 der „Air Zaire“ plaziert werden, die jahrelang am Flugplatz herumstand und der Feuerwehr als Übungsobjekt diente. Vor der Installation der Dateien in den guten alten FS9 folgt eine Zusammenfassung. Letztendlich wird die Szenerie im FS9 automatisch angemeldet.

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Die Installation funktionierte bei mir problemlos, die Szenerie war danach korrekt im Flugsimulator eingetragen. Wer das Produkt aktuell kauft, erhält eine am Installer modifizierte Version (die mir bereits auch schon vorlag), für die bislang kein Patch mehr erschienen ist.

Mitgeliefert wird in deutscher, englischer und spanischer Sprache eine jeweils 12-seitige Anleitung über den Flugplatz im PDF-Format. Hier wird kurz die Installation erklärt, zur Geschichte des Flugplatzes wird Stellung genommen, es gibt ein paar Angaben zu den technischen Fakten des Flugplatzes mit Frequenzen und letztendlich werden die Rapid Exit Taxiways (RET) erklärt. Karten über das Bodenlayout, Anflug- und Abflugkarten fehlen, hier wird nur ein Link zu Karten angegeben, die kostenlos im Internet erhältlich sein sollen. Die meines Erachtens recht dürftige Dokumentation ist vorweggenommen schon der einzige Kritikpunkt an der an sich tollen Szenerie.

Mit der Szenerie kommen laut der Produktbeschreibung automatische Dockingsysteme. Da ich aber das AES (Airport Enhancement Services) von Oliver Pabst benutze, welches ab der Version 1.95 mit dem „Lisbon 2008“ funktioniert, habe ich die mit der Szenerie kommenden automatischen Dockingsysteme nicht getestet, sondern gleich AES für 2 Credits aktiviert. Damit bekommt man
animierte Fluggastbrücken und den tollen interaktiven Ground Service.

Testbedingungen

Ich habe einen etwas angegrauten Intel Dual Core 6400 mit 4 GB Ram und eine Geforce 8800 GTS Grafikkarte als Testsystem. Weiter ist der FS9.1 mit dem FS-Global Mesh und auch Ultimate Terrain Europe installiert. Zudem kommen Ground Environment Austauschtexturen zum Einsatz. Ich konnte keine Inkompatibilitäten zu diesen Addons feststellen, das FS Global Mesh zeigt auch in der direkten Umgebung des Flugplatzes keine nennenswerten Probleme.

Scenery

Neugierig auf den Flugplatz geworden, flog ich mit einer Boeing 737 im FS9 von München nach Lissabon. Nach mehreren Stunden Flug wurde ich vom ATC auf die Piste 21 gelotst.

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Der Flugplatz mit dem fotorealistischen Untergrund fügt sich schön in die Umgebung ein, die bei mir mit Ultimate Terrain Europe und den Real Environment Texturen aus herkömmlichen Landclass Dateien dargestellt ist.

Bei Lisbon 2008 handelt es sich um reine Flugplatz-Szenerie. Das bedeutet, nur teilweise wird die direkte Umgebung des Flugplatzes dargestellt, hier insbesondere eine auf einer Brücke liegende Autobahn, welche direkt quer vor der Schwelle der Piste 21 in einem Tal verläuft. Das Stadtgebiet von Lissabon ist nicht mehr Gegenstand der Szenerie.

Auch auf dem folgenden Bild ist gut zu erkennen, wie der fotoreale Untergrund der Szenerie mit der Umgebung verschmilzt, das bedeutet, es existieren keine harten Übergänge vom fotorealen Untergrund des Flugplatzes zu der Umgebung. Im Vordergrund befindet sich die angesprochene Autobahnbrücke. Auch bei unterschiedlichen Jahreszeiten paßt sich die Flughafenszenerie gut in die
Texturen des FS2004 ein.

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Die Autobahnen, welche den Flugplatz umlaufen und auf der sogar viele dynamische Autos fahren, paßt sich hinsichtlich der Übergänge und der Farben gut in die Straßen von Ultimate Terrain Europe ein.

Beim Ausrollen auf der Piste fällt mir sofort die gute Texturierung der Piste mit denen der dortigen Markierungen und Leuchten auf. Es gibt kein Einheitsgrau; es existieren vielmehr sogar dunkle Flickstellen in der Oberfläche der Taxiways, die man auch auf Luftbildern von Google Earth erkennen kann. Beim Abrollen fällt das RET-System (Rapid Exit Taxiways) auf der Bahn auf, welches das Abrollen von der Piste mit höherer Geschwindigkeit erlaubt und daher frühzeitig auf den spitz einmündenden Taxiway zum Abrollen aufmerksam macht.

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Die Schilder an den Taxiways wurden dreidimensional geschaffen. Der „Follow Me“ vom AES (Airport Enhancement Services) von Aerosoft zeigt mir den Weg zum Gate.

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Ich bekomme eine Außenposition südlich des Terminals zugewiesen, die AES Servicefahrzeuge kümmern sich um die Boeing 737.

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Auffällig ist die Schärfe der Bodentexturen. Die Linierung des Bodens wirkt real, die Oberfläche ist akkurat gealtert. Durch diese Maßnahmen erscheint der gesamte Boden recht natürlich. Lediglich die Texturen des Grases zwischen den Rollwegen sind manchmal etwas matschig; da man aber hier nicht rollt, soll das nicht als Kritikpunkt verstanden werden.

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Michael Kopatz kann wirklich nichts dafür, dass es sich bei den realen Gebäuden des Flughafens nicht gerade architektonische Meisterwerke handelt. Diese wirken teils so, als ob immer mal wieder angestückelt wurde. Die Gebäude des Flughafens wurden ansprechend im FS9 umgesetzt, wie ein Vergleich mit Fotos ergab, die ich im Internet gefunden habe. Die Texturen auf den wesentlichen Gebäuden sind scharf und wirken realistisch.

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Das folgende Bild zeigt das fotoreal texturierte und realistisch geformte Terminal, wie auch ein Vergleich Fotos des Flugplatzes ergab.

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Nach dem Linienflug packte ich den Helikopter, um den Flughafen näher zu erkunden. Der folgende Screenshot zeigt anschaulich die Bodentexturen mit natürlich wirkenden Rissen in den Betonplatten. Im Hintergrund steht die oben angesprochene aufgelassene und optional mit der Szenerie installierbare Boeing 707 der „Republique Du Zaire“.

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Eng geht es zu am Terminal, wenn der AI Verkehr aktiviert ist. Der MyTraffic 2006 AI-Verkehr steht präzise an den Gates und fährt von und zur Piste auch brav die Linierung der Taxiways ab.

Eine Vielzahl von Servicefahrzeugen fährt auf dem Vorfeld umher, macht aber auch nicht Halt vor dem eigenen Airliner, wenn man beispielsweise an das Gate rollt.

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Die Umgebung des Flugplatzes wurde kaum dargestellt, die Szenerie endet meist am dargestellten Flughafenzaun. Nur auf den umgebenden Autobahnen bewegt sich analog zum FSX dynamischer Autoverkehr, was gerade im Anflug auf den Flugplatz für einen realistischen Anblick sorgt.

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Busse, Gepäckwagen, Treppen und andere Servicefahrzeugen stehen und fahren überall herum. Auch andere Details, wie beispielsweise Zäune, Leitplanken etc. wurden mit Liebe in die Szenerie eingefügt. Den stufigen Übergang von den Betonplatten zur Asphaltfläche gibt es gemäß Google Earth wirklich.

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Mich wundert nur, dass die portugiesische Umweltbehörde noch nicht bei der Ölkontamination des Bodens regulierend eingegriffen hat 😉 Die Stellplätze der Flugzeuge sind teils übel verschmutzt, das ergibt sich aber auch aus dem Luftbild in Google Earth. Was für ein Schrott (Flugzeuge oder Bodenfahrzeuge) wird da nur geparkt?

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Auch kleine Details wie rote Warnleuchten auf den Lichtmasten wurden akkurat umgesetzt.

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Selbst die Anflugbefeuerung wurde detailliert ausgestaltet, vor der Piste 21 sitzt diese in dem Tal, durch welches die quer vor der Piste verlaufende Autobahn auf einer Brücke läuft, auf hohen Masten. Auch Hangars wurden schön texturiert dargestellt und im Hangar der TAP steht ein Airliner bei der Wartung.

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Erstaunlich ist bei dem gesamten Detailreichtum, daß selbst bei meinem ältlichen Computersystem die Bildwiederholrate nicht merklich in den Keller geht. Michael Kopatz hat es geschafft, die Szenerie sehr ressourcenschonend zu programmieren.

Hier noch der Haupeingang des Flugplatzes, vom Parkplatz aus gesehen. Dort gibt es dreidimensionale Autos, Busse, Wegweiser und Bäume. Die Bodentexturen außerhalb des eigentlichen Flugplatzgeländes sind im Gegensatz zur Innenseite des Flugplatzes deutlich einfacher ausgeführt. Auch in der Dämmerung ist der Haupteingang ansprechend texturiert.

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Nachts stellt sich der Flughafen gut dar, die Beleuchtung mit den Lichtkegeln wirkt gut.

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Nach der ausführlichen Erkundung des Flughafens ist es wieder Zeit für den Heimflug. Die AES Bodenfahrzeuge haben die A321 diesmal am Terminal in der Zange.

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Ich denke, ich werde „Lissabon 2008“ in Zukunft noch öfters ansteuern, das Ziel lohnt sich.

Fazit

Mit Lissabon 2008 kam aus dem Hause Aerosoft eine weitere Szenerie eines europäischen Großflughafens auf den Markt. Dieser wurde sehr detailreich und trotzdem ressourcenschonend programmiert, die Bildwiederholrate bricht im FS9 nicht spürbar ein.

Dem Flugplatzareal liegt Luftbild zugrunde, darauf wurden präzise Texturen der Start- und Rollbahnen und der Vorfelder gelegt. Die Gebäude und Objekte sind detailreich und ansprechend und realistisch texturiert. Es gibt eine Vielzahl von statischen Vorfeldobjekten und sich bewegende Fahrzeuge. Der AI-Traffic wurde sauber integriert.

Der Programmierer der Szenerie, Michael Kopatz, hat einen eigentlich architektonisch nicht sonderlich schönen Flugplatz vom Feinsten umgesetzt und zeigt klar auf, daß sein Können auf dem aktuellen Topniveau des Szeneriedesigns für den Microsoft Flugsimulator liegt. Wer virtuell nach Lissabon fliegen möchte, dem kann ich eine absolute Kaufempfehlung aussprechen. Ich freue mich
auf die angekündigte und für Käufer der FS9 Version kostenlos nachgelieferte FSX Version und hoffe auf weitere Flughafenszenerien von Michael.

PRO CONTRA
  • Sehr detaillierte Szenerie im
    Flugplatzbereich
  • Schöne Bodentexturen mit vielen
    Details
  • Kein spürbarer Einbruch der
    Framerate
  • Gute Integration der Szenerie in
    die Texturen des Flugsimulators
  • Realistische Texturen auf den
    Gebäuden
  • AI-Traffic gut integriert
  • Äußerst knappes Handbuch ohne
    Karten des Flugplatzes
INFORMATION TESTSYSTEM
  • Intel Core2 Duo E6400
  • 4 GB RAM
  • GeForce 8800GTS 512 MB

Christian Schnädelbach