Review: JSS Simulation C-160 Transall

Als JSS Simulation Anfang Januar überraschend eine Transall für FSX und P3D veröffentlichten waren die Stimmen, auch hier bei simFlight, freudig aber kritisch. Bemängelt wurden unter anderem, dass die Texturen mau und die Sounds abgehackt sind. Auch die realitätsgetreue Umsetzung des Außenmodells stand in der Kritik. Wir schauen uns an, was an den genannten Punkten dran ist. Außerdem geben wir Tipps für alternative Texturen, die die Transall auf ein neues Level heben.

Geschichte

Am 30. April 1968 konnte die Deutsche Luftwaffe ihre erste C-160D Transall – 50+06 – in Empfang nehmen. Für die Bundeswehr wurden 110 Maschinen gebaut, wobei kurz nach der Auslieferung 20 Stück an die Türkei weiterveräußert wurden. Diese erhielten die Bezeichnung „C-160T“, obwohl sie sich nicht von der D-Version unterscheiden.

Türkische Transall auf dem Fliegerhorst Wunstorf

Die ersten Überlegungen, einen taktischen Kurzstreckentransporter zu bauen, gehen auf die Jahre 1957/58 zurück. Sowohl der französische als auch der deutsche Staat sahen sich nach einem Nachfolger für die Nord 2501 Noratlas um. Nach einigem hin und her schlossen sich 1959 die Unternehmen Weserflug, HFB, Blume und Nord-Aviation  zur Transporterallianz zusammen, um die C-160 zu entwickeln und zu bauen. Aus dem Gruppennamen „Transporter/Allianz“ leitet sich auch der Name Transall ab. Die Bezeichnung C-160 kommt zum einen von „C“ für Cargo und das „160“, ergibt sich, einer Legende nach, aus der Quadratmeterzahl der Flügelfläche.

Als Triebwerkslieferant wurde der britische Hersteller Rolls-Royce ausgewählt, der mit dem Tyne MK22 ein 5000 Wellen-PS-Turboproptriebwerk anbot. Die Propeller lieferte de-Havilland und mit über 5m Durchmesser sind sie die größten Luftschrauben der Welt an einem Flugzeug.

Tyne MK 22

Ursprünglich war die Transall in Deutschland auf 3 Standorte aufgeteilt. Sie flog beim LTG 61, 62 und 63, wobei das LTG 62 auch die Ausbildung des fliegerischen Nachwuchses übernahm. Mit der Einführung des A400M wurden die Strukturen verändert. Das LTG 61 wird zum Ende diesen Jahres aufgelöst, den Transall Flugbetrieb und die Ausbildung übernahm das LTG 63. Die Einführung und Flugbetrieb des A400M führt nun das LTG 62 aus. Aufgrund der Probleme mit dem A400M wird die Transall ELOKA/ ESS Version (mit Selbstschutzanlage) noch bis mindestens 2021 im Einsatz sein.

Vorbemerkung

Meine Ausbildung zum Fluggerätmechaniker (IHK) habe ich bei der Ausbildungswerkstatt der Luftwaffe absolviert, welche zur Wartungsstaffel des LTG 62 gehört. Daher durfte ich tagtäglich mit der Transall zu tun haben, sowohl in der Instandhaltung, Wartung und im Flugbetrieb. Einen Großteil der Zeit verbrachte ich bei der Wartungsstaffel, welche auch mit der Abfertigung der Maschinen betraut ist. Zur Abfertigung zählen unter anderem die Vorflugkontrolle inkl. Vorbereiten der Maschine und Systeme (Aufwecken), die Nachflugkontrolle sowie das Einweisen und Weglassen. Darüber hinaus durfte ich bei einigen Triebwerkstestläufen und Flügen mit an Bord sein. Das soll heißen, ich kenne die Transall und ihre Eigenheiten relativ gut. Daher kann es vorkommen, dass manche meiner Ausführungen etwas zu penibel sind. Darüber hinaus ist meine Ausbildung schon ein paar Jährchen her und daher basieren manche meiner Bewertungen auf meiner Erinnerung. Sollte ich bei Abläufen und technischen Details falsch liegen oder es in der Realität anders gehandhabt werden, immer her mit eurem Wissen. Wir könne alle nur lernen.

Kauf und Installation

Die Transall wird für 25,95$ von Flight 1 startklar gemacht. Die Installation verläuft problemlos via dem altbekannten Flight 1 Wrapper. Nach der Installation finden sich ein Handbuch und die Transall mit vier Lackierungen auf der Festplatte wieder. Das Handbuch erklärt bestimmte Systeme und enthält Übersichten der einzelnen Panels und Checklisten. Darüber hinaus beschreibt es in Stichpunkten, wie die Triebwerke und weitere Systeme bedient werden. Einen Tutorialflug sucht man vergebens. Das Service Pack 1a kann direkt bei JSS Simulations heruntergeladen werden.

Der Engel der Lüfte

Aufgrund ihrer zahlreichen humanitären Einsätze wird die Transall auch Engel der Lüfte genannt. Für humanitäre Einsätze, im Rahmen von UN-Mandaten, hat man auch einige Transalls in weiß lackiert.

C-160 Transall 500.000 Flugstunden

Der Außencheck – Vorflugkontrolle

Dienstantritt in der Wartungsstaffel war um 5:45 Uhr, sodass man um kurz nach sechs Uhr mit der Vorflugkontrolle beginnen konnte. Die erste Handlung beim Erreichen des Fliegers war Tür aufmachen und den Schlüssel an den Haken hängen. Danach wurden die Handschuhe angezogen und der Außencheck konnte losgehen. Wir kürzen das jedoch ab und schauen uns nur die relevanten Punkte an.

Auf den ersten entfernten Blick macht die Transall eine gute Figur. Alles scheint zu passen, auch das Außenmodell. Wagen wir uns näher heran. Die mitgelieferten Texturen, sowohl der Deutschen, Französischen, Türkischen und Süd-Afrikanischen Luftwaffenversion sind allesamt zu schwach, kontrastlos und wenig detailliert. Bei solchen Texturen hilft selbst das beste Modell nichts. Aber der Community sei Dank: Es gibt Abhilfe.

Denn auf SimOutHouse stehen schöne, qualitativ hochwertige Lackierungen sowohl von ehemaligen zivilen als auch aktuellen militärischen Betreibern zum Download bereit. Dafür ein großes Dankeschön an Repainter Thomas (TiAr). Ich bin so frei und verwende für diesen Ersten Eindruck einige dieser Freeware Texturen und nicht, wie sonst üblich, eine der mitgelieferten originalen Lackierungen.

Wir starten mit der Kontrolle der Einstiegstür, um genauer zu sein, mit der Kontrolle der Haltebolzen. Das seitliche Ladetor unterziehen wir einer kurzen Sichtkontrolle. Das Öffnen der beiden Türen geschieht sauber und fehlerfrei, auch die Dimensionen scheinen zu passen. Erster kleiner penibler Kritikpunt – die Stufenanzahl der Einstiegstür ist zu hoch. In der realen Maschine sind es nur 4 Stufen und nicht wie beim virtuelle Pendant 6 Stufen. Das Öffnen und Schließen ist mit einem Sound unterlegt.

Von der Tür begeben wir uns, entgegen der Flugrichtung, nun zum Triebwerk bzw. zur Luftschraube. In einigen Foren wurde moniert, dass das Triebwerk zu kurz modelliert sei. Dies würde ich vorsichtig unterschreiben. Vergleicht man diese Originalaufnahme mit dem Screenshot, sieht die virtuelle Umsetzung etwas pummeliger aus. Es ist sicherlich nicht viel, aber bemerkbar. Der Spinner wirkt auch etwas zu gestaucht. Auch die Ölkühleröffnung ist viel zu groß geraten und nicht in der typischen Nierenform. Die Triebwerksverkleidung kann man leider nicht aufklappen.

Weiter geht es zum GTG (Gasturbinengenerator –APU). Hier lässt sich die Wartungsklappe öffnen, auch die GTG-Umsetzung gefällt, auch wenn die reale Turbine fast das ganze Kompartiment ausfüllt. Hier kontrolliert man die Unversehrtheit der Feuerwarn-Drähte, dass alles befestigt ist und das keine Leckagen vorliegen. Zum Schluss schenkt man dem Abgasrohr, welches fälschlicherweise oval dargestellt ist, noch einen Blick und wackelt kurz daran.

Als nächstes gehen wir den Flügel ab, prüfen das kein Kraftstoffleck vorhanden und die Vorderkante nicht beschädigt ist. Dies geschieht gelegentlich bei einem Vogelschlag. Die Dimension der Flügel passt, auch die Animationen der Steuer-, Lande- und Bremsklappen sehen sauber aus. Eine kleine Unzulänglichkeit ist dann aber doch erkennbar, zumindest wenn man sehr penibel ist und auf die Versionsunterschiede wert legt, denn JSS hat die NAV-Com Antenne in der Französischen Luftwaffenversion dargestellt. Sie ist beim D-Modell nicht nach hinten gefeilt, sondern gerade.

Danach geht es zur Kontrolle in den Fahrwerkschacht. Normalerweise wird die Fahrwerksabdeckung dafür nicht geöffnet, man kriecht einfach hinein, es ist so viel Platz das man darin stehen kann. Das Fahrwerk ist gut getroffen.

Weiter geht es zur Springertür. Diese lässt sich auf beiden Seiten öffnen und wird, wie der Name schon sagt, zum Absetzen von Fallschirmspringern und zum Boarden von Personengruppen verwendet. Danach kontrolliert man Landerampe/ Ladetor auf sauberen Verschluss. Laderampe und Ladetor lassen sich selbstverständlich öffnen und schließen, sowie in der halboffenen Position anhalten. Des Weiteren ermöglicht das Öffnen einen Blick in den schön umgesetzten Laderaum. Dieser ist bis auf wenige kleine Details gut getroffen, auch farblich. Rechts, direkt neben der Springertür, befindet sich übrigens eine der Toiletten, diese wird bei Benutzung mit einem Vorhang vom Rest des Laderaums getrennt. Für das Öffnen und Schließen ist eigentlich Hydraulikdruck notwendig, nicht so bei der JSS Transall. Ich vermute, dass das Hydrauliksystem entweder gar nicht oder nur sehr simpel umgesetzt wurde.

Wir bewegen uns weiter in Richtung Heck. Hier achtet man beim Höhenruder auf Beschädigungen an der Vorderkante sowie auf Leckagen am Höhenruderaktuator. Dasselbe gilt für das Seitenleitwerk. Charakteristisch und bei vielen Flugzeugen zu beobachten ist das Runterhängen der Höhenruder, wenn das Hydrauliksystem nicht mit Druck beaufschlagt ist. Dieses Verhalten ist hier leider nicht umgesetzt, auch lassen sich die Bremsklappen bewegen. Damit ist klar, dass das Hydrauliksystem dem der Standard Flieger entspricht.

Auf der anderen Luftfahrzeugseite werden dieselben Checkpunkte überprüft. Während sich auf der linken Flugzeugseite in der vorderen Fahrwerksgondel das GTG befindet, befindet sich auf der rechten Seite die Klimaanlage. Die Öffnung auf der Vorderseite ist, sowohl bei der D-Version als auch beider F-Version, kreisrund. JSS hat die Öffnung oval dargestellt. Auch stimmt der Winkel des hinteren Abschlusses der Fahrwerksgondeln nicht mit dem Original überein. Diese Fehler sind bei der Menge an vorhandenem Bildmaterial kaum erklärbar.

Als nächster Checkpunkt steht die Unterseite an. Hier kontrolliert man die Unversehrtheit der Antennen und hält Ausschau nach Leckagen. Danach geht es zum Bugfahrwerk. Hier kann man ebenfalls drin stehen und so verhältnismäßig bequem die Hydraulikleitungen, den Zustand der Reifen und der Verschlüsse überprüfen. Beim Verlassen wirft man noch einen Blick auf das Taxilight. Das Radom unterzieht man einer Sichtkontrolle auf Beschädigungen und auf den korrekten Sitz der Befestigungsschrauben. JSS hat die Öffnung des Radoms animiert und die darunter liegende Wetterradarantenne ebenfalls umgesetzt.

Danach begutachten wir die Batterien auf beiden Seiten und klemmen das Kabel an. Unsere Transall steht nun unter Strom, zumindest passiert jetzt etwas wenn dir den Batterieschalter betätigen. Damit ist unser „schnell“ Außencheck beendet. Neben den genannten Animationen ist es auch möglich die Fenster und den Notausstieg zu öffnen, die Besatzung verschwinden zu lassen sowie Bremsklötze und Abdeckungen anzubringen.

Das Modell inkl. Details und die Animationen sind gut getroffen und scheinen, bis auf die genannten Fehler, auch korrekt dimensioniert. Die Außentexturen sind kaum zu gebrauchen, aber dafür gibt es ja glücklicherweise Abhilfe. Schade ist das offensichtliche Fehlen der Hydrauliksystemumsetzung.

Vorbereiten der Systeme

Nachdem der Außencheck abgeschlossen ist, starten wir mit dem Hochfahren und Testen der Systeme. Das Überprüfen des Laderaums und des Cockpits, auf fehlende Ausrüstung oder Beschädigungen, überspringen wir jetzt.

Das Cockpitlayout entspricht dem Original, die Texturierung dagegen wirkt zu hell, als wäre die Maschine gestern aus der Produktionshalle in Lemwerder gerollt.

Viele französische Transalls haben ein schwarzes Instrumentenpanel, in den deutschen Maschinen ist das Cockpit in einem dunkleren Grauton gehalten. Doch auch hier gibt es Abhilfe. So hat sich Thomas (TiAr), welcher ebenfalls schon die tollen Repaints erstellt hat, auch dem Cockpit neue Texturen beschert. Es gibt nun ein realistischeres Aussehen für die deutschen und französischen Transalls. Dennoch sind auch die originalen Texturen scharf und gut gemacht. Alles in allem kommt echtes 60er Jahre Cockpit bzw. Transall-Feeling auf.

Als erstes versorgen wir durch Drehen der beiden Batteriedrehschalter die Maschine mit Strom und überprüfen die Spannung. Alle Knöpfe sind mit einem Klick-Ton versehen. Nach dem Testen der Warntafelbeleuchtung und der Treibstoffanzeigen betätigen wir die linken Treibstoffventile und öffnen die GTG Zuluftklappe. Vorher schalten wir selbstverständlich noch die Positions- und Kollisionswarnlichter ein. Nachdem die Zuluftklappe geöffnet ist, betätigen wir den Kippschalter zum Starten des GTG. Das Startgeräusch ist relativ einmalig und schwer umsetzbar. JSS hat das Geräusch, inklusive dem typischen Jaulen beim Starten gut getroffen. Allerdings ertönt dieses nicht beim Starten des GTG, sondern beim Anlassen der Triebwerke. Ich behaupte, dass JSS die beiden Sounddateien verwechselt hat, denn das GTG Startgeräusch klingt eher nach dem Tyne Anlaufsound (Zum Vergleich das Triebwerks-Anlass Video weiter unten). Gefühlt fährt das GTG etwas zu schnell hoch, das hat nach meiner Erinnerung etwas länger gedauert. Auch das Umschalten des Startsounds zum Betriebssound ist hörbar, da einerseits ein kleiner Sprung vorhanden ist, zum anderen weil der Betriebssound etwas leiser ist. Sollten die Sounds wirklich vertauscht sein, liegt es vermutlich an dem vorgenannten Umstand. Es macht auch keinen Unterschied in der Lautstärke ob die Einstiegstür oder ein Fenster geöffnet oder geschlossen ist.

Nachdem das GTG läuft, können wir nun den Generator zuschalten und die Spannung kontrollieren. Nach dem Betätigen der Transferswitches überprüft man die Enteisungsanalage. Zumindest visuell wirkt alles, durch Leuchten der entsprechenden Lichter, umgesetzt.

neue Textur

Der nächste Punkt ist das Überprüfen der Instrumente, wo möglich, auf Funktion. Hier sei die leicht falsche farbliche Gestaltung des Nothorizonts genannt: Das Blau ist in Wirklichkeit etwas dunkler. Ansonsten ist das Cockpit wirklich schön geworden. Das TCAS funktioniert in der P3D Version, aufgrund von Ungenauigkeiten, nicht. Jedoch beschreibt JSS im Forum wie man dieses dennoch zu laufen bekommt. Die Transalls wurden im Rahmen der LEDA (Lebensdauerverlängerungsprogramm/ Life Extension and Avionics Upgrade Programs) mit einem FMS ausgestattet. Dies wurde von JSS nicht umgesetzt, stattdessen prangt an dieser Stelle das Standard-GPS. Auch die Funkgruppen entsprechen daher nicht dem Original.

Bei der Vorflugkontrolle im Cockpit und der Anlassvorbereitung macht die Transall eine gute Figur. Mit Strg+E (automatischer Start) ist hier nichts zu machen. Man muss schon das, nah am Original gehaltene, Prozedere einhalten um die Maschine aufzurüsten. Durch die fast komplette Umsetzung der Testmechanismen ist dies möglich und das verleiht der Flugvorbereitung somit Komplexität. In wieweit aber eine wirkliche Logik dahinter steckt darf bezweifelt werden. Das zu schnelle Anlassen des GTG fällt einem als normaler Simmer ohne Transall Erfahrung nicht auf, auch weil es nicht unplausibel schnell hochfährt. Der Sound könnte jedoch besser und die Übergänge flüssiger sein. JSS arbeitet aber wohl mit einem Sound –Addon Hersteller zusammen um diesen zu verbessern.

Start und Einsatz

Kurz vor der geplanten Abflugzeit trifft die Crew an der Maschine ein. Heute sind wir Teil der Crew und werden den Einsatz mitfliegen. Nach dem Betreten der Maschine und dem Aufstieg zum Cockpit lässt unser Bordmechaniker das GTG an und bereitet alles zum Starten der Triebwerke vor.

Dazu zählen das Öffnen der Treibstoffventile, die Versorgung des Triebwerks mit Startluft, das Einschalten der Treibstoffpumpen und schließlich das Umlegen des Hauptanlassschalters sowie des Anlassschalters des entsprechenden Treibwerks. Sobald das Triebwerk anläuft und die entsprechende Drehzahl erreicht hat geben wir Kraftstoff hinzu. Das Tyne Mk22 startet hörbar plötzlich nach sehr kurzer Anlaufzeit. Der Übergang zwischen Anlaufen und voller Drehzahl sieht ebenfalls sehr abrupt aus. Das dauert bei der realen Maschine länger. JSS ist sich aber über diesen Umstand im Klaren und hat angekündigt, die entsprechenden Parameter zu verändern und in einem Update zur Verfügung zu stellen. Darüber hinaus kann es bei Fehlbedienungen zu sich immer wiederholenden Soundloops kommen. Generell gerät die Startlogik bei Fehlbedienung außer Kontrolle. Dann starten die Treibwerke auch mal ohne erneutes Betätigen des Startschalters. Die Soundkulisse ist alles in allem noch stark ausbaufähig, besonders die abrupten Übergänge zerstören das Tonbild.

Darüber hinaus verschwinden, unter dem Dröhnen der Triebwerke und Propeller, nahezu alle Nebengeräusche – nicht so in der JSS Transall. Sobald die Triebwerke laufen schalten wir die Generatoren zu, legen die Transferswitches um und stoppen das GTG nach kurzer Leerlaufzeit. Das Rollen ist schön gemacht, JSS hat eine gute Mischung zwischen Behäbigkeit und Dynamik gefunden. Ein Schieben über das Vorderrad kann ich nicht feststellen. Einziger Kritikpunkt ist, das die Maschine immer schneller wird, ein Kontrollieren der Rollgeschwindigkeit über die Triebwerke ist fast nicht möglich. Im Rahmen der Startvorbereitung stellen wir die Condition Lever auf High Idle. In der Realität variiert die Condition Lever Position je nach Außentemperatur. Bei niedriger Temperatur kann mehr Kraftsoff eingespritzt werden und bei hoher Temperatur weniger. Daher steht auch in heißen Gebieten weniger Leistung zur Verfügung. Um diesen Umstand zumindest in Teilen auszugleichen, ist die Transall mit einer Wasser-Methanol-Einspritzung ausgestattet. Oftmals, fälschlicherweise, als Leistungssteigerung dargestellt, hat sie vielmehr eine leistungserhaltene Funktion. Dieser Umstand wird von JSS jedoch nicht berücksichtigt.

Als letzten Punkt schieben wir noch den Luft/Boden Hebel in die „Luft“ Position um die Leistungshebel nun über den gesamten Leistungsbereich bewegen zu können. Je nach Startstrecke und Beladung kann die Transall mit oder ohne ausgefahrenen Klappen starten. Beides funktioniert sehr gut und fühlt sich realistisch an. Beim Short Takeoff halten die Bremsen die Maschine auch bei voller Triebwerksleistung fest. Nach dem Lösen beschleunigt sie schnell und ist nach kurzer Strecke in der Luft. Die Steigleistung scheint plausibel.

Beim Steigflug muss man außerdem die Enteisungsanlage und den Kabinendruck im Auge haben und vor allem korrekt einstellen, ansonsten ertönt ein Alarmsignal. Die Ausführung zur Bedienung der Druckeinstellungen überlasse ich dem von JSS zur Verfügung gestellten Tutorial Video. Anfänglich ist dies etwas kompliziert, aber mit etwas Übung klappt es ganz gut. Die Umsetzung scheint glaubhaft und dem realen Vorbild entsprechend.

Quelle Video: JSS Simulations

Der Autopilot funktioniert, besitzt den Standardumfang und fliegt auch ILS Gleitpfade sauber ab. Manchmal ist er etwas zickig, aber schlussendlich hat er dann doch gemacht was ich wollte. Alles in allem fliegt die Transall sich sehr schön, obwohl sie mir in manchen Situationen, besonders beim Kurvenfliegen, etwas zu träge vorkommt. Anflug und Landung verlaufen unaufgeregt, nach kurzer Strecke kommt die Maschine zum Stehen.

Der Reversesound scheint etwas zu dünn zu sein, die reale Transall klingt hier eindeutig kräftiger. Schön gemacht ist auch die Möglichkeit, die bei jeder Leistungsschau gezeigt wird, rückwärts zu rollen. Beim Erreichen der Parkposition und dem abstellen der Treibwerke geschieht dies soundtechnisch sehr abrupt, dass langsame Ausdrehen der Propeller ist dagegen schön gemacht.

Ich kann verstehen, wenn jetzt der Eindruck aufgekommen ist, dass an dem Ding vieles nicht der Realität entspricht. Zum Teil stimmt das, ja, aber eben funktioniert vieles auch wie in der echten Maschine, zumindest visuell. Zum Beispiel scheint mir das Treibstoff- und das Druck-/Klimasystem realistisch umgesetzt zu sein, auch die Stromversorgung macht eine gute Figur. Darüber hinaus sind viele Procedures durchführbar, da steht mancher Carenado Flieger schlechter da und das bei einem höheren Preis.

Performance

Die Performance ist okay, hängt selbstverständlich vom System ab. Gefühlt erlaubt sich die Transall aber mehr Leistung zu nutzen, als man ihr eigentlich zugestehen möchte. Dennoch ist das alles in einem annehmbaren Bereich.

Fazit

Man braucht nicht drum herum zu schreiben. Ja, sie hat Fehler sowohl im Modell, als auch im Sound. Manche Systeme sind nicht modelliert bzw. entsprechen entweder dem Umfang der Default Flieger oder haben eine einfach „Wenn das, dann das“ Logik. Stubenpiloten, die nach perfekter Systemtiefe Ausschau halten, sind bei der Transall an falscher Stelle. Piloten, die dagegen etwas Persönliches mit der Transall verbinden oder einfach auf der Suche nach einem mittelschweren Flieger sind, der nicht mal eben schnell gestartet ist, werden mit ihr glücklich. Alle die mit einer realen Transall zu tun hatten, werden ganz sicher bestimmte Merkmale und Eigenheiten wiederfinden. Da schmerzt es auch nicht wenn Öffnungen nicht ganz der Realität entsprechen oder das GTG zu schnell hochläuft. Hier heißt es kompromissbereit sein. Dafür bekommt man einen soliden Flieger, der Spaß macht und eventuell alte Erinnerungen wiederaufkommen lässt. Darüber hinaus scheinen die Designer von JSS engagiert zu sein, denn momentan arbeiten sie an einem Soundupdate. Vielleicht werden ja auch noch andere Fehler behoben, verdient hätte es die Transall. Alles in allem scheint mir das Preis Leistungsverhältnis zu stimmen.

 

Danke alte Lady für die wunderbare Zeit und die Erlebnisse

 

Pro

Contra

  • exotischer Flieger
  • Animationen
  • teilweise realistisch anmutende Systemumsetzung
  • Cockpitlayout
  • Sound
  • original Texturen
  • Fehler im Modell

Informationen

Testsystem

  • Intel I5-4670K @ 4,5GhZ
  • Corsair DDR3-1600 16GB
  • Geforce 970 GTX OC Edition
  • Windows 7  64Bit
  • Prepar 3D V3.4
  • DirectX 11
9 Kommentare
Inline Feedbacks
Alle Kommentare anzeigen
Günter - simFlight
Günter - simFlight
7 Jahre zuvor

Danke, spitze!

Peter D.
Peter D.
7 Jahre zuvor

Schade, dass diese “Trall” nicht wie ihr Vorgänger für den FS9 (http://www.gemeinsam-helfen.de/flugsimulator/transall-c-160/) über einige Sonderfunktionen, wie das Absetzten von Springern oder Ladung verfügt. Ich hatte damals das Vergnügen das Review dieser alten Version hier auf Simflight zu schreiben, und gerade an diesen Funktionen viel Spaß, wenn es z.B. darum ging Ladung in einem sehr begrenzten Bereich abzusetzen. Danke für das schöne Review.

Stefan Benzinger
Stefan Benzinger
7 Jahre zuvor

Danke für dieses hochkompetent geschriebene und unaufgeregte Review. Klasse!

Pidder
7 Jahre zuvor

Vielen Dank auch von meiner Seite! Ich mag es sehr, wenn sich reale Kompetenz mit Simulatorerfahrung paart – da kann nur ein gutes Ergebnis bei herauskommen. Ganz klasse gemachtes Review!

Frank
Frank
7 Jahre zuvor

Bei diesem umfangreichen Bericht kann von einem “ersten Eindruck” ja wohl keine Rede mehr sein. 😉 😀

Sehr gut gemacht und interessant zu lesen!

Thomas
7 Jahre zuvor

Wie schaut es aus mit Vmu,single engine, air restart, gibt es ein kritisches Triebwerk (beide Triebwerke in einer richtung oder eins gegen das andere im Uhrzeigersinn ?) Siehe Flugtestvideo https://www.youtube.com/watch?v=X1g0tK9cqIs

balz
balz
7 Jahre zuvor

auch von mir vielen dank für all die tollen reviews!!

Claus-Peter Schulz
Claus-Peter Schulz
7 Jahre zuvor

Tolles Review, mit viel Sachverstand geschrieben – Chapeau.

Ich gehörte zu den ersten Kunden dieser Hummel und habe die bisherigen Patches miterlebt. JSS gibt sich wirklich alle Mühe, das Feedback seiner Nutzer zu verarbeiten – das ist nicht bei jedem Addon-Hersteller in dieser Form so. Wer ein Flugzeug mit PMDG-Qualität erwartet, der nur dort fündig. Ich unterstreiche das auch aus meiner Sicht sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis. Wer jede Schraube dort erwartet, wo sie in Wirklichkeit sitzt, der sollte sich des heimischen PC-Umfeldes wieder bewusster werden – es nunmal nur eine Simulation. Ein alles in Allem gelungenes Flugzeug, dass mir bisher trotz der Anfagschwierigkeiten jede Menge Spass bereitet hat. PS: ich gehörte zu FS9 Zeiten ebenfalls zu den Kunden der Transall von “Gemeinsam-helfen” und vermisse ebenfalls die Absetzfunktionen der Ladung – dafür ist das Prozedere – auch das ist von JSS simuliert – sehr schön durchzuspielen.

Thomas - simFlight
Thomas - simFlight
7 Jahre zuvor

Vielen Dank für die Komplimente. Hat mir auch einfach spaß gemacht.