Lange wurde auch auf diesen Release gewartet; ist die Austria Professional Reihe doch schon eine bekannte und etablierte Reihe, die uns seit dem FS98 von Flugwerk beschert wird. Nun war es wieder soweit und die ATP (Austria Professional) wurde an den FSX angepasst. Christian Schnädelbach hat sich beim Gastgeber der kommenden EM schon mal umgeschaut und berichtet unter “mehr“, wie es ihm dort gefallen hat.
Review Austria Professional X
Das österreichische Team um Heinrich Rückeshäuser und „Flugwerk Design” (www.flugwerk.at) legte für den FSX eine neue Version der altbekannten Reihe Austria Professional auf. Es handelt sich hierbei seit dem FS98 um eine Landschaftsszenerie Österreichs, die keine Flugplätze enthält, aber mithilfe eines Höhenmodells (Mesh), speziellen, auf die österreichischen Bedingungen abgestimmten Bodenkacheln (Landclass-Dateien) ein stimmiges Bild Österreichs zu erreichen versucht. Auf Fototexturen wurde bislang bewusst verzichtet, im Ergebnis war das Produkt im FS2004 nach mehreren Patches wirklich hervorragend. Straßen und Gewässer wurden akkurat nachgebildet, die Lagen der Ortschaften waren soweit wie mit den „Bodenkacheln” möglich, reproduzierbar. Auch VFR-Objekte, wie Kirchen, Burgen, Sehenswürdigkeiten waren in den ehemaligen Versionen vorhanden.
Für den FSX musste dies nun angepasst werden. Auf seiner Homepage gibt „Flugwerk Design” an, das Höhenmodell der Alpen sei mit 30m Bodenauflösung umgesetzt worden, die Bodentexturen seien wirklichkeitsgetreu, an die verschiedenen Landschaften und Jahreszeiten angepasst worden, luftfahrtrelevante 3D-Objekte würden sich in der gesamten Szenerie befinden. Dazu seien die Städte Wien, Graz, Linz und Salzburg mit vielen tausend Gebäuden umgesetzt worden, Sehenswürdigkeiten als 3D-Objekte ausgeführt und letztendlich befinde sich ein gedrucktes Handbuch in Deutscher Sprache mit einer gedruckten Flugkarte in der Kartonverpackung.
Die Fa. Aerosoft stellte mir für das Review eben diese „Boxed Version” zur Verfügung. Diese kostet bei Aerosoft € 49,99; gegen Einsendung einer CD-Rom einer alten Version für den FS2004 gibt es einen vergünstigten Update-Preis in Höhe von € 29,99.
Als Systemvoraussetzungen werden der FSX mit mindestens SP1, Windows XP SP2 bzw. Vista, eine CPU mit mindestens 3 GHz, 1 GB Arbeitsspeicher, 1,2 GB Festplattenspeicherund eine Grafikkarte mit mindestens 256MB Speicher genannt. Bei mir läuft die Szenerie auch problemlos unter Vista 64Bit.
Installation und Packungsinhalt
Die Installation läuft einfach und völlig problemlos ab. Man legt die DVD in das Laufwerk, nach dem automatischen Start hat man die Wahl zwischen deutscher oder englischer Sprache, das Verzeichnis des FSX wird automatisch erkannt und nach Eingabe des auf der Hülle der DVD befindlichen CD-Keys läuft die Installation automatisch ab. Die Szenerie wird auch automatisch im FSX angemeldet.
Die mitgelieferte beidseitig bedruckte Karte ist ein Witz, auf der nicht einmal DIN A3 großen Karte benötigt man eine Lupe, um die Beschriftung lesen zu können. Das Handbuch beschreibt die Installation und wie ein knapper Reiseführer die Städteszenerien mit den dortigen Sehenswürdigkeiten und die Geschichte der Städte.
Stadtszenerien
Zunächst flog ich mit einer A330 aus Deutschland kommend nach Linz, um später die Szenerie mit Hubschraubern zu erkunden. Ich habe einige Realflugerfahrung vom Allgäu aus mit einmotorigen Flugzeugen im westlichen Bereich Österreich und daher auch die Möglichkeit, die Szenerie mit der Realität zu vergleichen.
Das folgende Bild wurde über Linz noch fast auf Reiseflughöhe aufgenommen, es zeigt über der linken Flügelspitze aus großer Höhe die Stadt mit einem auf Luftbildern basierenden Photountergrund. Dieser Photountergrund der Stadt paßt sich hier gut in die Umgebung aus herkömmlichen, auf Österreich angepaßten Landclass-Dateien ein.
Dann wird der Alpenhauptkamm überflogen, hier im März. Aus großer Höhe sieht die Szenerie ebenfalls gut und naturgetreu aus, oben liegt Schnee, unten sind die Flächen etwas zu grün, der typische jahreszeitliche Braunstich fehlt.
Im Anflug auf Graz ist der Übergang von der Landclass-Darstellung auf die Phototexturen gelungen, der Flugplatz liegt bereits über dem Photountergrund der Stadt.
Beim Abrollen von der Bahn stößt mir gleich ein Bug auf. Der Taxiway des Flugplatzes liegt nicht über dem Taxiway der darunter liegenden Phototextur. Warum hat man diesen FSX Default Airport hinsichtlich seines Bodenlayouts nicht passend gemacht?
Ab in den Hubschrauber und über die Stadt Graz. Über der Stadt mit dem photorealen Untergrund ist eine Vielzahl von Gebäuden zu erkennen; diese sind realitätsnah texturiert und geformt. In etwas mehr Höhe sieht die Stadt wirklich gut aus.
Zu erkennen ist aber auch, dass in Graz die Wassertexturen des Flusses mit den Spiegelungen fehlen und an manchen Stellen der Stadt die Gebäude fehlen. Sämtliche Gebäude der Stadt können auch nicht erwarten werden, der Programmieraufwand wäre viel zu hoch und der FSX würde wohl zur Diashow verkümmern, aber hätte man die Gebäude nicht besser verteilen und damit beispielsweise die „Skyline” am Fluß im Vordergrund nicht besser darstellen können?
Dann geht es wieder zurück zum Flugplatz. Die ländliche Umgebung von Graz mit dem hier noch vorhandenen Photountergrund ist als geglückt zu bezeichnen, die Szenerie erscheint stimmig.
Als nächstes habe ich Wien erkundet. Der Flugplatz LOWW ist wieder die Original-Szenerie aus dem FSX, etwas nördlich davon liegt eine Raffinerie, die mit 3-D-Objekten nachgebaut wurde und in deren Bereich der photoreale Untergrund der Stadt beginnt. Leider stehen die großen Tanks nicht genau auf den Stellen, die das Luftbild definiert. Der Übergang der Straßen von Luftbildtexturen auf die generischen Texturen von Austria Professional X ist stimmig, wenn auch vereinzelt mit Versatz.
Die folgenden 4 Bilder zeigen die Grenze zur photorealen Stadtszenerie mit der Raffinerie im Vordergrund bei 4 unterschiedlichen Jahreszeiten. Der Grünton harmoniert nicht mit den generischen Bodentexturen bei allen Jahreszeiten. Die Einbettung von Fototexturen in eine konventionelle Landklassen-Szenerie ist nie einfach – und das ist auch der Grund dafür, warum viele Designer dies scheuen.
Über der Stadt selbst sind viele Gebäude vorhanden, hier der Stephansdom, welcher akkurat texturiert ist.
Die Atombehörde ist mit den Hochhäusern vorhanden, auch der Fernsehturm steht an seinem Platz.
Über dem berühmten „Prater” fehlt unverständlicherweise das berühmte Riesenrad, welches selbst in der original FSX Szenerie akkurat nachgebildet ist. Im Prater stehen dafür „Autogen” Wohnhäuser, schade. Von dort aus zur Donau liegen an deren Ufer diverse Schiffe. Animierten FSX Schiffsverkehr konnte ich in ganz Österreich nicht beobachten.
Teils enttäuscht fliege ich nach Linz, dessen Integration der Phototextur in die Umgebung weit besser gelungen ist.
Die Stadt ist akkurat nachgebaut worden, sie hat einen großen Erinnerungswert. Schon aus der Höhe sind viele Details zu erkennen. Der Farbübergang der Donau ist besser gelungen, sie spiegelt sich in der Sonne auch im Stadtbereich. Auch der Übergang zur Umgebung wirkt stimmig.
Etwas tiefer über dem Bahnhof präsentiert sich die Stadt wie folgt, größere Gebäude wurden gut in das Luftbild positioniert.
Im Vordergrund liegt der Hauptplatz, dahinter das Donauufer mit dem blauen „Lentos” und dahinter das Hotel-Hochhaus.
Auch der Pöstlingberg mit der dortigen Kirche hat Wiedererkennungswert, der Übergang zur Landclassumgebung ist hier unauffällig.
Zusammengefasst ergibt sich, dass die 4 größeren österreichischen Städte mit den Photountergründen recht gut für den FSX nachgebaut wurden, es fehlen jedoch diverse relevante Sichtobjekte (z.B. Wiener Riesenrad). Die Einbettung der Fototexturen in die restliche Szenerie bleibt eine große Herausforderung. Designer und Benutzer müssen hier gleichermaßen einen Kompromiss eingehen: “Genauere Darstellung der Szenerie mittels Fototexturen und längeren Entwicklungszeiten” versus “die Limitationen der FSX-Szenerieengine in Kauf nehmen, dafür aber bestmöglich versuchen, alle Vorteile des konventionellen Szeneriedesigns gegenüber Fotoszenerien auszureizen”. Der Kompromiss ist bei solch großflächigen Szenerien eine Vernunftentscheidung. Und Vernunftentscheidungen sind niemals wirklich sexy. Wenn also hier und da die Übergange zwischen den beiden Szenerieformen störend wirken, dann hat dies sehr komplexe Gründe – die fangen bei der Qualität des Luftbildes für die Fototextur an und enden mit der Entscheidung des Designers, wie viel Zeit (und Geld) für solch einen Übergang aufgewendet wird. Lasst uns also lieber die Betrachtung auf die Vorteile beider Designmethoden legen, damit diese Vernunftentscheidung angenehmer wirkt. Und die kann bei Austria Professional X nur lauten: Innerhalb der Fototexturen ist das Gesamtbild stimmig und innerhalb der Landklassenszenerie ebenso.
Überland in Österreich
Dann habe ich diverse Überlandflüge über Österreich durchgeführt, bei denen ich zunächst exemplarisch einen Flug in dem mir wohlbekannten Vorarlberg zeige. Auffällig ist zunächst, daß im Gegensatz zu früheren Versionen der Austria Professional und auch zum FSX keine Hochspannungsleitungen mehr existieren.
Nachdem man die Szenerie installiert hat, fällt auf, daß auf deutscher Seite Sichtflug-Objekte der Payware-Szenerie „German Landmarks für FSX” fehlen, beispielsweise im Allgäu das Schloss Neuschwanstein. Durch eine passende Anordnung in der Szeneriebibliothek des FSX lässt sich dieses jedoch ändern.
Das folgende Bild zeigt Reutte, der Gesamteindruck stimmt, jedoch sind im Detail diverse Fehler vorhanden. Die Ortschaften orientieren sich nicht an den akkuraten Straßenverläufen, das heißt, an Wohnstraßen wurden teils keine Ortschaft-Bodentexturen positioniert.
Hier Reutte im Winter mit dem Lech, das sieht noch ganz gut aus. Leider sind als Sichtflug-Objekte nur diverse Kirchen vorhanden. Markante Sichtflugobjekte, wie die berühmte Burgruine Ehrenberg, fehlen. Masten auf den Bergen sind nur strichförmig dargestellt und kaum zu finden, Bergbahnen fehlen ebenso.
Bei einem Flug das Lechtal hinauf fallen weitere gravierende Fehler auf. Der Lech hat kurz vor Reutte in Wirklichkeit ein breites, markantes Kiesbett, hier läuft er durch grüne Wiesen. Ich bin enttäuscht, da ich die Landschaft nicht wieder erkenne.
Hier exemplarisch Weißenbach im Lechtal am Beginn des Eingangs zum Tannheimer Tal. Das Kiesbett des Lechs fehlt, in Wirklichkeit stehen links vom Fluss keine Häuser. Eine dezentere, dem deutlich dunkleren Untergrund angepasste Texturierung der Straßen wäre wünschenswert gewesen.
Die Berghänge sind in Wirklichkeit unten bewaldet und oben felsig, hier wurden teils falsche Landclass-Dateien gewählt, die nur Almwiesen in den unteren Bereichen der Berghänge zeigen.
Weiter oben im Lechtal habe ich von identischer Position aus einmal mit UTEX und dem schon früher gekauften FS-Global 2008 Mesh und einmal mit Austria Professional X (ATPX) vergleichende Screenshots gefertigt. Im ATPX befinden sich Wiesen an den Hängen, das Höhenmodell ist etwas grober als mit FS-Global, welches an den unteren Berghängen tatsächlich Wälder wie in der Realität zeigt.
In der Nähe zum Bodensee überfliege ich zunächst Dornbirn. Im Vordergrund der Bregenzer Wald, hinten das Rheintal, das ganze sieht wieder ganz akkurat aus.
Nun noch einmal vergleichend Bregenz mit ATPX und UTEX, diese Stadt hat wie Innsbruck oder auch Klagenfurt keinen photorealen Untergrund und wurde nur mit Autogen-Häusern versehen. Markante Sichtpunkte wie die Seebühne, Bahnhof etc. fehlen vollständig.
ATPX versenkt im Hintergrund im Zusammenspiel mit UTEX die Insel Lindau, die Darstellung der Stadt ist subjektiv in UTEX nicht schlechter als in ATPX. Hier muss entweder seitens ATPX oder auch UTEX noch ein Patch entwickelt werden, damit die Szenerien zueinander kompatibel werden.
Ebenso verhält es sich auch in Kärnten, beispielsweise am Faaker See. Die Straßen sind im UTEX dezenter, bei beiden Addons sind die Bodentexturen aus den Landclass-Dateien nicht exakt den Wohnstraßen angepasst, subjektiv wirkt ATPX nicht besser oder genauer als UTEX mit einem geeigneten Mesh.
Auch wenn es sich im Falle von Austria Professional anbietet – aber ein echter Vergleich zwischen Austria Professional X und UTEX ist nicht möglich. Beide Addons verfolgen unterschiedliche Ansätze in der Szeneriedarstellung: Austria Professional X verwendet eigene Texturen während man sich bei Ultimate Terrain X Europe den Standardtexturen bedient. Konkret bedeutet dass, das die farbliche Darstellung von UTEX jahreszeitbedingt teils heftig von den realen Begebenheiten abweichen kann. Realitätsnahe VFR-Navigation ist übrigens mit beiden Addons möglich. Hier bietet Austria Professional X sogar mehr Möglichkeiten als UTEX. Perfekt ist aber nicht, da einige relevante VFR-Merkmale fehlen.
Zunächst ist es sehr lobenswert, dass sich Szeneriedesigner an Großflächenszenerien heran wagen. Zu Zeiten des FS4 war es beispielsweise so, dass man im Fachhandel fast ausschließlich Szenerien dieses Genres finden konnte. Mit jeder weiteren Flight Simulator Version ist das Szeneriedesign komplexer geworden und den Großflächenszenerien steht somit ein kaum sinnvolles Verhältnis zwischen erzielbarem Verkaufspreis und Entwicklungszeit gegenüber. Doch der geneigte Stubenpilot – vorallem als Sichtflug-Fanatiker – hat hohe Ansprüche. Und deswegen steht und fällt ein Produkt wie Austria Professional X mit der VFR-Tauglichkeit. Wenn Flugwerk Design hier noch ein wenig nacharbeiten würde, hätte die Community wieder ein Produkt mit hohem Kultfaktor. So, wie es bei der FS2004-Version ist – nur eben zeitgemäßer für das Jahr 2008.
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Christian Schnädelbach