Sommer, Sonne, Urlaub. Mallorca ist regelmäßig Ziel vieler Deutscher, die sich aus dem steifen Alltag in ein paar Tage Erholung flüchten wollen. Aerosoft hat mit Mallorca X Evolution kürzlich eine überarbeitete Version des beliebten Ferien-Airports veröffentlicht.
Deutschlands 17. Bundesland war bereits 2009 Ziel der Aerosoft Entwickler. Damals entwickelte man die Urlaubsinsel für FS2004 und FSX. Zahlreiche statische Objekte, Vorfeldverkehr via AESLite, Unterstützung durch AES2.0 und eine „atemberaubende“ Auflösung von 0.5m/pxl waren die Highlights der simWings Scenery vor sechs Jahren. Dazu gabs eine Umsetzung des kleineren Flugplatzes „Son Bonet“.
Zwar ist Mallorca wohl auch im Jahr 2015 noch die beliebteste Urlaubsinsel der Deutschen, in der Flugsimulation hat sich seit 2009 jedoch so einiges getan. Lockheed Martins P3D eroberte den Markt, Entwickler kehrten dem FS9 den Rücken und DX10-kompatible Szenerien wurden vermehrt nachgefragt. Nicht nur aus den genannten Gründen hat simWings im Dezember 2014 angekündigt, mit einer Überarbeitung der in die Jahre gekommenen Szenerie zu beginnen. Gut drei Monate später ist das Produkt nun unter dem Namen Mallorca X Evolution für FSX und P3D erhältlich. Ob die Neuversion wirklich eine Evolution darstellt und was den Urlaubsflieger auf den Balearen erwartet, schauen wir uns gemeinsam an.
Begonnen hat die Luftfahrtgeschichte der baleraischen Insel in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals waren es noch Flugboote, die Palma de Mallorca mit anderen Mittelmeerinseln und dem Festland verbanden. Wenig später gehörte die Deutsche Lufthansa zusammen mit Iberia zu den ersten Fluggesellschaften, die den neu entstandenen Militärflugplatz im Süden Palmas regelmäßig anflogen. Nach diversen Expansionen und Umbauten in den 50er und 60er Jahren wurde aus der ursprünglichen Militärbasis schließlich ein rein ziviler Flughafen. Im Laufe des Jahres 1980 wurden bereits 7 Millionen Passagiere abgefertigt. Frankfurt schaffte es damals auf eine Zahl von gut 15 Millionen. Heute rangiert Palma de Mallorca mit 23 Millionen Fluggästen hinter Madrid-Barajas und Barcelona El-Prat auf Platz drei der spanischen Flughäfen.
Kauf, Installation & Inhalt
Kaufen kann man Mallorca X Evolution für 25.95 Euro im simMarket oder bei Aerosoft. Für den Download sollte man, je nach Internetverbindung, eventuell etwas mehr Zeit einplanen: 4 GB wollen heruntergeladen werden. Die Installation erfolgt wie gewohnt über den Aerosoftinstaller mithilfe der beim Kauf erhaltenen Seriennummer. Anschließend findet man im FSX eine Szenerie des Flughafens Palma de Mallorca, die bereits mit AES kompatibel ist und eine Umsetzung des nahe gelegenen Flugplatzes Son Bonet. Zusätzlich gibt es eine Manual mit 27 Seiten und ein komplettes Packet mit aktuellen Charts.
Erster Eindruck
Für einen schnellen Eindruck und ein paar erste Bilder habe ich mir mal einen typischen Feierabendflug vorgenommen: Von Hannover nach Palma de Mallorca mit der allseits treuen TUIfly 737. Gut zwei Stunden ist man unterwegs, dann führt einen die Standard Terminal Arrival Route KENAS über die Insel, am Flughafen vorbei und nach vollendetem U-Turn auf Landekurs mit Bahn 06L. Das Urlaubsmekka der Deutschen zeigt sich geschäftig und gut bevölkert. Im Anflugbereich ankern zahlreiche Yachten und eine Fähre erreicht dampfend ihren Bestimmungshafen. Im Short-Final fällt auf, dass Aerosoft rund um den Flughafen deutlich mehr Autogenobjekte im Vergleich zur Vorgängerversion platziert hat.
Allem voran beeindruckt die Performance der Szenerie, die in ausnahmslos jeder Situation eine flüssige Simulation zulässt. Aus dem Cockpit heraus macht der Flughafen einen soliden Eindruck. Warum uns Mallorca X Evolution allerdings trotzdem ein wenig enttäuscht, sehen wir uns nun genauer an.
Terminals
Wie vom Hersteller versprochen, präsentiert sich Mallorca X Evolution im aktuellen Ausbaustand. Die Terminalmodule A, B, C und D sind ebenso korrekt abgebildet und positioniert worden, wie Unterführungen und Passagierbrücken. Auch die stilisierte Architektur der Gebäude durch zahlreiche Giebelbauten wurde von Aerosoft gut wiedergegeben und modelliert. Ein echter Hingucker sind die Termials in der Realität auch nicht, trotzdem ist es schade, dass bei der Texturierung gespart wurde. Zwar gibt es nette Effekte wie zum Beispiel reflektierende Glasfronten, doch wirkt der gesamte Terminalkomplex sehr steril und statisch auf den Betrachter. Auf diese Weise hat man eher den Eindruck eine Fototapete vor sich zu haben, als ein plastisches Gebäude. Hinzu kommen vereinzelt unscharfe Texturen, wie zum Beispiel an Passagierbrücken oder der Landside des Terminals. Wenig Farbenreichtum, kaum vorhandene Kontraste tragen ihr Übriges dazu bei, sodass sich Mallorca X Evolution stellenweise nur wenig von älteren und in die Jahre gekommenen Werken unterscheidet.
Positiv überrascht die Szenerie aber durch eine Vielzahl von statischen Fahrzeugen, ergänzt durch lebendigen AESLite Verkehr. Sowohl auf der Airside, als auch auf der Landside wurden zahlreiche verschiedene Modelle genutzt. Das verhilft dem Flughafen zu einem runderen und abwechslungsreicheren Gesamtbild. Zudem verfügen die Parkpositionen über ein Safegate Docking System, die das Einparken, auch ohne AES, erleichtern.
Bodentexturen
Die Untergrundbeschaffenheit in Palma ist sehr einfach gehalten. Zwar gibt es an den Parkpositionen einige dunkle Flecken und oberflächliche Verschmutzungsspuren, „echten“ Dreck oder Gummiabrieb findet man aber kaum. Schön umgesetzt sind die verschiedenen Arten von Bodenbelägen. Ausgebesserte Stellen und Übergänge zwischen unterschiedlichen Materialien sind gut getroffen. Trotzdem machen Taxiways und Runways den Eindruck, als ob sie gerade erst asphaltiert bzw. betoniert worden wären. Leider kommt so nur wenig Atmosphäre auf. Die eintönigen Farben lassen schlichtweg kein Gefühl von drückender Hitze und aufgeheiztem Asphalt zu. Auf diese Weise wirkt die Szenerie auf eine ganz eigene Art isoliert mit wenig Bezug zur Realität.
Die Vegetation gefällt wiederum gut: Zwischen den Teerwegen hat Aerosoft das trockene Braun der Balearen abgebildet und großflächig 3D-Grass verteilt. Auch Linienführungen, Vorfeldmarkierungen und Beschilderungen sind scharf und sauber gesetzt.
Flughafengebäude & Flughafenumfeld
Die umliegenden Flughafengebäude wurden von Aerosoft, so macht es zumindest den Anschein, rein zweckgebunden umgesetzt. Alle Gebäude sind vorhanden und vernünftig positioniert, dennoch ist deutlich zu erkennen, dass hier kein Wert auf hochgradige Detaillierung gelegt wurde. Viele Hallen, Hangars und Garagen wurden unscharf texturiert und sparsam gestaltet. Sie erfüllen stets ihren Zweck, lassen aber wenig Flair aufkommen. Auch einige der typischen Windmühlen sind nur sehr verpixelt in der Szenerie umgesetzt worden.
Aus dem Cockpit fallen die Mängel jedoch nur wenig auf und lassen sich an vielen Stellen auch leicht übersehen. Aerosoft scheint damit auf immer lauter werdende Kritik über die Detailverliebtheit und performancefressende Kleinteilmodellierung anderer Entwickler zu reagieren. Mehr dazu aber später im Fazit.
In der Dunkelheit
Wenn man Mallorca in den Abend- oder Nachtstunden erreicht, präsentiert sich der Flughafen in dezenter Beleuchtung. Die Flutlichter am Rollfeld und Straßenlaternen im Flughafenumfeld wurden mit volumetrischem Licht umgesetzt. Auch die Runwaybeleuchtungen sind nicht zu strahlend, sondern fügen sich gut in das Umfeld ein. Nachts kommt aber auch die oberflächliche Texturierung der Terminals deutlicher zum Tragen, da der Blick in die Wartehallen lediglich auf eine Fototextur fällt. Insgesamt lässt sich der Flughafen nachts aber gut ansehen.
Son Bonet
Der Kleinflugplatz ein paar Kilometer nördlich ist wenig spektakulär umgesetzt, hat aber eine deutliche Auffrischung im Vergleich zur Standardszenerie bekommen. Vier anständig detaillierte Hangars, individuelle Bodentexturen, inklusive vereinzelter Verschmutzungen und einige weitere Gebäude, wie zum Beispiel eine Feuerwache, wurden von Aerosoft eingefügt. Ein wenig mehr Leben und mehr Schärfe hätte dem Son Bonet zwar nicht geschadet, dafür, dass es aber „nur“ ein Bonus zum eigentlichen Produkt ist, macht er einen anständigen Eindruck. Für einen kleinen VFR-Ausflug über die Insel bildet Son Bonet einen schönen Ausgangspunkt.
Performance & Sonstiges
Hinsichtlich der Performance beeindruckt Mallorca durch und durch. Die Frames auf der Urlaubsinsel sind überragend und lassen in jeder Situation eine flüssige Simulation zu. Unabhängig von Flugmaterial, Wetter oder sonstigen Einflüssen, malocht Mallorca X Evolution auf sehr hohem Niveau. Hervorragend!
Mit einem mitgeliefertem Tool lässt sich zudem der Verkehr auf und um den Flughafen herum ein- oder ausschalten. Außerdem kann an dieser Stelle auch der DX10-Modus aktiviert werden. Leider sind auch per Tool keine seasonalen Texturen verfügbar. Aufgrund der Lage im Mittelmeer würde es hier aber vermutlich ohnehin keine großen Farbunterschiede geben.
Fazit
In den letzten Monaten kam immer wieder die Frage auf, ob der Detailreichtum in einigen Szenerien nicht übertrieben sei. Ultra-HD Texturen, zahlloser animierter Kleinkram und Effekte an jedem noch so kleinem Modell, darauf hat Aerosoft in diesem Produkt verzichtet. Mallorca X Evolution ist eine Szenerie für jedermann, die durch atemberaubende Performance punktet, die selbst auf Low-End-Systeme ein flüssiges Flugerlebnis bieten kann. Dafür müssen aber auch Abstriche der optischen Qualität hingenommen werden. Leider leidet darunter besonders die Atmosphäre und das Flair des Urlaubsflughafens. Ein wenig mehr Details und Texturenschärfe wären wohl trotzdem angebracht gewesen. Vor allem das Gefühl von flimmerndem Asphalt, sommerlicher Hitze und trockenem Klima habe ich vermisst.
Mallorca X Evolution ist eine wirkliche Performance-Rakete, die die ein oder andere Verbesserung im Vergleich zum Vorgänger bereithält. Eine wirkliche Evolution kann man aber leider nicht feststellen, da der Flughafen an einigen Stellen (programmiertechnisch) ganz einfach wie aus einer vergangenen Zeit wirkt. Dank der flüssigen Ablaufgeschwindigkeit und einer akzeptablen Umsetzung werden sich Besitzer der Vorversion wohl trotzdem über das Update für 12.95€ freuen können. Für Neukunden ist Mallorca sicherlich kein Must-Have, aber eine grundsolide Szenerie für den Feierabendflug.
Informationen
Pro | Contra |
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Informationen | Testsystem |
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Danke für das Review. Ich begrüße es, dass simwings (von denen ist die Szenerie doch, oder?) hier besonders auf performance geachtet hat. Die Screenshots sehen immer noch sehr gut aus und dürften ein tolles Simulationserlebnis versprechen.
Danke für das Review (auch wenn ich die Szenerie bereits gekauft habe). Die Kritikpunkte kann ich persönlich nicht teilen. Ich finde neben der Performance auch die Texturierung gelungen. Das mag aber auch daran liegen, dass ich in Prepar3d v2.5 unterwegs bin und dort die Farben und Kontraste mit HDR wesentlich besser rauskommen als in den Screenshots oben. Vielleicht hat Simwings die Texturen für P3D optimiert, so dass sie im FSX ein wenig blass wirken. In P3D kommt auch gut über die Farben das heiße Klima rüber. Insgesamt bin ich mit der Szenerie wirklich sehr zufrieden und ich finde sie für 26 Euro absolut kaufenswert. Wenn man z.B. mal bedenkt, dass Orbx einem >20 Euro für jeden Mini-GA-Flughafen abnimmt, dann bekommt man hier einen großen Flughafen + (nicht mehr ganz aktueller) Fototapete für die ganze Insel.
Auch bei (P3D 2.4) mir Super- Performance und sehr gute Optik. Ein Beweis das Optik und Performance doch unter einen Hut zu bringen sind, wenn man es kann…
Also ich persönlich kann die Kritikpunkte auch nur zum Teil nachvollziehen. Dieses Update hat eine Szenerie kreiert, so wie ich sie mir wünsche: Gute Performance und akzeptable Optik. Ich finde das die Atmosphäre sehr gelungen ist und im Vergleich zur Vorgängerversion ist die Ablaufgeschwindigkeit umwerfend!!!
Ist halt eine Frage, was Priorität haben soll. Mir ist ein flüssiger Ablauf allemal wichtiger als detaillierte EyeCandies, die ohne Frage Atmosphäre schaffen. Aber die kommt auch nur dann auf, wenn es eben keine Diashow ist.
Die meisten User werden wie ich einen mittelmäßigen PC haben und Palma mit einem Airliner mit Glascockpit anfliegen. Da steht Performance an erster Stelle.
Aber diese Problematik nennt der Autor ja beim Namen – danke für dieses prima Review!
Die Berge zur Westseite hin sind wieder katastrophal ! Da waren selbst die alte FS9 Version besser. Sonst ist alles ok, kann aber keinen großen unterschied zur Vorgängerversion erkennen.