Review: Flight Replicas Bf109

Umsetzungen militärischer Flugzeuge sind immer eine ambivalente Angelegenheit – auf der einen Seite steht der Einsatzzweck und auf der anderen Seite steht aber in der Regel eine technisch (für die jeweilige Zeit) ausgetüftelte und leistungsoptimierte Maschine. Die Bf109 ist ein ähnlicher Fall – fliegerisch ein sehr hoch interessantes Muster; liegt hier die Komplexität nicht in immenser Systemtiefe, die zu kennen und managen ist, sondern in einer anspruchsvollen Flugdynamik. Eilke Nils Zeysing hat sich angeschaut, wie die Umsetzung von Flight Replicas gelungen ist.

Strike fist, get away fast – Die Bf-109 von Flight Replicas

Angesichts steigender Treibstoffkosten, die Autofahren und auch das Fliegen teuer machen, angesichts technisierter Cockpits, die den Piloten eher zu einem Systemadministrator machen, angesichts Staus am Himmel, allgemein der Entzauberung der Fliegerei, ist man als Pilot immer wieder mal geneigt, sich daran zu erinnern, wie es mal vor 20, 40 oder 60 Jahren war in der Welt der Fliegerei, als Fliegen etwas einzigartiges und herausforderndes war, quasi mit der Aura des Abenteuers umgeben.

Das Add-On-Entwicklerteam Flight Replicas hat sich diesem Hang zur Nostalgie verschrieben und bereits mehrere Flugzeuge aus der Ära des Zweiten Weltkrieges umgesetzt, die, darf man den einschlägigen Medien glauben, sehr positiv von der Flugsimulatorgemeinde aufgenommen wurden. Ein „Warbird“ des Zweiten Weltkrieges von Flight Replicas steht auch hier im Fokus der Betrachtung, welcher Dank diverser Filmpräsenzen sowie der zahlreichen Auftritte auf vielen Flugshows für Leute, die irgendwie luftfahrtinteressiert sind, wohl kaum einer grundlegenden Vorstellung bedarf – die Messerschmitt Me-109. Ihre Berühmtheit liegt schon in der Tatsache begründet, dass sie der wichtigste einmotorige Jäger des unrühmlichen nationalsozialistischen Deutschlands war, der noch vor der ebenso bekannten Focke Wulf 190 die „erste Geige“ spielte. Irritationen ruft oft die Bezeichnung hervor – ist es nicht BF-109, was für Bayrische Flugzeugwerke steht, oder doch Me-109, was dem Konstrukteur Willi Messerschmitt Tribut zollt? Eigentlich spielt es keine Rolle – die Zahl 109 lässt mit jedem Präfix die Augen von Luftfahrtfreunden leuchten.

Die Me-109 von Flight Replicas ist schon seit längerer Zeit auf dem Markt verfügbar; hier steht also nicht ein brandneues Produkt im Mittelpunkt, sondern eines, dass schon lange bei den Kunden ist und bisher nicht in der Gunst selbiger durchgefallen zu sein scheint. Dies ist gar nicht so einfach, denn „Warbirds“ führen im Microsoft Flight Simulator eher ein Nischendasein neben dem Schwerpunkt Airliner und General Aviation. Bisher war es einigen Bewerbern im Markt auch nicht gelungen, innerhalb der Beschränkungen des FS eine Umsetzung eines „Vintage-Flugzeuges“ zu schaffen, die wirklich überzeugen konnte – wenige Ausnahmen natürlich ausgeschlossen. Vielleicht sind die Produkte von Flight Replicas solch eine Ausnahme – über sie wurde in der Regel bisher viel Gutes gesagt.

Die Me-109 von Flight Replicas ist im Simmarket – sowohl für den FS2004 als auch für den FSX verwendbar – als boxed-Version erhältlich für den Preis von 39.95 Euro – also schon eine stolze Summe für die Simulation eines technisch eher simplen einmotorigen Flugzeuges, verglichen mit einem komplexen Flugzeug wie der Boeing 737 von PMDG, die für das gleiche Geld mit allerlei technischen Spielereien für den Simulatorpiloten aufwarten kann. Natürlich hinkt dieser Vergleich etwas, denn hier werden quasi Äpfel mit Birnen verglichen, und trotzdem stellt sich doch letztendlich für den Käufer die Frage, bei welchem Produkt er für sein Geld mehr bekommt.

Ein komplexes Passagierflugzeug wird den Käufer über Wochen in Atem halten, denn so lange benötigt er, um die einzelnen technischen Systeme zu verstehen und beherrschen, um einen Flug sicher und kompetent durchführen zu können. Jeder Flug wird dabei, wenn man es denn richtig machen will, akribisch vorbereitet und durchgeführt: Eine Route wird geplant, ein Beladungsplan erstellt, Treibstoffverbrauch kalkuliert, V-Speeds berechnet, ein komplexes Cockpit zum Leben erweckt, Checklisten und Prozeduren abgearbeitet und Starts und Landungen bei oft forderndem Wetter absolviert. Jeder Flug ist hier ein Vorgang, der die ganze Kompetenz des Simulatorpiloten fordert; ein Prozess, der einen mehrere Stunden in Anspruch nimmt und einem letztlich die Befriedigung gibt, der realen kommerziellen Fliegerei recht nah zu sein und hier ein großes Stück Arbeit geleistet zu haben, dass der Otto-Normal-Flieger niemals bewerkstelligen könnte.

Und wie ist das bei der Me-109? Sie kostet genauso viel wie eine Boeing 737 von PMDG, bietet aber all das oben genannte nicht. Hier ist ein Flugzeug, das mit „stick und rudder“ geflogen wird, mit simplen Eieruhren im Cockpit. Man setzt sich rein, der Motor läuft schon, schiebt das Gas rein, denkt sich: „Naja, bei 180 km/h wird sie ja wohl abheben, oder?“, zieht am Knüppel, und schon stehen die ersten Rollen und Loops auf dem Programm. Die Entwickler von Flight Replicas mussten sich nicht wochenlang den Kopf zerbrechen, wie sie das FMS möglichst authentisch umsetzen oder wie sie eine vernünftige Autopilot-Logik hinbekommen, die den Namen auch verdient, plus wochenlange Fehlersuche betrieben zu haben. Wo also liegt die Rechtfertigung darin, dem Kunden ein „simples“ Flugzeug für einen solchen Preis verkaufen zu wollen?

Die Außenmodelle

Es beginnt mit der Modellvielfalt: Wie vielen bekannt ist, gab es ja nicht einfach die 109. Es gab zahllose Versionen und Unterversionen, von denen selbst das umfangreiche Paket von Flight Replicas nur einen Teil simuliert, und selbst der ist überwältigend groß. Generell enthält die boxed-Version Me-109 der Reihen F, G und K, also der Versionen, die ab 1941 bis in die letzten Kriegstage im Einsatz waren – 3 Generationen Me-109 in vier Jahren: Ein Indiz dafür, wie unglaublich rasant der Krieg die technische Entwicklung in der Luftfahrt beschleunigt hat; gingen 1939 etwa die Briten noch mit dem Doppeldecker Gloster Gladiator in den Luftkampf, flogen sie 6 Jahre später den Jet Gloster Meteor – insgesamt eine Entwicklung, die immer wieder erstaunt.

Neben diesen drei Varianten gibt es dann die zahlreichen Untervarianten, etwa die F-2 und F-4, die G-2, die berühmte (da meistgebaute) G6, die extrem leistungsstarke und standardisierte G10, und schließlich die K „Kurfürst“, die quasi den Zenit der Me-109 darstellt und für all das steht, was alle 109 in ihrer jeweiligen Kriegsperiode waren – sehr schnell und schlagkräftig. Einzelne Varianten haben dann noch Zusätze wie „Trop“, also Tropenvarianten mit Luftfiltern; eine Aufklärungsversion ist vorhanden; diverse Beladungsmodelle mit Zusatztanks und Bomben für Jabos; und schließlich hat jede Version auch noch zahlreiche historische Bemalungen, die in der Mehrzahl natürlich die Göring’sche Luftwaffe repräsentieren, aber auch eine slowakische, eine finnische und eine schweizerische Me-109 sind im Paket enthalten. Zusammengefasst: Die Auswahlmöglichkeiten sind gigantisch, hier wird dem 109-Freund wirklich jede Menge geboten, denn diese Modellvielfalt ist nicht nur leere Werbung, sondern tatsächlich unterscheiden sich die einzelnen Varianten in den wichtigen Details voneinander – hauptsächlich im Außenmodell, aber auch im Cockpit gibt es kleine Variationen, und selbst die Frage, ob der Pilot eine Schwimmweste tragen sollte oder nicht, kann bei einigen Versionen beantwortet werden.

Überhaupt fallen Außenmodell und virtuelle Cockpit durch Detailverliebtheit auf, und die Bemalungen sind ebenfalls sehr gelungen, die für diese Rezension allerdings nur im FS 2004 getestet werden konnten.

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Eine Bf-109F-2 über Nordfrankreich


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Das asymmetrische Einfahren des Fahrwerkes wurde realistisch umgesetzt
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Eine G-10 mit Zusatztank
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Details einer F-4 als Jabo mit Bombe
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Eine G-8 – Aufklärungsmaschine
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Die berühmte „Gelbe 14“, die Maschine von Hans Joachim Marseille – hier mit nicht korrekter Pilotenuniform; man trug Sandfarben
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Eine K-4 mit exzellenter Bemalung
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Abwurf des Zusatztanks bei einer K-4
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Eine schweizerische G-6

Dieser Varianten- und Detailreichtum fordert natürlich auch seinen Platz auf der Festplatte; hier machen sich die 109 dann mit 1,3 GB breit.

Das Cockpit

Das virtuelle Cockpit ist übrigens auch das einzig nutzbare, ein 2D-Panel gibt es nicht – eine Entscheidung seitens der Entwickler, die nachvollziehbar ist, denn die Me-109 ist ein Flugzeug, das man wohl nur im virtuellen Cockpit fliegen möchte – es gibt keine komplexen Systeme zu bedienen, die man über Subpanels aufrufen müsste, und der visuelle Eindruck ist heutzutage, gerade bei einem VFR-Flieger wie der 109, nur im VC genießbar – zu erwähnen wäre an dieser Stelle auch, dass bei vielen Vintage-Flugzeugen die 2D-Panels immer einer der größten Negativpunkte waren, weil sie schlichtweg schlecht gemacht waren, nicht gut aussahen und im praktischen Gebrauch kaum von Nutzen waren. Diese Klippe hat Flight Replicas umschifft, und dies berechtigterweise.

Die Cockpittexturen sind allerdings recht subtil geraten – auf den ersten Blick könnte man meinen, dieses Cockpit sei allzu steril, zu unbenutzt aufgefallen. Schaut man genau hin, so kann man allerdings erkennen, mit welchen Strukturen man hier versucht hat, dem virtuellen Cockpit ein wenig Leben und Plastizität einzuhauchen.

Interessant ist auch, wie sehr man bei der Umsetzung der einzelnen Versionen auf Variationen im Cockpit geachtet hat und wie genau man selbst kleinere Details wie sekundäre Instrumente, Kabel und Leitungen umgesetzt hat.

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Cockpit einer F-2
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Cockpit einer F-2
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Seitenkonsole einer F-4
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Im Vergleich dazu Seitenkonsole einer K-4
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Details in einer G-10
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In einer finnischen G-6
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Cockpit einer K-4 mit umgeklapptem Visier – die Visiere können per Mausklick aktiviert werden

Soundcheck

Im Bereich Sound fällt der gute Eindruck etwas zurück. Zwar ist zu konstatieren, dass das Leerlaufgeräusch des leistungsstarken DB-Motors sehr realistisch klingt, allerdings erscheint das Geräusch in der Leerlaufphase wie eine sich ständig wiederholende Schleife.

Schiebt man beim Startlauf die Leistung rein, so wird das Leerlaufgeräusch ab einer bestimmten Leistungseinstellung von einem hochdrehzahligen Motorrauschen überlagert. Zwar klingt dieses Geräusch ebenfalls realistisch und hört sich glaubwürdig nach einer Cockpitinnenperspektive an, doch erscheint das angesprochene Überlagern des einen Geräusches durch ein anderes etwas merkwürdig. Eigentlich wäre hier erwartet worden, dass sich das Drehzahlgeräusch stufenlos der eingestellten Leistung anpasst. Vielleicht wurde dieser Überlagerungseffekt gewünscht von den Entwicklern, allerdings klangen im bisherigen Fliegerleben des Autors noch nie irgendwelche Flugzeugtriebwerke so wie dieses der Flight Replicas Me-109 – zugegeben, darunter war auch nie eine fliegende 109.

Als sehr störend wurde allerdings der Warnton für das nicht ausgefahrene Fahrwerk erlebt; dieser ist lediglich der Standardton des Flight Simulator 2004 und deutlich lauter als das Triebwerksgeräusch – die Nachbarn werden sich freuen, wenn man seine Boxen auf einen satten Triebwerksklang einstellt und dann im Anflug die Klappen vor dem Fahrwerk ausfährt.

Das Flugverhalten

Eine Me-109 hatte schon immer den Ruf, relativ schwierig zu starten und zu landen zu sein. Zahllose Kopfstände, abgebrochene Fahrwerke und andere Start- und Landeunfälle bezeugten dies in den 1940er Jahren.

Im Flight Simulator 2004, und nur hier konnte die Me-109 von Flight Replicas für dieses Review getestet werden, wird dieses schwierige Verhalten sehr gut umgesetzt.

Beim Start muss der Pilot besonders achtsam und vorsichtig zu Werke gehen. Die 109 taumelt stark hin und her, wenn man gleich mit Vollgas anrollt, und ist nur schwer zu beherrschen. Dies liegt auch an der eingeschränkten Sicht nach vorne dank der Spornradauslegung. Über dies wurde die Startbeschleunigung auch als zu hoch empfunden, wenn man mit Vollgas den Start durchführt. Bei Tests am virtuellen Flugplatz Mariensiel bei Wilhelmshaven zeigte sich, dass die Me-109 bei Vollgas nur etwa ¼ der Bahnlänge benötigt: Bei etwa 1200m also nur ca. 300m Startstrecke. Dies erscheint zu wenig für ein Jagdflugzeug wie die 109. Es wäre also eine realistische Vorgehensweise, erst mit wenig Gas anzurollen und dann sukzessive die Leistung beim Startlauf nachzuschieben; auf diese Weise erhält der Pilot im FS 2004 eine realistischere Startstrecke und einen besser kontrollierbaren Startlauf.

Auffällig ist, dass die 109 im niedrigen Geschwindigkeitsbereich nach dem Start oder vor der Landung im FS 2004 sehr gutmütig ist. Zu gutmütig, möchte man sagen. Es treten kaum Abkipptendenzen oder ähnliches auf, und die Libelle bleibt eigentlich immer fein ausgerichtet in der Mitte, egal ob beim Schnell – oder Langsamflug, obwohl in der richtigen Me-109 nach Berichten viel mit dem Seitenruder gearbeitet werden musste, um die Maschine sauber fliegen zu lassen.

Ist die 109 also erstmal in der virtuellen Luft, so lässt sie sich sehr anspruchslos dirigieren. Die Flugdynamik ist äußerst handflugtauglich, brav und präzise folgt das Flugzeug jedem Steuerinput. Mit dem Seitenruder muss man kaum arbeiten, als wäre es immer korrekt getrimmt, obwohl die Me-109 keine Seitenrudertrimmung hatte. Kunstflugmanöver gelingen so mit diesem Flugzeug sehr schnell und leicht.

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Eine schnittige F-2
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Eine K-4 im schnellen Tiefflug

Bei der Landung zeigen sich hingegen wieder „angenehm“ die Tücken des Originals, indem etwa das virtuelle Pendant zum Wegspringen beim Aufsetzen neigt, wenn Fahrt und Anstellwinkel nicht genau passen. Beim Ausrollen muss man wohldosiert mit Seitenruder und Bremsen arbeiten, um in erster Linie dem Seitenwind, aber auch eigenen Ausbrechtendenzen des Flugzeuges zu begegnen. Dabei macht es übrigens überhaupt nichts aus, eine brutale Vollbremsung hinzulegen. Anders als das Original kann man diese 109 überhaupt nicht in den Kopfstand zwingen, was unter dem Strich dazu führt, dass sich ähnlich wie beim Start extrem kurze Ausrolldistanzen erzielen lassen. Auch hier muss sich der virtuelle Pilot also etwas zügeln, um dem Realismus ein wenig nachzuhelfen. Das virtuelle Flugzeug schafft hier mehr als sein reales Gegenstück. Allerdings muss auch beim Ausrollen sehr vorsichtig mit Seitenruder und Bremsen nach den Seiten gearbeitet werden, denn seitlich ausbrechen oder über den Flügel kippen tut dieser Flieger am Boden sehr gerne, wie man dann auch beim Rollen feststellen kann. Das Rollen zum Startpunkt oder Abstellplatz etwa muss daher langsam und bedacht geschehen, sonst hat man den Flieger schon kaputtgemacht, noch bevor man ihn in die Luft gebracht hat. Störend wird sich in dieser Phase jeder Seitenwind auswirken, denn die virtuelle 109 weist einen erheblichen Wetterfahneneffekt auf – für das reine Rollen am Boden ist dieser wohl zu stark geraten.

In diesen Eigenheiten unterscheiden sich die hier dargestellten Varianten gar nicht oder unmerklich. Spürbare Variationen im Flugverhalten treten nur bei den Leistungsdaten auf, etwa in der Höchstgeschwindigkeit oder der Steigrate, wobei die F-Versionen eben etwas langsamer sind, die K-Version hingegen eine beeindruckende IAS erzielt.

Performance

Hier begannen für den Tester die eigentlichen Probleme: Die 109 von Flight Replicas zeigte sich in allen Lebenslagen als sehr hardware-hungrig, was sich letztlich auch auf die erzielten fliegerischen Leistungen beim Start und bei der Landung auswirkte, denn mit einer ruckelnden Bilddarstellung sind nun mal keine sauberen Starts und Landungen zu erzielen. Um dem Leser einen genauen Eindruck von dem Verhältnis Bildqualität zu Bildwiederholungsrate zu geben, wurden auf den meisten Screenshots die fps eingeblendet.

So erstaunlich sind die mangelhaften Framerates nicht, wenn man sich das Testsystem und die von Flight Replicas angestrebte Detailfülle anschaut. Sowohl in der Außenansicht wie auch im virtuellen Cockpit lagen die fps im Normalfall immer zwischen 12 – 17, bei etwas zahlreicheren Cumuli konnten die fps auch schnell unter die 10er-Marke rutschen. So macht das Fliegen eines solchen Flugzeuges wirklich keinen Spaß, doch wohlgemerkt: Mit einem etwas aktuelleren Rechner kann dies ganz anders aussehen.

Und dennoch – wieder ein Vergleich mit der B737-800 von PMDG: Dort erzielte das Testsystem in den Außenansichten konstant 25fps, im virtuellen Cockpit je nach Wetter immerhin auch 20-25 fps, und niemand kann bestreiten, dass das virtuelle Cockpit der 737 äußerst komplex und detailliert ist. Warum nun, trotz des anerkanntermaßen hohen Detailgrades in der Me-109, so viele entscheidende fps auf der Strecke bleiben, ist nicht ersichtlich. Es bleibt die Frage, ob es hier nicht Optimierungsmöglichkeiten gäbe – bei PMDG hatte man es geschafft, ein sehr gutes virtuelles Cockpit zu erstellen und trotzdem gute Framerates zu erzielen.

Fazit

Vom Umfang, von der Qualität des Außenmodells sowie des virtuellen Cockpits her sind die 109 von Flight Replicas die besten Warbirds, die der Autor persönlich bisher für den Flight Simulator testen durfte – hier haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Es erscheint wichtig, dass insbesondere in diesen Bereichen besonderes Augenmerk auf Details gelegt wird, weil diese Warbirds in der Regel Liebhaberflugzeuge sind – und Liebhaber achten auf kleinste Details. Der Sound blieb ein wenig hinter den Erwartungen zurück, wobei hier die realen Eindrücke aus dem Cockpit während des Fluges fehlen, um wirklich fundiert dazu Stellung zu nehmen; dennoch lassen sich die Schleife und das simple Überlagern zweier Geräusche nicht wegdiskutieren.

Was dem Autor bei allen Testflügen gefehlt hat, war ein Stück passender Szenerie. Auf sämtlichen Flugplätzen wirkte die Bf-109 sehr deplaziert – ein Liebhaberobjekt in einer sterilen Flugsimulatorumgebung, die zudem nicht das Flair der 40er Jahre darstellen kann. Andere Anbieter sogenannter „vintage aircraft“ haben dies erkannt und ihren Flugzeugen immer eine oder mehrere Szenerien mit auf den Weg gegeben, in denen sich der virtuelle Pilot wirklich wohl fühlt, weil es authentischer wirkt. Dies bleibt dem Bf-109-Piloten so erstmal nicht gegönnt, solange er sich nicht bei der Konkurrenz versorgt.

Überhaupt – und dies ist ja nahezu jedes Mal das Fazit dieses Autors – ist der FS eigentlich nicht der richtige Simulator für ein Flugzeug wie die Bf-109. Das Flugverhalten wirkt etwas zu steif, die Flugumgebung etwas zu steril, zu modern, zu nah ist der FS an der Darstellung von Verkehrsflugzeugen und IFR. Es fällt nicht wirklich ins Gewicht, aber es ist ein Faktor. Berücksichtigt man dies, so kann man dennoch nicht umhin, den Designern von Flight Replicas erneut zu bescheinigen, dass sie hier gute Arbeit für anspruchsvolle Me-109-Liebhaber geleistet haben – die natürlich eine ebenso anspruchsvolle Hardware ihr Eigen nennen sollten, um diesen Flieger auch wirklich genießen zu können, ohne Ruckler und Nachladezeiten. Wer also Warbirds im Flight Simulator mag und einen gut ausgerüsteten Rechner sein Eigen nennt, kann hier gut zugreifen – 109-Fans werden sich sowieso nicht bremsen lassen, und sie werden wohl auch nicht enttäuscht werden.

PROCONTRA


  • Große Variantenvielfalt

  • Sehr detaillierte Außenmodelle

  • Sehr gelungene, stimmige Bemalungen

  • Gutes virtuelles Cockpit

  • Charakteristisches Flugverhalten der realen Bf-109 ansatzweise gut umgesetzt



  • Hardware-hungrig, wäre eventuell noch optimierbar

  • Könnte wie bei anderen Vintage-Produkten eine stimmige Szenerie beinhalten.


INFORMATIONTESTSYSTEM



  • AMD Athlon XP 3200+ (2,2 GHz)

  • ATI Radeon 9600 256 MB

  • 1,5 GB DDR RAM

Eilke Nils Zeysing