Der Arbeitsplatz des Piloten
Ariane Design verzichtet seit längerem auf ein 2D-Cockpit. Somit steht dem virtuellen Piloten lediglich das VC zur Verfügung. Diese Praxis ist bei den kleinen Flugzeugen der General Aviation schon seit längerer Zeit nicht ungewöhnlich, bei den Airlinern ist Ariane hingegen Vorreiter mit dieser Strategie. Andere Hersteller setzten nach wie vor auf ein konventionelles Cockpit mit 2D-Panel sowie diversen Subpanels und bieten das VC eher als schmückendes Beiwerk mit zum Teil reduzierter Bedienbarkeit an.
Das Cockpit des BBJ hingegen ist komplett aus dem VC heraus bedienbar, jeder Schalter und Drehregler ist anwählbar. Für Liebhaber der 2D-Panels hat Ariane Design jedoch noch eine Hintertür offen gehalten. Es gibt noch ein „Pseudo-2D-Panel”, das über eine spezielle Tastenkombination aufgerufen werden kann. Dabei handelt es sich allerdings um eine feste Kameraposition innerhalb des 3D-Cockpits, auf die als Überleger die 2D-Fenster des Primary Flight Displays (PFD) und Navigation Displays (ND) sowie das EICAS und das Standby-Instrument gelegt wurden. Diese Technik hat immerhin den Vorteil, das die Refreshrate der Instrumente deutlich höher ist, als bei den übrigen Kamerapositionen im VC.
Einige Teile des Cockpits lassen sich zusätzlich per Tastenkombination in separaten Fenstern öffnen, wie beispielsweise das IRS und der FMC.
Das Ambiente im Cockpit ist sehr stimmig, die Texturen wirken wesentlich realistischer und nicht so künstlich wie bei der PMDG 737. Allerdings lässt die Lesbarkeit einzelner Beschriftungen zum Teil sehr zu Wünschen übrig. Gerade beim Overhead-Panel war ich froh, dass ich die Bedeutung und Wirkungsweise einzelner Schalter kannte und nicht unbedingt darauf angewiesen war, dieses der Beschriftung entnehmen zu müssen.
Ebenfalls etwas gewöhnungsbedürftig ist die Bedienung der Drehschalter, denn Ariane Design hat eine eigene Bedien-Logik. Die Betätigung der linken Maustaste erhöht den jeweiligen Wert, die rechte Maustaste verringert ihn. Dies steht aber oftmals im Gegensatz zur Drehrichtung. Hat man dies einmal verinnerlicht, lässt sich aber auch damit arbeiten.
Dynamic Eyepoint und TrackIR
Um die einzelnen, fest definierten Kamerapositionen zu wechseln, hat Ariane ein spezielles Tool namens Dynamic Eyepoint entwickelt, dass in der neuesten, mitgelieferten Version mithilfe von Tastenkombinationen 20 verschiedene Positionen aufrufen kann. Damit lassen sich unter anderem die speziellen Sitzpositionen des Piloten und Copiloten und das Overhead-Panel sowie das Pedestal Panel aufrufen. Ebenso kann man sich damit an verschiedene Orte in der Kabine versetzen lassen und die Wingview- und Fahrwerkskameras aufrufen.
Virtuelle Cockpits erfreuen sich immer größerer Beliebtheit, seit es von Natural Point die Hardware-Erweiterung „TrackIR” gibt.
Scheinbar ist auch Ariane Design der Ansicht, dass dies auf ihre Flugzeuge zutrifft. In den Manuals zum BBJ finden sich mehrfach doppelseitige Anzeigen, die für das Zusammenspiel der Ariane 737 mit dem TrackIR werben. Leider – und vor allem entgegen der Werbeaussage – trifft dies bei der Ariane 737 nur bedingt zu. Zwar funktioniert TrackIR im virtuellen Cockpit des BBJs genauso gut wie in jedem anderen VC-Cockpit, allerdings beißt sich TrackIR teilweise mit den vordefinierten Sichten von Dynamic Eyepoint. So kommt es beispielsweise vor, dass beim Aufruf des Pedestal Panels dieses auf dem Kopf steht, was die Bedienung der Funkgruppen nicht gerade einfacher macht. Sicherlich lässt sich dank TrackIR auf den Aufruf solcher vordefinierten Sichten weitestgehend verzichten, wenn da nicht die Sache mit der Refresh-Rate wäre.
Diese ist wie gesagt bei den Instrumenten nicht besonders hoch und gerade in der Start- und Landephase des Fluges völlig unzureichend. Dafür gibt es zwar die bereits erwähnten 2Di-Sichten, die dieses Manko zufriedenstellend beseitigen, nur leider sind diese Sichten nicht „TrackIR”-kompatibel. Ariane hat es schlicht versäumt, die Bewegung von TrackIR einzufrieren, sobald man eine solche Sicht aufruft. Das hat zur Folge, dass sich das Panel unterhalb der aufgesetzten Instrumentendisplays verschiebt und es ist äußerst mühselig diese wieder passend zu bekommen. Zu allem Überfluss ist diese Sichteinstellung dann für den Rest des Fluges „versaut”, denn ein neuerlicher Aufruf dieser Sicht bringt immer wieder nicht passende Instrumente zum Vorschein, die bei jedem Neuaufruf zunächst justiert werden müssen.
Dies ließe sich zwar vermeiden, indem man vor dem Aufruf einer Dynamic Eyepoint-Sicht den TrackIR per Knopfdruck „einfriert”, aber jeder Besitzer von TrackIR wird mir bestätigen, dass dieses geniale Steuerungsprinzip so in Fleisch und Blut übergeht, dass man es früher oder später einfach vergisst abzuschalten.
Da ich die 2Di-Sichten für den ordentlichen Betrieb des BBJs für unverzichtbar halte, bedeutet dies für mich in der Konsequenz, beim Flug mit der Ariane 737 auf TrackIR verzichten zu müssen.