Vor drei Jahren machte Beti-X schon einmal mit dem Flughafen Stewart (CZST) von sich reden. Doch dann wurde es still, bis jetzt.
In diesen 3 Jahren ist jedoch der Markt von X-Plane 10 immer weiter gewachsen. Laminar konnte unter der Hand an einer Überraschung arbeiten. Jetzt, mit der Ankündigung des neuen und teilweise deutlich zugänglicheren X-Plane 11, war der Zeitpunkt gekommen einen neuen Flughafen nach dem Konzept der Stewart Szenerie zu veröffentlichen: Bella Coola (CYBD). Zum Preis von 24 US-$, 28.56 US-$ (mit USt.) (etwa 24 €), kann dieser Platz nun erworben werden.
Im Gegensatz zu den Großflughäfen, gibt es hier keine neuen Elemente die erst in die Szenerie eingefügt werden müssen um wirklich den Anforderungen von X-Plane 11 zu genügen.
Sehen wir uns zuerst den Ort selbst an. Doch wenn wir das tun, stoßen wir auf das erste Hindernis. Es gibt zwar einen Ort Bella Coola in British Columbia (Kanada), aber dies ist lediglich der größte Ort (keine 950 Einwohner) eines ganzen Tals (2000 Einwohner), das ebenfalls Bella Coola heißt. Wenn man von Bella Coola redet meint man häufig das ganze Tal und nicht den Ort. So auch hier.
Werfen wir zunächst zum Vergleich einen Blick auf die alte Stewart Szenerie.
Stewart
Durch den Umfang der Szenerie unterscheidet sie sich merklich von Stewart, denn dies ist wirklich nur ein einzelner Ort, mit gerade mal 500 Einwohnern, neben dem auch gleich die Piste steht. Von einem echten Flughafen kann man in dem Zusammenhang nicht reden.
Hier wird dem Holzabbau viel Raum gegeben, schließlich sinkt die Einwohnerzahl ständig. Einen entsprechend heruntergekommenen Eindruck hinterlässt auch der Ort. Viele Häuser könnten eine Renovierung vertragen. Vom technischen her war man jedoch auch damals schon auf der Höhe der Zeit.
Kauf und Installation
Bislang bietet Beti-X, Bella Coola nur über die eigene Seite an. Neben der Bezahlung über Kreditkarte und PayPal steht inzwischen auch Amazon zur Verfügung.
Wie inzwischen üblich erhält man ein Zip-Verzeichnis. Dieses enthält neben einer Anleitung, ein Base Scenery Verzeichnis, dass wiederum vier Verzeichnisse enthält die in das X-Plane/Custom Scenery Verzeichnis kopiert werden müssen. Zusätzlich gibt es ein CYBD-Winter Verzeichnis. Die Anleitung erklärt auch wie man mittels JSGME, Winter-Mod und dem Winter-Verzeichnis von X-Plane und Bella Coola zwischen Sommer und Winter umschalten kann.
Bella Coola
Im Vergleich zu Stewart ist Bella Coola ein Ausbund an Aktivität. Schließlich gibt es täglich eine Flugverbindung ins 266 Meilen entfernte Vancouver und auch per Fähre ist Bella Coola zu erreichen. Nur die über 12 Stunden lange Autofahrt (620 Meilen) ist etwas strapaziös für Material und Fahrer, da die Straße nach Anahim Lake über weite Strecken eine Schotterpiste ist.
So gibt es hier neben Holzwirtschaft und der Fischerei auch noch den Tourismus als Einnahmequelle. Was man am Flughafen kaum übersehen kann
Es ist zwar keine Gegend für den Jetset, doch es gibt jede Menge Lodges die von Vollpension bis wirklich einsam reichen.
Erster Flug
Unsere erste Erkundung führt uns in einer Thranda Quest Kodiak vom Flughafen Bella Coola, Richtung Westen, bis zum Ort Bella Coola selbst, nahe der Flußmündung, und wieder zurück. Nachdem wir die Grenze der Szenerie erreicht haben (etwa 26 km), fliegen wir von dort aus den Flughafen an.
Wir sehen im direkten Bereich des Flughafens selbst eine sehr detaillierte Bodentextur. Besonders auffällig sind dabei auch die detaillierten Bäume und Gräser.
Schon beim Start zeigt sich das ungestüme Verhalten der Turboprop Maschine. Andere Maschinen lässt man langsam anlaufen, die Kodiak muss man hingegen vorsichtig zügeln. Ihre Short Takeoff Fähigkeit stellt sie Eindrucksvoll unter Beweis.
Ein Blick zurück, wobei wir auch erstmals den Fluß erblicken, der diesen Tal seinen Namen gab.
Aus der Höhe können wir besser erkennen, dass der Fluß den rechten Rand des Tals entlang fließt, während die Straße auf der linken Seite angelegt ist. Und dort sehen wir auch immer wieder nicht bewaldete Flecken.
Wir gehen tiefer und nähern uns der Straße. Aus der Nähe können wir genauer, die eher groben Bodentexturen sehen die an einem überarbeiteten Mesh kleben. Diese Unterlage wurde wiederum eng mit Straßen, Gebäuden und Bäumen bestückt.
Wir erreichen das Ende der Szenerie…
Und erblicken vor uns zwei Fähren. Wieso zwei? X-Plane 11 besitzt inzwischen von Haus aus den Schiffs- und Fährverkehr von SeaTraffic und gleichzeitig lief noch das alte SeaTraffic-Plug-in.
Wir machen uns auf den Rückweg. Dieses Mal jedoch in der Höhe um die Übergänge von der Beti-X zur Default-Scenery besser betrachten zu können.
Landung…
Ein beeindruckender, wenn auch etwas Nerven aufreibender Flug. Die Kodiak lässt sich zwar in X-Plane 11 inzwischen sauber starten, aber vor allem das Reduzieren der Leistung ist bei weiten noch nicht sauber. Keine echte Überraschung, da Austin das Turboprop-Modell in X-Plane 11 vollkommen ausgetauscht hat und Dan Klaue mit seiner Logik die Default-Umgebung nicht ersetzt, sondern ergänzt. Das dürfte noch etwas Arbeit erfordern. Dan Klaue vertröstet auch schon auf die Zeit nach dem Release von X-Plane 11.
Davon abgesehen haben wir es hier wirklich mit einer Super-Carenado zu tun.
Zweiter Flug: Tiefflug und Nacht
Auf zu einem zweiten Flug. Dieses Mal wollen wir langsamer und tiefer fliegen. Eigentlich das perfekte Umfeld für einen Helikopter, aber da am verwendeten Computer keine Ruderpedale hängen, weichen wir auf ein langsames Flugzeug aus, die Default-Cessna 172 von X-Plane 11.
Aber wieso sieht die Szenerie so anders aus, als im ersten Flug?
Wir haben ein Feature eingeschaltet, das in X-Plane 10 noch die Frameraten ruinierte und in den ersten Betas grausame Ergebnisse zeigte. Doch inzwischen können auch in X-Plane 11 alle Objekte und nicht nur das Flugzeug Schatten werfen.
Man fängt an zu erahnen auf wie viele Details Beti-X geachtet hat. Man kann im Simulator sogar die Stromleitungen erahnen, obwohl sie erst auf den Original-Screenshots klar zu sehen sind. Dennoch ist der Einfluss auf die Framerate gering.
Die Höfe sind einzeln an die Straßen angeschlossen, damit X-Plane dort von Haus aus Autos fahren lässt, und sogar mit 3D-Zäunen umgeben.
Der ständige Autoverkehr belebt die Szenerie.
Wie das Flugzeug so der Straße folgt, fällt etwas ungewöhnliches ins Auge. Ein kleiner Holzeinschlag.
Besser konnte man nicht demonstrieren das man hier ein eigenes Custom-Mesh nutzt. So feine Details, wie sie hier der kleine Bachlauf und die Texturen des kahlen Erdreichs bedingen, liegen weit außerhalb der Auflösung auch des UHD-Mesh. Ganz zu schweigen vom HD-Mesh, was wir hier normalerweise nutzen.
Erst jetzt nähern wir uns dem Ort Bella Coola selbst und kommen damit zur eigentlichen Flussmündung.
Jetzt nur noch einen kurzen Blick zum Dock…
Jetzt wird es Nacht. Mit Shift-K und Shift-L ist X-Plane in dem Punkt sehr flexibel. Da Nachtbilder Erfahrungsgemäß nur in Vollbild Sinn machen, belassen wir sie als Vorschaubilder. Zum Ansehen klickt man einfach im vergrößerten Bild auf weiter.
Wie sich schnell zeigt macht es bei völliger Dunkelheit keinen Sinn derart tief zu fliegen. Wir wechseln also zur Dämmerung.
Durch die Scheinwerfer fällt der Autoverkehr besonders gut auf.
Einige Gebäude beleuchten tatsächlich den Platz vor ihren Schaufenster.
Ansonsten bleibt ein gemischter Eindruck. Einige Gebäude haben Lichteffekte, andere nicht.
Was nicht unrealistisch ist…
Am Flughafen sehen wir auch wie unrealistisch hier Nachflüge sind, denn er weist keinerlei Lichter auf. Die nächsten Funkfeuer sind auch mehr als 50 Meilen entfernt.
Auf diesen Bild können wir gut den Übergang von der 2cm per Pixel Textur auf dem Flughafen selbst und der 50cm pro Pixel Textur der Umgebung erkennen.
Dritter Flug: Winter
Nun setzen wir die Wintertexturen ein. Damit wir jedoch die Grenzen der Szenerie erkennen, machen wir dies nicht wie in der Anleitung beschrieben mit JSGME und Wintermod, sondern in Handarbeit. Als Flugzeug dient uns eine Carenado CT210M Centurion mit dem entsprechenden Reality Expansion Pack.
Die Touristen sind offensichtlich winterfest eingekleidet.
Ohne Anwärmen des Motors und eine gründliche Inspektion sollte man bei diesen Wetter auf jeden Fall nicht starten.
Wir erkennen eines der Probleme dieser Wintermods. Ein Teil der Effekte sind auf Kachelgrenzen ausgerichtet. In einem Shader-Winter-Modell gibt es diese Probleme nicht. Da Objekte und Texturen sowieso ohne messbaren Zeitverlust in Abhängigkeit von Datarefs ausgetauscht werden können, sind die wichtigsten Änderungen bereits erfüllt. Man müsste nur die genaue Positionierung der Austauschtexturen gegenüber den Originaldateien verbindlich festlegen. Dann könnte man nach und nach Shadereffekte dazu schalten.
Desto weiter die Objekte entfernt sind, umsomehr verschwinden die Farben im Haze, desto geringer sind die Unterschiede zu unmodifizierten Szenerien.
Blick zurück.
Fazit
Für einen Preis von 24€ ein echtes Kleinod, das seinen Preis mehr als Wert ist, wenn man auf große Jets verzichten kann und möchte. Mit einer Länge von 1280 Metern wird es sonst zum Starten und Landen in diesen Tälern ein wenig knapp.
Mit dem Flughafen Stewart setzte Beti-X schon einmal ein Zeichen, doch Bella Coola übertrifft diesen noch einmal deutlich. Nicht zuletzt dank der Wintertexturen, die dieser Landschaft noch etwas zusätzliches Flair vermitteln. Und genau diese Wintertexturen soll nun auch noch Stewart nachgeliefert bekommen.
Für sich alleine hat Beti-X hier ja nichts Sensationelles gemacht. Gute 3D Texturen gab es schon länger, wie auch Fototexturen für den Boden. Das Besondere ist die saubere Verschmelzung der einzelnen Objekte. Das Ergebnis ist deutlich mehr als die Summe seiner Teile. Gleichzeitig fügt sich die Szenerie sauber in das HD-Mesh 3 ein. Bei einem Anflug von außerhalb verschwinden damit die Übergänge.
Doch auch bei einem Flug innerhalb der Szenerie sind die Fototexturen im Wesentlichen scharf genug, da sie die recht eng gesetzten 3D Objekte nur ergänzen.
Nicht zuletzt hat Beti-X einen brauchbaren Kompromiss gefunden Schattenwürfe in die Bodentexturen einzuarbeiten und damit Besitzer schwächerer Maschinen zu schonen und gleichzeitig die Schatten so schwach zu setzen, dass sie bei der Verwendung von 3D-Objekt-Schatten nicht weiter auffallen.
Alternativen?
Wenn man sich diesen Artikel ansieht und die Nachrichtenlage der letzten Zeit vergleicht, drängt sich natürlich eine Frage auf: Wie würde sich Orbx im Vergleich machen?
Orbx hat zwar auch ein Bella Coola im Angebot, doch dies ist nur der Flughafen selbst, während man den Rest der OrbX Pacific-North-West Flächenszenerie überlässt. Bei Beti-X ist hingegen der Flughafen selbst nur ein kleiner Teil der wesentlich größeren Szenerie. Doch könnte OrbX etwas Vergleichbares schaffen, indem sie ihre Werke zum X-Plane konvertieren?
Wir hatten ja bereits vor einiger Zeit einen Vergleich zu X-Plane im Allgemeinen angestellt. ( Persönliche Anmerkung: Himmel, was sich in der Zwischenzeit schon wieder verändert hat. Eine vielfach höhere Objektdichte, Häuser haben ihre Vorgärten und Pflanzen… ).
OrbX dürfte sich wohl für PeopleFlow und Kopierschutz ein globales Plug-in bauen können. So etwas wie ihre HD-Bäume dürften sie auch ohne Probleme verkaufen können. Größere Flughafenszenerien wie Palm Springs oder Eagle County Regional sollten auch mit vertretbaren Aufwand zu wandeln sein. Doch für ihre regionalen und globalen Szenerien werden sie von Grund auf ihre Arbeitsweise umstellen müssen. Das AutoGen dürfte trotz eines vollkommen anderen Aufbaus noch halbwegs einfach zu realisieren sein, auch wenn sie ihre Objekte wohl in Teilen modifizieren müssten. Bei den Regional- und Global-Szenerien gibt es jedoch eine große Anzahl von Problemen.
Die alten Terraintexturen dürften noch nicht mal im Ansatz in X-Plane funktionieren, sondern man müsste sie von Grund auf neu entwerfen. Wenn es ihnen allerdings gelänge hätten sie einen potentiellen Verkaufsschlager. Vector und OpenLC sind jedoch von Grund auf nicht umsetzbar, sondern es würde auf ein komplett neues Mesh hinauslaufen. Kaum durchführbar, da das Mesh sehr eng mit dem internen Rendering von X-Plane verbunden ist. Ein Teil der Aufgaben könnte wohl in das AutoGen fließen, während regionale Wahrzeichen für X-Plane generell sehr interessant wären.
Doch es wäre eine vollkommen andere Szenerie. OrbX würde wohl weit eher mit anderen Anbietern konkurrieren. So scheint AirfoilLabs an etwas ähnlichen wie Pacific-North-West zu arbeiten. Doch auch so etwas, würde sich so etwas spezialisierten wie den Beti-X Werken, unterordnen.
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Wow, danke für diesen ausführlichen Bericht und die vielen Screenshots. Man muss schon sagen, die Vielfalt der Gebäude ist schon sehr beeindruckend.
Wenn es mehr solche Entwickler gäbe und XP größtenteils so aussähe, dann ginge ein Wechsel zu XP m.M.n. bei vielen verdammt schnell/schneller…
Einfach umwerfend!
Sehe ich genauso – einfach nur u m w e r f e n d und sehr sehr einladend, darin einzutauchen und einfach nur mal ” herumfliegen “. Schon erstaunlich,welches Potenzial XPlane-11 inne hat.
Bin gerade dabei die Beta Version eingehend zu testen. Vor allem die Performancen überzeugt noch nicht wirklich!
Dieses Problem wurde bereits von Laminar aufgegriffen, hoffentlich bekommen sie es auch hin. 2017 wird Simulatoren technisch auf jeden Fall spannend, was uns Simmern ja nur zuguten kommen kann :-)).
“X-Plane 11 besitzt inzwischen von Haus aus den Schiffs- und Fährverkehr von SeaTraffic”
Sicher? Hast du dazu mal nen Link mit mehr Informationen? Ich sehe bei mir keine Schiffe.
Ziemlich sicher. Ich war ursprünglich darüber gestolpert, weil er beim Start Init Boat traffic anmerkte. Und als ich den Boat traffic von X-Plane 10 kopioerte, hatte ich doppelte Schiffe, wie in diesen Beispiel.
Garantieren kann ich es jedoch nicht, weil ich seit heute wieder in meiner Wohnung bin. Das heißt ich darf jetzt erst mal Schritt für Schritt bei mir alles einrichten, was ich über die Feuertage in Braunschweig gemacht habe.